Der Aktienscreener: Ein polnischer Spieleentwickler der bereits wieder an seinem Allzeithoch notiert!

Liebe Trader, Liebe Investoren

Bevor ich euch heute ein sehr spannendes Unternehmen vorstelle, das bereits schon wieder nahe seines Allzeithochs notiert könnt ihr entscheiden, ob ihr den Beitrag lieber lesen wollt, oder ob ihr ihn euch lieber auf You-Tube anseht. 



In einer Krise ist es immer wieder interessant zu beobachten, welche Aktien Stärke beweisen und als Erstes wieder auf ihre Hochs ziehen. Wenn der Markt schwach ist und Aktien neue Hochs erklimmen, dann geschieht dies nicht ohne Grund. Und oftmals sind diese Aktien dann die neuen Leader, wenn der Markt wieder in den Bullenmodus wechselt. Die Aktie die ich heute vorstelle, habe ich allerdings gar nicht aufgrund des Kriteriums "geringer Abstand zum 52-Wochenhoch" gefunden. Vielmehr habe ich eigentlich nach europäischen Aktien gesucht, die bilanziell gesehen krisenfest sind. Dafür habe ich mir einen eigenen Screener gebastelt, der mich letztlich auf vier interessante Unternehmen aufmerksam gemacht hat.

Meine Vorgehensweise 

Mir macht es immer wieder großen Spaß neue Screener zu erstellen. Vielleicht geht es dem Einen oder Anderen von euch so wie mir, und so ich will euch heute vorab kurz zeigen, welche Kriterien ich für den Screener benutzt habe. Nachdem ich mich bei www.traderfox.de angemeldet habe, öffne ich das Tool AKTIEN-SCREENER. Dann wähle ich als Universum die größten 500 europäischen Unternehmen aus. Ich wähle weder bei den technischen Kriterien, noch den Chartsignalen irgendetwas aus. Dafür aber nehme ich mir sechs fundamentale Kriterien heraus. Diese sind:

-Altman´s Z-Score von 20 bis unendlich

-Buffett's Alpha: Debt-to-Assets von 0 bis 10%

-Eigenkapitalquote von mindestens 50%

-Finanzverbindlichkeitenquote von maximal 10%

-Durchschnittliche Nettogewinnmarge von mindestens 20% auf Sicht der letzten drei Jahre

-Durchschnittliche Rendite auf das eingesetzte Kapital von mindestens 20% auf Sicht der letzten drei Jahre

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Wenn ich dann auf scannen gehe, bleiben letztlich nur noch fünf Aktien übrig. Vier davon notieren unmittelbar am 52-Wochenhoch. Darunter befindet sich auch Evolution Gaming, ein Unternehmen das ich in diesem Format bereits von knapp einem Jahr vorgestellt habe, und das seither etwa 100% zugelegt hat. Rational hatte ich erst in meinem letzten Beitrag vorgestellt. In der Liste finden wir zusätzlich noch EQT und Coloplast und auf Platz 1 das heute zu besprechende Unternehmen mit dem Namen CD Projekt, das wohl vor allem den Videospiele-Fans unter euch ein Begriff sein dürfte. 

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CD Projekt SA (CDR) ist ein polnischer Videospielentwickler und wurde vor allem bekannt für seine Witcher-Trilogie, die auf der Hexer-Romanreihe des polnischen Schriftstellers Andrzej Sapkowski basiert und durch seine besondere In-Game Atmosphäre und romanähnliche Erzählweise begeistert. Bis Ende Juni 2019 wurden weltweit über 40 Millionen Exemplare der Trilogie verkauft. Das Unternehmen wurde 1994 gegründet und 2009 von dem Publisher Optimus übernommen. Das Geschäft beruht einerseits auf der Entwicklung von Videospielen, was von CD Projekt red durchgeführt wird. Andererseits werden die Spiele weltweit digital vertrieben. Dies geschieht über die Plattform goodoldgames. Das Unternehmen ist vor allem stolz darauf, dass das Durchschnittsalter seiner Mitarbeiter bei nur 31 Jahren liegt.

CD Projekt ist seit 2010 an der Warschauer Börse gelistet und gehört zu den 20 größten börsennotierten Unternehmen Polens. Es hat eine Marktkapitalisierung von 28,50 Mrd. polnischen Zloti (PLN), das sind umgerechnet 6,3 Mrd. Euro, womit es zu den Midcaps zählt und nach Ubisoft das größte Videospieleunternehmen Europas ist. CD Project fällt in den Technologiesektor und ist der Branche Electronic Gaming zuzuordnen.

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Segmente

Das Geschäftsmodell von CD Projekt ist gut nachvollziehbar und global ausgerichtet. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Videospiele. Dabei fokussiert es sich auf die Bereiche Action- und  Rollenspiele. Es im Besitz der bekannten Spielreihe the Witcher inklusive dem Witcher Kartenspiel Gwen, mit dem der Einstieg in den mobilen Gaming-Markt gelang. Dazu kommt noch die Witcher Saga Thronebreaker. 

Ganz besonders spannend wird das aktuelle Jahr 2020 für das Unternehmen, denn bald soll das neue Rollenspiel Cyberpunk 2077, was wohl das größte Projekt des Unternehmens darstellt, erscheinen. Ursprünglich sollte das Spiel bereits im April erscheinen, nun wird das Spiel aber erst am 17. September rauskommen. Das Spiel The Witcher hat sich inzwischen zu einem Franchise (ein Produkt wird zu einer Marke und wird sowohl auf verschiedenen Plattformen als auch physisch in Form von z.B. Figuren oder Lego vertrieben) entwickelt und hat inzwischen mehr als 250 Game of the Year Auszeichungen erhalten.

Das Unternehmen hat in den ersten drei Quartalen des Jahres 2019 einen Umsatz von insgesamt  308 Mio. PLN erzielt, was 71,5 Mio. Euro entspricht. Für das Gesamtjahr werden 450 Mio. PLN erwartet, was einem Umsatzzuwachs von etwa 25% zum Vorjahr entspräche. Dabei ist das Geschäft in zwei Segmente eingeteilt: CD Project Red, worunter die Entwicklung und Veröffentlichung von Videospielen für die PlayStation, Microsoft Xbox und PC-Spielkonsolen fällt. Der Umsatzanteil beläuft sich hier aktuell auf 60%. Das zweite Segment ist der Online-Spielevertrieb über die Plattform goodoldgames. Die Umsätze sind dabei wie folgt auf die einzelnen Regionen verteilt: 

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Wachstumsaussichten

Das Unternehmen wurde mit dem Ziel gegründet, den Kunden hochwertigste Spiele zu einem unschlagbar guten Preis anzubieten. Dem Unternehmen ist es außerordentlich wichtig, mit seinen Kunden in regem Kontakt zu bleiben, um einen fortwährenden Verbesserungsprozess zu garantieren. Dabei arbeitet das Unternehmen vertriebsunabhängig und publiziert alle Produkte selbst, was nicht selbstverständlich ist. Doch dies garantiert dem Unternehmen, dass es die vollständige Kontrolle über die Entwicklung, die Produkte und das Marketing behält. Das Unternehmen ist nämlich der Auffassung, dass es seine Kreativität nur vollständig ausleben kann, wenn es unabhängig bleibt. Nur so können sich die Entwickler auf Spiele konzentrieren, die einzigartig sind. Dabei verfolgt CD Projekt die Strategie der Flagships. Das heißt, das Unternehmen setzt nicht auf Masse, sondern auf Qualität. Es bringt nur sehr wenige Spiele raus, doch die es herausbringt, sollen Gamechanger werden, die über Jahrzehnte Gewinne bringen. Genauso läuft es mit der Witcher-Reihe, wobei vor allem The Witcher 3 triumphieren konnte, was auch am Aktienkurs abzulesen ist. Seit der Veröffentlichung von The Witcher 3 stieg der Kurs um mehr als 1000%, und das in nur vier Jahren. Dabei ist es nicht nur das Spiel an sich, das über Jahre Cash generiert, sondern auch die dazugehörigen Figuren, Kleidung, Brettspiele und Serien. So hat Netflix die Serie zum Spiel produziert. Diese ist seit Dezember 2019 auf Netflix verfügbar. Ich habe sie allerdings nicht gesehen, und weiß nicht wie gut sie ist. 

Zurück aber zu CD Projekt. Nachdem nun seit Jahren die Umsätze rückläufig sind, wird es Zeit, dass Cyberpunk 2077 erscheint. Das Unternehmen rechnet fest damit, dass ihm damit ein noch größerer Wurf, als mit The Witcher gelingen wird. Noch ist das Spiel nicht veröffentlicht, aber es steht bereits auf vielen Most Wanted Listen ganz oben. Und so muss es auch sein! Denn wie bei The Witcher handelt es sich bei Cyberpunk 2077 um ein Triple A-Spiel, also ein Spiel, dem während der Entwicklung ein riesiges Budget zur Verfügung gestellt wurde. Das Marketing läuft seit Langem auf Hochtouren. Es muss also ein kommerzieller Erfolg werden.

Wenn ich mir aber ansehe, was CD Projekt allein aus der Witcher-Reihe herausgeholt hat, dann bin ich sehr zuversichtlich, dass CyberPunk 2077 voll einschlagen wird und vermutlich noch ein größerer Erfolg, als The Witcher werden wird. Und dann gibt es auch schon Neuigkeiten, wie es nach CyberPunk 2077 weitergehen wird. So hat das Unternehmen erst kürzlich mitgeteilt, dass es nach CyberPunk 2077 zu The Witcher zurückkehren wird. Allerdings nicht in Form von Witcher 4, sondern in Form eines Single-Player-Spiels. Laut dem Wirtschaftsmagazin Stooq arbeitet bereits ein kleines Team am nächsten Projekt, für das es bereits, laut Unternehmensaussagen, ein klares Konzept gibt und für das der Witcher Buchautor Andrzej Sapkowksi mit ins Boot geholt wurde. Ich bin sehr gespannt wie es hier weitergeht. Für mich zählt das Unternehmen jedenfalls zu den spannendsten Spieleentwicklern die es aktuell gibt. 

Kennzahlen

Eines der wichtigsten Dinge die man als potentieller Anleger in einer Krise machen kann, wenn man vorhat, in ein Unternehmen zu investieren, ist der Blick in die Bilanz. Klar sollte das natürlich immer gemacht werden, aber in Krisenzeiten kann es natürlich bei Unternehmen sehr schnell zu Liquiditätsengpässen kommen, so ist es da umso wichtiger. Dass dies bei CD Projekt in nächster Zeit nicht der Fall sein wird, hatten wir bereits durch unser Screening ausgeschlossen. Das Unternehmen ist schuldenfrei und die Eigenkapitalquote liegt bei fabelhaften 89%. Das Eigenkapital konnte dabei in den letzten zehn Jahren um etwa 1000% von 120 Mio. PLN auf 1 Mrd. PLN in 2018 gesteigert werden. Das ist beeindruckend. 

Was man nun als Anleger im Blick haben sollte, sind die zukünftigen Umsätze und Gewinne. So stagnierten die Umsätze zwischen 2016 und 2018, zogen aber in 2019 immerhin wieder um 25% YoY an. Auch der Gewinn war zwischen 2015 und 2018 rückläufig. Doch auch dieser zog in 2019 wieder an. Entscheidend wird es jetzt sein, wie gut CyberPunk 2077 ankommen wird. Das Spiel wird seit Jahren angekündigt, die Erwartungshaltung ist riesig, und im Kurs sind sicher auch schon Vorschusslorbeeren eingepreist. Dennoch sollte auch berücksichtigt werden, dass das Unternehmen bislang immer geliefert hat und die Erwartungen der Kunden immer übertroffen wurden. Seit mehreren Jahren zahlt das Unternehmen übrigens eine kleine Dividende von 1,05 PLN. Das ist nicht viel, doch könnte sich diese im Laufe der nächsten Jahre noch entwickeln.

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Ein wichtiger Punkt, den es noch zu erwähnen gilt, ist der Anteil am Unternehmen von Seiten des Managements. Wie in der unteren Abbildung zu sehen, hält das Management insgesamt ein Drittel aller Aktien des Unternehmens. Das ist natürlich ein gutes Zeichen, da wir daran sehen, dass das Management an das Unternehmen glaubt und es interessiert ist, das Wachstum nachhaltig voranzutreiben. So hält der CEO Adam Kicinski, der seit 1994 mit an Bord ist, 3,46% der Aktien. Der CFO Piotr Nielubowicz hält 6,38% aller Aktien. Michal Kicinski und Marcin Iwinski, die Gründer von CD Projekt, halten mit insgesamt 23,5% den größten Anteil am Unternehmen.

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Der Alle Aktien Qualitäts-Score 

Der AAQS-Score von Jonathan Neuscheler vergibt gute 8 von 10 Punkten. So ist einerseits der Gewinn zu bemängeln der ziemlich stark schwankt, beziehungsweise in den letzten Jahre rückläufig war. Andererseits gab es in den letzten zehn Jahren einen Drawdown von mehr als 50%, wobei das nicht in den letzten zwei Jahren gewesen ist. Die beiden Kursrückgänge in 2018 und 2020 waren zwar auch heftig, beliefen sich aber nur auf jeweils etwa 40%. 

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Nun schaue ich mir noch die Kursentwicklung an: 

Wenngleich der langjährige Aufwärtstrend völlig intakt ist, sollte im Hinterkopf behalten werden, dass die Aktie sehr volatil sein kann. Seit Ende 2016, als die Aktie noch bei etwa 5€ notierte, konnte sie in nur vier Jahren mehr als 1000% zulegen. Für einen Einstieg bieten sich meines Erachtens zwei Möglichkeiten an: So könnte eine erste Position aufgebaut werden, sollte die Aktie über das Zwischenhoch bei 73€ steigen. Komplettiert könnte die Position dann mit dem Ausbruch auf ein Allzeithoch werden. Antizyklisch könnte ein Einstieg, meines Erachtens, bei einem Rücksetzer im Bereich von 55€ erfolgen. 

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Ich wünsche euch schöne Ostern und bleibt gesund. 

Bis zum nächsten Mal

Andreas Haslinger

Verwendete Tools:

TraderFox Trading-Desk: https://www.traderfox.de

Aktien-Screener: https://screener.traderfox.com

Aktien-Terminal: https://aktie.traderfox.com

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