IPO-RADAR - Die nächste Snowflake in den Startlöchern?

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Lange haben die interessanten Börsenkandidaten sich in den USA Zeit gelassen, doch mit dem Ende der Sommersaison zum Feiertag Labor Day am 6. September haben die Anträge auf Börsenzulassung wieder deutlich zugenommen. Gerade die größeren Emissionen setzen auf die Rückkehr der Liquidität, die vor allem nach der US-Notenbanksitzung in dieser Woche wieder stärker in den Markt drängen dürfte. Solange es vor allem bei Technologieaktien keine größeren Korrekturen im Markt, wird der IPO-Markt in diesem Jahr noch einige Kandidaten aus dem Fintech-, Software-, Biotechnologie- und E-Mobility Bereich begrüßen.

Von den 13 Börsengängen innerhalb der vergangenen zwei Wochen nutzten mit 12 SPACs (Börsenmäntel) und nur einem konventionellen Unternehmen die letzten Ruhetage am Finanzmarkt, um sich neues Kapital zu beschaffen.

Die wieder aufflammende Emissionstätigkeit der SPACs könnte aber nur von kurzer Dauer sein, denn die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC hat diese Unternehmens-Konstrukte in ihr Visier genommen und plant eine stärkere Regulierung in diesem Sektor. Die Chance, eine neue "Snowflake" schon in der aktuellen Woche an NYSE oder Nasdaq starten zu sehen, erhöht sich mit dem IPO-Tableau der nächsten Woche.

OUTLOOK

In der laufenden Woche ist eine deutliche Belebung des IPO-Marktes zu erwarten. Das Gesamtvolumen der bisher gemeldeten 14 Börsengänge beträgt rund 4 Mrd. USD und bewegt sich damit im Wochenvergleich eher in der oberen Skala der jüngsten Vergangenheit. Auch die Höhe der Einzelvolumina hebt sich demgegenüber deutlich ab. Nachfolgend stellen wir sechs größere Kandidaten vor. Dabei sind einige sehr interessante Softwareunternehmen.

Procept BioRobotics produziert chirurgische Assistenzsysteme

Die Fortschritte in der operativen Behandlung schwerwiegender Krankheiten haben unmittelbar mit der revolutionären Entwicklung der Technologie zu tun. Neben der beschleunigten Anwendung von Mikrotechnik setzen Ärzte auch häufiger Robotertechnik ein. Procept Bio Robotics, die ihren Sitz in Redwood City, Kalifornien haben, beschäftigen sich schon seit 2009 mit der Entwicklung entsprechender Technik.

Das Flaggschiff-Produkt nennt sich AquaBeam Robotic System und wird als minimal-invasives Robotersystem seine Anwendung in der urologischen Chirurgie. Primär wird es zur Behandlung von Prostatakrebs eingesetzt. Unter Anwendung von gezielten Wasserstrahlen wird dabei Prostatagewebe entfernt.

Wachsendes Marktpotential in der Chirurgie

Die wachsende Anzahl der Prostatafälle in den USA und die stärkere Nachfrage von Krankenhäusern nach chirurgischer Robotertechnik hat die Umsätze 2020 im Verhältnis zum Vorjahr um 25% auf 7,7 Mio. USD anwachsen lassen. Der Verlust kletterte im gleichen Zeitraum von 42 Mio. USD auf 53 Mio. USD.

Die Kalifornier haben bisher rund 363 Mio. USD an Finanzierungen und Unterstützungszahlungen eingeworben. Mit dem Börsengang will man sich das Kapital für die Weiterentwicklung der Robotic Systeme erschließen und das Wachstum beschleunigen. Den weltweiten Gesamtmarkt für seine Geräte beziffert das Unternehmen mit rund 20 Mrd. USD. Mit dem IPO will man rund 132 Mio. USD erlösen, die aktuelle Marktkapitalisierung liegt bei 950 Mio. USD.

Softwarespezialist Thoughworks Holding pusht den digitalen Übergang

Der Umbau ganzer Firmenstrukturen in das beschleunigte, digitale Zeitalter ist eine der größten Herausforderungen in den entwickelten Industrien. Viele Software-Firmen haben sich darauf spezialisiert, andere decken ein größeres Spektrum ab. Dazu gehört die 1993 gegründete Thoughworks Holdings.

Das in Chicago, Illinois ansässige Unternehmen baut Plattformen für größere Kunden, die vor allem im Umgang mit ihren Kunden eine höhere Effizienz erreichen wollen und auch bei den internen Prozessen eine schlankere Struktur anstreben.

Dazu gehören die Bereiche Customer Service, Datenverwaltung und künstliche Intelligenz, Operations und Organisation sowie Entwicklung einer eignen Unternehmensplattform. Zudem hilft man Unternehmen bei der beschleunigten Integration von Zukäufen.

Gewinne sprudeln

Die Wachstumsprognose für den Markt für digitale Transformation und Beratung sind nach einem Marktforschungsbericht des Research-Unternehmens 360 Grad Update sehr lukrativ. Das Volumen soll demnach rund 58 Mrd. USD in 2020 auf 143 Mrd. USD in 2025 steigen.

Zwar verzeichnete man 2020 mit einem Plus von 4% auf 803,4 Mio. USD im Vergleich zum Vorjahr nur einen moderaten Umsatzsprung, dafür legte Thoughworks beim Gewinn mit plus 179 % auf 79,3 Mio. USD eine deutliche Schippe drauf.

Mit dem Börsengang will man 760 Mio. USD einnehmen, die aktuelle Marktkapitalisierung liegt bei 5,8 Mrd. USD.

Datenspezialist Definitive Healthcare ist bei Medizinern gefragt

Medizinische Forschung war und ist immer mit hohen Aufwendungen verbunden. Die meisten Zeitreserven wurden dabei häufig von der Datenerhebung gebunden. Softwarespezialisten und leistungsfähigere Computer haben nicht nur bei der Entdeckung des COVID-19-Impfstoffes zu einer Beschleunigung geführt.

Das seit 2011 in Framingham, Massachusetts beheimatete Unternehmen Definitive Healthcare hilft den Medizinern mit seiner Datenanalysesoftware in den Bereichen Biotechnologie, Medizinprodukte und Pharmazie. Dabei geht es darum, die Datenauswertungen nicht nur zu beschleunigen, sondern auch intelligent miteinander intern und extern zu verknüpfen.

Neben der Produktentwicklung geht es zudem um die Optimierung des Markteintrittszeitpunktes und der Verknüpfung zu Marketing und Vertrieb. Zu den größeren Kunden gehören u.a. Amazon, GE Healthcare und Siemens.

Nachfrage explodiert

Das das Geschäft mit der Datenanalyse weiterhin boomt, wird durch den Blick auf die Umsatzzahlen deutlich, denn von 2019 zu 2020 wurde ein Umsatzplus von 195,5% auf 118,3 Mio. USD erzielt. Der Verlust stieg hingegen nur gering von 49,3 Mio. USD auf 51,2 Mio. USD an. Ein aktueller Research Report von Grandview Research erwartet, dass das weltweite durchschnittlich, jährliche Wachstum in diesem Marktsegment rund 5,7% betragen soll.

Die Erlöse aus dem Börsengang, die man mit rund 375 Mio. USD kalkuliert hat, sollen sowohl für weitere Investitionen als auch zum Teilabbau von Schulden verwendet werden. Nach aktuellem Stand liegt die außerbörsliche Bewertung bei 3,3 Mrd. USD.

On Holding greift aus der Schweiz in den Sportmarkt ein

Viele Schweizer Unternehmen sind, sofern sie einen erfolgreichen Markteintritt hinter sich haben, durchaus für ihren internationalen Erfolg bekannt. Bei Start-Ups sieht das hingegen anders aus, weshalb entsprechende Kandidaten eher das New Yorker Parkett bevorzugen.

Das 2010 in Zürich gegründete und dort ansässige Sportartikelunternehmen On Holding bezeichnet sich selbst als Premiummarke im Segment Laufschuhe. Vertreten ist man in mehr als 60 Ländern mit rund 8.100 Shops und Vertriebspartnern. Über das vergangene Jahrzehnt hat man zudem stark in den Bereich Sportbekleidung als Lifestylemarke investiert.

Prominenter Unterstützer des Unternehmens ist seit November 2019 der Weltklasse-Tennisspieler Roger Federer, der zwischen 30 und 60 Mio. USD investiert haben soll.

Starke Wachstumszahlen

Die Schweizer werben mit einer jährlichen, durchschnittlichen Wachstumsrate seit 2010 von 85% und einem starken Hauptmarkt in den USA und Kanada (Umsatzanteil 49%). Die größten Wettbewerber sind so namhafte Marken wie Nike, Adidas, Under Armour, ASICS und Reebok.

Im vergangenen Jahr legte der Umsatz im Vergleich zu 2019 um 59,2 % auf 425,3 Mio. USD zu, wegen der COVID-19 Pandemie stieg der Verlust von 1,5 Mio. USD auf 27,5 Mio. USD. Für 2021 gehen sie allerdings wegen der Konsumnachholeffekte von einem leichten Gewinn aus. Mit dem Börsengang will man rund 650 Mio. USD einwerben, die zur gezielten Expansion verwendet werden sollen Die aktuelle Marktbewertung liegt aktuell bei 5,2 Mrd. USD.

Nachfrage nach Sicherheitssoftware beglückt ForgeRocks

Mit der Verschärfung der COVID-19-Pandemie hat sich die bereits in anderen Bereichen beschleunigte Entwicklung zum Einsatz von sogenannter Identitäts-Software neu dynamisiert. Kontrollen von digitalen Impfpässen und der Einsatz von digitalen Persönlichkeitsmerkmalen bei Firmenausweisen und Personaldokumenten werden durch die neue Softwareentwicklungen weiter erleichtert.

Das 2010 gegründete und in San Francisco beheimatete Unternehmen ForgeRocks hat sich auf die Entwicklung entsprechender Software spezialisiert. Fast alle Bereiche der Industrie, in den Behörden oder großer Privatunternehmen gehören zu der wachsenden Kundschaft der Kalifornier.

Zudem bietet ForgeRocks die Sicherung aller sensitiven Daten in einer externen, speziell gesicherten Cloud an. Ein ausgelagertes Sicherheitsmanagement soll zudem größeren Schutz vor möglichen Hackerangriffen bieten.

Hohe Zuwachsraten bis 2027

Welch attraktives Marksegment ForgeRocks bearbeitet, zeigt eine Analyse von Grandview Research. Demnach soll das weltweite durchschnittliche, jährliche Wachstum bis 2027 bei Identitäts-Software rund 22% betragen soll, das Volumen von derzeit 3,3 Mrd. USD auf dann 16 Mrd. USD zulegen. Allein im vergangenen Jahr konnten die Kalifornier den Umsatz im Vergleich zu 2019 um 22,1% kräftig auf 127,6 Mio. USD steigern. Der Verlust kletterte von 36,9 Mio. USD auf 41,8 Mio. USD

Auch im laufenden Jahr erwartet der Vorstand ein ähnlich hohes Umsatzwachstum und will mit dem Börsengang 250 Mio. USD für eine Weiterentwicklung seiner Software erlösen. Nach derzeitigem Stand liegt die außerbörsliche Bewertung bei 1,8 Mrd. USD.

Marpai setzt auf Versicherungen mit KI-Analyse

Bisher wurden Versicherungsunternehmen als ziemlich konventionell in der Ermittlung ihrer Versicherungsprämien für Unternehmen und Privatversicherte angesehen. Der in Tampa, Florida beheimatete Gesundheitsversicherer Marpai hat sich zum Ziel gesetzt, an dieser Methode im Sinne der Kostenersparnis etwas zu verändern.

Aufgrund der individuellen Gesundheits- und Datenanalyse der Versicherten erstellt das zwei Jahre alte Unternehmen unter Einsatz von künstlicher Intelligenz Gesundheitsprognosen. Unter deren Berücksichtigung werden dann die zu leistenden Prämien errechnet. Sie enthalten bereits Kosten für mögliche Behandlungen und Operationen.

Neben der Möglichkeit der Versicherten, eigene Prämienhöhen zu beeinflussen, wirbt das Unternehmen mit geringeren, eigenen Personal- und Verwaltungskosten im Rahmen seines digitalen Ansatzes.

COVID-19 sorgte für Wachstumsbremse

Aufgrund des geringen Alters von Marpai, die erst unmittelbar vor der COVID-19- Pandemie gegründet wurden, ist die letzte Bilanz nur begrenzt aussagekräftig. Der Umsatz sank 2020 im Vergleich zum Gründungsjahr um 9,5% auf 18,3 Mio. USD, der Verlust weitete sich von 11,5 Mio. USD auf 17,5 Mio. USD aus.

Durch den Börsengang, mit dem man rund 32 Mio. USD einspielen will, soll vor allem der technologische Teil weiter ausgebaut und die Angebote über die eigene App erhöht werden. Die außerbörsliche Marktbewertung liegt bei rund 129 Mio. USD.


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