Uber – Strategischer Zukauf eines On-Demand Alkohol-Marketplace und die Aktie schießt um +7% nach oben. Welche Strategie steht hinter der Akquisition?

Marius Müllerhoff ist als freier Redakteur beschäftigt. Artikel von freien Redakteuren stellen deren eigene Meinung dar und müssen mit der von aktien nicht korrespondieren.

Liebe Leser,

kurz vor der gestrigen Eröffnung der US-Börsen gab Uber bekannt, dass man für 1,1 Mrd. USD den On-Demand Alkohol-Marketplace Drizly kaufen würde. Der Kaufpreis soll zum größten Teil mit Aktien und der Rest in bar bezahlt werden. Den Aktionären scheint es gefallen zu haben. Die Aktie schoss 7% nach oben. Die letzten Monate hatten es bereits in sich: erst im Dezember gab Uber bekannt, dass man seine selbstfahrende Einheit Advanced Technologies Group und sein fliegendes Taxigeschäft (Uber Elevate) verkauft. Im Januar wurde bekannt gegeben, dass man mit Moderna in eine Kooperation bzgl. des COVID-19-Impfstoffes eingetreten ist. Wenig später folgte die Ankündigung, dass Uber Eats mittels der Partnerschaft mit Nimble Medikamente in New York City ausliefern würde. Und heute nun der On-Demand Alkohol Marketplatz Drizly. Uber baut seine On-Demand Kategorien strategisch aus, während man sich von anderen cash-burning Projekten trennt. Wie ist die Transaktion mit Drizly strategisch einzuordnen?

Quelle: desk.traderfox.com

Drizly ist der führende On-Demand-Marketplace für Alkohol in den USA

Drizly, das im Jahr 2012 gegründet wurde, ist in mehr als 1.400 Städten in den meisten US-Bundesstaaten vertreten. Das Unternehmen arbeitet mit Tausenden lokaler Händler zusammen, um den Verbrauchern eine große Auswahl an Bier, Wein und Spirituosen zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten. Man arbeitet mit Einzelhändlern zusammen, um ihre Regale online zu stellen und ihnen dabei zu helfen, neue Kunden zu erreichen, wichtige Markt- und Kundenerkenntnisse zu nutzen und ihr Geschäft zu diversifizieren, um den Umsatz zu steigern. Drizly Co-founder and CEO Cory Rellas und sein Team haben Drizly zu einer unglaublichen Erfolgsgeschichte gemacht. Nach 700% Wachstum in 2019, gab es im ersten Halbjahr 2020 weitere 350% Wachstum zu verzeichnen. Und das bemerkenswerteste: Das Unternehmen weist eine nachhaltige Profitabilität auf. Das aktuelle Marktvolumen des Online Kaufs von Alkohol beläuft sich in den USA auf 120 Mrd. Drizy schätzt, dass aufgrund der Pandemie der online Kauf von alkoholischen Getränken von 2% auf 20% in den kommenden fünf Jahren wachsen wird ("work from home", "virtual online happy hours" und mehr Zeit zuhause sind die Treiber). Nach der Pandemie wird dieses Verhalten vermutlich teilweise zurückgehen. Aber nicht komplett, denn Umfragen zeigen, dass die Kunden sich an den online Kauf gewöhnt haben und diesen fortsetzen wollen.

Die Transaktion in Kurzfassung

Die Akquisition von Drizly wird sich Uber 1,1 Mrd. USD kosten lassen. Aktuell geht Uber davon aus, dass mehr als 90 Prozent der an die Drizly-Aktionäre zu zahlenden Leistungen aus Stammaktien von Uber bestehen werden. Der Restbetrag soll in bar gezahlt werden. Die Akquisition unterliegt der behördlichen Genehmigung und anderen üblichen Abschlussbedingungen. Die Transaktion wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2021 abgeschlossen sein. Nach Abschluss der Transaktion wird Drizly eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Uber sein. Der Marktplatz von Drizly wird in die Uber Eats-App integriert werden, während gleichzeitig eine separate Drizly-App existieren soll. Sind 1,1 Mrd. USD ein für Uber-Aktionäre vertretbarer Kaufpreis? Da Drizly kein Börsenunternehmen ist, ist die Informationslage weniger transparent. Laut diverser Internetquellen ist Drizly im Jahr 2019 um 700% im Umsatz gewachsen. Im ersten Halbjahr 2020 dann noch einmal um 350%. Eine Webseite sprach von einem Umsatz von 62,4 Mio. USD in 2020. Falls dieser Wert stimmen sollte, dann ergäbe sich ein KUV von ca. 17,5. Auf den ersten Blick ein sehr hoher Wert und somit ein sehr hoher Kaufpreis. Bei Wachstumsraten von +300% ist dieser hohe Wert jedoch zu relativieren. Wie gesagt, dies ist lediglich ein hypothetisches Bewertungsansatz, denn verlässliche Zahlen waren schwer zu finden.

Synergien & Mehrwert

Händler auf Drizly können von Uber‘s erstklassiger Routing-Technologie und einer bedeutenden Kundenbasis profitieren. Uber-Fahrer wird dadurch die Möglichkeit geboten, noch mehr zu verdienen. Die Prämien- und Abonnementprogramme von Uber werden den Verbrauchern mit neuen Vorteilen von Uber und Vorteilen von Drizly einen noch größeren Mehrwert bieten. Händler, Fahrer, Verbraucher, alle profitieren. Eine "win-win-win" Situation. Uber und Drizly werden natürlich auch Synergien aus dem Zusammenschluss ziehen. Konkrete Angaben zu potentiellen Synergieeffekten und -kosten wurden seitens des Managements nicht gemacht. Man sollte aber immens von Skalierungseffekten (u.a. Kundenbasis, Ubers globale Aufstellung) profitieren können. Kosten in der Verwaltung werden vermutlich reduziert werden können.

Uber‘ s strategische Partnerschaften und Investments

Während der Corona-Pandemie hat Uber seine Akquisitionsbemühungen auf sein Uber Eats-Segment konzentriert. Nachdem die Gespräche, den Lebensmittel-Lieferservice GrubHub zu übernehmen, erfolglos blieben, erwarb Uber im vergangenen Juli Postmates für 2,65 Mrd. USD. In 2020 hat Uber darüber hinaus einige seiner cash-burning Transportsegmente verkauft. Das Unternehmen hat im vergangenen Mai sein Geschäft mit Elektrofahrrädern und Rollern (Jump) auf Lime übertragen. Uber verkaufte am 7. Dezember auch seine selbstfahrende Einheit Advanced Technologies Group an seinen Start-up-Konkurrenten Aurora Innovation mit einem Wert von rund 4 Mrd. USD (Zur Info: Uber hält 26% an Aurora). Nur einen Tag später gab Uber bekannt, dass es auch sein fliegendes Taxigeschäft (namens Uber Elevate) verkaufen werde. Im Januar folgten dann Partnerschaften mit Moderna (Verbesserung des Zugangs zum Covid19-Impfstoff) und mit Nimble (Lieferung von Medikamente in New York). Und nun das strategische Investment im Bereich des On-Demand Alkohols. Unter Berücksichtigung des "work from home" Trends und des allgemeinen On-Demand Trends macht dies sicherlich Sinn.

Was lässt sich abschließend sagen?

Erst am Montag wurde das Kursziel der Uber Aktie vom Analystenhaus Cowen von 58 USD auf 64 USD angehoben; Barclays erhöhte ebenfalls das Kursziel von 50 USD auf 57 USD. Uber sei in aller Munde u.a. dank des kürzlichen IPOs von Doordash, so Barclays. Das Food-Delivery Geschäft sollte fulminant verlaufen sein und das ride-hailing Geschäft sollte langsam wieder an Schwung gewinnen. Der Kauf des On-Demand Alkohol Marketplatz Drizly wird Uber`s Delivery Service stärken. Und Drizly ist bereits profitabel, was dem unprofitablen Uber helfen sollte. Ob der Kaufpreis für Uber-Aktionäre vertretbar ist, kann aufgrund der nicht zuverlässigen Datenlage nur schwer zu beantworten sein. Die Aktionäre schienen von der geplanten Akquisition allerdings begeistert zu sein. Der Aktienkurs schoss um +7% in die Höhe. Am 10.02.2021 wird Uber nachbörslich die Zahlen des vierten Quartals und des gesamten Jahres 2020 veröffentlichen. Ich bin gespannt.

Aufklärung über Eigenpositionen: Der Autor hält Aktien von Uber