Thyssenkrupp – Analysten sehen Kursziele „zu schön um wahr zu sein“?

Monatelang, nein jahrelang hatten Marktbeobachter auf die Abspaltung der Stahlsparte und die Einbringung dieses traditionellen Geschäftsbereichs in ein Kooperationsunternehmen mit Tata Steel spekuliert. Wobei spekulieren vielleicht nicht ganz richtig ist, denn die Pläne waren schon so weit fortgeschritten, dass man eigentlich nur noch darauf wartete, dass diese Stahlfusion endlich passiert. Doch dann folgte in dieser Woche die abrupte Kehrtwende. Die Konzernleitung schmiss die Möglichkeit einer Stahlfusion mit dem indischen Wettbewerber aus dem Fenster und will nun die Abspaltung der Aufzugssparte als eigenständiges börsennotiertes Unternehmen forcieren.

Richtig neu ist diese Idee allerdings auch nicht. Wer die Berichterstattung zur Thyssenkrupp-Aktie in den letzten Jahren aufmerksam verfolgte, der konnte immer wieder davon lesen, dass nach der Abspaltung der Stahlaktivitäten auch eine Abspaltung der Aufzugssparte eine gute Option wäre für das Konglomerat, um verborgene Unternehmenswerte transparenter zu machen.

Laut Der Aktionär handelt es sich beim Aufzugsgeschäft um einen Teil der Kronjuwelen von Thyssenkrupp. Die margenstarke Sparte gilt als besonders zukunftsträchtig und passt eigentlich viel besser zum Image des Technologiekonzerns, der Thyssenkrupp anstatt des Industriekonzerns, als der er oft noch immer wahrgenommen wird, sein wolle. Aber nun sei man in der Konzernzentrale der Meinung, dass Thyssenkrupp Elevators als eigenes Unternehmen viel bessere Möglichkeiten am Kapitalmarkt vorfinden dürfe als ein Konzernteil unter vielen.

Und das mag definitiv so sein. Laut Der Aktionär könne man der Sparte Elevators gut und gerne einen Marktwert von bis zu 15 Mrd. Euro unterstellen, wenn man dieses Geschäft mit den direkten Konkurrenten Schindler, Kone und Otis (ein Konzernbereich des Konglomerats United Technologies) vergleiche. 15 Mrd. Euro? Die Zahl mag überraschen, denn die aktuelle Marktkapitalisierung vom gesamten Thyssenkrupp-Konzern beläuft sich auf gut die Hälfte dieses Wertes. Berücksichtige man allerdings einen hohen Discount aufgrund der Schulden des Mutterkonzerns und die schwächere Marge der Thyssenkrupp-Elevator-Sparte dann sei ein Wert von rund 10 Mrd. Euro für Elevators allein durchaus realistisch – immer noch deutlich mehr als dem gesamten jetzigen Konzern beim Börsenwert zugebilligt werde.

Langfristig seien bei Thyssenkrupp daher viel höhere Notierungen zu erwarten. Die wichtigste Frage dürfe dabei der Zeithorizont sein. Denn der Börsengang des Aufzugsgeschäfts dürfe nicht über Nacht erfolgen. Das dauere. Dennoch rät Der Aktionär mutigen Anlegern mit einem Abstauberkauflimit bei 11,20 Euro zum Kauf. Das Kursziel lautet dann 17,50 Euro. Wer einen Einstieg zum genannten Limit findet, dem winkt im Erfolgsfall ein Kurspotenzial von 56 %.

Soviel Potenzial sieht aktuell schon das Analysehaus Kepler Cheuvreux mit dem Kursziel von 20 Euro. Analyst Rochus Brauneiser berücksichtigt bei dieser positiven Einschätzung schon das Kaufinteresse des Wettbewerbers Kone an der Aufzugssparte von Thyssenkrupp, das gestern bekannt wurde, nachdem Thyssenkrupp den Strategiewechsel kommuniziert hatte. Laut Brauneiser wolle Kone mit einer Übernahme des Elevator-Geschäfts einem möglichen Börsengang zuvorkommen. Im Interesse von Thyssenkrupp wäre ein Spin-Off allerdings höher anzusiedeln als ein Verkauf an den Konkurrenten.

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Bildherkunft: Thyssenkrupp