Auf Relative Stärke setzen: Warum dieser Anlageansatz auch auf Branchenebene reich macht

Technologieaktien laufen aktuell wieder einmal anderen Sektoren eindeutig den Rang ab. Festmachen lässt sich das unter anderem am Tech-lastigen Nasdaq Composite Index. Denn der bringt es in diesem Jahr bisher auf ein Plus von 22,58 %. Verglichen damit steht beim S&P 500 Index gleichzeitig nur ein Anstieg von 3,00 % angeschrieben. Und der Dow Jones Industrial Average notiert beim Verfassen dieses Beitrags sogar in diesem Jahr mit 4,68 % im Minus.

Auch weil dieser Performance-Vorsprung außergewöhnlich groß ist, wächst die Zahl jener Marktteilnehmer, die einem baldigen Favoritenwechsel das Wort reden. Das hat auch damit zu tun, dass Neulingen an der Börse von den "alten Hasen" oft eingetrichtert wird, dass man am besten sein Investment-Glück mit optisch günstigen und zurückgebliebenen Aktien bzw. Branchen oder Aktienmärkten versuchen soll.

Das mag zwar im Einzelfall funktionieren, in vielen Studien hat sich aber gezeigt, dass es durchaus Sinn macht, gezielt auf relative Stärke zu setzen, also auf Assets, die bereits besser abschneiden als der Rest des Marktes. Zu den Anhängern dieser Vorgehensweise gehören die Experten bei der Investment-Beratungsfirma Nasdaq Dorsey Wright.

Sektoren mit der größten relativen Stärke können diese oft mittelfristig weiter behaupten

Um die eigene Überzeugung zu untermauern, hat man bei diesem Institut im Laufe der Jahre immer wieder den Vorteil von auf relative Stärke basierenden Anlagestrategien auf verschiedene Weise veranschaulicht. In einer aktuellen Studie hat man es sich auf Branchenebene wieder einmal zur Aufgabe gemacht, basierend auf historischen Daten zu belegen, dass dieser Ansatz tatsächlich funktioniert.

Dazu haben sich die Analysten bei Nasdaq Dorsey Wright angesehen, wie Sektoren in Sachen Performance abgeschnitten haben, nachdem sich im Branchenvergleich den ersten Platz im relative Stärke-Ranking erklommen haben. Laut den Studienautoren war dies bei jenen in der nachfolgenden Tabelle einbezogenen S&P-Sektor-Indizes seit 1996 mindestens zweimal der Fall. Und siehe da, auf Sicht von 12 Monaten reichte es bis auf die Ausnahme des S&P 500 Consumer Staples Sektor (Basiskonsumgüter) stets zu deutlichen Anschlussgewinnen. Besonders üppig fielen diese mit 38,44 % beim Sektor Informationstechnologie aus.

Anschluss-Performance, nachdem ein Sektor in der Relativen-Stärke-Matrix den ersten Platz erreicht hatte

Laut Nasdaq Dorsey Right entsprechen die ausgewiesenen Ergebnisse größtenteils den Erwartungen – das heißt, die Sektoren mit der besten absoluten Performance waren diejenigen, die typischerweise als offensive oder wachstumsorientierte Sektoren angesehen werden. Allerdings sei zu beachten, dass dies nicht in jeder einzelnen untersuchten Periode der Fall gewesen sei, vielmehr handelte es sich um Durchschnittswerte über die untersuchte Periode hinweg und basierend auf mehreren Marktzyklen. Die niedrigsten absoluten Performance-Resultate kamen dagegen zumeist von jenen Sektoren, die man als eher defensiv einstufe. Die nachfolgenden Tabellen zeigen die höchsten und niedrigsten Durchschnitts-Performance-Werte für jede untersuchte Periode.

Die höchsten und niedrigsten Durchschnitts-Performance-Werte nach Erreichen von Platz 1 in der Relativen-Stärke-Matrix

Nasdaq Dorsey Wright ergänzt basierend auf den Ergebnissen dieser Tabellen noch einige weitere interessante Beobachtungen:

- Diskretionäre Konsumtitel haben die besten ein-, drei- und sechsmonatigen Performance-Resultate, nachdem sie den Spitzenplatz erreicht hatten.

- Technologie hat mit -5,45 % die schlechteste 1-Monats-Durchschnittsrendite, nachdem sie auf Platz eins rangiert hat. Sie hat jedoch auch die beste 12-Monats-Durchschnittsrendite mit 38,44 %.

- Der Sektor Basiskonsumgüter hat mit 2,51 % den zweitbesten 1-Monatsdurchschnitt, aber mit -6,19 % den schlechtesten 12-Monatsdurchschnitt.

- Der Industriesektor hat die wenigsten Male den Spitzenplatz erreicht, denn das Kunststück gelang ihm nur zweimal.

- Versorger-, Technologie- und Finanz-Unternehmen erreichten jeweils sechsmal den ersten Platz.

- Der Sektor Nicht-Basiskonsumgüter war der einzige Sektor, der eine durchschnittliche Sechsmonatsrendite von mehr als 20 % erzielte.

- Technologie-, Konsumgüter-, Gesundheits- und Finanzwerte verzeichneten jeweils ein Jahr nach Erreichen des ersten Platzes durchschnittliche Gewinne von mehr als 20 %.

Fazit: Bei der Zusammenfassung der Ergebnisse erinnert Nasdaq Dorsey Wright daran, dann man auch in früheren Studien gezeigt hat, dass der Besitz des stärksten Sektors auf relativer Basis für Anleger enorme Performance-Vorteile bringen kann. Die Daten aus der neuen Studie fügen dem, wie es heißt, noch nützlichen Kontext hinzu und zeigen, dass es eine relativ breite Streuung bei der absoluten Anschluss-Performance gibt, nachdem ein Sektor Platz eins bei der relativen Stärke erobert hat und dass dieses Ergebnis davon abhängig ist, welcher Sektor gerade auf den Spitzenplatz vorgestoßen ist.

Aus unserer Sicht taugen die Ergebnisse als Argument, um aktuell bis auf weiteres auf US-Technologie-Aktien zu setzen. Irgendwann wird zwar natürlich auch deren Lauf ändern, aber solange aus der aktuell vorherrschenden relativen Stärke dieses Sektors keine relative Schwäche wird, gibt es keinen Grund, dieses Bereich als Anleger zu meiden.


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