DAX-Studie zeigt: Wer nicht dauernd investiert ist, verliert die Hälfte der Rendite

Viele Anleger fragen sich immer wieder, ob es nicht besser ist, für eine Weile aus dem Aktienmarkt auszusteigen oder doch gescheiter, langfristig und ohne Unterbrechung am Ball zu bleiben. Insbesondere quält man sich mit dieser Frage besonders intensiv dann herum, wenn die Kurse gerade eine ausgeprägte Schwächephase haben. Dabei stellt sich laut einem scheuklappenfreien Blick zurück in die Börsengeschichte diese Frage im Grunde genommen gar nicht. Denn wie Studien zeigen, droht bei einem schlechten Timing viel an Performance verloren zu gehen.

Zu diesem Schluss kommt auch eine aktuelle Ausarbeitung der Hamburger Sutor Bank. Dem Ergebnis zufolge können ein Ausstieg zu einem ungünstigen Zeitpunkt und ein dadurch bedingtes mögliches Verpassen von Tagen mit hohen Kursgewinnen schwerwiegende Konsequenzen für die Rendite haben. Konkret hat man laut Lutz Neumann, Leiter der Sutor Vermögensverwaltung, in einer Auswertung für verschiedene Länder-Indizes analysiert, in welchem Ausmaß das Verpassen von nur wenigen Tagen mit hohen Kursgewinnen auf die Rendite durchschlägt. Der Analysezeitraum wurde mit 31 Jahren (1.1.1988 bis 31.12.2018) möglichst langfristig gewählt.

DAX: 31 Jahre investiert = 7,2 % pro Jahr; ohne 13 beste Tage = Rendite halbiert

Dabei zeigte sich, dass der DAX Anlegern seit der Gründung am 31.12.1987 im Durchschnitt Jahr für Jahr eine Rendite von 7,2 % eingebracht hat – wenn man alle gut 8.000 Tage durchgängig investiert war. Selbst zwischenzeitliche Einbrüche im Zuge von Krisensituationen wie dem Platzen der Dot.com-Blase, Lehman, Fukushima oder Griechenland sind dabei bereits berücksichtigt.

"Die Börsenhistorie lehrt: In 6 von 10 Fällen folgten die besten Börsentage innerhalb von zwei Wochen nach den schlechtesten. Das ist zwar auffällig, aber wiederum keine Regel, sonst könnte man ja darauf wetten", erklärt Neumann. "Kritisch wird es, wenn man aus Angst vor einem Börsentiefschlag verkauft, anschließend nicht rechtzeitig wieder in den Markt geht, und dann die besten Börsentage verpasst. Denn das hat dramatische Auswirkungen."

Grafik 1: DAX (alle Tage investiert) vs. DAX ohne beste 10 / 20 / 30 / 40 / 50 / 60 Tage

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Quelle: Sutor Bank; Betrachtungszeitraum: 1.1.1988-31.12.2018

Die Analyse der Sutor Bank ergab jedenfalls folgendes: Bei einem Anleger, der im DAX zwischen 1988 und 2018 die besten 13 Tage versäumt hat, schrumpft die Rendite auf die Hälfte. Verpasst er die besten 33 Tage, hätte er sogar Geld verloren. Noch zugespitzter ausgedrückt: Wer nur 0,4125 % der entscheidenden Börsentage im Betrachtungszeitraum von 31 Jahren nicht investiert war, hat eine negative Rendite eingefahren.

Grafik 2: DAX im Detail: Anlagerendite, wenn man die besten Börsentage verpasst hat
Zeitraum: 1988-2018

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Quelle: Sutor Bank

Länder-Vergleich: In Großbritannien reichen 5 verpasste Tage, um Rendite zu halbieren

Die länderübergreifende Analyse der Sutor Bank hat zudem ergeben, dass es bei anderen Börsen der Welt ganz ähnlich aussieht. Die Auswertung ist auf EUR-Basis, in Landeswährung sind die Ergebnisse ähnlich. Beim Schweizer SMI reichte es demnach, zwischen 1988 und 2018 die besten 17 Tage verpasst zu haben, um seine Rendite zu halbieren. Beim amerikanischen S&P 500 sind es ebenfalls 17 Tage, beim MSCI World 12 Tage – beim Hang Seng-Index reichten nur 9 Tage, beim französischen CAC40 nur 6 Tage, und beim britischen FTSE 100 sogar nur die 5 besten verpassten Börsentage, um die Hälfte der Rendite einzubüßen.

Noch gravierender: Beim FTSE 100 musste man beispielsweise nur die besten 14 Börsentage auf Sicht von 31 Jahren verpasst haben, um sogar eine negative jährliche Rendite einzufahren. Beim Schweizer SMI brauchte man dafür immerhin 47 Tage.

Tabelle: Anzahl verpasste beste Börsentage und Auswirkungen auf die Rendite – nach Länderindizes (Zeitraum: 31 Jahre; 1988-2018; in EUR)

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Alle Angaben bezogen auf EUR; Währungseffekte haben Auswirkungen auf die Rendite; keine Angaben für Japan/Nikkei, da hier der Markt insgesamt negativ war; Betrachtungszeitraum: 1.1.1988-31.12.2018, Quelle: Sutor Bank.

Empfehlung: investiert bleiben!

Die Auswertung zeigt laut Neumann, dass sprunghaftes Kaufen und Verkaufen an den Aktienmärkten ein hohes Risiko bedeuten. Insbesondere Anleger, die einen langfristigen Vermögensaufbau etwa für den Ruhestand zum Ziel haben, sollten den Rat des Börsenexperten André Kostolany berücksichtigen und sein Aktiendepot möglichst lange nicht anschauen. "Wer sein Geld vermehren und dabei ruhig schlafen möchte, macht alles richtig, indem er investiert bleibt. Denn dadurch läuft er nicht Gefahr, die besten Tage zu verpassen", so Neumann.

Grafik 3: Länder-Vergleich Anlagerendite, wenn man die besten Börsentage verpasst hat
(jeweils 0 / 10 / 20 / 30 / 40 / 50 / 60 verpasste beste Börsentage)

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Quelle: Sutor Bank

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