Deutsche Autobranche: Hochmut kommt vor dem Fall

Liebe Leser,

der Wandel wird kommen und der Wandel wird drastisch sein. Die Aktienkurse der Autokonzerne liefern einen ersten Eindruck davon was uns bevorsteht. Elringklinger, einst ein stolzer Zulieferer aus dem baden-württembergischen Dettingen mit Produkten rund um den Verbrennungsmotor wie Zylinderkopfdichtungen, kennt an der Börse nur den Weg Richtung Süden. Von über 45 € seit den Hochs auf nur noch 8,70 € heute ging es bergab. Ich werde bald auf eine technische Erholungsbewegung setzen, die die Aktie vielleicht auf 12 € führen wird. Mehr Erholungspotenzial sehe ich aber nicht, denn die Firma hat den Wandel der Zeit verschlafen.

Wie konnte das meiner Meinung nach passieren? Elringklinger wird von einem CEO geführt, der nicht als Unternehmer agiert, sondern als Verwalter. Auf öffentlicher Bühne spottete er über einst über Tesla. Elringklinger tritt in der Autobranche nicht als Gestalter auf, sondern akzeptiert den Epochenwechsel zum Elektromotor nur widerwillig. Der Wandel wird der Firma aufgezwungen. Sie gestalten den Wandel nicht. Jetzt, da der Aktienkurskurs am Boden liegt, will die Firma stärker in Zukunftsbereiche Elektromobilität investieren. Aber meine Prognose ist: Die neue Autoindustrie rund um die Elektromobilität wird Elringklinger nicht benötigen. Der Marktführer für Elektroautos, Tesla, kann nun ebenfalls spotten, falls die Schwaben versuchen sollten, Geschäfte aufzunehmen. Hochmut kommt vor dem Fall.

Schon Schumpeter fand dafür die richtigen Worte. "Innovationen treten vorwiegend bei den jungen auf, und die alten zeigen in der Regel Symptome einer Haltung, die man euphemistisch als Konservatismus bezeichnet." Etablierte Großkonzerne neigen dazu, lediglich adaptive Anpassungen vorzunehmen, den technischen Fortschritt in Forschungsabteilungen zu automatisieren und sich auf die Verbesserung bestehender Produkte zu konzentrieren. Die Platzhirsche haben keine Anreize, eine revolutionäre Umwälzung der Wirtschaftsstruktur zu unterstützen. Man stelle sich nur einmal vor wie groß das Interesse eines Produzenten von Pferdekutschen an der Einführung des Automobils gewesen sein mag.

Als Martin Winterkorn, ehemaliger Volkswagen-CEO, im Jahr 2014 die Elektromobilität als Nischenthema abtat, wies ich bereits auf den großen Denkfehler hin. Elektromobilität hält die Emissionen und Schadstoffe aus Städten fern. Elektromobilität ist darum politisch gewünscht, vor allem auch in China. Ein Konzern wie Volkswagen hätte sich als Dogma setzen müssen: Das Elektroauto mit der größten Reichweite muss aus unserem Haus kommen. Die Ingenieure, die bei den Autokonzernen beschäftigt sind, hätten das bestimmt hinbekommen, wenn die Weichen früh genug gestellt worden wären. Nun ist aber zu befürchten, dass im Jahr 2020 Tesla der einzige Hersteller sein wird, der am deutschen Markt Elektroautos in nennenswerten Stückzahlen anbieten kann. Der Tesla-Marktanteil im Jahr 2020 bei Elektroautos dürfte meiner Schätzung nach bei über 50 % liegen.

Viele Grüße
Simon Betschinger

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