Zwei der trendstabilsten Aktien aus der Global Trend Following-Liste USA 3000

Im Sommer 2018 schauten die US-Anleger noch mit einem gewissen mitleidsvollen Blick über den Atlantik. Während viele europäische Indizes nur mit Mühe im Plus oder wie der DAX mit über 5% gar im Minus lagen, sonnten sich Investoren an der Wall-Street, zumindest bei den Technologieaktien, bei Gewinnen von über 10 %. Bis Anfang Oktober sah es dann in allen drei großen Indizes, Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq mehr als freundlich aus. Doch (Börsen-) Stürme ziehen besonders in den USA sehr rasch heran. Mittlerweile folgen die US-Indizes der mauen europäischen Kursentwicklung, auch weil die dortige Regierung Trump die hausgemachten Probleme noch verschärft. Der sogenannte "Government-Shutdown", also das Lahmlegen der staatlichen Behörden wegen Unterfinanzierung, hat neben dem dreifachen Verfallstermin an der Terminbörse die Abwärtstendenz an den US-Börsen noch verschärft. Schaut man allerdings in die Historie, so haben die "Shut-Downs" (insgesamt waren es 20 seit 1976) selten nachhaltig negative Wirkungen auf die Börse gehabt. Zudem sind die Kursverluste vom sogenannten "Window-Dressing", also der Portfolio-Pflege noch begünstigt worden. Selbst Qualitätstitel wurden, sollten sie nicht zu den wenigen Jahresgewinnern gehört haben, rücksichtlos verkauft. Eine entsprechende Gegenbewegung scheint somit im Januar vorgezeichnet. Wir haben aus unserer Global Trend Following-Liste USA 3000 zwei Titel auf den vorderen Plätzen unter die Lupe genommen, die nach wie vor durch ihre Trendstärke positiv auffallen.

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(Andreas Wolf nutzt das vorgefertigte Trading-Desk "Global Trend-Following" in der TraderFox Börsensoftware, um die trendstabilsten Aktien zu identifizieren)

FreshPet (3-Jahres-Trendstabilität 18,96)

In Zeiten weniger stabiler Beziehungen zwischen Mann und Frau nehmen Tiere (vor allem bei vielen Singlehaushalten in den Industriestaaten) eine immer wichtigere soziale Stellung ein. Auch in den USA ist, trotz höherer Anzahl an Großfamilien als in Europa, ein Haustier ein wichtiges individuelles "Familienmitglied". Den Betreibern von entsprechenden Shops, die vom Futter über die Behausung und Spielzeug alles für Haustiere anbieten spielt das seit mehr als einem Jahrzehnt mehr als die Hände. In Deutschland profitiert davon besonders der Shop-Betreiber Fressnapf, in den USA beispielsweise der in Secaucus, New Jersey beheimatete Produzent von Frischfutter für Hunde und Katzen, Freshpet. Das Unternehmen wurde 2006 gegründet und beschäftigt 260 Mitarbeiter. Hauptvertriebsorte sind die USA und Kanada, wo man Produkte des Unternehmens in mehr als 19.000 Geschäften erhalten kann. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen über eine Million regelmäßige Käufer seiner Ware. Die Besonderheit an den Produkten von Freshpet ist vor allem die wirklich frische und konservierungsfreie Herstellung. Das Stichwort "Bio" spielt dabei eine größere Rolle, aber auch die Mischung des Futters. Freshpet achtet bei der Herstellung auf die Nutzung regional hergestellter Zutaten und kocht das Futter bei geringen Temperaturen, um vor allem den Vitamingehalt hoch zu halten. Zudem werden die Gerichte mit frischem Gemüse und Früchten versetzt, um eine Geschmacksvielfalt zu garantieren.

Seit seinem Bestehen hat Freshpet keinen Gewinn einfahren können, allerdings scheinen sich die kräftigen Investitionen der vergangenen Jahre langsam auszuzahlen. Bemerkenswert ist der deutliche Umsatzanstieg seit 2015, der im Durchschnitt jährlich bei über 15 % lag. Im 3. Quartal des Geschäftsjahres 2018/2019, den das Unternehmen Anfang November veröffentlicht hat, berichtete Freshpet über ein Umsatzplus von 26,6 % auf 50,8 Mio. USD. Der Verlust halbierte sich von 0,2 auf 0,1 Mio. USD. Der Trend zur Reduzierung der Verluste bis zur Gewinnschwelle setzt sich damit fort. Das Management erwartet zwar wegen weiterer Investitionen auch 2018 noch unter dem Strich ein negatives Ergebnis, vor Steuern geht man aber von einem Plus von 20% aus. Der Umsatz soll mit plus 25 % bei 190 Mio. USD liegen. In den nächsten drei Jahren erwarten Analysten im Durchschnitt ein jährliches Umsatzwachstum von 20 % und das Verlassen der Verlustzone. 2019 soll der Gewinn bei 0,24 USD pro Aktie liegen, 2020 bei 0,72 USD. Auch wenn der jüngste Kursanstieg der Aktie einen Teil dieser Prognose schon eingepreist hat, ist die Bewertung noch nicht überzogen.

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Chegg (3-Jahres-Trendstabilität 17,56)

Das Thema Bildung ist politisch ein Dauerbrenner, seit der Integration von Computern und Internet im Unterricht (zumindest in den USA) hat sich allerdings auch die Art und Weise der Angebote und der Anbieter verändert. Vom Sprachkurs bis zur Uniausbildung lässt sich heute fast alles im Internet kaufen und, je nach Begabung, auch erfolgreich absolvieren. Doch das Budget der potentiellen Kunden ist dabei nicht im selben Umfang gewachsen wie die Preise der Anbieter. Einen Lösungsansatz hierfür bietet das 2005 gegründete US-Unternehmen Chegg, das seinen Kunden ein "Sharing-System" offeriert, so das benötigte Online-Unterlagen nicht mehr gekauft, sondern gemietet werden können. Dieses Angebot bezieht sich besonders auf Lehrbücher und richtet sich vor allem an den Sektor Nachhilfe, Stipendien und Praktikumsvermittlung in den USA. Zudem bietet man auch Onlinenachhilfe mit eignen Tutoren an. Ein Kauf der Lernmittel ist allerdings weiterhin möglich. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 900 Mitarbeiter, die den Studenten und Schülern eine Guideline durch ihr persönliches Bildungslabyrinth geben sollen. Neben der Einsparung von Geld und Zeit geht es dabei auch um die Hilfestellung bei der Eigenorganisation. Offenkundig hat das Chegg damit wachsenden Erfolg, denn die Abonnentenzahlen des in Santa Clara, Kalifornien ansässigen Unternehmens ziehen deutlich an. Und die Gewinnzone gerät auch in Sichtweite.

Der rasante Expansionskurs von Chegg macht sich nun zwar umsatzmäßig langsam bezahlt, doch drücken die Zukäufe zunächst noch auf den Gewinn und vor allem treiben sie die Verschuldung nach oben. Allein seit 2014 hat man insgesamt sieben kleinere Anbieter übernommen, 2018 waren es noch 2. Im vergangenen 3. Quartal lief es deshalb noch etwas stockend für den Bildungsanbieter, denn der Umsatz stieg zwar um 19 % auf 74,2 Mio. USD, der Verlust legte aber ebenfalls von 11,5 auf 13,7 Mio. USD zu. Die Zahl der Abonnenten stieg um immerhin 45 % auf 1,7 Mio., die Website-Aufrufe legten um 51 % auf 110 Mio. zu. Auch aufgrund der erfolgreich integrierten Zukäufe erwartet das Unternehmen für 2019 einen Umsatzanstieg von 20 % und einen Vorsteuergewinnzuwachs von 37 %. Im September 2018 entdeckte man allerdings ein Hackerangriff, mit dessen Bewältigung man bis zum Frühjahr 2019 zu tun haben wird. Die dafür anfallenden Kosten könnten die positive Prognose noch etwas trüben. Die Analysten gehen im Durchschnitt bis 2020 von einem jährlichen Umsatzzuwachs von 22 % sowie einem Plus beim Nettoergebnis von 30 % aus.

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