Die Königsbewertung an der Wall Street: Kurs-Umsatz-Verhältnis in Kombination mit relativer Stärke

Michael Seibold ist als freier Redakteur beschäftigt. Artikel von freien Redakteuren stellen deren eigene Meinung dar und müssen mit der von aktien nicht korrespondieren.

Liebe Leser,

einer der Hauptgründe, warum traditionelles Management nicht entschieden gut funktioniert ist, dass menschliche Entscheidungsfindung systematisch fehlerhaft und unzuverlässig ist. Viele Portfolios hinken ihren Benchmarks hinterher, weil sich Anleger in trendy und sexy Geschichten verlieben und Aktien mit hohen Bewertungen kaufen. James O'Shaughnessy, Autor der Bücher "What Works on Wall Street", "Invest Like the Best" und "How to Retire Rich", hat über einen Zeitraum von 45 Jahren akribisch die Aktienrenditen verfolgt und festgestellt, dass Investitionen in Unternehmen nach traditionellen Wertmaßstäben wie die Price-Earnings-Ratio kurz KGV, das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) sowie das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) den Markt übertreffen.

Was können wir aus seinen Recherchen mitnehmen?

Der Preis einer Aktie wird noch immer von den Menschen bestimmt. Und solange Menschen ihr Urteil von Gier, Hoffnung, Angst oder aber Ignoranz abhängen lassen, werden sie Aktien falsch einpreisen und denjenigen Möglichkeiten bieten, die strenge, bewährte Strategien zur Auswahl von Aktien nutzen.

Eine seiner Kernaussagen sind, dass die Kombination von Faktoren wie das KUV-Verhältnis sowie relativer Stärke eine der profitabelsten Strategien ist, um den Markt zu schlagen. Auch kam in seinen Recherchen deutlich hervor, dass passives Investieren via Indexfonds, regelmäßig aktive Aktienauswahl meist schlägt. Um das Risiko zu reduzieren, schlägt er eine Mischung aus Wachstums- und Value-Strategien vor. Jedem sollte auch bewusst sein, dass Wachstumsstrategien deutlich riskanter sind und mit einer höheren Volatilität einhergehen.

Ich möchte Ihnen eine der wichtigsten Regeln mit auf den Weg geben:

Investieren Sie niemals in Hoch-KUV-Aktien, das sind lediglich Aktien für Trader mit entsprechendem Risikomanagement.

Warum sollten Sie dies nicht tun? Nehmen wir das Beispiel des US-amerikanischen Unternehmens DocuSign mit Sitz in San Francisco, das Cloud-basierte Lösungen für elektronische Signaturen anbietet, um Datenworkflows zu automatisieren.

 

Quelle: Daten/Graphs aus dem AktienTerminal von TraderFox

In den letzten zwei Jahren konnte sich der Aktienkurs bereits vervielfachen, ehe er sich wieder deutlich von seinen Hochs entfernte. Im letzten Jahr erreichte DocuSign in der Spitze eine Bewertung von einem KUV von 50. Bei knapp einer Milliarde USD Umsatz stand eine Bewertung von rund 50 Mrd. USD zu Buche. Ganz schön sportlich, wenn Sie mich fragen. Derzeit kommt das Unternehmen auf einen Börsenwert von 38 Mrd. USD bei einem KUV 21 von ca. 25.

 

Quelle: Daten/Graphs aus dem AktienTerminal von TraderFox

Wer jetzt in solche Unternehmen investiert, wird in den nächsten 3-5 Jahren womöglich kein Geld verdienen, weil das Wachstum bereits bekannt ist und alles im Aktienkurs inkludiert ist. Die Bewertung ist jenseits von Gut und Böse und nichts für Langfristinvestoren.

Eine der weiteren Thesen von O'Shaughnessy lauten: "The past 45 years show that rather than careening about like a drunken monkey, the stock market methodically rewards certain types of stocks while punishing others."

Emotionen lassen die Entscheidungsfindung der Menschen trüben und der wahre Schuldige für das oftmalige Scheitern des aktiven Investierens ist die menschliche Torheit. Investoren sind anfällig für Geschichten, Zweitmeinungen und anderen unzuverlässigen Mustern. Emotionen überwältigen oft ihre besten Absichten.

Langfristig belohnt der Markt Aktien mit niedrigen Kurs-Buch- und Kurs-Umsatz-Verhältnissen und bestraft diejenigen mit hohen.
Über einen Zeitraum von 45 Jahren (1951-1996) wäre aus einem Investment in Aktien mit niedrigen KUVs von 10 TSD USD ein Vermögen von 8,3 Mio. USD geworden, während der breite Durchschnittsmarkt auf ein Ergebnis von 2,7 Mio. USD gekommen ist.

Auch konnte er herausfinden, dass eine Investition in Aktien mit einer hohen relativen Stärke über ein Jahr profitabler gewesen wäre als das Ergebnis der Durchschnittsmarktes. Eine Investition in die 50 Aktien mit der höchsten relativen Stärke hätte über den Zeitraum von 45 Jahren aus 10 TSD USD 4,1 Mio. USD gemacht. Allerdings zeigt auch eine erhöhte Volatilität, die mit dieser Maßnahme einhergeht, dass diese Strategie nicht für jeden Anleger geeignet ist.

Die beste Methode/Rendite zeigte sich aus einer Kombination von Value- und Growth (Multi-Faktoren-Modell). Hier werden relative Stärke mit klassischen Bewertungsmethoden wie das KUV und dem KBV verbunden. Die entscheidende Kennzahl bei seiner Arbeit uns 45 Jahren war jedoch immer das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV).


Die wichtigsten Tipps von James O'Shaughnessy

Aktien mit tollen Geschichten locken viele Anleger, jedoch haben heiß gelaufene Aktien meist hohe KUVs, KGVs sowie KBVs. Verfolgen Sie disziplinierten Strategien oder kaufen Sie Indexfonds. Sie benötigen mindestens Daten aus 25 Jahren, um überhaupt nachzuweisen, ob eine Strategie funktioniert oder nicht.

Vermeiden Sie riskante Strategien, indem Sie nicht nur auf Aktien mit relativer Stärke setzen, da diese auch dementsprechend schwankungsfreudig sind. Auch wenn es über längere Zeit profitabel ist, so schmeißen viele Anleger das Handtuch, weil Sie ihre Emotionen nicht kontrollieren können.

Eine Mischung aus Value und Growth schützt das Portfolio vor den Launen des Marktes und das wichtigste: Selbst die konsequente Verfolgung einer mittelmäßigen Strategie ist besser als das ständige Hin und Her.

Denken Sie immer an die Worte von James O’Shaughnessy: "Angst, Gier und Hoffnung haben mehr Kapital vernichtet als jede Rezession oder Depression, die wir jemals erleiden mussten."

Liebe Anleger, liebe Trader

ich wünsche Ihnen noch viele erfolgreiche Investments!

Bis zur nächsten spannenden Story,

Michael Seibold

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Bildherkunft: https://unsplash.com/photos/x5Y-VFaJDcE