Dividendencheck: Chevron, Exxon & Co.: Vier Energiewerte aus den USA
Einige Energieaktien haben im Jahr 2024 bisher eine gute Performance verzeichnet. Der börsengehandelte ETF iShares S&P 500 Energy Sector UCITS ETF (Acc) liegt seit Beginn des laufenden Jahres mit über 13 % im Plus. Zuletzt hat der Energiesektor jedoch etwas von seiner Performance eingebüßt, da sich Anleger Sorgen über eine nachlassende Nachfrage gemacht haben. Das könnte eine Einstiegsgelegenheit für Investoren sein, denn die Bewertungen der Aktien sind recht attraktiv. So wird etwa Chevron mit einem KGV von 14,42 gehandelt und liegt damit leicht unter dem Fünfjahresschnitt von 14,59 (Morningstar).
Wir haben des Öfteren thematisiert, dass der Boom im Bereich der Rechenzentren mit einem steigenden Energiebedarf einhergehen dürfte. Davon könnten Unternehmen wie der Uranproduzent Cameco profitieren, doch die steigende Nachfrage könnte einen Ausbau sämtlicher Energieformen erfordern. Im Folgenden stellen wir vier Energiewerte vor, die in unserem Dividendencheck vorne mit dabei sind.
Um die Top-Dividendenaktien zu identifizieren, berücksichtigen wir unter anderem folgende Faktoren:
- Zuletzt beschlossene Dividendenrendite
- Möglichst geringe Volatilität
- Möglichst geringe Fremdkapitalquote
- Die Aktie muss zu den 70 % der Aktien gehören, die auf 52-Wochensicht am stärksten sind. Das heißt, relativ schwache Aktien werden gemieden.
- Die Dividende muss in den vergangenen drei Jahren gewachsen sein. Aktien mit schrumpfender Dividende werden aussortiert.
Beim Dividendenscreening legen wir bewusst keinen Wert auf die Betrachtung langfristiger fundamentaler Historien wie zum Beispiel dem Wachstum der Dividenden in den letzten zehn Jahren. Als Qualitätsfaktoren, um sicherzustellen, dass die Aktie eine gute Perspektive hat, verwenden wir Volatilität und relative Stärke. Dividendenaktien mit schwacher Geschäftsperspektive sind meist relativ schwach im Kursverhalten und tendieren zu hoher Volatilität. Über unsere technischen Qualitätsfaktoren filtern wir diese Aktien heraus.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um mittels der TraderFox-Software Dividendenwerte zu identifizieren. Neben unserem täglich aktualisierten Research-Report kann man sich auch direkt im Trading-Desk über das Pokal-Symbol in der Kopfzeile die "Top 100 Dividenden-Aktien" anzeigen lassen.
Chevron – Zuverlässiger Zahler; Dividendenkontiunität liegt bei 35 Jahren
- Höhe der Dividende: 1,63 USD
- Vierteljährliche Ausschüttungen
- Dividendenrendite: 4,16 % (Forward)
Chevron wurde von Barron's als einer der Top-Picks für das Jahr 2024 ausgewählt. Seit Jahresbeginn hat die Aktie einen Zuwachs von über 6 % verzeichnet. Zuletzt hat das Papier einige Kursgewinne vom Jahresanfang wieder abgeben müssen, notiert aber weiterhin oberhalb der 200-Tage-Linie.
Ende Mai hatten Hess-Aktionäre der 53-Mrd.-USD-Übernahme durch Chevron zugestimmt. Damit sei eine Hürde genommen worden, doch die Akquisition stocke noch aufgrund eines langwierigen Schiedsverfahrens, hatte die Nachrichtenagentur Reuters damals berichtet. Das drückt auf den Kurs der Aktie. Anfang Juli hatte Reuters mitgeteilt, dass inzwischen das letzte Mitglied für das Schiedsgericht, das die Klage von Exxon Mobil gegen Chevron regeln soll, ausgewählt worden sei. Das wäre ein weiterer Meilenstein in dem lange verzögerten Prozess über die Mega-Fusion, so Reuters. Der Erwerb der Guyana-Beteiligungen von Hess würde die Öl- und Gasreserven von Chevron aufstocken und eine neue Möglichkeit des Produktionswachstums bieten, die über die bestehenden Aktivitäten in den USA und Zentralasien hinausgehe, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Allen Good, Analyst bei der Investmentfirma Morningstar.
Die Experten bleiben optimistisch, das durchschnittliche Kursziel der Analysten beläuft sich auf 185,86 USD (Angaben von NASDAQ). Laut Morningstar-Analyst Allen Good dürfte der Konzern künftig von mehreren Faktoren profitieren. Dabei erwähnte er das auf Öl fokussierte Portfolio und die nächste Wachstumsphase, die auf die Entwicklung der großen, vorteilhaften Position im Permian-Becken ausgerichtet sei. Skeptische Anleger würden jedoch kritisieren, dass Chevron aufgrund früherer Investitionen und geringerer Ölpreise das historische Niveau der Gewinne und Renditen nicht erreichen werde, so Morningstar.
Für das 1. Quartal meldete Chevron einen Gewinn von 5,5 Mrd. USD im Vergleich zu 6,6 Mrd. USD aus dem Vorjahr. Der Rückgang wurde insbesondere auf die geringeren Margen bei Raffinerieprodukten und rückläufigen Erdgasverkäufe zurückgeführt. Der Ölriese hat unterm Strich aber mehr verdient als von den Experten im Vorfeld erwartet wurde.
Dividendenjäger kommen hier auf ihre Kosten. Die Dividendenkontinuität von Chevron liegt laut unserem Screening bei 35 Jahren, wobei die durchschnittliche Dividendenrendite in den vergangenen drei Jahren bei 3,62 % lag. Derzeit wird sie bei attraktiven 4,16 % erwartet (Forward).
Chart in USD
Das Papier hat einige Kursgewinne vom Anfang des Jahres zuletzt abgeben müssen. Aktuell notiert der Kurs unterhalb des GD-50 und knapp oberhalb der 200-Tagelinie. Bei rund 141,60 Euro befindet sich eine charttechnische Unterstützung.
Die durchschnittliche Dividendenrendite der vergangenen drei Jahre beträgt 3,62 %. Chevron ist bekannt für seine zuverlässigen Dividendenzahlungen. Die Dividendenkontinuität besteht seit 35 Jahren, und das Wachstum der Ausschüttungen über die vergangenen zehn Jahre liegt bei 4,47 %.
Energy Transfer LP – Jährliches Wachstum der Ausschüttungen von 3 bis 5 % angestrebt
- Höhe der Dividende: 0,3175 USD
- Vierteljährliche Ausschüttungen
- Dividendenrendite: 7,78 %
Energy Transfer hatte angekündigt, WTG Midstream zu übernehmen. Die Transaktion dürfte voraussichtlich zu zusätzlichen Einnahmen aus dem Transport und der Fraktionierung von NGL im Downstream-Bereich führen. Energy Transfer erwartet, dass die WTG-Vermögenswerte im Jahr 2025 etwa 0,04 USD zum ausschüttungsfähigen Cashflow (DCF) beitragen könnten, wobei dieser Beitrag bis 2027 auf etwa 0,07 USD ansteigen soll. Zuletzt wurde bekannt gegeben, dass die 20%ige Beteiligung an der BANGL-Pipeline, für die ein Vorkaufsrecht bestand, nicht Teil der Transaktion sein werde. Vor diesem Hintergrund wurde der Kaufpreis für WTG auf etwa 3,075 Mrd. USD nach unten korrigiert. JPMorgan hat das Kursziel für die Aktie von 19 auf 20 USD angehoben und das Papier weiterhin mit "Overweight" eingestuft, nachdem das Unternehmen sein Modell für die Übernahme von WTG Midstream aktualisiert hatte.
Der Asset-Mix von Energy Transfer ist sehr ausgewogen. Im 1. Quartal hat etwa der Bereich "Rohöl" 22 % zum bereinigten EBITDA beigetragen, während sich die Anteile der Segmente "Midstream" und "NGL & Refined Products" auf 18 % bzw. 26 % belaufen hatten. 90 % der Erträge stammen aus gebührenpflichtigen Verträgen, während weitere 10 % durch Rohstoffe und Spreads eingenommen werden. Der Konzern sieht sich durch die gute Balance zwischen M&A und organischem Wachstum auf einem guten Weg, das bereinigte EBITDA im laufenden Jahr weiter zu steigern. Von 13,7 Mrd. USD aus dem Jahr 2023 soll dieser Wert im Jahr 2024 auf 15 bis 15,3 Mrd. USD wachsen.
Der bereinigte ausschüttungsfähige Cashflow hat sich im 1. Quartal auf 2,36 Mrd. USD belaufen, nach 2,01 Mrd. USD im Vorjahr. Künftig strebt Energy Transfer ein jährliches Wachstum der Ausschüttungen in Höhe von 3 bis 5 % an. Aktuell liegt die erwartete Dividendenrendite (Forward) bei satten 7,78 %. Die durchschnittliche Dividendenrendite der vergangenen drei Jahre beläuft sich auf 5,52 %, bei einem durchschnittlichen Wachstum der Ausschüttungen über die vergangenen zehn Jahre von 6,6 %.
Chart in USD
Die Aktie befindet sich sowohl in einem kurzfristigen als auch langfristigen Aufwärtstrend und hat zuletzt ein neues Fünfjahreshoch erreicht. Bei 17,36 liegt ein langfristiger Widerstand, wovon der Kurs rund 5,9 % entfernt ist.
Im Jahr 2021 waren die vierteljährlichen Ausschüttungen zwar niedriger als in den Vorjahren, und zusätzlich hat sich der Aktienkurs bis Ende 2020 rückläufig entwickelt. Für die Zukunft strebt Energy Transfer ein jährliches Wachstum der Ausschüttungen von 3 bis 5 % an. Aktuell beträgt die erwartete Dividendenrendite (Forward Yield) satte 7,78 %.
Hess Midstream LP – In 2025 und 2026 soll der Free Cashflow um 10 % wachsen
- Höhe der Dividende: 0,6516 USD
- Vierteljährliche Ausschüttungen
- Dividendenrendite: 7 % (Forward)
Hess Midstream LP ist ein wachstumsorientiertes Unternehmen mit einem gebührenbasierten Geschäftsmodell. Es besitzt strategische Infrastruktur, um Öl-, Gas- und Wasser-Midstream-Dienstleistungen sowohl für Hess als auch für Dritte zu erbringen. Die Verträge sind zu 100 % gebührenbasiert, was das Rohstoffpreisrisiko minimiert. Langfristige Verträge laufen bis 2033. Im Jahr 2024 sind laut Unternehmensangaben etwa 85 % der Erlöse durch "MVCs" (Mindestmengenverpflichtungen) abgesichert. Diese bieten Schutz vor Verlusten und eine dreijährige Voraussicht.
Hess Midstream LP hat sein 1. Quartal als "solide" bezeichnet. Eine starke operative Leistung und die fortgesetzte Konzentration auf die Gasgewinnung hätten die Ergebnisse unterstützt, so das Unternehmen. Die Wachstumsstrategie soll weiter vorangetrieben werden, um einen nachhaltigen Cashflow zu sichern. Im 1. Quartal belief sich der Nettogewinn auf 161,9 Mio. USD, verglichen mit 142,2 Mio. USD im Vorjahreszeitraum. Nach Abzug der nicht beherrschenden Anteile hat der unverwässerter Gewinn je A-Aktie 0,60 USD betragen; im Vergleich zu 0,47 USD aus dem Vorjahr.
Die zunehmende Gasgewinnung von Hess Midstream treibt die Volumenprognose an, und für 2024 wird ein Anstieg beim bereinigten EBITDA um etwa 12,5 % erwartet. Der bereinigte Free Cashflow wird in der Mitte der Prognose bei rund 115 Mio. USD erwartet. Für 2025 und 2026 wird ein Wachstum des Free Cashflows von über 10 % prognostiziert. Dieser soll die steigenden Ausschüttungen vollständig decken. Der Vorstand der Komplementärin von Hess Midstream hat am 22. April eine vierteljährliche Barausschüttung von 0,6516 USD je Aktie (Klasse A) beschlossen, was einer Erhöhung von etwa 2,7 % der quartalsweisen Ausschüttung im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Hess Midstream strebt an, die Dividende jedes Jahr um mindestens 5 % zu steigern. Die erwartete Dividendenrendite (Forward) liegt derzeit bei 7 %.
Seit Beginn des Jahres hat die Aktie über 17 % zugelegt und notiert am Allzeithoch. Bei 32,74 USD liegt eine Unterstützung; und bei 33,11 USD verläuft die 200-Tagelinie. Von der kurzfristigen Unterstützung bei 35,93 USD ist der Kurs über 3 % entfernt.
Seit 2017 wurde die vierteljährliche Dividende von 0,2703 USD auf zuletzt 0,6516 USD gesteigert. Hess Midstream strebt an, die Dividende künftig jedes Jahr um mindestens 5 % zu steigern. Die erwartete Dividendenrendite (Forward) liegt derzeit bei hohen 7 %.
Exxon – Laut UBS eine der sichersten Dividendenaktien
- Höhe der Dividende: 0,95 USD
- Vierteljährliche Ausschüttungen
- Dividendenrendite: 3,31 % (Forward)
Die Komplexität der Ergebnisse der OPEC-Sitzung vom 2. Juni sollte Anleger nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Organisation weiterhin auf einem übersättigten Markt aus einer Position der Schwäche agiere, was auf kurzfristige Ölpreisschwankungen hindeute, so Aktienanalyst Stephen Ellis von Morningstar. Er prognostiziert, dass die Ölpreise bis Ende 2024 eher bei 70 USD pro Barrel (WTI) und möglicherweise darunter liegen könnten. Der Konzern habe zuletzt auf die Anliegen der Aktionäre reagiert, indem er Ausgaben gekürzt, neue Vorstandsmitglieder ernannt, die Offenlegung verbessert und Emissionsreduktionsziele angekündigt habe, so Morningstar. Die "Bären" würden dagegen kritisieren, dass Exxon die Investitionen in Kohlenwasserstoffe nicht ausreichend reduziert habe, hieß es weiter. Exxon hatte zuletzt eine Schiedsklage bei der Internationalen Handelskammer gegen den Chevron-Hess-Deal eingereicht und argumentiert, dass der Konzern ein Vorkaufsrecht auf die Vermögenswerte von Hess in Guyana habe.
Der Energieriese verzeichnete im abgelaufenen 1. Quartal einen Gewinn (US-GAAP) von 8,2 Mrd. USD, nach 7,6 Mrd. USD im Vorjahr. Der operative Cashflow belief sich auf 14,7 Mrd. USD und der freie Cashflow auf über 10 Mrd. USD. An die Aktionäre wurden 6,8 Mrd. USD ausgeschüttet, davon 3,8 Mrd. USD in Form von Dividenden und 3 Mrd. USD durch Aktienrückkäufe. Für den Fall angemessener Marktbedingungen plant das Unternehmen, das jährliche Tempo der Aktienrückkäufe nach Abschluss der Transaktion mit Pioneer auf 20 Mrd. USD pro Jahr zu erhöhen.
Das Barron’s-Magazin hat sich auf eine Analyse der UBS bezogen, wonach einige Dividendenrenditen im Vergleich zur langfristigen Historie günstig erscheinen würden. Insbesondere die US-Werte wurden als "günstig" bezeichnet. Nach Ansicht der Bank bleiben die USA weiterhin die sicherste Region für Dividenden. Auf der Liste der Dividendenwerte, die die UBS als die sichersten einstuft, würde sich neben Chevron auch Exxon finden. Die Bank habe bei der Auswahl Wert darauf gelegt, dass diese Unternehmen im Vergleich zu ihren Konkurrenten eine hohe Qualität aufweisen und es unwahrscheinlich sei, dass Dividenden gekürzt werden würden, so Barron’s. Für die hohe Zuverlässigkeit bei den Ausschüttungen spricht auch die lange Dividendenkontiunität von 35 Jahren. Die erwartete Dividendenrendite beläuft sich auf 3,31 %.
Chart in USD
Die Exxon-Aktie hat einige Kursgewinne aus dem 1. Quartal wieder abgeben müssen. Zuletzt hat das Papier den GD-50 nach unten gekreuzt, notiert aber weiterhin über der langfristigen 200-Tage-Linie. Der GD-200 verläuft aktuell bei rund 101,137 Euro.
Die Dividendenzahlungen sind laut Konzernangaben in den vergangenen 41 Jahren um durchschnittlich 5,8 % pro Jahr gestiegen. Die Dividendenkontiunität von 35 Jahren verdeutlicht, dass es sich hier um einen zuverlässigen Dividendenzahler handelt. Die durchschnittliche Dividendenrendite der vergangenen drei Jahren liegt bei rund 3,11 %.
Tipp: Mit dem Aktien-Screener https://rankings.traderfox.com kannst Du selbst Dividendenaktien finden und die Suchkriterien beliebig anpassen. Schau Dir die Software einfach einmal an und probiere Dich aus.
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende.
Bis zum nächsten Dividendenscreening,
Luca
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