Aktienanalyse neu gedacht: So finde ich Aktien mit starken Up-Gaps: Bei diesen zwei Aktien wird es jetzt spannend!

Hallo Investoren, Hallo Trader

Bevor wir uns heute drei Unternehmen, die aufgrund eines Up-Gaps ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) aufweisen, zu sprechen kommen, könnt ihr euch sogleich entscheiden, ob ihr den Artikel lieber lesen wollt, oder ob ihr ihn euch lieber auf You-Tube ansehen wollt.

Pivotal-News-Points sind bedeutsame Schlüsselnachrichten, die den Kursverlauf einer Aktie auf Wochen oder gar Monate hinweg stimulieren können. Meist wird ein solcher Schlüsselpunkt durch starke Unternehmenszahlen, neue Produkteinführungen oder einen Wechsel im Management ausgelöst. Die Aktie startet dann mit einem Up-Gap in den Handel und verzeichnet ein hohes Handelsvolumen. Bei starken Up-Gaps trauen sich viele Trader oftmals nicht einzusteigen, da sie glauben, womöglich einen Trade einzugehen der ein schlechtes CRV aufweist. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Bei einem Up-Gap zeigt uns der Chart genau, wo wir einsteigen sollten, und vor allem auch, wo wir unseren Trade beenden sollten, wenn die Aktie nicht durchzieht. Somit ist es durchaus sinnvoll, bei Up-Gaps ein wenig Mut für den Einstieg zu zeigen. 

Und so gehe ich dabei vor! 

Auf der Jagd nach neuen Up-Gaps nutze ich gern das TraderFoxTool "Paper". Um das Tool zu öffnen, gehe ich auf www.traderfox.de. Bei dem Tool handelt es sich um einen digitalen Kiosk, auf dem wir börsentäglich PDF-Dokumente zur Verfügung stellen, die alle wichtigen Infos zu einer Trading- und Anlagestrategie beinhalten. 

Das Paper "Gap-Ups USA" findet ihr rechts oben. Es wird börsentäglich von uns aktualisiert. Ihr könnt das Paper auch bequem per E-mail beziehen. Um auf das Tool zugreifen zu können, benötigt ihr neben unserer Software das Morningstar Datenpaket. Infos dazu findet ihr unter folgendem Link: https://traderfox.de/aktuelles/neu-taegliche-trading-paper-im-pdf-format-10-bis-20-seiten-versand-um-8-00-uhr-per-email/id-914/

Öffne ich nun das Paper, dann erscheinen sogleich alle US-Aktien die in den letzten fünf Handelstagen ein Gap-Up von mindestens fünf Prozent vorweisen konnten. Im Moment finden sich nur 30 Aktien in der Liste. Dabei sieht man, dass es vielen Aktien nach Gap-Up´s aktuell schwer fällt, durchzuziehen. Die Aktien bei der Auswahl werden auf Grund des Kriteriums "Volumenindikator" sortiert. Das heißt, das Unternehmen mit dem höchsten Volumen befindet sich dabei ganz oben. Wir werden uns heute zwei  Unternehmen ansehen. Einmal Cerence, das sich auf Platz 3 befindet, und Alector auf Platz 13.

Cerence (CRNC) ist ein führender Anbieter von Technologien mit künstlicher Intelligenz für die Interaktion zwischen Fahrzeugen und Insassen. Das Unternehmen ist noch recht neu an der Börse und wurde Ende 2019 aus dem Automotive-Bereich von Nuance Communications ausgegliedert. Seitdem ist es ein unabhängiges, börsennotiertes Unternehmen, dessen Software inzwischen in über 325 Millionen Autos verbaut wurde. Spannend ist das Unternehmen vor allem deswegen, weil es inzwischen über eine der weltweit populärsten Software-Plattformen für den Aufbau virtueller Assistenten in der Automobilindustrie verfügt. Dies drückt sich vor allem im großen Kundenstamm aus. So zählen alle großen Automobilhersteller und deren Tier-1-Zulieferer auf der ganzen Welt zu Cerences Kunden. Mit mehr als 65 Kunden ist die ganze Palette der bekannten Autohersteller wie BMW, Audi, Daimler oder Toyota vertreten. Dabei werden die Software-Lösungen auf White-Label-Basis angeboten, sodass die Kunden maßgeschneiderte virtuelle Assistenten, angepasst an die jeweilige Marke, erhalten, wodurch die Bindung zwischen Automarke und Fahrer gestärkt wird. Wir hatten das Unternehmen bereits vor mehr als einem Jahr in unserem Tenbagger-Depot vorgestellt und seitdem dort auch immer wieder besprochen. Die Aktie hat seither etwa 200 % zugelegt.

 

Wachstumsaussichten 

Die mit der Plattform des Unternehmens entwickelten virtuellen Assistenten für Fahrzeuge ermöglichen eine Reihe von Interaktionsmodi zwischen Mensch und Fahrzeug, einschließlich Sprache, Berührung, Handschrift, Blickverfolgung und Gestenerkennung und unterstützen die Integration virtueller Assistenten von Drittanbietern, um das Fahrerlebnis zu steigern und die Verbindung zwischen den Insassen und dem Auto zu vertiefen. Künstliche Intelligenz in Fahrzeugen ist schon heute Realität, steht aber noch am Anfang der Entwicklung. Doch eines ist klar: Die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Fahrer wird mehr und mehr über Sprache und Gestik stattfinden. Cerence bietet dafür die innovativste Software an. 

Der Markt für diese Software dürfte in den nächsten Jahren stark wachsen. So rechnen die Analysten von Needham damit, dass sich die Anzahl von sprachgesteuerter KI in Fahrzeugen auf Sicht der nächsten 3 bis 5 Jahre auf über 60 % verdoppeln wird. IHS Markit rechnet damit, dass 90 % aller neuen Fahrzeuge ab 2022 bereits mit irgendeiner Form von Spracherkennung ausgestattet sein werden. Da Cerence bereits mit fast allen namhaften Fahrzeugherstellern zusammenarbeitet, dürfte das Unternehmen davon in den nächsten Jahren überproportional profitieren. Der Marktanteil liegt aktuell bei etwa 80 %. Das ist stark. Als Kunden gewinnt das Unternehmen nun auch die aufstrebenden Autobauer aus China wie beispielsweise Wuling. So soll die, von Wuling, in Indonesien vertriebene Marke Almaz mit WISE einen innovativen künstlichen Fahrzeugassistenten erhalten, der von Cerence entwickelt wurde. 

Daneben weitet das Unternehmen auch das Geschäft mit bargeldlosen Bezahlfunktionen, das unter dem Namen Cerence Pay bekannt ist, immer weiter aus. Die Bezahlfunktion wird ausschließlich per Sprache durchgeführt und soll nun über die ganze USA und Europa ausgerollt werden. Die Zahlen zum letzten Quartal fielen besser aus als erwartet. Der Umsatz stieg um 14,1 % auf 98,7 Mio. USD (Konsens: 93,44 Mio. USD) und auch das EPS konnte um 60,5 % auf 0,69 USD je Aktie (Konsens: 0,52 USD) zulegen. In 2021 soll der Umsatz bei 390 Mio. USD liegen. Auf Jahresbasis soll das Wachstum beim Umsatz zwischen 15 und 18 % liegen. Mit einem KUV von 11 und einem KGV von 50 ist die Aktie nicht günstig bewertet; allerdings würde mich das nicht stören, solange ich sehe, dass das Wachstum hoch bleibt. 

Pivotal News

Nun sehen wir uns an, was das Gap-Up von gut 8 %, vor knapp einer Woche, ausgelöst hat. Dies war die Nachricht, dass die Aktie in den S&P MidCap 400-Index aufgenommen wird. Am 7. Juli hat Cerence Adtalem Global Education ersetzt. Durch die Aufnahme dürfte das Interesse der insitutionellen Anleger am Unternehmen weiter zunehmen. Mit einer Marktkapitalisierung von 4,3 Mrd. USD ist das Unternehmen noch nicht wirklich riesig. Schauen wir uns den Chart an, dann ist festzustellen, dass sich die Aktie aktuell in einer breiten Seitwärtsphase befindet. Das Allzeithoch lag bei 140 USD. Eine starke Unterstützung befindet sich im Bereich von 80 USD. Die Aktie ist sehr volatil, das sollte klar sein. Die Pivotal Price Line liegt bei 120 USD. Nachdem die Aktie am Tag der News schön anzog, ging sie anschließend in eine Konsolidierung über, wobei die Pivotal Price Line gerissen wurde. Es ist des Öfteren zu beobachten, dass Aktien nach einem Gap-Up noch einmal die Initial Price Line anlaufen, bevor sie dann wieder nach oben drehen. Von dem her finde ich die Situation bei Cerence aktuell sehr spannend, da sich hier mit einem guten CRV arbeiten lässt. Ich würde somit einen Kauf in Erwägung ziehen, sollte die Aktie in der nächsten Woche Stärke entwickeln und wieder nach oben ziehen. Dabei würde ich die Initial Price Line bei 110 USD als Risikobegrenzung nehmen. Somit ergibt sich ein Risiko, je nach Einstieg, von 7 bis 9 %. 

 

Alector (ALEC) ist ein biopharmazeutisches Unternehmen in der klinischen Phase. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Immunneurologie, einen neuartigen therapeutischen Ansatz, der das körpereigene Immunsystem nutzt, um neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer in den Griff zu bekommen. Die Immunneurologie zielt auf die Dysfunktion des Immunsystems als Ursache mehrerer Pathologien, die degenerative Hirnerkrankungen verursachen. Mit den Therapeutika von Alector soll die gesunde Immunfunktion des Gehirns wiederhergestellt werden. Die Plattform des Unternehmens nutzt groß angelegte humangenetische Datensätze, fortschrittliche Werkzeuge in der Bioinformatik und Bildgebung, sowie Erkenntnisse über Neurodegeneration und Immunologie, um das Immunsystem zu identifizieren. Das Unternehmen ging Anfang 2019 an die Börse. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 3,12 Mrd. USD.

Wachstumsaussichten 

Wichtig zu begreifen ist, dass das Unternehmen noch keine zugelassenen Medikamente im Portfolio hat. Allerdings hat Alector eine breite Pipline mit zehn Kandidaten in der Entwicklung und sieben weiteren Programmen im Research-Stadium. Der größte Hoffnungsträger im Portfolio ist der unverpartnerte Wirkstoffkandidat AL001 gegen zwei spezielle Formen von Frontotemporaldemenz, welcher sich derzeit in Phase 3 beziehungsweise 2 der klinischen Entwicklung befindet. Die Kandidaten AL002 und AL003 gegen Alzheimer sind im Partnerprogramm mit AbbVie und befinden sich aktuell in Phase 1 beziehungsweise Phase 2. In den letzten Wochen hat sich durch die Zulassung des Medikaments Aducanumab von Biogen zur Behandlung von Alzheimer, einiges auf dem Gebiet getan. Die Zulassung dürfte viel frisches Geld in den gesamten Forschungsbereich bringen und zudem neue Hoffnung im Kampf gegen das  Vergessen aufflammen lassen. 

Da Alector bislang keine Medikamente auf dem Markt hat, ist immer wieder damit zu rechnen, dass es zu Kapitalerhöhungen kommt, um frisches Geld für die weitere Forschung aufzutreiben. Allerdings dürfte die Finanzierung nun weiterhin gut gesichtert sein, da letzte Woche eine bedeutende Meldung über den Ticker lief, die letztlich auch zu einem Pivotal News Point führte. 

Pivotal News

So hat das Unternehmen am 2. Juli gemeldet, dass der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline mit Alector eine globale Zusammenarbeit im Bereich der Immunneurologie bei den beiden monoklonalen Antikörpern AL001 und AL101anstrebe. Der Deal hat ein Gesamtvolumen von bis zu 2,2 Mrd. USD. Wie die beiden Unternehmen berichten, erhält Alector erst einmal eine Zahlung von 700 Mio. USD, wobei weitere 1,5 Mrd. USD möglich sind. Diese Summe würde etwa auf Entwicklungsmeilensteine entfallen. Zudem wollen sich die Unternehmen alle Gewinne, die in den USA erzielt werden, teilen. Außerhalb der USA wird Glaxo das Vertriebsrecht haben, während Alector Tantiemen aus den Umsätzen erhalten wird.

Nach Bekanntwerden der Nachricht schoß die Aktie um 75 % nach oben. Grund dafür dürfte vor allem die Vorauszahlung von 700 Mio. USD gewesen sein. Mit einem erfahrenen Partner im Rücken, dürfte zudem die Hoffnung bei den Investoren steigen, dass die Partnerschaft zu einer schnelleren Zulassung der Therapeutika führen könnte. Grund für die Zusammenarbeit dürfte wohl der aktivistische Investor Paul Singer sein, der mit seinem Hedgefonds im Frühjahr bei GlaxoSmithKline eingestiegen war und erheblichen Druck macht, die Medikamenten-Pipeline auf Vordermann zu bringen. 

Nach dem Gap-Up Anfang der Woche zog die Aktie sofort weiter, wechselte am Freitag jedoch in eine Konsolidierung. Mir gefällt das Verhalten der Aktie sehr gut, da sie klare Stärke zeigt. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass die Aktie nun eine längere Konsolidierung durchläuft und die Pivotal Price Line erneut anläuft. Sollte die Aktie allerdings in der nächsten Woche direkt zum Breakout aus der Pivotal Base ansetzen, dann könnte es hier sehr schnell in Richtung 50 USD gehen. Ich habe mir einen Alarm im Bereich von 40 USD gesetzt. Sollte die Aktie dieses Kursniveau überschreiten, kann ich mir einen Einstieg vorstellen. Das Risiko würde ich 5 bis 7 % unterhalb des Breakout-Niveaus begrenzen. Da es sich um eine sehr spekulative Aktie handelt, ist zu beachten, dass es innerhalb eines Handelstages zu erheblichen Kursschwankungen kommen kann. 

L Brands als gelungenes Beispiel

Als Beispiel für einen perfekten Pivotal News Point will ich kurz L Brands hervorheben. Dabei handelt es sich um ein Unternehmen im Kosmetik- und Pflegebereich. Während der Corona-Krise, nein eigentlich schon davor, war die Firma stark angeschlagen. Ende Juli 2020 hatte das Unternehmen dann ein erfreuliches Business Update veröffentlicht, wobei es unter anderem angekündigt hatte, Kostenreduzierungen in einer Höhe von 400 Mio. USD vorzunehmen, sowie das Geschäft besser zu straffen. Bei den Analysten war dies gut angekommen. Sämtliche Analysten hatten daraufhin ihre Kursziele erhöht. Der Kurs der Aktie stand zu dem Zeitpunkt, also gleich nach dem Gap-Up bei 23 USD. JP Morgen hatte beispielsweise noch am selben Tag das Kursziel von 14 USD auf 32 USD angehoben, was ein Potenzial von knapp 50 % zu diesem Zeitpunkt ausmachte. Nach dem Pivotal News Point war die Aktie lehrbuchmäßig nach oben gezogen. Aktuell steht die Aktie bei 73 USD, und es hat eigentlich noch keinen Zeitpunkt gegeben, an dem man die Aktie, charttechnisch gesehen, verkaufen hätte müssen. Das Plus beträgt inzwischen mehr als 200 %. Es ist hart, solche Aktien, die ohne Widerstand einfach so durchziehen, zu finden. Allerdings gibt es sie natürlich immer wieder. Und das Schöne ist: Wenn man so eine Aktie mal gefunden hat, dann stellen sich die Gewinne ganz von allein ein. 

 

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Ich wünsche euch eine erfolgreiche Woche.

Bis zum nächsten Mal

Andreas Haslinger

Verwendete Tools:

TraderFox Trading-Desk: https://www.traderfox.de

TraderFox Paper: https://paper.traderfox.com

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Eigenpositionen: Verantwortlicher Redakteur Andreas Haslinger: Keine 


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