Berkshire Hathaway – vom Investor zum Swingtrader? Buffett legt die Transaktionen des letzten Quartals offen

Marius Müllerhoff ist als freier Redakteur beschäftigt. Artikel von freien Redakteuren stellen deren eigene Meinung dar und müssen mit der von aktien nicht korrespondieren.

Liebe Leser,

Anfang der Woche war es wieder soweit. Die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway (BRK) hat die Transaktionen des ersten Quartals 2021 offengelegt. Das fast 300 Mrd. USD. schwere Aktien-Portfolio weist weiterhin Apple als größte Position auf (40%), gefolgt von Bank of America (14,5%) und American Express (8%). Auffällig ist es, dass Buffett und sein Team seit ca. einem Jahr etliche Investments kürzer halten als man dies aus der Vergangenheit gewohnt war. Vom Investor zum Swingtrader? Das ist natürlich eine Übertreibung und würde sich partiell nur auf das Aktien-Portfolio beziehen. Schauen wir uns genauer an, welche Transaktionen in Q1 2021 vorgenommen und welche Aktien in den vergangenen 12 Monaten zeitlich kürzer gehalten wurden.

Quelle: desk.traderfox.com

Neueinstieg bei AON, Reduktion bei Merck und Chevron, +6 Mrd. Aktienrückkauf

Berkshire Hathaway beteiligte sich mit knapp 1 Mrd. USD an dem Versicherungsmakler Aon. Das Unternehmen mit Sitz in Dublin bietet Risiko-, Alters- und Gesundheitslösungen an. Im Öl-Sektor wurde das Investment in Chevron um gut 50% reduziert. Überraschend ist hierbei, das Buffett und sein Team Chevron erst in Q3 2020 ins Portfolio neu aufgenommen haben. Ähnlich erging es einigen Pharma-Konzernen. So wurden die Anteile an Merck um knapp 40% reduziert. Dieser Titel wurde erst in Q3 2020 ins Portfolio neu aufgenommen. Auch bei AbbVie, in das in Q3 2020 investiert wurde, haben Buffett und sein Team gut 10% der Anteile in Q1 2021 verkauft. Dass Buffett seinen "Spaß" an Banken verloren hat (außer Bank of America), ist nichts neues. Folglich hat er in Q1 2021 seine Anteile an Wells Fargo weiter reduziert, und zwar um 98%. Berkshire hat einen Teil des Cashbergs für den Rückkauf von eigenen Aktien genutzt. Insgesamt wurde Aktien in Höhe von gut 6 Mrd. zurückgekauft.

Quelle: https://www.gurufocus.com/guru/warren+buffett/stock-picks?search=buffett

Was lässt sich abschließend sagen?

Buffett ist laut eigener Aussage dafür bekannt, dass er seine Investments am liebsten nie verkaufen möchte. Seit ca. einem Jahr scheint es mir so, dass Berkshire einige Investments tendenziell nicht mehr lange hält. So wurde Barrick Gold, das Berkshire Hathaway in Q2 2020 ins Portfolio aufnahm, in Q3 2020 zu knapp 45% wieder verkauft. Ende 2020 wurde die Anteile komplett veräußert. Ähnlich verlief es bei Pfizer. Berkshire kaufte sich dort in Q3 2020 ein, nur um das Investment in Q4 2020 wieder abzustoßen. Das waren kurze Gastspiele und erinnern mich eher an Swingtrades. Auch Chevron und Merck könnten in diese Kategorie von Investments bzw. Swingtrades fallen. Vermutlich sind Buffetts beide "Jünglinge", Ted Weschler and Todd Combs, die einen leicht differenzierten Investmentstil pflegen, immer stärker im Aktienkauf-Geschäft selbst tätig. Natürlich, eine Schwalbe macht noch keinen Frühling bzw. ein Jahr mit mehreren Swingtrades im Aktien-Portfolio macht aus Buffett und seinem Team noch keine "Swingtrading-Gesellschaft". Vielleicht bekommen wir einen ersten Geschmack von Ted und Todd. Ich bin auf die nächsten Quartale gespannt.

Aufklärung über Eigenpositionen: Der Autor hält Aktien an Apple und Barrick Gold.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox


Bildherkunft: AdobeStock: 417405979