Cannabis-Branche – Aphria und Tilray fusionieren zum größten Cannabis-Produzenten. Wie geht es mit der Branche weiter?
Liebe Leser,
gestern Abend wurde bekannt gegeben, dass sich der kanadische Cannabis-Produzent Aphria und der US-Cannabis-Produzent Tilray in einem "All Stock Deal" zum umsatzstärksten Cannabis-Unternehmen zusammenschließen werden. Tilray-Aktien schossen gut 20 % nach oben, Aphria Aktien um über 7%. Es ist ein sinnvoller Merger und eine notwendige Konsolidierung in der Branche. In den vergangenen Wochen gab es mehrere Pivotal News Points für die gesamte Cannabis-Branche. Zunächst der Sieg von Biden bei den US-Präsidentschaftswahlen, der hat die Entkriminalisierung des Cannabis-Konsums auf Bundesebene angekündigt hat. Dann folgte die Gesundheitskommission der Vereinten Nationen mit der Ankündigung, Cannabis und Cannabisharz aus dem Übereinkommen von 1961 über Betäubungsmittel zu streichen und es aus derselben Kategorie wie Heroin zu entfernen. Und nun dieser Merger in der stark fragmentierten Cannabis-Branche. Nach zwei sehr schweren Jahren, in denen einige Cannabis-Aktien um über 90% einbrachen, zeigt die Branche langsam wieder positives Momentum. Was gibt es über den Merger von Aphria und Tilray zu berichten? Wie geht es weiter mit der Branche?
Quelle: desk.traderfox.com
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Der Deal im Detail
Das neue Unternehmen wird unter Tilrays Symbol-Ticker (TLRY) an der Nasdaq gehandelt. Die Aphria-Aktionäre werden 62% der Tilray-Aktien im Rahmen der Transaktion besitzen. Aphria zahlt eine Prämie von 23% auf Tilrays Schlusskurs vom 15. Dezember 2020, welche bei 7,87 USD lag. Der Gesamtumsatz für 2021 wird mit 930 Mio. CAD (596 Mio. EUR) beziffert. Damit wird es das umsatzstärkste Unternehmen der Marihuana-Branche werden. Irwin Simon, CEO von Aphria, soll zum CEO des neuen Unternehmens ernannt werden, das laut Bericht seinen Hauptsitz in die USA verlegen wird. Für die Transaktion, die voraussichtlich im zweiten Quartal 2021 abgeschlossen sein wird, ist die noch die Zustimmung der Aktionäre von Tilray erforderlich. Die Vereinbarung beinhaltet auch ein Recht auf höhere Gebote und eine gegenseitige Kündigungsgebühr von 65 Mio. CAD (42 Mio. EUR).
Welche Potenziale ergeben sich durch den Deal?
Für Aphria, das bis vor kurzem ausschließlich auf dem kanadischen Markt im Bereich der medizinischen Marihuana unterwegs war, ermöglicht die Fusion mit Tilray den Eintritt in den US-Markt und in den Markt des Freizeitkonsums von Marihuana. Denn Tilray ist ein in den USA ansässiges Unternehmen, das international sowohl auf dem medizinischen Markt als auch auf dem Freizeitmarkt für Marihuana vertreten ist. Die beiden Unternehmen schätzen die Kosteneinsparungen durch den Deal auf jährlich 100 Mio. CAD (64 Mio. EUR) innerhalb von 24 Monaten. Bei einem gemeinsamen Umsatz von 930 Mio. CAD wäre das eine beträchtliche Einsparung. In diesem Kontext sind noch die Synergien im Getränkebereich zu erwähnen. Erst Anfang November hat Aphria das US-amerikanische Craft-Beer-Unternehmen Sweetwater Brewing Company übernommen, das auf cannabis-infundierte Getränke spezialisiert ist. Gleichzeitig ist Tilray Partner von Anheuser-Busch InBev. Die kombinierten US-Aktivitäten werden sich auf Sweetwater und Manitoba Harvest, das Hanf- und CBD-Markenprodukte herstellt, konzentrieren. Das neue fusionierte Unternehmen wird aber nicht nur auf dem kanadischen und US-Markt verstärkt vertreten sein. Auch der europäische Markt, wo die Produktionsstätte von Tilray in Portugal einen zollfreien Zugang zur Europäischen Union ermöglicht, wird viel Wachstum versprechen, insbesondere in Deutschland. Denn in Deutschland verfügt Aphria über ein Vertriebszentrum für medizinische Rezepte und eine Kultivierungsanlage. Beide, so die CEOs von Aphria und Tilray, bieten viel Wachstumsfantasie. Der Merger wird also ein globales cannabis-operierendes Business schaffen.
Wie geht es weiter mit der Cannabis-Branche?
Der Merger bekräftigt, dass Cannabis ein sich schnell entwickelnder Sektor ist. Dies ist vor allem den cannabis-freundlichen Entwicklungen in den USA (Entkriminalisierung auf Bundesebene) und Europa (immer mehr Staaten legalisieren Marihuana für medizinische Zwecke) zu verdanken. Laut Brightfield Group, einem Cannabis-Beratungsunternehmen, wird der europäische Markt im Jahr 2020 auf 359 Millionen USD wachsen, was einem Anstieg von 25% gegenüber 2019 entspricht. Die USA bleiben jedoch der attraktivste Markt. Laut Euromonitor International wird es bis 2025 voraussichtlich 70% des weltweiten Marktes von 93,8 Milliarden USD ausmachen. Außerdem genießen einige Marihuana-Player starken Rückhalt von bekannten Unternehmen aus der Getränke- bzw. Tabakbranche. So hat Constellation Brands (Hersteller des Corona-Biers) in mehreren Tranchen eine Beteiligung von 43% an Canopy Growth aufgebaut. Die Cronos Group genießt ein 45%-Investment von Altria (Marlboro-Herstellter). Constellation Brand und Altria verfügen über riesige Netzwerke, Logistikzentren und Know-how im Bereich des internationalen Vertriebes und Marketings, die Canopy Growth und Cronos früher oder später stark zu Gute kommen sollten. Hinzu kommt der Ausbau des Produkt-Portfolios aller Cannabis-Unternehmen, z.B. Cremes, Getränke, Lebensmittel, Öle, Shampoo.
Was lässt sich abschließend sagen?
Der Merger zwischen Aphria und Tilray war ein Schritt in die richtige Richtung. Internationale Expansion, neue Produkte, Konsolidierung. Wenngleich Synergieerwartungen vermutlich überschätzt wurden und das Problem des Überangebots nicht thematisiert wurde. Die Branche wird wieder spannender nach zwei sehr harten Jahren. Der Sieg von Biden und globales Wachstum sind wichtige Katalysatoren.
Aufklärung über Eigenpositionen: Der Autor hält Aktien von Canopy Growth.
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