Diese niederländische Wachstumsmaschine profitiert massiv vom European Green Deal

Liebe Leser,

der European Green Deal wird von Goldman Sachs als der größte und umfangreichste wirtschaftliche Stimulus seit dem Marshall Plan bezeichnet. Die Investmentbank geht von einem Investitionsumfang in Höhe von mindestens 7 Bio. USD aus. Doch welche Ziele werden im European Green Deal angesprochen? Die genauen Details zu den europäischen Klimazielen findest du in diesem Artikel. Hier eine Übersicht:

  • Bis 2030 möchte die EU 50-55 % der Emissionen einsparen. Bis 2050 soll der gesamte europäische Raum emissionsfrei sein.
  • Bis 2030 sollen Elektrolyseure für grünen Wasserstoff mit einer Leistung von mindestens 40 GW ausgebaut werden.
  • Bis 2030 soll die Erzeugung von grünem Wasserstoff bei mindestens 10 Mio. Tonnen liegen.
  • Die EU wird bis 2030 Subventionen in Höhe von 145 Mrd. Euro für die Wasserstoffstrategie vergeben. Der Wasserstoffmarkt soll bis 2030 eine Größe von 140 Mrd. Euro erreichen und 140.000 Arbeitsplätze schaffen.
  • Innerhalb der nächsten 10 Jahre rechnet die EU mit Investitionen von mindestens 1 Bio. Euro in die klimaneutrale Kreislaufwirtschaft.

Am Aktienmarkt gab es in den vergangenen Wochen eine Rallye in den Solar-Aktien. Auch die Wasserstoff-Aktien konnten in den vergangenen Wochen hohe Kursgewinne verbuchen. Allerdings gibt es neben den offensichtlichen Profiteuren viele Zulieferer und kleinere Unternehmen, die genauso wichtig für die Umsetzung des European Green Deals sind. Zum Beispiel müssen Stromleitungen ausgebaut werden. Für die Solarenergie gibt es zahlreiche Zulieferer, wie z.B. auch SolarEdge Technologies. Ohne die Wechselrichter von SolarEdge Technologies könnte der generierte Gleichstrom durch Solaranlagen nicht in Wechselstrom umgewandelt und in das Stromnetz eingespeist werden. Alfen ist ebenfalls ein unbekannter Highflyer mit Wachstumspotenzial.

Alfen – Ein Blick auf die Dienstleistungen des Energie-Unternehmens

Alfen ist ein niederländisches Unternehmen aus dem Energie-Sektor. Das Unternehmen verkauft Energiespeichersysteme, Ladestationen für Elektroautos, intelligente Stromnetze (Smart Grids), Umspannstationen und vieles mehr. Alfen ist ein sogenannter Systemintegrator. Das Unternehmen sorgt dafür, dass das Stromnetz zuverlässig funktioniert. Die Energiespeichersysteme können überschüssigen Strom von Solaranlagen oder Windkraftparks speichern und für einen späteren Zeitpunkt verfügbar machen. Umspannstationen sorgen dafür, dass die elektrische Energie aus dem Mittelspannungsnetz umgewandelt wird. Dies ist notwendig, um den Strom in Niederspannungsnetze (Ortsnetze) einzuspeisen. Durch das zukünftige Abschalten von Kohlekraft- und Atomkraftwerken und dem Aufbau neuer Windkraftparks und Solaranlagen dürften weitere Umspannstationen europaweit nachgefragt werden. Mit Ladestationen für Elektroautos spielt Alfen ebenfalls einen Wachstumstrend. In der Batterieherstellung werden derzeit enorme Fortschritte gemacht. Elektroautos dürften in den kommenden Jahren immer stärker nachgefragt werden, da die Reichweite kontinuierlich zunimmt. Alfen stellt die Ladestationen für Elektroautos bereit und spielt damit indirekt den disruptiven Wandel der Automobilindustrie.

Das Unternehmen unterteilt den Umsatz in drei Segmente: Smart Grids (intelligente Stromnetze), Ladestationen für Elektroautos und Energiespeicherung. Alle drei Bereiche sind Wachstumsmärkte, die in Zukunft stark nachgefragt werden dürften. Durch den Trend hin zu erneuerbaren Energien stehen Stromnetzbetreiber vor neuen Herausforderungen. Durch die erneuerbaren Energien kommt es zu Leistungsschwankungen im Stromnetz. Alfen kann diese Schwankungen ausgleichen und damit das Stromnetz verlässlich betreiben.

Hohes Wachstum und zunehemende Profitabilität

Alfen hat vor kurzem die Quartalsergebnisse veröffentlicht. Das Unternehmen konnte ein Umsatzwachstum in Höhe von 47 % ausweisen. Noch beeindruckender ist, dass das adj. EBITDA um 107 % auf 10 Mio. Euro gestiegen ist. Dies bedeutet, dass das Unternehmen zunehmend profitabel arbeitet und die Margen ausbaut. Der adj. Gewinn liegt bei 5,3 Mio. Euro, was einem Wachstum von 266 % im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht. Innerhalb der letzten drei Jahre ist der Umsatz des Unternehmens um durchschnittlich 32,5 % gewachsen. Der Gewinn ist im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 70,3 % angestiegen. Den Großteil des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen im Segment Smart Grids. Allerdings wächst das Segment Ladestationen für Elektro-Autos überdurchschnittlich schnell. Die folgende Grafik zeigt, wie sich der Umsatz auf die Segmente aufteilt:

Quelle: Alfen Investor Relations

Alfens Eigenkapitalquote bewegte sich in den Jahren 2018 und 2019 unter 20 %. Allerdings hat das Unternehmen am 16. Juni diesen Jahres eine Kapitalerhöhung durchgeführt. Dadurch stieg die Eigenkapitalquote des Unternehmens auf 49,6 %. Das Unternehmen sitzt derzeit auf einem Cash-Berg in Höhe von 35,8 Mio. Euro. Die Gesamtverschuldung liegt bei 67,8 Mio. Euro. Das Unternehmen weist eine solide Bilanz auf. Der Piotroski F-Score gibt Alfen 8/9 Punkte.

Katalysatoren – Diese Faktoren dürften das Wachstum in den nächsten Jahren massiv antreiben 

Der größte Wachstumstreiber für Alfen ist der European Green Deal. Durch das Subventionspaket dürfte der Markt für erneuerbare Energien einen mächtigen Schub bekommen. Derzeit erwirtschaftet Alfen 70,9 % des Umsatzes in den Niederlanden. Dahingehend ist der niederländische Markt von besonderer Bedeutung. Diese zwei langfristigen Faktoren, dürften weiteres Wachstum stimulieren:

Der Markt für erneuerbare Energien wächst stark

Wie bereits geschrieben hat Alfen starken Rückenwind. Die prognostizierten Wachstumsraten sind beeindruckend. In den Niederlanden soll die installierte Leistung von Solaranlagen in den kommenden fünf Jahren um durchschnittlich 37 % steigen. Die Ladestationen für Elektrofahrzeuge im europäischen Raum sollen in den kommenden fünf Jahren um durchschnittlich 35 % pro Jahr zunehmen. Der Markt für Energiespeicherung zeigt sich sogar noch wachstumsstärker als der Markt für Ladestationen und Smart Grids. Der Markt für Energiespeicherung soll in den nächsten sechs Jahren um durchschnittlich 53 % pro Jahr wachsen. Alfens Produkt-Portfolio bedient diese drei Trends. Dahingehend dürfte der Rückenwind aus der Branche der größte Katalysator sein.

Quelle: Alfen Investor Relations

Alfen hat die Internationalisierung gerade erst begonnen

Ein weiterer Wachstumstreiber ist die Internationalisierung des Unternehmens. Alfen möchte sich europaweit aufstellen und nicht den Großteil des Umsatzes in den Niederlanden erwirtschaften. Dies ist positiv zu bewerten, da sich das Unternehmen so unabhängiger von Entwicklungen in einem Land macht. Außerdem ergeben sich enorme Wachstumschancen in anderen Ländern. Alfen konnte in den letzten Jahren ein noch stärkers Wachstum im Ausland als im Inland erzielen. Dies zeigt, dass das Management fähig ist, neue Märkte zu erschließen. Die Internationalisierung ist aufgrund der Angebots-Nachfrage-Dynamik äußerst attraktiv. Alfen verkauft die nötigen Produkte für den Wandel hin zu erneuerbaren Energien. Die Nachfrage wird hoch sein. Viele europäische Länder sind noch weit davon entfernt, die durch die EU vorgeschriebenen Klimaziele zu erreichen. Dies dürfte in den kommenden Jahren zu erhöhten Investitionen führen. In den letzten Jahren konnte Alfen den Umsatz außerhalb der Niederlande um durchschnittlich 90 % pro Jahr steigern.

Quelle: Alfen Investor Relations

Intakter Aufwärtstrend und moderate Bewertung

Der Chartverlauf der Alfen-Aktie ist äußerst bullish. Die Aktie bewegt sich in einem klaren Aufwärtstrend. Anleger können mit Alfen an dem langfristigen Trend hin zu erneuerbaren Energien partizipieren. Die Aktie hat ein KUV in Höhe von 8,3. Dies ist nicht günstig, aber auch nicht unfassbar teuer für ein Wachstumsunternehmen, das in einer florierenden Branche tätig ist. Das KUV mit dem prognostizierten 2021-Umsatz liegt bei 4,9. Auf Sicht von 12-18 Monaten dürfte einer weiteren Aufwärtsbewegung nichts im Wege stehen.

Verwendete Tools:

Tipp: Das Aktien-Terminal von TraderFox zeigt euch die wichtigsten Daten und Fakten übersichtlich an. Das Tool basiert auf einer Morningstar-Datenbank mit über 15.000 amerikanischen und europäischen Aktien.

Hinnerk Lührs, Eigenposition: Alfen


Bildherkunft: Unsplash