Dieser Dividendenaristokrat ist ein Dauerläufer und wächst sogar in der Krise

Michael Seibold ist als freier Redakteur beschäftigt. Artikel von freien Redakteuren stellen deren eigene Meinung dar und müssen mit der von aktien nicht korrespondieren.

Liebe Leser,

die Corona-Krise beschleunigt strukturelle Veränderungen und hat in einigen Branchen disruptiven Charakter, nicht so aber beim weltgrößten Nahrungsmittelhersteller Nestlé. Seit über 150 Jahren produziert das Schweizer Unternehmen Nahrungsmittel und Getränke. Mit stärkerem Fokus auf die "Nutrition, Gesundheit und Wellness"-Strategie hat das Unternehmen auf den Wachstumspfad zurückgefunden. Einer der wichtigsten Schritte dorthin war die Veräußerung von Nestlé Skin Health für 10,2 Milliarden CHF. Außerdem wurde der Verkauf des US-Speiseeisgeschäfts an Froneri für 4 Milliarden USD vereinbart. Die neue Konsumentengeneration setzt mehr auf natürliche, biologische Nahrungsmittel sowie auf pflanzenbasierte Eiweiße. Diese Entwicklung setzt eine schnellere Produktentwicklung voraus und soll durch kürzere Innovationszyklen vorangetrieben werden. Mit der Einführung des neuerworbenen Starbucks-Portfolios konnte man weitere Wachstumschancen generieren. Mit der Neuentwicklung des Garden Gourmet Incredible Burger sowie Sweet Earth setzt Nestlé auch auf pflanzenbasierte Nahrungsmittel und bekommt ein großes Stück vom veganen Trend ab.

Wertvolle Marken und Unternehmensstruktur

Insgesamt weist der Schweizer Gigant mit einer Marktkapitalisierung von über 270 Milliarden Euro fünf Segmente aus, die nach geografischen Begebenheiten gegliedert werden mit Ausnahme des Geschäfts mit Wasser. Die Zone Nord- und Südamerika (AMS) bilden den größten Umsatzanteil, gefolgt der Zone Europa, Naher Osten und Nordafrika (EMENA). Die Regionen Asien, Ozeanien und Subsahara-Afrika (AOA) werden aufgrund des wachsenden Wohlstandes in der Bevölkerung immer wichtiger. Des Weiteren gibt es noch den Bereich Nestlé Waters sowie übrige Geschäfte.

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Quelle: Geschäftsbericht Nestlé 2019

In den Geschäftsberichten findet man auch noch eine Aufteilung nach den wichtigsten Produktgruppen, auf die ich noch näher eingehen möchte.

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Quelle: Geschäftsbericht Nestlé 2019

Nestlé kann auf ein Sortiment von mehr als 2000 Marken zurückgreifen. Viele dieser Marken erreichen täglich ein Millionen-Publikum und sind weltweit bekannt wie beispielsweise Maggi oder Nespresso.

Die Kategorie Getränke in flüssiger und Pulverform beinhaltet die Segmente Kaffee, Kakao- und Malzgetränke sowie Tee. Diese umfassen die bekannten Kaffeemarken wie Nescafé, Nespresso und Starbucks sowie Milo, dem weltweit meistverkauften Schokoladen-Malzgetränk. Mit einem Umsatzanteil von 25 Prozent und einer zugrunde liegenden operativen Ergebnismarge hat dieser Bereich den größten Anteil am Unternehmen.

Das Portfolio im Nutrition-Geschäft umfasst Milliardenmarken wie NAN, iluma, Cerelac oder Gerber. Im Bereich Nestlé Health Science (NHSc) geht es um wissenschaftsbasierte "Medical Nutrition". In diesem Segment geht es u.a. um Säuglingsnahrung, Vitaminpräparate, E-Health-Lösungen sowie Kollagensortimente. Mit einem Umsatzanteil von 16 Prozent und einer operativen Ergebnismarge von 22,1 Prozent ist dieses Segment das Zweitwichtigste.

Die dritte Kategorie umfasst Produkte für Heimtiere. Das Portfolio von Purina enthält eine Reihe weltbekannter Marken für Hunde- und Katzenfutter. Auch hier werden neueste tiermedizinische Nahrungsergänzungsprodukte angeboten. Mit einem Anteil von 15 Prozent am Umsatz und einer operativen Marge von 21,4 Prozent wird dieser Bereich immer wichtiger für Nestlé.

Im Segment Milchprodukte und Speiseeis werden ungekühlte Milchprodukte, Pflanzenmilch und Kaffeeweißer angeboten. Im Speiseeis-Segment verfügt der Schweizer Konsumgüterhersteller Marken wie Häagen-Dazs und Outshine. Dieser Bereich macht 14 Prozent des Umsatzes aus.

Die Kategorie Fertiggerichte und Produkte für die Küche umfasst Grundnahrungsmittel wie Bouillons, Suppen, gekühlte und ungekühlte kulinarische Produkte, Tiefkühlgerichte und Pizzen, Marken wie Maggi oder DiGiorno. 2019 wurde das Portfolio an Produkten mit pflanzenbasierten Proteinen wie rohen Burger-Patties und vielseitigem Hackfleischersatz erweitert. Dieser Bereich hat Nestlé 2019 einen Umsatz von 12,2 Milliarden CHF beschert.

Das Süßwarengeschäft umfasst beispielsweise die Ikone KitKat sowie regionale Marken wie Lion. Hier werden Bereiche wie Schokolade und Biscuits abgebildet. Diese Kategorie kommt noch auf einen Umsatzanteil von 9 Prozent.

Der letzte aufgeführte Bereich ist das Geschäft mit Wasser. Nestlé Waters umfasst Nestlé Pure Life, eine der weltweit größten Marken für abgefülltes Wasser und internationale Premiummarken wie S.Pellegrino, Perrier und Acqua Panna. Dieser Anteil macht 8 Prozent vom Umsatz aus.

Nestlé Zukunftsaussichten

In vielen Bereichen der Lebensmittelbranche ist Nestlé unangefochtener Weltmarktführer. Natürlich hat man als Weltmarktführer auch einige Konkurrenten. Manche stehen auf der kompletten Sortimentspalette im Wettbewerb, andere konkurrieren in einzelnen Sparten. Im Getränkebereich wären dies Coca-Cola mit einem Jahresumsatz von ca. 37 Milliarden USD. Auch die Getränkesparte und das Wassergeschäft von Nestlé bewegen sich in diesem Größenbereich. PepsiCo ist ähnlich wie Coca-Cola ein Konkurrent im Getränkebereich. Doch auch im Fingerfood-Geschäft ist PepsiCo vertreten. Insgesamt macht PepsiCo einen Jahresumsatz von über 68 Milliarden USD, was wesentlich mehr ist als der bekanntere Konkurrent Coca-Cola. In den Bereichen Milchprodukten, Wasser und medizinischen Nahrungsmittel ist der französische multinationale Getränke- und Lebensmittelkonzern ein Konkurrent. Nicht zu vergessen ist der niederländisch-britische Konzern Unilever, der mit Marken wie Cremissimo, Langnese oder Knorr bekannt geworden ist. Auch KraftHeinz gehört noch immer zu den Big Playern in der Nahrungsmittelindustrie.

Wie man sehen kann, gibt es eine große Konkurrenz. Jedoch ist der Markt so groß, dass Platz ist für viele Hersteller. Mit der enormen Finanzkraft kann Nestlé auf drohende Angriffe entsprechend reagieren. Bis 2050 will Nestlé klimaneutral produzieren, seine Plastikverpackungen deutlich reduzieren und immer mehr auf nachhaltige Produkte setzen. Der Fokus wird ebenfalls mehr auf vegetarische und vegane Produkte gerichtet. Der Trend zum bewussten Ökokonsum nimmt an Fahrt auf und so möchte Nestlé vor allem die umweltbewussten Kunden an sich ziehen.

Die Kooperation mit Starbucks hat sich der Schweizer Lebensmittelgigant über 7 Milliarden USD kosten lassen, erschließt sich dadurch weiteren Umsatzwachstum. Mit einer Partnerschaft mit Alibaba möchte man den eCommerce v.a. im asiatischen Bereich stärken. Hier ist noch großes Umsatz- und Gewinnpotenzial vorhanden, da auch die Mittelschicht in China immer wohlhabender wird.

Ein Blick auf die Zahlen

Die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 können sich sehen lassen. Der Gewinn je Aktie stieg um über 11 Prozent auf 4,41 CHF an. Der Free Cash Flow kletterte um 10,9 Prozent auf 11,9 Milliarden CHF. Der Umsatz konnte auf 92,6 Milliarden CHF gesteigert werden. Auch die operative Marge konnte von 17 Prozent im Jahr 2018 auf 17,6 Prozent im Jahr 2019 gesteigert werden. Bei der Nettoverschuldung konnte man weitere 3 Milliarden CHF tilgen auf nun 27,1 Milliarden CHF. Auch während der Corona-Pandemie wächst Nestlé im ersten Quartal 2020 um 4,3 Prozent. Der Onlineverkauf legte sogar um 30 Prozent zu. Der Vorstand geht in diesem Jahr weiter von den angepeilten Zielen für das Geschäftsjahr 2020 aus, die weiteres Umsatzwachstum bedeuten. Auch die Marge soll sich weiter verbessern.

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Quelle: Geschäftsbericht Nestlé 2019

Im neu entwickelten Dividenden-Check für Aktien erhält Nestlé 12 von 15 Punkten. Aufgrund des stark angestiegenen Aktienkurses ist die Dividendenrendite auf 2,7 Prozent gefallen. Der Konzern kommt mittlerweile auf 35 Jahren in Folge gezahlter Dividende. Auch steigt das Schweizer Unternehmen in den Bereich der Dividendenaristokraten auf. Diesen Titel bekommt man nur, wenn ein Unternehmen mindestens 25 Jahre in Folge regelmäßig die Dividende erhöht hat. Für das Jahr 2019 zahlt Nestlé 2,70 CHF an die Aktionäre aus. Die Ausschüttungsquote auf den Gewinn beträgt ca. 63 Prozent. Der Konzern plant außerdem für die kommenden drei Jahre Aktienrückkäufe von 20 Milliarden CHF.

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Quelle: TraderFox Dividendencheck auf aktie.traderfox.com

Fazit

Die zurzeit vorherrschende Corona-Pandemie hat kaum Auswirkungen auf das Geschäftsmodell von Nestlé. Das ist ein großer Vorteil einer nicht-zyklischen Branche, denn essen und trinken muss jeder auch in der Krise. Nestlé verfügt über 2.000 Marken, die fast jedem ein Begriff sind. Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern steigt dieses Jahr in den elitären Club der Dividendenaristokraten und kann somit auf eine lange Dividendenhistorie zurückblicken. Regelmäßig werden Aktienrückkäufe absolviert, was zusätzlich den Gewinn je Aktie erhöht. Kleinere Rückgänge der Aktie werden stets gleich wieder aufgeholt und neue Allzeithochs sind im Visier. Diese Aktie eignet sich also zum Kaufen und Liegenlassen. Nebenbei wird dies durch regelmäßig steigende Dividenden versüßt.

Liebe Anleger,

ich wünsche Ihnen noch viele erfolgreiche Investments.

Bis zur nächsten spannenden Story,

Michael Seibold

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