Kommt Porsche an die Börse? – Das müssen Anleger über den geplanten IPO wissen

Anfang der Woche sorgte ein Handelsblatt-Bericht für starke Kursbewegungen bei den Aktien von Volkswagen (ISIN: DE0007664039) und Porsche Automobil Holding (ISIN: DE000PAH0038). Inhalt des Artikels ist ein geplanter Börsengang der Porsche AG. Der Volkswagen-Konzern erhofft sich durch den Porsche-IPO zusätzliche Einnahme. Die Familien Porsche und Piëch möchten hingegen ihr Familienerbe sichern und sich einen Teil der Porsche AG zurückholen.

Bereits heute können Anleger Aktien der Porsche Automobil Holding SE an der Börse handeln, die inzwischen ein Mitglied des auf 40 Unternehmen erweiterten Dax-Index ist. Allerdings ist die Porsche Automobil Holding nicht die Aktie des Automobilherstellers Porsche AG, sondern eine börsennotierte Beteiligungsgesellschaft der Familien Porsche und Piëch.

Um zu verstehen, wie die Unternehmen Volkswagen und Porsche miteinander verbunden sind und wie man sich vor einem möglichen Porsche-IPO positionieren sollte, geben wir in diesem Artikel einen Überblick über die Hintergründe des geplanten Börsengangs und zeigen, welche Aktien von den Plänen profitieren könnten.

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Porsche fasziniert Autofans auf der ganzen Welt

Porsche ist einer der traditionsreichsten Automobilhersteller der Welt. Den Grundstein für die steile Erfolgsgeschichte legte die Familie Porsche mit dem Roadster Typ 356, der 1948 seine Erstzulassung erhielt. Mit dem Porsche 911 stieg Porsche zu einem der begehrtesten und erfolgreichsten Sportwagenhersteller der Welt auf.

In seiner über 70-jährigen Geschichte zeichnete sich Porsche durch starke Visionen und Innovationskraft aus. Bereits 1900 legte der Professor Ferdinand Porsche die Grundlage für die heutige Elektromobilität und moderne Hybrid-Fahrzeuge. Im Jahr 2019 präsentierte Porsche mit dem Taycan seinen ersten vollelektrischen Sportwagen und schaffte es, den bis dahin unangefochtenen Marktführer Tesla im E-Luxussegment vom Thron zu stoßen.

Im Rennsport feierte Porsche ebenfalls große Erfolge. Das Unternehmen ist beispielsweise der erfolgreichste Hersteller in der fast 100-jährigen Historie des prestigeträchtigen 24-h-Rennen von Le Mans. Zuletzt gab es wiederholt Berichte über Porsche zu einem möglichen Einstieg in die Formel 1.

Heute zählt das Unternehmen aus Zuffenhausen zu einem der profitabelsten Autohersteller der Welt. Die Marke und die unverkennbare Form der Porsche-Autos weckt weltweit große Begeisterung. Die Beliebtheit ermöglicht es dem Hersteller, seine Autos mit hohen Margen zu verkaufen.

 

Porsche AG ist zu 100% in Besitz des Volkswagen-Konzerns

Der Automobilhersteller Porsche AG ist zu 100% im Besitz der Volkswagen AG. Die Hintergründe über die Übernahme werden bis heute von Wirtschaftsexperten herangezogen, um die Unberechenbarkeit der Börse zu verdeutlichen.

Im Jahr 2005 gab es konkrete Pläne von Porsche, die Volkswagen AG zu übernehmen. Bis ins Jahr 2008 stockte Porsche seinen Anteil an allen VW-Stammaktien auf über 42% auf und hielt weitere 31% der VW-Anteile über Optionen. Nach Bekanntgabe dieser Nachricht versuchten Spekulanten ihre Leerverkäufe zu decken. Die Volkswagen-Aktie explodierte infolge des fehlenden Angebots am Börsenmarkt auf über 1.000 EUR je Aktie.

Im Jahr 2009 musste Porsche im Rahmen der Finanzkrise durch die hohe Verschuldung von über 11,4 Mrd. EUR seine Übernahmepläne ad acta legen. Kurz darauf wurde von den Familien Porsche und Piëch beschlossen, dass Porsche in den Volkswagen-Konzern integriert werden solle.

Bereits Ende 2009 übernahm Volkswagen etwa 50% der Anteile an Porsche. Die beiden Unternehmen wollten durch die Integration Synergien schaffen und Kosten einsparen. Im Jahr 2012 übernahm Volkswagen das restliche operative Geschäft von Porsche für 4,46 Mrd. EUR. Seitdem befindet sich die Porsche AG zu 100% im Besitz der Volkswagen AG.

 

Porsche Automobil Holding SE ist größter Aktionär von Volkswagen

Trotz der Übernahme von Porsche AG durch Volkswagen ist die Beteiligungsgesellschaft Porsche Automobil Holding bis heute größter Aktionär der Volkswagen AG. Mit 53,3% der Stammaktien halten die Familien Porsche und Piëch die Mehrheit der Stimmrechte von Volkswagen.

Stimmrechtsverteilung zum Stand 31.12.2020 (Quelle: volkswagen.com)

Trotzdem ist der Einfluss der beiden Familien im Volkswagen-Konzern beschränkt. Aufgrund einer Sonderrolle des Großaktionärs Niedersachsen (VW-Gesetz) sowie der traditionell mächtigen Rolle von Arbeitnehmervertretern (insbesondere Gewerkschaften und Betriebsrat) ist die Macht der Porsche Automobil Holding begrenzt.

Mit der Beteiligung am Volkswagen-Konzern ist die Porsche Automobil Holding in ein großes Portfolio verschiedener Automarken investiert. Neben Porsche gehören beispielsweise Audi, SEAT, Skoda sowie die Luxus-Marken Bentley, Lamborghini und Bugatti zur Volkswagen AG.

Kerninvestment der Porsche Automobil Holding (Quelle: porsche-se.com)

Die beiden Familien Porsche Piech halten 100% der Stammaktien von Porsche Automobil Holding und damit alle Stimmanteile. Privatanleger können ausschließlich Vorzugsaktien handeln. Aktionäre der Vorzugsaktien erhalten zwar eine leicht höhere Dividende, allerdings keine Mitbestimmungsrechte.

 

Weitere Beteiligungen der Porsche Automobil Holding SE

Neben der Beteiligung an Volkswagen ist die Porsche Automobil Holding in verschiedene weitere Unternehmen investiert. Mit PTV Planung Transport Verkehr AG gehört der Porsche Automobil Holding einer der größten Softwareanbieter im Bereich Verkehrs- und Logistikplanung.

Zudem hat die Porsche Automobil Holding weitere Minderheitsbeteiligungen, unter anderem an dem Cloud-Unternehmen INRIX, an den beiden 3D-Druck-Spezialisten Markforged und Seurat Technologies, an dem LIDAR-Unternehmen AEVA sowie dem Münchener Hersteller von Trägerraketen Isar Aerospace.

 

Was über den geplanten Porsche-IPO bekannt ist

Durch den Börsengang von Porsche möchte Volkswagen zusätzliche Einnahmen erzielen, um den Kampf gegen Tesla und den Umstieg zu einem Software- und Elektromobilitäts-Konzern zu beschleunigen. In diesem Zusammenhang soll ein Teil des Porsche-Anteils von Volkswagen an die Porsche Automobil Holding veräußert werden. Im Gegenzug könnte die Porsche Automobil Holding die Mehrheit an Volkswagen abgeben.

Laut Handelsblatt gibt es mehrere Quellen, die die Pläne zu dem möglichen Börsengang bestätigen. Volkswagen und Porsche schweigen bislang zu dem Deal, haben den Bericht jedoch auch nicht zurückgewiesen.

Unklar ist bislang, wie viele Porsche-Aktien Volkswagen veräußern und an die Börse bringen würde. Eine Veräußerung der Mehrheit von Porsche ist jedoch sehr unwahrscheinlich, da Porsche zu den profitabelsten Marken im VW-Konzern gehört und im Bereich der E-Mobilität die bislang größten Erfolge im VW-Konzern vorweisen kann.

 

Warum VW und CEO Diess vom Porsche-IPO profitieren würden

Ein Porsche-Börsengang dürfte die Position des umstrittenen VW-CEO Herbert Diess stärken. Der Manager steht für den Wandel des Konzerns, benötigt für den Umbau jedoch viel Geld und Durchsetzungsstärke. Durch den Verkauf von Porsche-Aktien würde Volkswagen zwar seine Beteiligung an einem der profitabelsten Konzern-Mitglieder verringern. Gleichzeitig gilt es aber als sehr wahrscheinlich, dass die Porsche Automobil Holding als größter Aktionär seine Beteiligung an Volkswagen ebenfalls verringern würde. Die komplizierte Aktionärsstruktur könnte sich dadurch etwas entspannen.

Zudem dürfte die Nachfrage nach Porsche Aktien im Zuge eines Börsengangs sehr hoch sein. Die Porsche Automobil Holding gilt bereits als potentieller Käufer und auch institutionelle Investoren dürften an einer Beteiligung an dem hochprofitablen Sportwagenhersteller interessiert sein. Das starke Kaufinteresse dürfte den Preis der Porsche-Aktien stützen.

Ein Blick auf die Börsenbewertung des italienischen Luxusauto-Herstellers Ferrari zeigt, wie viel Kurspotential ein Börsengang von Porsche beinhalten könnte. Wenngleich der Vergleich an vielen Stellen hinkt, wird Ferrari aktuell mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 16,7 bewertet. Volkswagen kommt lediglich auf 0,5. Die Bewertung der Porsche Aktie würde wahrscheinlich zwischen den beiden Bewertungen landen.

Vergleich des Kurs-Umsatz-Verhältnisses von Porsche und Volkswagen (Quelle: TraderFox Aktien-Terminal)

Die zusätzlichen Einnahmen könnte Volkswagen in die Entwicklung neuer E-Modelle und Software stecken. Die Konkurrenten Tesla, Apple und Alphabet (die sich verstärkt im Markt für Software und autonomes Fahren ausprobieren) investieren jedes Jahr hohen Milliarden-Summen. Wenn Volkswagen hier den Anschluss halten möchte, werden weiterhin hohe Investitionen benötigt.

 

Fazit: Wie lässt sich von dem Porsche-IPO profitieren?

Ein Börsengang von Porsche könnte dem Volkswagen-Konzern dringend benötigte Gelder für den Umbau und weitere Entwicklungen einbringen. Es ist davon auszugehen, dass die Porsche AG als börsennotiertes Unternehmen mit einem deutlichen Aufschlag bewertet werden würde. Von einer höheren Bewertung der Porsche AG würden folglich auch Aktionäre von Volkswagen profitieren, da ein Komplettverkauf aller Porsche-Anteile als sehr unwahrscheinlich gilt.

Aktionäre der Porsche Automobil Holding würden ebenfalls von einer Neubewertung der Porsche AG profitieren, da die Porsche Automobil Holding mit über 50% die Mehrheit aller Volkswagen-Stammaktien hält. Allerdings wird erwartet, dass sie einen Teil ihrer VW-Beteiligung verkaufen würde, um den Rückkauf von Anteilen an der Porsche AG zu finanzieren. Je nach Größe des Verkaufs würde die Porsche Automobil Holding dann zwar weniger stark über die Volkswagen-Beteiligung profitieren, aber durch den Zukauf von direkten Porsche AG-Anteilen am Preisanstieg partizipieren.

Ob und wann es zu dem geplanten Börsengang der Porsche AG kommt, bleibt abzuwarten. Ein Porsche-IPO vor der zweiten Jahreshälfte 2022 gilt aus heutiger Sicht jedoch als sehr unwahrscheinlich. Spekulative Anleger könnten allerdings mit einer frühzeitigen Investition in die Aktien von Volkswagen oder Porsche Automobil Holding auf weitere positive Nachrichten hoffen. Um das Risiko von hohen Kursschwankungen zu reduzieren, könnten Anleger einen Kauf in mehreren Chargen oder einen Sparplan mit geringer Sparrate wählen.

 

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Ich wünsche euch für euer Handeln an den Kapitalmärkten viel Erfolg!

Bis zum nächsten Mal
Jonas Hofmann