Luxus-Aktien: Lohnt sich ein Einstieg nach den jüngsten Kurseinbrüchen?
Liebe Leser,
die chinesische Regierung hat in den vergangenen Wochen einige Maßnahmen verabschiedet, die Investoren abschreckten und zu herben Kurseinbrüchen bei chinesischen Aktien führten. Zum Beispiel wurde beschlossen, dass Teenager nicht mehr als drei Stunden pro Woche Videospiele spielen dürfen. Einige Wochen vor diesem Beschluss hat die chinesische Regierung gesagt, dass die Online-Bildungsindustrie "non-profit” sein soll, um jedem Chinesen die Chance auf Fortbildung zu geben. Firmen, die E-Learning-Plattformen entwickelten, wurde also quasi von heute auf morgen die Erlaubnis entzogen, Gewinne zu erzielen. Tencent hat bereits Milliardensummen an die chinesische Regierung "gespendet” - doch dies sieht von außen eher nach Zwangsabgaben aus. Erst gestern berichtete CNBC, dass Fahrservice-Unternehmen, u.a. auch Didi, das chinesische Uber, vorgeladen wurden. In dieser Branche gab es bereits vor circa einem Monat Probleme, da Fahrer bei Didi laut der chinesischen Regierung nicht ausreichend bezahlt wurden.
Die zahlreichen politischen Maßnahmen der chinesischen Regierung haben unter anderem dazu geführt, dass europäische Luxus-Aktien abverkauft wurden. In diesem Artikel gehe ich auf die Gründe für den Abverkauf ein und beurteile, ob es sich bei der Luxus-Aktie "Kering S.A.” um eine Kaufgelegenheit handelt. Viel Spaß!
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Kering S.A. - Ein Luxus-Gigant, der auf das chinesische Geschäft angewiesen ist
Kering ist ein französischer Mode- und Accessoires-Konzern, welcher die Fashion-Marken Gucci, Saint Laurent, Bottega Veneta, Balenciaga, Alexander McQueen und Brioni besitzt. Die Luxusmarke "Gucci" ist mit einem Umsatzanteil von 56,8 % die mit Abstand größte Marke im Portfolio von Kering. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 85 Mrd. Euro ist Kering einer der weltweit größten Luxuskonzerne. Die Luxuswaren werden in Einzelhandelsgeschäften, über E-Commerce-Webseiten und Dritthändler abgesetzt. Rund 80 % des Umsatzes wird im Einzelhandelsgeschäft und der Rest im Großhandel erwirtschaftet. Diese Aufteilung ist lobenswert, da im Einzelhandel tendenziell höhere Margen verdient werden. Im letzten Jahr wurden 38 % des Umsatzes in Asien-Pazifik, 28 % in Europa, 21 % in Nordamerika und 7 % in Japan erwirtschaftet.
Zwei Faktoren, die zu höheren Margen und Wachstum führen dürften
In den kommenden Jahren dürfte die Luxusbranche einigen Wachstumstreibern ausgesetzt sein. Zum einen können Luxusunternehmen ihre Margen durch den Ausbau des Online-Geschäfts steigern. Kering hat im letzten Jahr mit einer Nettogewinnmarge von 16,4 % gearbeitet. Dies deutet auf eine bereits hohe Rentabilität hin, welche jedoch noch höher ausfallen könnte, wenn der Anteil des E-Commerce-Absatzes zunimmt. Im Q2-2021 ist der E-Commerce-Absatz um 59 % gewachsen und machte 14 % des Einzelhandelsumsatzes, also 11,5 % des Gesamtumsatzes aus. Da im Online-Segment höhere Margen verdient werden, könnten die hohen Wachstumsraten zu einer nachhaltigen Verbesserung der Gewinnmargen führen.
Weitere Wachstumstreiber sind die hohe Sparrate in Europa und den USA, sowie die schnelle wirtschaftliche Erholung. In den USA ist die Sparrate im Jahr 2020 doppelt so hoch ausgefallen wie im historischen Durchschnitt. Goldman Sachs hat geschätzt, dass US-Haushalte Ersparnisse in Höhe von 2 Bio. USD aufgebaut haben. Der Großteil der Ersparnisse wurde bei der mittleren und oberen Einkommensschicht aufgebaut - die Kundengruppen von Luxusunternehmen. In den kommenden Monaten könnte die Nachfrage nach Luxusartikeln demnach auf einem höheren Niveau verbleiben und den Absatz von Luxusunternehmen antreiben.
Der chinesische Absatzmarkt - Welche Auswirkungen wird Kering spüren?
Da Kering mit 38 % den Großteil des Umsatzes in Asien erwirtschaftet, ist relativ eindeutig, dass die Geschäftsentwicklung stark von politischen Entscheidungen der chinesischen Regierung abhängt. Prinzipiell ist die starke Positionierung in China etwas positives, denn der chinesische Markt ist der maßgebliche Wachstumstreiber für die globale Luxusindustrie. Unzählige Menschen sollen in den kommenden fünf Jahren in die Mittel- und Oberschicht aufsteigen. Die Gruppe der Chinesen, die zwischen 2.600 bis 3.900 USD pro Monat verdient, soll bis 2025 um 28 % pro Jahr zulegen. Die Gruppe der Chinesen, die mehr als 3.900 USD pro Monat verdient, soll sich von 2018 bis 2025 auf 65 Mio. Menschen verdreifachen (Quelle: McKinsey). Diese Entwicklungen dürften sich vor allem auf Luxusunternehmen positiv auswirken.
McKinsey schätzt, dass China bis 2025 mit 65 % zum globalen Wachstum in der Luxusindustrie beitragen wird. In 2025 sollen rund 40 % der Gesamtausgaben in der Luxusindustrie aus China kommen. Diese zwei Zahlen verdeutlichen, wie wichtig der chinesische Markt für Luxusunternehmen ist. Doch wenn China so stark wachsen soll, wieso sind dann die Kurse der Luxus-Aktien eingebrochen?
Chinas Staatspräsident Xi Jinping fordert staatlichen Medien zufolge eine stärkere Regulierung und Umverteilung der chinesischen Einkommen. Da wohlhabende Chinesen für die Luxuskonzerne eine enorm wichtige Käufergruppe sind, haben Investoren Angst, dass jene wohlhabenden Chinesen weniger Luxusartikel kaufen werden und eventuell auch ihren Reichtum nicht mehr öffentlich zur Schau stellen wollen. Die Einkommensungleichheit in China hat in den letzten Jahren trotz wirtschaftlichem Fortschritt zugenommen. Seit dem Amtsantritt von Xi Jinping im Jahr 2012 hat die Kommunistische Partei diese Entwicklung häufig kritisiert und von dem Ziel der Beendigung der Armut in dem Land gesprochen.
Viele Anleger fürchten, dass die chinesische Regierung eine hohe Luxussteuer einführt, welche dann umverteilt wird und Luxuswaren deutlich teurer macht. Dadurch könnte natürlich die Nachfrage nach Luxuswaren zurückgehen. Bisher gibt es jedoch keine Informationen darüber, wie hoch diese Steuer ausfallen wird - 10 %, 20 % oder 50 %? Ich gehe jedoch davon aus, dass selbst mit einer 10 bis 20 %igen Luxussteuer reiche Chinesen Luxuswaren kaufen werden und die Nachfrage nicht sehr stark einbrechen würde. Vor allem europäische Luxusmarken sind in China beliebt und hoch angesehen, wie die folgenden Umrageergebnisse zeigen.
McKinsey führte im Jahr 2019 eine Umfrage durch, bei welcher chinesische Konsumenten gefragt wurden, welche Kriterien bei dem Kauf von Luxusartikel am wichtigsten seien. Rund 80 % der Chinesen antworteten, dass das wichtigste Kriterium die Marke sei - nicht das Design, die Qualität, der Preis oder der Produktionsprozess. In einer weiteren Umfrage wurde die Frage gestellt, ob man die Herkunft der Luxusmarke kennen würde. Die europäischen Marken schnitten dabei deutlich besser als kanadische oder US-amerikanische Marken ab. Daraus lässt sich schlussfolgern: Chinesen kaufen Luxusartikel aufgrund der Marke bzw. dem Logo, europäische Marken sind am höchsten angesehen und der Preis spielt eine untergeordnete Rolle. Dies dürfte die Nachfrage auch dann stabil halten, wenn eine niedrige bis moderate Luxussteuer eingeführt wird.
Die Reaktion des Managements auf den Kurseinbruch
Kering hat bereits auf den Kursrückgang reagiert und ein Aktienrückkaufprogramm verabschiedet, um den Kurs zu stabilisieren. Das Aktienrückkaufprogramm sieht vor, dass bis zu 2 % aller ausstehenden Aktien über einen Zeitraum von zwei Jahren zurückgekauft werden. Eine erste Kauf-Tranche wurde bereits beschlossen. 0,5 % aller ausstehenden Aktien bzw. 650.000 Aktien sollen bis maximal 1.000 Euro je Aktie zurückgekauft werden. Ich gehe davon aus, dass das Aktienrückkaufprogramm stärkere Kursrücksetzer auffangen und kursstabilisierend wirken wird. Außerdem zeigt es, dass das Management aktionärsfreundlich handelt und das jetzige Kursniveau als zu niedrig einschätzt.
Die Analysten-Erwartungen, die Bewertung und ein Schlusskommentar
Im Jahr 2021 soll Kering einen Umsatz von 16,76 Mrd. Euro (+27,9 %) und einen Gewinn je Aktie von 25,51 Euro (+48,3 %) erzielen. Dies würde einen Rekordgewinn darstellen und auch das Umsatzniveau aus der Vor-Corona-Zeit würde deutlich überschritten werden. Die Aktie ist momentan mit einem KUV21 von 5,1 und einem KGV21 von 26,8 bewertet. Neben dem Aktienrückkaufprogramm, welches ja quasi eine inoffizielle Dividende darstellt, überzeugt das Unternehmen außerdem mit einer Dividendenrendite von 1,5 %. Ich denke, dass man momentan als langfristiger Investor eine Position in Kering aufbauen kann. Allerdings sind die politischen Risiken in China nach wie vor präsent, weshalb man die Positionsgröße entsprechend anpassen muss.
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Bildherkunft: Unsplash