Uran – Renaissance des Uran-Sektors im Rahmen des Green Deals. Welche Investmentchancen gibt es?

Marius Müllerhoff ist als freier Redakteur beschäftigt. Artikel von freien Redakteuren stellen deren eigene Meinung dar und müssen mit der von aktien nicht korrespondieren.

Liebe Leser,

die Reaktorkatastrophe von Fukushima ist noch keine zehn Jahre her. Damals löste ein Erdbeben einen Tsunami aus. Dadurch kollabierten mehrere Kühlsysteme im japanischen Atomkraftwerk Fukushima. Die Freisetzung erhebliche Mengen radioaktiver Stoffe waren die Folge. Die Welt war schockiert. Das gesellschaftliche Stimmungsbild wendete sich ab von der Atomenergie. Der Westen, alle voran Deutschland, trat auf das Gaspedal beim Ausstieg aus der Atomenergie. In Deutschland wurden die ältesten sieben Atomkraftwerke sofort vom Netz genommen. Bis Ende 2022 werden sämtliche deutschen Kernkraftwerke stillgelegt sein. Uran, das notwendig ist für Erzeugung von Atomenergie ist, sah seinen Preis von 70 USD pro Tonne auf 17 USD pro Tonne in 2016 fallen (aktuell liegt der Uran-Preis bei 30 USD). Fallende Uranpreise, sinkende Investitionsbereitschaft in Atomkraftwerke und Insolvenzen waren die Folge. Die gesamte Uran-Branche wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Gleichzeitig werden weltweit mehr neue Kernkraftwerke gebaut, als das bestehende vom Netz genommen werden. Kann Uran bzw. kann Atomenergie einen Beitrag zum Green Deal leisten? Wie ist also der Status-Quo des Uran-Sektors? Welche Potenziale ergeben sich für die nächsten Monate und Jahre?

Status-Quo: Neubauten, reduziertes Angebot, steigender Uranpreis, strategische Uran-Reserve in den USA

Trotz Fukushima hat sich seit 2011 die Anzahl an Atomkraftwerken leicht erhöht (von 437 auf 443). Mehr als 50 weitere befinden sich weltweit aktuell im Bau mit einem Volumen von 500 Mrd. USD. China und Indien planen den Bau von weiteren 200. Darüber hinaus will China den Anteil der nuklearen Energie von aktuell 5% auf 20% bis 2030 ausbauen und bis 2060 CO2-neutral sein. Die Nachfrage nach Atomkraftwerken sollte also auch weiterhin steigen trotz des geplanten Atomausstieges bzw. der Reduzierung von Atomkraftwerken in einigen westlichen Ländern. Letztlich sollte damit auch der Uranpreis weiter zulegen. Für den Preisanstieg spricht aber nicht nur die Nachfrage, sondern auch das reduzierte Angebot. Aufgrund des jahrelangen unattraktiven Uran-Sektors (fallende Preise, sinkende Investitionen) wurden Minen reihenweise geschlossen. Von 500 ging es hinunter auf heute nur noch 40. Bei einem Uranpreis von 30 USD sind weniger als die Hälfte der Minenbetreibern profitabel. Erst ab 55 USD, so Experten, hat ein Uranunternehmen einen Anreiz, eine Mine in Produktion zu bringen. Auch ist die Eröffnung einer neuen Uranmine einem komplexen und teurem Ablauf unterworfen, der über zehn Jahre dauern kann. Des Weiteren beschloss die Trump-Regierung erst im Sommer den Aufbau einer strategischen staatlichen Uran-Reserve. Ab 2021 soll über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren Uran im Wert von 150 Mio. USD aufgekauft werden, das ausschließlich in den USA gefördert wurde. Hintergrund ist die Abhängigkeit von Uran-Importen. So werden zurzeit noch über 95 % des benötigten Urans aus dem Ausland importiert. Das Umwelt-Komitee des Senats hat den Plan der strategischen Uran-Reserve am vergangenen Wochenende genehmigt. Da die aktuelle US-Produktion fast zum Erliegen gekommen ist, müssen nun neue oder stillgelegte Minen in den USA in Produktion gehen. Massive Nachfrage trifft auf praktisch null Angebot. Uranunternehmen sahen am Anfang dieser Woche ihre Aktienkurse in die Höhe schießen.

Uran als Profiteur des Green Deals

Die Welt bezieht 11% seiner Elektrizität aus Atomenergie, in den USA sind wir bei 20%. Fossile Energieträger sollen reduziert werden, so will es die Politik, erneuerbare Energien ausgebaut werden. Letztere können nicht so schnell etabliert werden und insbesondere Sonnen- und Windenergie unterliegen dazu noch Schwankungen. Auch Speicherlösungen sind aktuell sehr teuer. Atomenergie ist eine Alternative, die 24/7 läuft und ökonomisch vertretbar ist. Insbesondere für Schwellenländern, deren Energiehunger nicht durch erneuerbare Energien gestillt werden kann und für die gleichzeitig die Smok-Reduzierung eine hohe Priorität hat. Auch die Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen und letztlich das Erreichen der UN-Klimaziele können durch die nukleare Energieerzeugung erreicht werden. Denn die Erzeugung von Atomenergie ist beinahe CO2-neutral.

Wie ließe sich die Uran-Karte spielen?

Zunächst ist hier NAC Kazatomprom zu nennen. Dieses kasachische Unternehmen ist der größte Uranproduzent der Welt. Das Unternehmen ist u.a. an der Frankfurter Börse unter dem Symbol 0ZQ handelbar. Erst Ende November wurde bekannt gegeben, dass der Gewinn in Q3 um 138% gestiegen ist. Der Aktienkurs sprang daraufhin an. Das Unternehmen weist eine Marktkapitalisierung von 1,7 Mrd. USD auf. Der zweitgrößte Uranproduzent ist Cameco (CCJ). Das Unternehmen aus Kanada ist der größte börsennotierte Uranproduzent mit einer Marktkapitalisierung von 4,6 Mrd. USD. Dank seiner alten, langjährigen Lieferverträge kommt Cameco in den Genuss eines durchschnittlichen Verkaufspreises von 34 USD je Tonne. Auch wird weiterhin eine Dividende ausgeschüttet, da man cashflow-positiv ist. Das Trend-Template ist noch nicht erfüllt. Charttechnisch wurde gerade die wichtige Marke bei 12,30 USD aufgrund des erwähnten Pivotal News vom vergangenen Wochenende überwunden.

Quelle: desk.traderfox.com

Ein dritter Kandidat ist die Uranium Participation Corp (URPTF). Das kanadische Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 462 Mio. USD investiert in physisches Uran und lagert dieses ein. Somit ist man nicht dem Risiko des Erfolges einer Uranmine ausgesetzt. Alternativ gibt es auch einen Uran-ETF mit dem Namen NorthShore Global Uranium Mining (URNM). Die drei genannten Unternehmen gehören zu den 10 Top Holdings dieses ETFs.

Was lässt sich abschließend sagen?

Dem Uran-Sektor könnten rosige Zeiten bevorstehen. Der Green Deal ist ein wesentlicher Katalysator. Insbesondere für Schwellenländer stellt Atomenergie eine Alternative zu fossilen Energieträgern (Smog-Gefahr) und den noch ausbaufähigen erneuerbaren Energien dar. Weitere Katalysatoren sind ein reduziertes Uran-Angebot aufgrund der Minenschließungen, eine Netto-Zunahme an Atomkraftwerken und ein steigender Uranpreis. Der Pivotal News Point vom vergangenen Wochenende kommt zur richtigen Zeit. Für ein Investment ist ein langer Atemzug notwendig. Etliche Aktien des Sektors weisen ein gewisses Maß an Volatilität auf.

Disclaimer: Der Autor hält Anteile an URNM.


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