Anlagetrend Automotive: TRACKING Autohändler-Stocks!

Liebe Leser,

zuletzt sprachen wir intensiv darüber, warum man im Jahr 2022 und darüber hinaus Autohändler-Stocks ganz genau im Blick haben sollte. Explizit ging es um zwei Unternehmensarten. Einerseits sind es gewöhnliche Autohändler, die sich auf Kauft und Weiterverkauf von Gebrauchtfahrzeugen spezialisieren. Andererseits sind es die Verkäufer von Ersatzteilen, die eben davon profitieren, dass gebrauche Autos deutlich öfter in eine Werkstatt müssen, als es bei den Neuwagen der Fall ist. Im Vordergrund stand dabei die Annahme, dass die Menschen beim Kauf eines Neu-Autos immer mehr zögern und daher wird der Blick Richtung eines Gebrauchtautos als eine Art Überbrückungslösung immer intensiver.

Diese Verhaltensänderung hat simple Ursachen. Einerseits ist es die steigende Inflation, die den Kauf eines Neu-Autos deutlich teurerer macht. Andererseits ist es der globale Chip- und Halbleitermangel in Kombination mit Lieferkettenproblemen, die auf die Konsumstimmung drücken. Und so wird die Wunschausstattung eines Neu-Autos immer mehr zu einer Glückssache, da wichtige Bauteile und v. A. elektronische Komponente kaum am Markt verfügbar sind. Sollte man jedoch eine Neu-Auto-Wunschbestellung aufgeben, so beträgt die Wartezeit bis zur Auslieferung durchschnittlich neun Monate, was für viele Kunden nicht akzeptabel ist. Und so neigen sehr viele Autokäufer dazu, diese Zeit der mangelnden Neu-Auto-Verfügbarkeit mit dem Kauf eines Gebrauchtwagens zu überbrücken.  

Diese These findet nun eine Bestätigung sowohl im neuen S&P Global Mobility Report als auch in den Quartalszahlen einiger Konzerne, weswegen wir heute den Gebrauchtwagentrend und die dazu gehörige Stocks erneut unter die Luppe nehmen.



https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US05329W1027/DI/autonation-inc/aktien-4587531-261547-3962224-16776136-4863621-416679-4754028-4078956-7873189

Was global Mobility Report angeht, so erreichte das Durchschnittsalter der PKWs (PKWs und leichte Trucks) in den USA im Jahr 2022 mit 12,2 Jahren ein neues Allzeithoch, während sich ihre Anzahl auf rund 283 Mio. PKWs (+3,5 Mio. im vergangenen Jahr) erhöhte. Dies ist das fünfte Jahr in Folge, in dem das durchschnittliche Fahrzeugalter in den USA gestiegen ist. "Der globale Mangel an Mikrochips, kombiniert mit den damit verbundenen Herausforderungen in der Lieferkette und den Lagerbeständen, sind die Hauptfaktoren, die das durchschnittliche Fahrzeugalter in den USA laut der Analyse in die Höhe treiben", so die Schlussfolgerung. Volltreffer!

Gleichzeitig haben die Lieferengpässe bei Chips und Halbleitern zu anhaltenden Teileengpässen bei den Automobilherstellern geführt, die gezwungen waren, die Produktion zu drosseln. Das eingeschränkte Angebot an neuen Autos und leichten Nutzfahrzeugen angesichts einer starken Nachfrage nach Personentransportmitteln hätte die Verbraucher dazu veranlasst, ihre bestehenden Fahrzeuge länger zu behalten, da die Lagerbestände sowohl für neue als auch für gebrauchte Fahrzeuge in der gesamten Branche erschöpft waren.

Die anhaltend gestörten Lieferketten haben auch zu einem Rückgang der Fahrzeugabwrackung geführt. Das Abwrackvolumen im Jahr 2021 lag bei über 11 Millionen (Vorjahr: 15 Millionen) und die Schrottrate als Prozentsatz der Fahrzeuge auf den Straßen betrug nur 4,2 % (Vorjahr: 5,6 %). Dies ist die niedrigste jährliche Rate in den letzten zwei Jahrzehnten. Und dies war u.a. der Grund wieso nicht nur die Preise für Gebrauchtwagen, sondern auch für die Ersatzteile enorm in die Höhe geschnellt waren.



Nicht zu vergessen ist dabei die in den vergangenen Jahren enorm gestiegene Nachfrage nach Autos. Grund dafür ist die allzu gut bekannte COVID-19-Pandemie, die immer noch nicht vorbei ist. Sie zwang die Menschen immer mehr dazu, die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln aufzugeben und sich ein Fahrzeug zu kaufen. Warum? Weil es sicherer im Sinne der Ansteckungsgefahr, schneller und bequemer ist. Und so haben wir ein Phänomen, wobei die Fahrzeugflotte in den USA trotz schwacher Neuwagenverkäufe erheblich wuchs. Und so wird die Annahme über ein gutes Geschäft bei den Autohändlern und Ersatzteil-Verkäufern insgesamt bestätigt.

Für die anhaltend positive Dynamik der Nachfrage spricht auch die Tatsache, dass die Menschen nun durchschnittlich immer mehr mit einem Auto unterwegs sind. Die zurückgelegten Fahrzeugkilometer sind im Jahr 2021 bereits auf das Niveau von vor der Pandemie zurückgekehrt und stiegen Mitte 2021 um mehr als 10 %, da die Lockdowns gelockert wurden und die Menschen zu Arbeits- und Urlaubsreisen zurückkehrten. Für das Jahr 2022 ist diese Tendenz ähnlich. In Verbindung mit dem enorm gestiegenen Durchschnittsalter der Fahrzeuge ergibt dies jedoch eine sehr interessante Situation, wobei man nun mit deutlich mehr Reparaturarbeiten rechnen muss. Und daher sind Autoersatzteil-Händler besten dafür positioniert, um einen deutlichen Anstieg der Reparaturumsätze zu verzeichnen.

Schließlich bleibt noch das geopolitische Momentum kurz zu erwähnen. Der andauernde Ukraine-Konflikt wird weiterhin kurz- bis mittelfristig dafür sorgen, dass die Produktion und der Verkauf neuer Fahrzeuge durch Teileknappheit belastet wird. Und somit haben wir einen unberechenbaren geopolitischen Faktor, der im WorstCase in den kommenden Jahren einen sehr unterschiedlichen Einfluss auf die Lieferkette haben könnte. Sollte dieser negativ ausfallen und die Lieferketten zusätzlich belasten, so sind es sehr gute News für Gebrauchtwagen- und Ersatzteilhändler. Das Fehlen eines ausreichenden Angebots an Neufahrzeugen, um die steigende Nachfrage zu befriedigen in Kombination mit der weiter steigenden Inflation weltweit wird gleichzeitig zu Preiserhöhungen führen, was schließlich in eine bessere Profitabilität mündet.

Und die ersten Anzeichen dafür sahen wir schon in der aktuellen Berichtssaison an den Zahlen von Americas Car-Mart (CRMT), wobei die Aktie sehr dynamisch ansprang, und eine Erholungsbewegung einzuleiten scheint. Das Unternehmen ist über seine Tochtergesellschaften als Automobilhändler in den Vereinigten Staaten tätig. CRMT verkauft vor allem ältere Gebrauchtfahrzeuge und das Geschäft scheint nun gut zu laufen. Der Q3-Umsatz stieg dabei im Vergleich zum Vorjahreswert um 26,1 % auf 351,8 Mio. USD (Konsens: 297,23 Mio. USD). Das EPS von 4,01 USD fiel ebenfalls deutlich besser als die erwarteten 3,10 USD aus. Und dies ist kein Wunder, denn der durchschnittliche Verkaufspreis erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 24 % auf 17.860 USD, wobei die Sales um 1 % zurückgingen. Man verkauft nun etwas weniger, doch zu einem deutlich höheren Preis. Und diese Tendenz dürfte weiter so erhalten bleiben.

Das Konzernmanagement zeigte sich entsprechend zufrieden und sprach davon, dass die aktuelle Q3-Verkaufsvolumenproduktivität von 35,6 verkauften Einheiten pro Händler pro Monat das zweitbeste Ergebnis der letzten 20+ Jahren darstellt. "Wir erhöhen den Marktanteil und stehen vor Herausforderungen, die sich aus dem anhaltenden Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Gebrauchtwagenmarkt, der Inflation und dem sinkenden Verbrauchervertrauen ergeben, führte der CEO aus. Zukünftig erwartet man zusätzliche Produktivitätsverbesserungen aufgrund von Investitionen in den Ausbau eigener Wettbewerbsstärken, was ebenfalls zuversichtlich stimmt.



Explizit interessant ist bei der Gebrauchtwagen-Trendbetrachtung auch die Tendenz rund um Elektrofahrzeuge, die sich in den kommenden Jahren zu einem echten Wachstumstreiber entwickeln könnten. Dabei darf man nicht vergessen, dass Elektroautos deutlich weniger Ersatzteile benötigen als es bei den Kraftstoff-betriebenen Autos der Fall ist. Doch hier spielt die Quantität eine enorm hohe Rolle, da die ganze Welt in einem sehr schnellen Tempo auf Elektroautos umsteigt. Auch in den USA ist die Nachfrage nach batterieelektrischen Fahrzeugen in den letzten Jahren rasant gestiegen, wobei die Neuzulassungen auch während der Pandemie gestiegen sind. Aktuell sind es rund 1,44 Mio. und das ist 40 % mehr als im Vorjahr. An der Gesamtzahl der PKWs in den USA gemessen sind es nur 0,5 %, doch was hier zuversichtlich stimmt ist die sehr hohe Wachstumsrate. Dabei liegt ihr Durchschnittsalter im Jahr 2021 bei rund 3,8-3,9 Jahren und bei rund 4,1 Jahren, wenn man die Elektroautos seit 2016 mitberücksichtigt. Doch dies ist die Musik der kommender 10+ Jahre, wobei der Shift Richtung Elektromobilität immer mehr an Bedeutung gewinnen dürfte.

Was die zuletzt thematisierten Top-Stocks angeht, so hat sich ihre Story nicht weiter verändert. Signifikante News-Impulse gab es lediglich bei der Aktie von Penske Automotive (PAG), die nun Breakout auf ein neues Jahreshoch anpeilt. Der frische News-Impact kam hier mit der Ankündigung der Erhöhung des Aktienrückkaufsprogramms auf 250 Mio. USD. Gleichzeitig hat man auch die Q-Dividende um 6,4 % auf 0,50 USD je Aktie erhöht.



Abschließend ist es zu erwähnen, dass der Autohändler-Trend sich auch hervorragend über die Aktien wie AutoNation (AN), Ausbury Automotive Group (ABG), Sonic Automotive (SAH), O’Rilly (ORLY), und die zuletzt thematisierten Group 1 Automotive (GPI), CarMax (KMX), Lithia Motor (LAD), etc. spielen lässt.

Wichtig ist es jedoch all diese Stocks zumindest auf der Watchlist zu haben, um mögliche Ausreißer wie die heute angesprochene Americas Car-Mart (CRMT), aber auch die allgemeine Sektor-Stimmung rechtzeitig zu erkennen.

Viel Erfolg Und Bleiben Sie Profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.