Geopolitische Risiken versetzen Agrar-Stocks in eine Rally-Phase!

Liebe Leser,

eine historische Entwicklung im negativen Sinne haben wir in dieser Woche bei den Rochstoffen, wobei ihre Preise sehr dynamisch in die Höhe schnellen, sodass man schon bald in einem oder anderen Fall einen neuen historischen Höhepunkt markieren wird. Grund dafür ist die Kombination aus der russischen Invasion in die Ukraine, einer sehr scharfen Sanktionspolitik der westlichen Welt und der Tatsache einer viel zu hohen Abhängigkeit v.a. der europäischen Wirtschaft von russischen Rohstoffen wie Öl, Gas, Weizen, Mais, Nickel, Aluminium, Palladium, Stahl etc. Der russische Weltmarktanteil in all diesen Segmenten liegt bei etwa 15-40 % und lässt sich nicht schnell genug substituieren. Und so reagieren die Rohstoffpreise in dieser Woche mit sehr dynamischen Anstiegen zwischen 12 % und +42 % Weizen.



Damit haben wir nun eine unikale Situation, wo die Rally der Agrar-Stocks in den kommenden Wochen und Monaten beschleunigt werden könnte. Was sie bis zuletzt bewegt hat, waren ganz normale Wirtschaftsfaktoren wie Lieferkettenprobleme, steigenden Energiekosten, eine höhere Inflation, die COVID-Problematik und das in Kombination mit der weiterhin steigenden Nachfrage nach Lebensmitteln und Agrar-Produktion weltweit. Doch nun, angesichts des Geopolitischen Konflikts, der immer mehr die globale Wirtschaft trifft, wäre es möglich, dass die Welt im Jahr 2022 noch höhere Lebensmittelpreise erleben wird. Denn selbst in den UZSA, die durch Sanktionen am wenigsten betroffen werden, erreichte die Nahrungsmittelinflation im Januar 2022 ein Niveau von 6,7 % und das ist der höchste Stand seit Februar 1990.
 
Der Top-Profiteur dieser wirtschaftlichen Entwicklung, wäre v.a. der westliche und v. A. der US-amerikanische Agrarsektor. Dies bestätigt indirekt auch der aktuelle Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA). Sie meldeten, dass der Net-Farm-Income im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreswert bereits um 25,1 % auf 23,9 Mrd. USD gestiegen war. Ursächlich dafür war die Verknappung des globalen Angebots und die starke Nachfrage aus China und Europa, was u. A. zu steigenden Rohstoffpreisen geführt hat. Im Jahr 2022 wird sich diese Situation wohl kauf bessern.  



Dies spielt in die Hände des Agrarsektors und wird sehr wahrscheinlich sowohl seine Umsätze aber auch die Gewinne in die Höhe treiben. Denn gerade Agrarsektor verfügt über eine immense Preissetzungsmacht und kann nun nicht nur die Inflation an den Endverbraucher weitergeben, sondern auch die Preise im Sinne der Gewinn-Steigerung erhöhen. Und da man auf Lebensmittel und andere Agrarproduktion nicht wirklich verzichten kann, wäre es möglich, dass wir im Jahr 2022+ einen echten Bullen-Markt bei den Agrar-Stocks erleben werden. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass bspw. der Agrar-ETF iShares MSCI Agriculture Producers ETF (VEGI) in den vergangenen Tagen auf ein neues Allzeithoch gezogen war. Diese ETF wäre ggf. für sehr konservative Anleger durchaus eine Option, um den Agrar-Trend zu spielen. Sollte man sich jedoch für Stock-Picking entscheiden, so gelangen wir auch schon zu unseren Favoriten.



Den Anfang macht heute die Aktie von Anderson (ANDE), die gestern auf ein neues 6-Jahrehoch ausgebrochen war. Der Konzern ist ein diversifiziertes Unternehmen, das im Agrargeschäft tätig ist. Das Unternehmen ist in Nordamerika im Rohstoffhandel, Ethanol, Pflanzennährstoff und Schienenverkehr tätig. Man ist grob in vier Segmenten tätig: Trade Group, Plant Nutrient Group, Ethanol Group und Rail Group. Trade Group ist auf Transport und das Merchandising von physischen Rohstoffen wie Vollkornprodukten und Futtermittelzutaten spezialisiert und bietet den Kunden Marketing- und Risikomanagementdienstleistungen an. Die Plant Nutrien Sparte speichert und vertreibt Pflanzennährstoffe sowie Produkte auf Maiskolbenbasis. Die Ethanol-Gruppe betreibt US-Ethanol-Anlagen und vertreibt Ethanol. Die Rail Group vermietet, repariert und vertreibt verschiedene Arten von Triebwagen, Lokomotiven und Lastkähnen.

Der letzte signifikante Impuls kam hier am 15. Februar mit besser als erwarteten Zahlen. Wie der Konzern meldete, stieg der Q4-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 51 % auf 3,78 Mrd. USD (Konsens: 3,03 Mrd. USD). Das EPS von 1,14 USD fiel ebenfalls deutlich besser als die erwarteten 0,66 USD aus. Cash- und Cash-Äquivalents lagen bei 216,4 Mio. USD, was ebenfalls positiv ist. Das Management prognostiziert solide Margen aus seinem Nährstoffsegment, die sich aus einem begrenzten Angebot und einem gut positionierten Bestand während der Frühjahrssaison ergeben. Andersons macht auch Fortschritte bei erneuerbarem Diesel und profitiert von einem höheren Energiebedarf und einer Rückkehr zu umweltfreundlichem Ethanol. Und so ist man in der landwirtschaftlichen Lieferkette bestens positioniert, um von steigenden Lebensmittelpreisen zu profitieren.



Die Nummer zwei ist heute die Aktie des bereits gut bekannten Konzerns Deere (DE). Es ist ein weltweit führender Hersteller von Landmaschinen. Deere setzt auch künstliche Intelligenz (KI) und fortgeschrittene Computer-Vision-Anwendungen ein, um die Ernte-Erträge zu steigern und die Kosten zu senken. Das Endziel ist es, die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft durch Automation und Robotisierung zu verbessern. So die kurze Story-Zusammenfassung. Was die fundamentale Entwicklung angeht, so gelang es auch Deere in der vergangenen Quartalsperiode mit besser als erwarteten Zahlen aufzuwarten. Der Q1-Umsatz stieg dabei im Vergleich zum Vorjahreswert um 5 % auf 9,6 Mrd. UUSD (Konsens: 8,19 Mrd. USD). Das EPS (+26 %) von 2,92 USD fiel ebenfalls besser als die erwarteten 2,26 USD aus.

Im Januar gab Deere auch bekannt, dass sein neuer autonomer 8R-Traktor für die Großserienproduktion bereit ist. Analysten erwarten, dass autonomes Fahren den freien Cashflow und die Profitabilität im Jahr 2023 verbessern wird. Und so hat man die Kursziele für die Aktie auf bis zu 432 USD (Oppenheimer) erhöht. Gleichzeitig gibt es hier auch eine Sonderstory in Bezug auf Infrastrukturausbau in den USA. Im Jahr 2017 erwarb Deere die Wirtgen Group, einen weltweit führenden Anbieter von Straßenbaumaschinen. Diese Akquisition in Höhe von 5,2 Mrd. USD wird es dem Unternehmen ermöglichen, im Jahr 2022+ von erhöhten Infrastrukturausgaben zu profitieren, sobald diese endlich verteilt werden.



Die Nummer drei ist die Aktie von Mosaic (MOS), die nun einen 6-jahre Big-Picture-Breakout schaffte. Das Unternehmen ist der weltweit größte Hersteller von Kali und Phosphaten, die kritische Düngemittelbestandteile sind. Und da Düngermittel nun ein sehr heißes Trend-Thema geworden sind, wird auch diese Landwirtschaft-Trend-Story intensiv gespielt. Der Anfangsschub kam ja hier mit den Sanktionen gegen Belarus, vor wenigen Jahren, als dort der Volksaufstand gegen den Präsidenten Lukaschenko gescheitert war. Und Belarus war zum damaligen Zeitpunkt einer der größten Exporteure dieser Produkte in die EU. Nun drohen die Sanktionen gegen russische Düngermittelhersteller wie z. B. Phosagro, was die westlichen Unternehmen noch besser in Schwung bringen wird, da diese Marktnische unbedingt gefüllt werden muss.

Und die Anfänge dieser nachhaltigen Entwicklung sahen wir am 22. Februar an den Zahlen von Mosiac. Der Q4-Umsatz stieg dabei im Jahresvergleich um 56,3 % auf 3,8 Mrd. USD (Konsens: 3,9 Mrd. USD). Der Nettogewinn sank jedoch von 2,17 USD auf 1,95 USD (Konsens: 1,98 USD) je Aktie. Dies war die Wirkung der wachsenden Inflation, weswegen auch das Q4-Verkaufsvolumen von Phosphat und Kali um 22 % gegenüber dem Vorjahr zurückging. Doch nun könnte sich die Situation ändern, den auch das Unternehmen selbst rechnet nun für 2022 mit eine wachsende Nachfrage nach Düngemitteln. Und so bestätigte das Konzern-Management, dass man die Produktion massiv erhöhen kann. Die Kalimine K3 von Esterhazy wird die Produktion im zweiten Quartal 2022 bereits aufnehmen und bis 2022 eine Kaliproduktion von 5 Millionen Tonnen hinzufügen, was angesichts einer bald kommenden Angebotsknappheit wirklich positiv stimmt.



Die Nummer vier ist die Aktie von Tyson Foods (TSN). Und mit dieser Aktie geht man schon die Trend-Richtung der Nahrungsmittelproduktion. Der Konzern ist der größte Produzent von Fleisch in den USA. Abnehmer von Hähnchen-, Rind- und Schweinefleisch-Produkten sind neben Supermärkten wie Walmart und Costco auch Restaurantketten wie McDonald’s, Burger King, und Yum! Brands. Hinzukommen aber auch Schulen und Gefängnisse. Zudem bietet das Unternehmen Fertiggerichte, die Herstellung und Vermarktung von tiefgekühlten und gekühlten Lebensmitteln sowie Logistikaktivitäten für den Transport der Produkte. Probleme in der Lieferkette und ein angespannter Arbeitsmarkt haben zu höheren Futtermittelpreisen, Versandkosten und Löhnen geführt. Doch Tyson wird es nicht viel ausmachen, da man die höheren Kosten problemlos an die Kunden weitergeben kann, was zumindest die höheren Futtermittelpreise ausgleichen werde und im BestCase sogar seine Margen erhöhen wird.

Die Bestätigung dieser Annahme kam ja auch von besser als erwarteten Zahlen vom Anfang Februar. Dabei stieg der Q1-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 24 % auf 12,9 Mrd. USD (Konsens: 12,18 Mrd. USD). Das EPS (+140 %) von 2,87 USD fiel sehr deutlich über den erwarteten 1,90 USD aus. Grund dafür war die durchschnittliche Preiserhöhung für TSN-Produkte, die wir bereits angesprochen haben. Und da die Nachfrage unelastisch ist, rechet das Unternehmen für FY22 nun mit einem Umsatz am Höheren Ende von 49-51 Mrd. USD (Konsens: 50,35 Mrd. USD), was einem Wachstum von rund 8 % im Jahresvergleich entspricht.



Schließlich ist es heute die Aktie von Nutrien (NTR), die ich explizit ansprechen möchte. Zumal auch sie auf ein neues Mega-Hoch gezogen ist. Diese Story ist ähnlich der von Mosaic, denn auch Nutrien mit Sitz in Kanada ist der größte Kaliproduzent und der drittgrößte Stickstoffproduzent weltweit. Diese Produkte machen auch NTR zum weltweit größten Düngemittellieferanten. Und nun wird man bald vermutlich die Chance bekommen, freie Marknischen (nach Sanktionen gegen RF und BL-Düngermittelhersteller) einzunehmen. Das Unternehmen profitiert ohnehin von steigenden Preisen für Pflanzennährstoffe. Dabei verfügt man über zusätzliches Potenzial, die Kali-Produktion signifikant zu steigern.

Das Management des Unternehmens hat schon am 1. Februar bekanntgegeben, dass das Unternehmen in der Lage wäre, die jährliche Kaliproduktion von rund 14 Millionen um 29 % zu steigern. Und der nächste positive Impuls kam schon am 16. Februar mit besser als erwarteten Zahlen. Der Q4-Umsatz stieg dabei im Vergleich zum Vorjahreswert um 79 % auf 7,3 Mrd. USD (Konsens: 6,54 Mrd. USD). das EPS (von 2,47 USD fiel ebenfalls besser als die erwarteten 2,39 USD aus. Und so rechnet man nun für FY22 mit einem EPS im Bereich von 10,20-11,80 USD (Konsens: 9,56 USD), bei einem EBITDA von 10-11,2 Mrd. USD (FY21-EBITDA: 7,13 Mrd. USD), was auf eine deutlich bessere Profitabilität beim höheren Umsatz hindeutet.



Abschließend lässt sich erwähnen, dass das Landwirtschaftsthema sehr groß und umfassend ist und lässt sich über viele andere gute Stocks- und Storys wie eine deutsche K+S, oder CF Industries (CF), Bunge (BG), Gladstone Land (LAND), aber auch Caterpillar (CAT), Archer Daniels (ADM), etc. Spielen.

Was uns angeht, so favorisieren wir in dieser Hinsicht Big-Caps, die eine zusätzliche Sonderstory wie Deere (DE) bieten. Doch Groß-Nischen-Stocks wie die Düngerhersteller und Nahrungsproduzente wie MOS, NTR und TSN stellen ebenfalls eine sehr interessante langfristige Investment-Alternative dar.

Viel Erfolg und bleiben Sie Profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.