Ken Fisher geht bei SAP jetzt in die Vollen
Ken Fisher ist einer der profiliertesten Investoren der Welt. Der Starinvestor ist regelmäßig in den Börsenmedien präsent und seine Bücher erreichten Kultstatus. Sein Investmentstil wurde entscheidend geprägt durch seinen Vater, Investmentlegende Philip. A. Fisher, der sogar Börsenlegenden wie Charlie Munger und Warren Buffett maßgeblich beeinflusste. Dabei war Philip A. Fisher kein reiner Value Investor, sondern verband in seiner Anlagestrategie die Vorzüge von Value Investing und Growth Investing. Heute würde man diesen Stil GARP nennen, Growth at a reasonable Price.
Mit gerade einmal 250 USD Startkapital machte sich Ken Fisher bereits 1979 selbständig und gründete Fisher Investments. Heute verwaltet er für seine Mandanten mehr als 200 Mrd. USD und ist seit mehr als 45 Jahren auf Erfolgskurs. In eigenen Studien hatte er herausgefunden, dass in unterschiedlichen Marktphasen verschiedene Anlagestrategien unterschiedlich gute Resultate abwerfen. Und das macht er sich zunutze, indem er zwischen den Investmentansätzen Value, Contrarian und Growth wechselt. Dazu zieht er Makroindikatoren zu Rate, die den groben Trend vorgeben.
"Investieren ist ein Spiel der Wahrscheinlichkeiten, nicht der Gewissheiten."
(Ken Fisher)
Für Fisher zählen Zahlen, Daten, Fakten; Emotionen schiebt er bewusst zur Seite. Und so steht er weiterhin unbeirrt im Lager der Bullen, trotz Inflations- und Zinssorgen und aller politischer Turbulenzen. Er verweist darauf, dass der Markt sehr kurzfristig agiert und auf die Zinsentwicklung schielt, aber es sei gar nicht so entscheidend, wann genau die Zinssenkungen kämen, sondern dass sie erfolgen. Vor allem aber würden die Auswirkungen politischer Entscheidungen vom Markt meistens überschätzt, woraus sich für rational agierende Anleger Chancen ergäben.
Transaktionen im 1. Quartal 2025
Ken Fishers Portfolio ist aufgrund seines hohen Anlagevolumens relativ breit aufgestellt. Da er nicht nur sein eigenes Vermögen verwaltet, sondern Einzeldepots tausender Mandanten, tauscht er auch auf Basis von deren individuellen Vorgaben und Vorlieben häufiger Positionen aus. Aktuell betreut Fisher Investments mehr als 175.000 Mandanten mit einem verwalteten Gesamtvolumen von 295 Mrd. USD.
Das von Ken Fisher investierte Vermögen ging im letzten Quartal um 4 % auf 231 Mrd. USD zurück; es verteilte sich auf 999 Aktien, von denen 117 neu ins Depot aufgenommen wurden. Die Turnoverrate schnellte dabei von 2 % auf 9 % hoch.
Angesichts der von Donald Trump bereits im Verlauf des 1. Quartals angekündigten Strafzölle nahm Fisher bei vielen US-Schwergewichten Gewinne mit, so dass Verkäufe überwiegten. Bei Amazon verkaufte er 28 % seiner Position, bei Alphabet 27 %, bei Netflix 55 % und bei Apple 10 %.
Auch in der zweiten Reihe reduzierte Fisher beträchtlich. So stehen AMD und Booking Holdings nach Verkäufen von jeweils rund 95 % der Anteile wohl vor dem kompletten Rauswurf aus dem Depot, Broadcom musste einen Positionsabbau um 48 % verkraften und Taiwan Semiconductor um 37 %.
USA pfui, Europa hui: Groß aufgestockt hat Ken Fisher im Gegenzug bei europäischen Schwergewichten. An der Schweizer Großbank UBS hat er seine Position weit mehr als verzehnfacht und bei Deutschlands führender Softwareschmiede SAP waren es 150 %.
Portfolio zum Ende des 1. Quartals 2025
In Fishers Depot dominieren weiterhin die Technologieaktien mit einem Anteil von 24,3 %; allerdings sind das satte 6 % weniger als zuvor. Auf dem zweiten Rang behaupteten sich die Finanzwerte mit 16,8 %, während sich Gesundheitswerte mit nun 11,6 % auf den dritten Rang deutlich nach vorne geschoben haben. Neue viertplatzierte sind Industrieunternehmen mit 8,5 % vor Industriewerten mit 7,1 %. Die bisher drittplatzierten zyklischen Konsumwerte sind um knapp ein Drittel und drei Positionen auf 6,4 % gestutzt worden, und liegen nur noch knapp vor Kommunikationsdiensten mit 5,6 % und defensiven Konsumwerten mit 5,2 %.
Fishers fünf Top-Positionen stellen rund 19 % seines Portfolios und damit 5 % weniger als im Vorquartal. Die starke Reduzierung bei den US-Techwerten machte sich auch hier bemerkbar. An der Spitze liegen weiterhin Apple vor Nvidia und Microsoft. Dahinter hat sich, dank der erneuten Aufstockung, der Vanguard Intermediate Corporate Bond ETF an Amazon und Alphabet vorbeigeschoben und rangiert nun auf dem vierten Platz.
Auch dahinter gab es Bewegung, da die massiven Verkäufe bei Taiwan Semiconductor und Boradcom diese aus Fishers Top 10 gespült haben. Neuer Siebtplatzierter ist der iShares 7-10 Year Treasury Bond ETF vor der führenden US-Großbank JPMorgan Chase, Abnehmspezialist und Novo Nordisk-Hauptkonkurrent Eli Lilly und Zuckerbergs Social Media-Plattform-Konglomerat Meta Platforms.
Auffällig ist, dass Fisher zum wiederholten Male bei Unternehmensanleihen und US-Staatsanleihen zugegriffen hat, indem er seine beiden bevorzugten Bonds aufstockte.
Im Fokus: SAP SE
Nicht unter seinen zehn größten Depotpositionen findet sich SAP, doch das DAX-Schwergewicht liegt nach der jüngsten Aufstockung immerhin schon auf Rang 14 – und zeigt damit Fishers großes und wachsendes Vertrauen in Deutschlands führende Softwareschmiede.
SAP wurde 1972 gegründet und etablierte sich schnell mit seiner Unternehmenssteuerungssoftware als führender ERP-Hersteller in Deutschland. 1988 ging man an die Frankfurter Börse, 1995 stieg man in den DAX auf und 1998 folgte die Notierungsaufnahme an der New York Stock Exchange. Heute ist SAP der gewichtigste Wert im DAX 40 und mit einer Marktkapitalisierung von 300 Mrd. Euro fast doppelt so schwer wie die zweitplatzierte Siemens.
SAP agierte heute als globaler Anbieter für Unternehmenssoftware mit Fokus auf Prozessoptimierungen und Ressourcenersparnisse. Dabei adressiert man weiterhin ausschließlich Firmenkunden, ist also im B2B-Bereich tätig (Business-to-Business). SAPs ERP-Systeme werden sowohl von Großkunden wie Volkswagen, Porsche, Adidas oder McDonald’s genutzt, die dabei eine direkte Betreuung durch die SAP erhalten, als auch von Kunden aus dem Mittelstand (KMU). Bei diesen übernehmen mehr als 800 offizielle SAP-Partner Beratung, Einführung sowie Supportdienste.
Ende 2019 wurde Christian Klein Co-Chef bei SAP und agiert seit April 2020 als alleiniger CEO. Sein Vertrag war im letzten Jahr vorzeitig um zwei weitere Jahre bis Ende 2028 verlängert worden und nun gab es eine erneute vorzeitige Vertragsverlängerung bis Ende 2023. Das signalisiert das große Vertrauen, das der Aufsichtsrat in seinen Vorstandschef hat. Und das scheint er sich redlich zu verdienen.
Im 1. Quartal 2025 stieg der Umsatz um 12 % auf 9,01 Mrd. Euro, weil Angebote rund um Software aus der Cloud die Geschäfte antrieben. Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) legte sogar um 58 % auf 2,46 Mrd. Euro zu, nachdem im Vorjahreszeitraum milliardenschwere Kosten für Abfindungsprogramme die Bilanz belasteten. SAP hatte 10.000 Arbeitsplätze zur Disposition gestellt, um sich fitter für die Cloudzukunft zu machen, aber aufgrund von Personalaufstockungen in diesem Bereich blieb die Zahl der Arbeitsplätze weitgehend konstant. Und auch unterm Strich konnte SAP wieder einen Gewinn vorweisen mit einem Nettoergebnis von 1,80 Mrd. Euro.
Künftig wird SAP KI in alle seine Anwendungen integrieren und man setzt noch stärker auf Kooperationen mit globalen Playern. So wurde jüngst die bestehende Partnerschaft mit dem chinesischen Internetgiganten Alibaba ausgeweitet, der die SAP-Lösung für Wartung, Upgrades und Integration von KI-Funktionen in seine Kerngeschäftsprozesse nutzen wird. Die Alibaba Group plant darüber hinaus den Einsatz von SAP Business AI, der SAP Business Technology Platform sowie Lösungen von SAP Ariba, SAP Integrated Business Planning, SAP SuccessFactors, SAP Concur und SAP Emarsys. "Durch die Kombination der SAP-Unternehmenssoftware mit der robusten Infrastruktur und den KI-Funktionen von Alibaba Cloud können wir Kunden dabei unterstützen, intelligentere und agilere Abläufe zu entwickeln", erklärte Alibaba-Chairman Joe Tsai.
SAP schwimmt auf einer Erfolgswelle und da inzwischen aufgrund von Trumps wankelmütigem Verhalten gegenüber den Verbündeten der USA die Zuverlässigkeit der Supermacht infrage steht, rücken in Europa zunehmend "heimische" Anbieter in den Mittelpunkt, um sich unabhängiger von amerikanischen Lösungen zu machen. Auch im Bereich digitaler Infrastruktur setzt hier ein Umdenken ein und führende Anbieter wie SAP dürften ganz besonders profitieren.
Darauf setzen immer mehr Anleger und während der S&P 500 seit dem Jahresanfang leicht im Minus liegt, kann der DAX mit einem Plus von 13 % glänzen. Und da die Magnificent Seven zuletzt Schwäche zeigten, liegen DAX und S&P 500 auf Sicht von fünf Jahren inzwischen wieder gleichauf – die starke Performance von SAP hat hieran einen gehörigen Anteil. Ken Fisher ist nicht der einzige, der eine Fortsetzung dieses Trends wittert und SAP noch viel mehr zutraut…
Bildherkunft: AdobeStock_276644254
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