Mit diesen Stocks spielt man die europäische Gasknappheit!

Liebe Leser,

der russische Gasanbieter Gazprom reduzierte zuletzt die Gaslieferungen nach Europa um 60 %, was u.a. zu einem Anstieg der Gaspreise führte. Doch diese Situation könnte weitere weitgehende Negativfolgen haben, wenn in den kommenden Monaten kein Kompromiss mit der Russischen Föderation bzgl. der europäischen Gasversorgung gefunden wird. Insgesamt geht man davon aus, dass Europa den angelaufenen Sommer relativ leicht überstehen wird. Sollte man jedoch in den nächsten Monaten keine Einigung mit der RF erzielen, so würde dies zu großen Problemen in der kommenden Heizsaison führen, denn EU-Gasvorräte werden immer knapper. Und diese Situation könnte tatsächlich eskalieren.

Die russische Gazprom kündigte zuletzt ja eine Reduzierung der Lieferungen nach Europa durch die Nord Stream-Pipeline von 167 Mio. Qm. Pro Tag auf 100 Mio. Qm. Pro Tag an. Der explizite Grund dafür war die Meldung, dass Gazprom die Gasturbine aus der Reparatur (Generalüberholung) nicht zurückerhalten hat. Diese Gasturbinen stammen ja von Siemens Energy und der einzige Siemenswerk, der sich mit der Herstellung, Reparatur und Generalüberholung von solchen Turbinen beschäftigt, befindet sich in Montreal in Kanada.

Das Problem ist hier die Tatsache, dass Kanada sehr breite und harte Sanktionen gegen die russische Gazprom eingeführt hat, was auch verständlich ist, da man mit dem russischen Gaslieferten kaum reale Geschäfte macht. Und so verhindern diese Sanktionen nun die Rückgabe der generalüberholten Gasturbine an Gazprom. Dieses Problem ist jedoch deutlich größer als man denkt, denn auch andere russische Gasverdichtungsstationen an der Nord Stream Pipeline benutzen Siemens Gasturbienen, wobei diese wegen dem hohen alter ebenfalls eine Generalüberholung in Kanada benötigen. Und da zuletzt auch eine weitere Gasturbine wegen Reparaturarbeit außer Betrieb genommen wurde, ging auch der Gasexport über die NS-Pipeline von 100 Mio. Qm pro Tag auf rund 67 Mio. Qm. Pro Tag erneut runter.

Selbstverständlich hat das Ganze auch einen politischen Kontext. Das Ziel der RF und explizit von Gazprom ist eindeutig die Reduzierung des Sanktionen-Drucks, indem man nun die EU-Politik dazu zwingt, Lösungen selbst zu erfinden, um die eigenen Sanktionen gegen die RF umzugehen. Denn im BedCase würde man schon in der aktuellen Heizsaison eine echte Energiekrise in der EU riskieren. Gazprom hat dabei sehr gute Chancen in dieser Auseinandersetzung zu gewinnen, da man gerade im Fall von NS-Pipeline offiziell tatsächlich auf sanktioniertes EU-Equipment wie Gasturbienen von Siemens Energy angewiesen ist. Eine Lösung dieser Situation existiert derzeit nicht, was die Lage Richtung Herbst/Winter 2022 so gefährlich macht.

Die Hauptursache für die drohende Energiekrise ist bestens bekannt. Es ist der andauernde Ukraine-Konflikt, wobei der Ausfall der russischen Gaslieferungen nach Europa, ob durch die Ukraine, Belarus (Yamal-Pipeline), oder über das Schwarze Meer via TurkStream ständig drohend im Raum steht. Im Einzelnen sind es sowohl die Ausweitung der EU-Sanktionen auf russisches Gas, aber auch eine mögliche Gegenreaktion der Russischen Föderation, die man explizit im Hinterkopf behalten soll.

Die EU-Gasvorräte für die kommende Herbst/Winter-Saison werden dabei immer dünner. So sind etwa die deutschen Gasspeicher zu gut 56 % gefüllt, im EU-Durchschnitt liegt der Füllstand bei knapp über der Hälfte der Speicherkapazität. Dieses Speichervolumen allein kann Deutschland zwei bis drei durchschnittlich kalte Wintermonate mit Gas versorgen, sagt die deutsche Regierung. Um der Situation auf der politischen Ebene entgegen zu wirken, schreibt neues Gasspeichergesetz in Deutschland vor, dass die Speicher zum Beginn des Winters ausreichend gefüllt sind: Explizit schreibt es einen Füllstand von 80 % zum 1. Oktober; 90 % zum 1. November und mind. 40 % zum 1. Februar vor. Die Realität ist jedoch sehr hart und noch ist es nicht klar, wie man diese Vorschriften erfüllen wird, wenn man die russische Gazprom weiter sanktioniert lässt, wobei weder die LNG-Versorgung aus den USA noch die Europäische Gasförderung ausreichen, um den europäischen Gasbedarf zu decken.

Doch gerade diese Situation ist sehr gut für Unternehmen, die mit ihrer eigenen Expertise in der Lage sind, die Folgen eines möglichen Wegfalls der russischen Gaslieferungen nach Europa zumindest kurzfristig auszukomponieren. Die Rede ist hier nicht über US-amerikanische oder Europäische Ganzkonzerne, die wir ohnehin sehr intensiv im Blick haben, sondern über Konzerne, die mit ihren Lösungen bspw. drohende Stromausfälle schon jetzt erfolgreich bekämpfen können. Denn dies wäre im Fall einer echten Energiekrise in der EU eine harte Realität. Und so ist die These plausibel, dass einige Konzerne nun ihren Blick Richtung Notstromlösungen noch intensiver richten, werden.



https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US0937121079/05/bloom-energy-corp/aktien-21530-63727-48567-65365-27-19024

Der erste Top-Profiteur dieser Tendenz wäre das Unternehmen Generac (GNRC), denn seine Produkte werden in solchen Notfällen als erstes stark nachgefragt. Das Unternehmen ist ja ein Anbieter von Stromgeneratoren, die bspw. zur Absicherung von kritischer Infrastruktur oder der Notstromversorgung von Gebäuden zum Einsatz kommen. Die Aktie sprang in der Vergangenheit meist dann an, wenn Wirbelstürme die USA heimsuchten, weil durch das marode Stromnetz ein erhöhter Bedarf nach solchen Lösungen vorliegt. Sollte es auch in der EU zu den Gasknappheit-bedingten Stromausfällen kommen, so würde auch bei uns die Nachfrage nach Generatoren entsprechend anspringen. Unternehmen, die sich jedoch keine Stromausfälle leisten können, oder wollen, werden aber schon jetzt übervorsichtig, was letztendlich zur Nachfragebelebung führen könnte.

Positiv zu erwähnen wäre hier auch die Mitte 2021 getätigte Übernahme von Chilicon Power und der damit verbundene Einstieg in den Mikroinverter-Segment. Die Übernahme wird Generacs Expertise stärken und sinnvoll ergänzen, was letztendlich zu einer noch robusteren Performance beitragen dürfte. Denn Chilicon ist ein Designer und Anbieter von grid-interactiven Microinvertern und Monitoring-Lösungen für den Solarmarkt. Damit wäre es möglich, dass Generac dadurch einen Zugang zu einer sehr ergiebigen SolarEnergy-Trend-Umsatzquelle bekommen wird, sobald der Trend durchstartet. Bis dahin ist der Konzern ohnehin gut aufgestellt. Zumal diese Aktie eine interessante Möglichkeit darstellt, den aufkommenden 5G-Trend abseits des Mainstreams zu spielen.



Der weitere Top-Profiteur wäre die gesamte Wasserstoffindustrie. Im Vergleich zu Wind- Und Solarenergie, war Wasserstoffwirtschaft bis zuletzt eher ein Hype-Thema. Doch nun nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass man massive Investments tätigen wird, um die Forschung und entsprechende Produktentwicklung zu intensivieren. Dies dürfte dazu führen, dass immer mehr Wasserstofflösungen auf im Fall einer nur bedingten Effizienz tatsächlich integriert werden, was letztendlich zur globalen Umstieg-Beschleunigung führen wird. Die drohende Gasknappheit und die damit verbundene Wahrscheinlichkeit der Energiekriese in der EU dürfte den Umstieg ebenfalls fördern. Aus diesem Grund sollte man zumindest eine Watchlist mit Top-H2-Stocks erstellen und Unternehmen, die in dieser Liste nicht fehlen dürfen, sind:

Bloom Energy Corp. (BE). Der Konzern gilt als führend bei der sog. Festoxid-Brennstoffzellentechnologie (SOFC). Dabei handelt es sich um Hochtemperatur-Brennstoffzelle, die flexibel verschiedene Brennstoffe nutzen kann. Hierbei handelt es sich bspw. um vermehrt stationäre Stromversorgungssysteme. Dennoch wandelt sich der Konzern in seinem technologischen Knowhow allmählich von Erdgas immer mehr Richtung Biogas und wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen. So wird man zukünftig nicht nur vom Siegeszug der Wasserstoffwirtschaft, sondern auch der vorangehenden globalen Dekarbonisierungsinitiative unf. Ggf. einer EU-Gasknappheit profitieren können.



Plug Power (PLUG). Das Unternehmen bietet mittlerweile fertige Lösungen im Segment Wasserstoff-Brennstoffzellen für elektrische Gabelstapler und stationäre Energie in Nordamerika und Europa an.



Doch Wasserstoff-Brennstoffzellen werden bspw. auch zur Sicherung der kritisch wichtigen Energieversorgung-Infrastruktur eingesetzt. Und das beste Beispiel dafür ist wohl die Entwicklung beim Unternehmen SFC Energy, das zuletzt gleich mehrere Aufträge für sein EFOY-Brennstoffzellen-System bekommen hat. Der Konzern ist ein führender Anbieter von Wasserstoff- und Direktmethanol-Brennstoffzellen für stationäre und mobile Hybrid-Stromversorgungslösungen. Unter anderem offeriert man hier Lösungen, die zur Absicherung der kritischen Infrastruktur, wie bspw. für die Back-up-Energieversorgung von Mobilfunknetzwerken (u.a. im Rahmen des 5G-Trends) benötigt werden. 



Ballard Power (BLDP). Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Entwicklung und Vermarktung von Brennstoffzellen und dazugehörigen Elementen. So hat Ballard Power bspw. eine flüssige chemische Zusammensetzung entwickelt, die in den Kraftstofftank des Autos gegossen werden kann, wobei dann in einem speziellen Reaktor aus dieser Lösung der eigentliche Wasserstoff freigesetzt wird, der zur Stromerzeugung verwendet wird.



Was uns angeht, so favorisieren wir derzeit eine etwas konservativere Haltung und achten primär auf tatsächliche Aufträge und das vorhandene Aufragsmomentum, der die Grundlage für das zukünftige Wachstum bilden wird. Das Politische Momentum bzgl. der Energieversorgung-Frage ist ebenfalls wichtig.

Was derzeit nicht stimmt, ist das aktuelle Markt-Momentum, wobei die Risiken und Bärenstimmung Optimismus überwiegen. Und da zumindest H2-Stocks zu den Hype-Trend-Aktien gehören, bleiben sie nach wie vor eine sehr spekulative Angelegenheit, die man allerdings vor dem Hintergrund positiver News-Impulse im Sinne von Hit&Run schon spielen könnte.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.