Portfoliocheck: Warren Buffetts neuer Geniestreich? Wall-Street Guru kauft sich bei Finanzdienstleister ein!

Vierteljährig blickt die Finanzwelt gespannt auf Warren Buffett und die von der SEC veröffentlichten 13-F Documents. Denn wenn das Finanzgenie seine Bücher für das abgeschlossene Quartal öffnet, lohnt sich meist ein Blick hinein. Buffett hat es im letzten halben Jahrhundert bereits des Öfteren bewiesen, dass er ein außergewöhnliches Gespür für gute Investments besitzt. Somit sollte man wachsam sein, wenn der Altmeister sich bei einem Unternehmen neu einkauft. Genau das ist im hier zu analysierendem zweiten Quartal gleich doppelt passiert. Blicken wir in die Schatulle von Buffett und dessen Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway:

Buffett kann mit zwei Neueinstiegen auftrumpfen – Diese Positionen fliegen dafür aus dem Depot!

Ich zähle bei Warren Buffett im zweiten Quartal 2017 2 Neueinstiege, 5 Positionsaufstockungen sowie 1 Sold Out und 7 Teilverkäufe. Der Guru sucht händeringend nach attrkativen neuen Investitionen um sein Cashbestand, der mittlerweile 100 Mrd. USD beträgt, in den Griff zu bekommen. Mit dem Finanzdienstleistern Synchrony Financial sowie Store Capital Corp. Ist Buffett nun scheinbar fündig geworden. Die beiden Neubeteiligungen machen jedoch vorerst mit einem Portfolioanteil von jeweils 0,3% einen relativ unbedeutenden Anteil aus. Ich möchte im späteren Verlauf auf Synchrony Financial genauer eingehen. Einen weiteren äußerst interessanten Zukauf gab es bei der amerikanischen Bank of New York Mellon. Bereits im ersten Quartal 2017 kaufte der Guru mit 11,3 Mio. Aktien eine beträchtliche Menge von Anteilen. Nun stockte Buffett sich für 822 Mio. USD, bzw. weiteren 17,2 Mio. Aktien seine Position um 52% auf. Er hält inzwischen knapp 5% aller ausstehenden Anteile.

Eher untypisch für Warren Buffett sind die Verkäufe bei seinen Lieblingsaktien IBM sowie Wells Fargo. Der Investor ist eigentlich für seine Einstellung bekannt, Aktien für Jahrzehnte oder gar für immer zu halten. Bei den beiden genannten Investitionen scheint sich diese Einstellung geändert zu haben. Nachdem Buffett bereits im ersten Quartal 2017 20,5 % seiner Anteile am Technologiekonzern IBM veräußerte, äußerte sich der Guru, keinen Bedarf an weiteren Verkäufen zu sehen. Vielmehr sei das Unternehmen unterhalb der 140 USD Marke sogar wieder kaufenswert. Buffett muss seine Meinung auch hier wohl geändert haben. Wie wir seit Montag wissen, folgte im zweiten Quartal nun ein weiterer Abverkauf von 10,4 Mio. Aktien. Buffett hat somit innerhalb der ersten sechs Monate des Jahres 34% seiner Anteile des zukünftigen Cloud-Computing Anbieter abgestoßen. Im Anschluss habe ich die 10 größten Transaktionen nochmals zusammengefasst:

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Top 10 machen 2/3 des Gesamtdepots aus – Marktwert steigt auf 162 Mrd. USD!

Das Portfolio von Warren Buffett besteht aus 47 verschiedenen Positionen und somit aus einem mehr als noch im Vorquartal. Dabei machen die Top 10 Werte immer noch einen extrem hohen Anteil von 68,6% aus. Die gesamte Marktkapitalisierung markiert mit ihren unglaubliche 162 Mrd. USD ein ähnliches Niveau wie zu Jahresanfang.

Einzige Veränderungen unter den Top 10 Werten sind die leichten Positionsreduzierungen von Wells Fargo um 2% sowie IBM um 16%. Bei der Performance ergibt sich ein zwiegespaltenes Bild. Befinden sich mit Apple, Charter Communications oder auch Moody's echte Topperformer im Depot von Buffett, kommen die Positionen von Wells Fargo (Betrugsfälle) und IBM im laufenden Jahr noch nicht richtig in die Gänge. Bis auf letzteres befinden sich jedoch alle im Buchgewinn:

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Position 30: Synchrony Financial unterbewertet? 2018er KGV von 9!

Hinter Warren Buffetts neuster 500 Mio. USD schweren Investition bei Synchrony Financial verbirgt sich der größte Anbieter von Private-Label Kreditkarten in den USA. Dabei bietet das Unternehmen Einzelhändlern, Einkaufshäusern, aber auch Gesundheitsdienstleister und Branchenverbänden hauseigene Kreditkarten für deren Kundschaft an. Mit mittlerweile 365.000 Standorten ist das Partnernetz von Synchrony Finacial in den USA und Canada bereits gigantisch.

Des Weiteren überstreckt sich das Produktsortiment der Amerikaner über sogenannte Co-Branded Dual Cards, Promotion Finanzierungen, Ratenkredite, sowie Treueprogramme und Sparprodukte. Mit Amazon, Walmart, Sam's Club oder auch Banana Republic darf der Finanzdienstleister echte Schwergewichte einzelner Branchen zu seinen Kunden zählen. Das im Jahre 1932 gegründete Unternehmen kommt inzwischen auf 15.000 Mitarbeiter. Bis zum Jahre 2014 gehörte es noch als Tochtergesellschaft zum Mischkonzern General Electric, bevor es im besagten Jahr ausgegliedert und als unabhängiges Unternehmen an der NYSE gelistet wurde. Der Ausgabepreis war damals 23 USD je Aktie.

An den Börsen eher unbekannt, ist Synchrony Finacial ein echtes Schwergewicht in der Branche. Das Unternehmen zählt mittlerweile 72 Mio. aktive Kunden und verfügt derzeit über ausgegebene laufende Darlehen in Höhe von 75 Mrd. USD. Allein im vergangenen Geschäftsjahr 2016 wickelten Kunden Kauftransaktionen in Höhe von 125 Mrd. USD über Finanzprodukte von Synchrony Finacial ab. Dabei erzielte der Konzern Umsatzerlöse von 6,99 Mrd. USD sowie einen Gewinn von 2,25 Mrd. USD oder 2,71 USD je Aktie.

Mit dem im Juli veröffentlichten zweiten Quartalsbericht konnte man zudem mit dem E-Commerce Laden Zulily einen neuen Großkunden präsentieren. Jedoch enttäuschte man, wie bereits im Vorquartal, viele Marktteilnehmer in Puncto operativem Umsatzwachstum ein wenig. Dafür wurden Aktionäre mit einer Dividendenanhebung von 15% auf nun 0,15 USD je Aktie (quartalsweise) sowie einem angekündigten Aktienrückkaufprogramm mit einem Gesamtvolumen von 1,64 Mrd. USD oder knapp 7% aller ausstehenden Anteile umworben.

Zwar konnte das Unternehmen seinen Gewinn seit der Ausgliederung 2014 nicht nennenswert steigern, auch im Jahre 2014 betrug der EPS 2,78 USD je Aktie, doch gibt es einige Faktoren, die Synchrony unter die Arme greifen dürfte. So dürfte zum einen der allgemeine Trend zum bargeldlosem Bezahlen in den USA weiterhin stark zunehmen. Und zum anderem profitiert das Unternehmen von starken Partnern. Je dynamischer sich deren Geschäfts entwickeln, umso höher dürften Umsätze und Erträge für Synchrony Financial ausfallen. Dabei baut der Dienstleister seine Kompetenzen in der Betreuung seiner Einzelhandelspartner immer weiter aus. Im Frühjahr dieses Jahres gab man hierfür die Übernahme von GP Shopper bekannt, ein auf mobile E-Commerce Applikation spezialisiertes Unternehmen.

Analysten erwarten für das laufende Jahr mit ein Ergebnis von 2,7 USD je Aktie, was bei gegenwärtigem Marktwert einem 2017er KGV von 10,6 entspricht. Hier ist auch scheinbar das stärkste Kaufargument von Warren Buffett zu finden. Synchrony Financial ist für seine starke Branchenposition in einem Wachstumsmarkt, einem gestandenem Management sowie einer aktionärsfreundlichen Politik äußerst moderat bewertet. Mich würde es dementsprechend nicht wundern, sollte der Wall-Street Guru die weiterhin niedrigen Preise nutzten, um seine Position beim Finanzdienstleister weiter aufzustocken. Neben Buffett befinden sich Investoren wie Seth Klarman oder auch Leon Cooperman ebenfalls auf der Käuferliste:

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Der Aktie von Synchrony Financial setzte zuletzt die Veröffentlichung der Q1 Zahlen extrem zu. Nachdem man Marktteilnehmer in Puncto Umsatzdynamik mit niedrigen einstelligen Raten enttäuschte, verlor der Kurs 17% an Wert. Aus charttechnischer Sicht hellt sich die Sicht erst mit Überwinden des Abwärtstrends bei der 31 USD-Marke signifikant auf. Davor sehe ich beim Finanzdienstleister keinen Handlungsbedarf:

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Tipp: Die kürzlich aktualisierten Portfolios der Wall-Street-Gurus können TraderFox-Kunden mit Echtzeit-Kursaktualisierungen auf dem traderfox.com Trading-Desk verfolgen. In den nächsten Wochen gehen wir zudem auf jedes einzelne dieser Portfolios ein und analysieren die jüngsten Transaktionen.

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