Portfoliocheck: Apollo Global Management vor Gewinnexplosion - und Tiger Cup Chase Coleman sahnt richtig ab
Chase Coleman III wuchs in Glen Head, Long Island, auf als Sohn eines Rechtsanwalts und einer Innenarchitektin. Sein Großvater Charles Payson Coleman war mit Mimi C. Thompson, geborene Louise Stuyvesant Wainwright verheiratet, einer Nachfahrin von Peter Stuyvesant, dem letzten holländischen Gouverneur, der New Amsterdam an die Briten abtrat.
Coleman begann seine Investmentkarriere 1997 beim Hedgefonds Tiger Management von Julian Robertson, mit dessen Sohn Spencer er aufgewachsen war. Der legendären Hedgefonds-Manager erzielte einen durchschnittlichen ROI von über 30 Prozent und gehört mit seiner Tiger Management Group zu den erfolgreichsten Fondsmanagern des letzten Jahrhunderts.
Als Robertson seinen Fonds im Jahr 2000 schloss, betraute er Coleman mit der Verwaltung von über 25 Millionen Dollar, was ihn zu einem der über 30 sogenannten "Tiger Cubs" machte, den Tigerwelpen; Fondsmanager, die ihre Karriere im Fondsmanagement bei Tiger Management begannen. Robertson war aber nicht nur ein großartiger Investor, sondern ein mindestens ebenso guter Lehrer. Zu seinen Schülern gehören 50 der erfolgreichsten Fonds Manager der Welt und neben Chase Coleman u.a. auch Stephen Mandel (Lone Pine), Andreas Halvorsen (Viking Global), Rob Citrone (Discovery Capital Management), Philippe Laffont (Coatue Management) und Lee Ainslie (Maverick Capital).
Chase Coleman fungiert als Partner in der von ihm gegründeten Investmentfirma Tiger Global Management. Der Hedgefonds war ein früher Investor sowohl in Facebook als auch in LinkedIn. Auf der 2019er Forbes-Liste der Milliardäre der Welt rangiert er auf Platz 458 mit einem Nettovermögen von 4,5 Milliarden Dollar und hat nach Angaben von Institutional Investor im Jahr 2020 schätzungsweise 2,5 Milliarden Dollar verdient.
Coleman managt in seiner Tiger Global Management inzwischen fast 45 Milliarden Dollar; er ist ein aktiver Investor, der sein Depot häufiger umschlägt. Dennoch ist sein Portfolio fokussiert und seine zehn größten Positionen bringen es auf ein Gewicht von beinahe 50 Prozent.
Top Transaktionen im 1. Quartal 2021
Coleman blieb auch im ersten Quartal seinem aktiven Stil treu und wirbelte sein Depot mächtig durcheinander. Seine Turnoverrate lag bei 18 Prozent und zum Quartalsende hielt er 120 Positionen, darunter 25 neue in seinem nun 43,5 Milliarden Dollar schweren Depot.
Mit einem Gewicht von sechs Prozent hat Neueinsteiger Roblox vom Start weg in die TOP 3 von Colemans Depot geschafft. Die zweite gewichtige Neuerwerbung Futu Holdings bringt mit einem Anteil von 1,2 Prozent deutlich weniger auf die Waage.
Aufgestockt hat Coleman bei DocuSign, Doordash, Microsoft, Shopify, Zoom Video, Adobe und ServiceNow. Reduziert hat er im Gegenzug um ein Viertel bei Uber und um 12 Prozent bei Facebook.
Top Positionen am Ende des 1. Quartals 2021
Mit 37,7 Prozent Gewichtung hat Cole den Technologie-Sektor hoch gewichtet. Es folgen zyklische Konsumwerte mit 27,8 Prozent knapp vor Communicaton Services mit 22,2 Prozent. Financial Services bringen es auf 6,9 Prozent und Industriewerte mit 2,8 Prozent Gewicht.
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Colemans starke Auswirchtung auf Wachstumswerte zeigt sich auch in seinen größten Positionen.
Mit 10,2 Prozent führt der chinesische Online-Händler JD.com vor Microsoft und der Neuerwerbung Roblox mit 7,4 und 6,0 Prozent Gewichtung. Es schließt sich das aufstrebende Südostasiatische Onlineunternehmen Sea Limited mit 4,9 Prozent an, das vor Amzon mit 4,4 und Pinuduoduo mit 4,3 Prozent liegt. Nach Apollo Global Management folgen mit Facebook, Carvana, CrowdStrike, Uber und ServiceNow weitere Wachstumswerte.
Mit Apollo Global Management auf Platz sieben und einer Gewichtung von 3,8 Prozent findet sich der erste und einzige Finanzwert in Colemans Top 10. Coleman ist der mit Abstand größte Aktionär des Magagers Alternativer Assets und hält 15 Prozent aller Anteile.
Er war hier erstmals im ersten Quartal 2017 eingestiegen, als der Kurs zwischen 19,50 und 24,50 Dollar schwankte und stockte im darauffolgenden Quartal um 40 Prozent auf, als die Aktie zwischen 24 und 28,50 gehandelt wurde. Im vierten Quartal 2018 erfolgte eine letzte Aufstockung um 9 Prozent, bevor er im ersten Quartal 2020 rund 10 Prozent seiner Anteile veräußerte.
Und dieser einzige Finanzwert in der Gruppe der Wachstumsunternehmen ist nicht etwa eine Anomalie, sonder er passt hier hervorragend hinein. Denn Apollo Global Management steht vor deutlichen Umsatz- und Gewinnschüben.
Im Fokus: Apollo Global Management
Der Alternative Asset Manager wurde 1990 von Leon Black gegründet, der im letzten Jahr von seiner aktiven Rolle als CEO zurücktrat. Oder eher zurücktreten musste. Denn am Anfang und am Ende von Blacks Ära bei Apollo stehen große Skandale.
Der erste Skandal resultierte aus den Insiderverwicklungen der 1980er Jahre, in die beinahe alle großen Wall Street Firmen verwickelt waren. Oliver Stones Film "Wall Street" mit Michael Douglas in der Rolle des windigen Gordon Gekko war auch deshalb ein so großer Erfolg, weil er nur die damalige Realität dargestellt hat. Und dabei noch untertrieb. Es gab ein Netzwerk der geheimen Absprachen und den regelmäßigen und straff organisierten Austausch von Insidergeheimnissen. Und das Ziel war nicht nur die persönliche Bereicherung, sondern Macht. Macht über den Markt.
In den 1980er Jahren waren Firmenübernahmen en vogue. Aber nicht etwa so wie heute, wo es zumeist einvernehmlich abläuft, sondern es ging um feindliche Übernahmen. Aggressive Arbitrageure und Firmenjäger sammelten Unmengen an Fremdkapital ein, um damit Firmen zu übernehmen und anschließend zu zerschlagen. Den übernommenen Unternehmen wurden die für ihren Kauf aufgenommenen Schulden aufgeladen und dann wurden sie ausgeschlachtet, um diese Schulden zurückzuzahlen. Damit einher gingen rigorose Sparprogramme und am Ende blieb nicht selten eine ehemals blühende, aber nun zerstörte Firma zurück, die oft auf die Pleite zusteuerte. Aber die "Predators", die Räuber, hatten da längst ihren Schnitt gemacht, während die Angestellten in die Arbeitslosigkeit verbannt wurden.
Ermöglicht hatte diese neue Ära die deregulierende Politik von Ronald Reagan und Michael Milken. Dieser hatte ein neues Mantra erfunden, nach dem ein diversifiziertes Portfolio aus Hoch-Zins-Anleihen (sog. Junk-Bonds oder Schrottanleihen) kein größeres Risiko darstellte, als eines aus Anleihen mit hoher Bonität. Allerdings boten Junk Bonds unvergleichlich höhere Zinsen.
In den 1980er Jahren wurden für sichere US-Anleihen Zinssätze von bis zu 10 Prozent pro Jahr gezahlt, während Junk Bonds oft deutlich mehr als das doppelte einbrachten. Milkens Behauptung zog immer mehr Interessenten an, denn doppelte Rendite bei gleichem Risiko klingt ziemlich verlockend.
Zu den Interessenten gehörten risikoaffine Unternehmer, die damit Firmen aufzogen und Konkurrenten aufkauften, wie Ted Turner, John Malone oder Rupert Murdoch und Donald Trump. Und auch Firmenkäufer wie KKR, Carl Icahn, Ivan Boesky.
Als Dennis Levine sich 1986 des Insiderhandels schuldig bekannte, war dies der Todesstoß für die Junk Bonds und die Ära der feindlichen Firmenübernahmen, auch wenn es noch einige Jahre dauern sollten bis zu ihrem endgültigen Aus. Der Börsencrash im Oktober 1987 ist auf den Zusammenbruch der Junk Bond-Finanzierungen zurückzuführen und den Ausverkauf von Aktien bei den zuvor heißbegehrten Übernahmezielen der Firmenräuber.
Neben Dennis Levine wurden auch viele andere Wall Street-Akteure angeklagt und mussten ins Gefängnis. Wie der Arbitrageur Ivan Boesky, das "M&A-Wunderkind" Martin Siegel oder John Mulheren und am Ende auch Michael Milken selbst. Die hohen Strafzahlungen, die ihre Banken und Brokerhäuser zu zahlen hatten, richteten viele von ihnen zugrunde. Siegels Kidder Peabody wurde von General Electric geschluckt, Lehman wurde von Shearson übernommen, der Investmenttochter von American Express (später erfolgte die Umfirmierung in Lehman Brothers), und Drexel Burnham ging Pleite. Die Firma, der Milken so viele Milliarden Dollar an Profiten eingebracht hatte, musste am Ende die Zeche für ihren Größenwahn zahlen und die Segel streichen. So wie einige Sparkassen, die die Gelder ihrer Sparer in Milkens Junk Bonds investiert hatten und am Ende verstaatlicht werden mussten, damit diese nicht ihr letztes Hemd verlieren.
Und Leon Black?
Er war über viele Jahre hinweg die rechte Hand von Michael Milken…
Aber anders als Milken wurde Leon Black niemals angeklagt, ihm wurde keine Beteiligung an Milkens Marktmanipulationen und Insiderabsprachen zur Last gelegt.
Nach seinem Ausscheiden bei Drexel gründete er Apollo Global und bekam gleich zu Beginn 800 Millionen Dollar von einer französischen Bank anvertraut, um diese zu investieren. Dank seines hervorragenden Rufs in der Branche.
Jefferey Epstein
Der zweite Skandal betrifft Jeffrey, den verurteilten Sexualstraftäter, der im Gefängnis starb, während er auf einen neuen Prozess wegen serieller Vergehen an minderjährigen Mädchen wartete.
Leon Black hatte seit den 1990er Jahren bedeutende Verbindungen zu Epstein, dem er viele Millionen Dollar zahlte - für die Beratung in Fragen wie Steuerplanung und Strukturierung seiner Familie Vermögen, wie Black behauptet. Da Epstein auf diesem Gebiet über keinen nennenswerten Ausbildungen oder Kenntnisse verfügte, wuchs der öffentliche Druck auf Black immer stärker an, bis er sich schließlich von seinen aktiven Posten bei Apollo Global zurückzog, insbesondere der des CEO.
Untersuchungen haben keinerlei Verwicklungen Blacks in Epsteins Taten hervorgebracht.
Vom Private Equity Investor zum Asset Manager
Apollo Global hat sehr von Leon Blacks Wissen und Können profitiert, er war 30 Jahre lang der prägende Faktor des Unternehmens. Dass er bei zwei so großen Skandalen nahe am Epizentrum war, machte ihn dennoch zur Belastung für das von ihm gegründete Unternehmen und seinen Abgang zum Befreiungsschlag.
Denn Black war nicht der einzige Aktivposten der Firma, sondern ihr Erfolg ruht auf vielen Schultern und ganz maßgeblich auf denen von Marc Rowan, einem der Mitgründer von Apollo Global und Nachfolger Leon Blacks auf dem CEO-Posten.
Zunächst muss man aber verstehen, was Alternative Asset Manager überhaupt für Geschäfte betreiben. Gestartet sind sie als Private Equity Manager. Sie sammelten das Geld vermögender Privatleute ein und investierten es für diese. Das Geld wird ihnen dabei für eine bestimmte Zeit überlassen, zumeist zwischen sieben und zehn Jahren. Das Thema Kapitalbeschaffung war und ist damit immer ein ganz elementares für die Asset Manager, da es ihnen ja nicht auf unbestimmte Zeit zur Verfügung steht. Es hat also eher Anleihe- als Aktiencharakter.
Die Alternativen Asset Manager investieren nicht nur in Aktiengesellschaften und Unternehmen, sondern auch in Rohstoffe, Währungen, Kredite, Anleihen oder Kunst. Im Prinzip in alles, was irgendwie Rendite verspricht. Vor allem investieren sie in Sektoren, die abgestürzt und aus der Mode gekommen sind. Sie kauften für schmales Geld notleidende Immobilienkredite auf oder Beteiligungen an europäischen Banken, als diese nach der Finanzkrise am Boden lagen. und sie kauften Schiffsbeteiligungen, als reihenweise Reeder Bankrott gingen. Und als die Ölpreise abstürzten und viele US-Fracking-Unternehmen vor dem Exodus standen, griffen ihnen die Alternativen Asset Manager unter die Arme.
Sie investieren dort, wo Druck und Not herrscht und kaufen billig ein. Sie agieren antizyklisch und sie haben damit großen Erfolg. Nachdem die Zinsen seit mehr als 30 Jahren fallen, verlieren zinsbasierte Anlageformen zunehmend an Reiz. Zum Bedauern jener, die darauf angewiesen sind. Aus dieser Not heraus haben sich immer mehr Pensionsfonds, Familiy Offices, aber auch Versicherungen an die private Equity-Firmen gewandt, damit diese Geld für sie anlegen und Renditen erzielen, die sie selbst an den Anleihemärkten nicht mehr einfahren konnten.
Da nicht alle Investoren die gleichen Ziele verfolgten und spezielle Regeln für ihre Investments einforderten, fingen die Private Equity Firmen damit an, geschlossene Themen- und Spezialfonds aufzulegen. Hierin bündelten sie das Geld und legten es den Fondsgrundsätzen nach entsprechend an. Und das überwiegend erfolgreich, so dass ihre Assets under Management (AuM) immer weiter anwuchsen.
Doch auch dieses Geld steht nur für eine begrenzte Zeit zur Verfügung, so dass viele Private Equity-Firmen den Gang an die Börse wagten. KKR war eine der ersten und auch Carlye, Blackstone, Apollo Global sammelten auf diese Weise Milliarden an dauerhaft zur Verfügung stehendem Eigenkapital ein. Durch die Ausgabe von Aktien haben seitdem auch Kleinanleger die Möglichkeit, in Private Equity und alternative Assets zu investieren.
Dabei haben die Alternativen Asset Manager einen großen Vorteil gegenüber Wettbewerbern, wie Banken oder Versicherungen. Denn diese unterliegen sehr strengen Regulierungsvorschriften und müssen für ihre Anlagen unterschiedlich hohe Mindestreserven unterhalten. Für die sie früher kaum Zinsen bekamen, inzwischen aber sogar Strafzinsen zahlen müssen. Alleine hieraus haben die Asset Manager einen Startvorteil, denn sollten sich die getätigten Investments gleich gut entwickeln, erzielen sie dennoch eine höhere Marge und damit höhere Gewinne. Für ihre Investoren und ihre Aktionäre.
Zinsen und Konjunktur
Angesichts des wohl noch lange anhaltenden historisch niedrigen Zinsniveaus ist Kapital weltweit händeringend auf der Suche nach Rendite. Da die Asset Manager zumeist zweistellige Renditen einfahren, werden sie mit Geld nur so überhäuft. Ein Ende dieses Trends ist nicht abzusehen.
Dabei speisen sich die Einnahmen der Asset Manager aus drei Quellen.
1. Sie erhalten eine Management-Provision für das betreuen der von ihnen aufgelegten und verwalteten Fonds. Hieraus entsteht ein stetiger Einnahmestrom, der ihre eigenen Kosten deckt und eine Gewinnausschüttung an die Aktionäre ermöglicht.
2. Darüber hinaus erhalten sie eine erfolgsabhängige Performance-Fee. Spielen also die Fonds Gewinne ein, bekommt der Asset Manager hiervon seinen Anteil.
3. Und dann investieren die Asset Manager an der Seite ihrer Fonds oftmals noch eigenes Geld des Unternehmens, so dass sie direkt an den Erfolgen teilhaben.
Je mehr Geld ihnen anvertraut wird, je größer ihre Assets under Management also anschwellen, desto höher sind ihre Erträge. Dabei ist das Geschäft ein Stück weit skalierbar. Zwar nicht so extrem wie einer Softwarefirma, aber dennoch merkbar. Nicht etwa, weil ein einzelner Manager statt 14 auch 18 Stunden am Tag arbeiten könnte, sondern weil es kaum einen Unterschied macht, ob 100 Millionen Dollar in fünf Unternehmen zu jeweils 20 Millionen investiert werden, oder ob eine Milliarden Dollar in fünf Unternehmen zu jeweils 200 Millionen fließt. Aber auf die Höhe der drei genannten Provisionsströme für den Asset Manager wirkt sich das ganz erheblich aus…
Daher streben die Asset Manager danach, möglichst immer mehr Geld anvertraut zu bekommen und ihre AuM zu steigern. Zuletzt ist ihnen eine Idee gekommen, die man beinahe als eierlegende Wollmichsau bezeichnen könnte, weil sie gleich mehrere positive Aspekte miteinander vereint. Dabei ist die Idee gar nicht so neu, denn Warren Buffett hat sie bereits vor 50 Jahren entdeckt und verdankt ihr einen Großteil seines Investmenterfolgs.
Buffetts Schatten: Der Float
Warren Buffetts Investmentholding Berkshire Hathaway hält eine Vielzahl von Mehrheitsbeteiligungen an Versicherungsunternehmen oder gleich das ganze Unternehmen. Sei es der Auto-Direktversicherer Geico oder der Rückversicherer General Re (der heute Berkshire Hathaway Re heißt) und einige weitere.
Diese bieten Buffett mehrere Vorteile. So lassen sich Chancen und Risiken des Geschäfts gut kalkulieren und mit dem langweiligen Versicherungsgeschäft lassen sich ansehnliche Gewinne erzielen. Viel interessanter für Buffett ist jedoch, dass er als Mehrheitseigentümer einer Versicherung den Zugriff auf ihren "Float" bekam, also den Einnahmestrom aus den Versicherungsbeiträgen. Die Versicherten zahlen regelmäßig ihre Prämien, während die Leistungen im Normalfall erst viele Jahre später auszuzahlen sind. In der Zwischenzeit kann die Versicherung dieses Geld investieren und muss am Ende nur die vertraglich vereinbarten Leistungen auszahlen. Verspricht sie also dem Versicherten eine Rendite von vier Prozent, erwirtschaftet mit seinem Geld jedoch zehn Prozent, kann sie die Differenz von sechs Prozent in die eigene Tasche stecken.
Und auch bei Sachversicherungen liegen oft Jahre zwischen der ersten Prämienzahlung und der Auszahlung, weil der Schaden dann irgendwann eingetreten ist, wie bei einer Feuerversicherung oder einer Unfallversicherung. Auch hier stehen die bis dahin gezahlten Versicherungsprämien zur Anlage zur Verfügung.
Klassischerweise legen Versicherungen dieses Geld überwiegend in Anleihen und Zinspapieren an. Nur ein kleiner Teil fließt in Aktien oder in Immobiliendarlehen, die sie ihren Versicherten gewähren. Mit entsprechend überschaubaren Renditen.
Buffett nutze hingegen diesen Float, um ihn in Unternehmen und Aktien für das Berkshire-Portfolio zu investieren. Mit diesem vergleichsweise günstigen Geld, für das er ja keine Zinsen bezahlen musste, erzielte Buffett über mehr als 50 Jahren hinweg annähernd 20 Prozent Rendite pro Jahr. Und dank des Zinseszinseffekts hat sich dieser gewaltige Renditevorsprung zu einem dreistelligen Milliardenbetrag aufgeschaukelt.
Buffetts Ruf als bester Investor aller Zeiten ist berechtigt. Auch, weil er als einer der ersten die großartige Chance des Float erkannt und massiv auf ihn gesetzt hat. Andere sind erst später auf diesen Zug aufgesprungen und werden häufig als Baby Berkshires bezeichnet, wie Markel oder Fairfax Financial.
Und auch die Alternativen Asset Manager tun es Buffett inzwischen nach.
KKR schluckt Global Atlantic
So hat KKR im letzten Jahr übernahm Global Atlantic übernommen, das mit seinen Altersvorsorge- und Lebensversicherungsprodukten mehr als zwei Millionen Versicherungsnehmer bedient. Das Unternehmen ist einer der größten Anbieter von festverzinslichen und fest indexierten Rentenversicherungen in den Vereinigten Staaten und bietet über ein Netzwerk von Banken, Broker-Dealern und Versicherungsagenturen Rentenversicherungen für Privatpersonen sowie Lebensversicherungen für Privatpersonen und Unternehmen an. Darüber hinaus bietet Global Atlantic seinen Kunden aus der Lebens- und Rentenversicherungsbranche maßgeschneiderte Rückversicherungslösungen an.
Für KKR ist diese Übernahme wegweisend. Denn man sammelte bis dahin Investorengelder über seine geschlossenen Fonds ein mit Laufzeiten zwischen acht bis zehn Jahren. Die Anlagegelder bei Global Atlantic stehen viel länger zur Verfügung, teilweise bis zu dreißig Jahre und durch
die Global Atlantic-Akquisition konnte KKR den Anteil seines permanent verfügbaren Kapitals verdreifachen, was ihm noch mehr finanziellen Spielraum bietet.
Apollo übernimmt Athene
Apollo geht einen ähnlichen Weg und übernimmt gerade Athene. Athene erblickte 2008 das Licht der Welt, als Marc Rowan, Co-Gründer von Apollo Global, den Kauf eines notleidenden Versicherungsportfolios eintütete, das von einer amerikanischen Versicherungsgesellschaft zum Verkauf gestellt worden war. Es ging um ein Portfolio von sogenannten "retirement annuities", bei denen eine Versicherungsgesellschaft ihren Kunden eine feste Rendite bis ans Lebensende garantiert. Damals fielen diese Produkte in Ungnade, weil die sinkenden Zinsen bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung die Policen reihenweise zu Verlustbringern machten. Also versuchten die Versicherungen, sie möglichst schnell loszuwerden. Zu (fast) jedem Preis. Rowan griff zu. Und was als einmaliges Geschäft gedacht war, wurde zu einem dauerhaften, wachsenden Geschäftszweig von Apollo Global – den man Athene taufte.
Während Athene sich operativ hervorragend entwickelte, da Apollo das Kundengeld viel besser investierte und daher für die Kunden und für Apollo viel Geld mit den retirement annuities verdiente, fand dies bei den Anlegern keinen großen Beifall. trotz der stark anziehenden Umsätze und Ergebnisse spiegelten sich diese Erfolge kaum im Apollo-Aktienkurs wider.
Also entschloss sich Apollo, Athene separat an die Börse zu bringen. So wollte man vor allem das Business sichtbarer machen und so seinen wahren Wert transparent. Und für Apollo Global hat sich der Schritt gelohnt, denn man behielt eine 17-prozenige Beteiligung an Athene, ohne hierfür am Ende eigenes Geld investiert zu haben. Neben der direkten Beteiligung trägt Athene weiterhin zu Apollo Globals Einnahmestrom bei, da einige der von Athene verwalteten Kundengelder in von Apollo-Fonds investiert wurden.
Der Erfolg von Athene ist enorm. Bis Ende 2020 war Athenes Portfolio an Versicherungsrenten auf 250 Milliarden Dollar angewachsen, inklusive einer kleineren europäischen Tochtergesellschaft namens Athora. Doch an der Börse floppte die Athene-Aktie. Vielleicht auch, weil Apollo sich 45 Prozent der Stimmrechte gesichert hatte, obwohl man nur 17 Prozent der Aktien hielt - und die Gremien von Athene stets mit loyalen Apollo-Managern besetzte.
Als Fazit nach vier Jahren Börsenerfahrung bleibt festzustellen, dass Athene seinen Gewinn in dieser Zeit verdoppeln konnte, sein Aktienkurs aber noch immer auf dem Niveau des Börsengangs verharrte.
Mit dazu beigetragen hat bestimmt auch die öffentliche Berichterstattung über angebliche Interessenkonflikte bei Athene zwischen ihren Versicherten einerseits und ihrem dominierenden und auf Rendite erpichten Dominator Apollo Management.
Die übersehenen Chancen
Nun ist Marc Rowan, das Mastermind hinter Athene, der neue CEO von Apollo Global und er ergreift sofort die Chance, die sich hier bietet. Und so wird nun Athene wieder in Apollo Global integriert. Bei dem vereinbarten Aktientausch wird Athene mit rund elf Milliarden Dollar bewertet. Damit bündelt Apollo unter seinem Dach auch die Anteile an Athora, an der Athene 16 Prozent hält und Apollo selbst sechs.
Durch die Rückintegration von Athene fließen die Umsätze, Erträge und die AuM wieder komplett in das Zahlenwerk von Apollo global ein. Dort werden sie zu einer deutlichen Zunahme führen und insbesondere zu einem signifikanten Gewinnanstieg.
Blickt man auf den Aktienkurs von Apollo, so hat dieser sich in den letzten Monaten vergleichsweise schlecht entwickelt. jedenfalls im Vergleich zu seinen Peers von Blackstone oder KKR, die deutlich Zuwächse verbuchen konnten.
Das dürfte an den aufgezeigten negativen Schlagzeilen liegen, die Apollo über die letzten zwei Jahre hinweg produziert hat. Und auch an der komplexen Kapitalstruktur mit drei unterschiedlichen Aktiengattungen, die den Seniorpartnern trotz geringerem Anteil am Unternehmen ein großes Gewicht bei den Stimmrechten verschafft. Solche Konstrukte, die man ja auch bei der Google-Mutter Alphabet antrifft, stehen berechtigterweise in der öffentlichen Kritik.
Und hier lauert die nächste Chance bei Apollo Global. Denn das Unternehmen hat angekündigt, seine Aktienstruktur im Jahr 2022 zu vereinheitlichen zu nur noch einer Aktiengattung mit gleichen Stimmrechten.
Hieraus entspringt dann noch ein weiterer positiver Einflussfaktor, der den Kurs deutlich antreiben könnte. Denn mit nur einer Aktiengattung und nach der Integration von Athene wird Apollo Global zum S&P 500-Aspiranten. Und zwar nicht zu einem der Nachzügler, sondern im soliden Mittelfeld.
Die Auswirkungen einer S&P 500-Aufnahme sollte man nicht unterschätzen, denn viele Indexfonds und ETFs werden dann Aktien von Apollo Global kaufen müssen. Ähnliches haben Blackstone und KKR erlebt, als sie ihre Rechtsform von Limited Partnerships zu Corporates gewandelt haben. Der Kurs von KKR stieg im Vorfeld der Umwandlung am 1. Juli 2018 in einem schwierigen Börsenjahr um 30 Prozent, während Blackstone seine Wandlung am 1. Juli 2019 vollzog und das Jahr mit einem Kursplus von 100 Prozent abschloss.
Coleman würde Apollo kaufen
Chase Coleman würde wohl Aktien von Apollo Global kaufen, wenn ihm nicht bereits 15 Prozent des Unternehmens gehören würden. Apollo selbst investiert bevorzugt in die hässlichen, verschmähten Assets und dazu gehört seit einiger Zeit auch die Apollo-Aktie. Das Sentiment ist negativ, die Schlagzeilen haben ein schlechtes Licht auf das Unternehmen geworfen und der Gründer und CEO wurde zur Belastung.
Das alles liegt hinter dem Unternehmen, es wurden sinnvolle und effektive Maßnahmen ergriffen, um die Probleme zu beseitigen und gleichzeitig bieten sich heraus große Möglichkeiten. Denn obwohl die Schritte eigentlich defensiver Natur sind, um Probleme anzugehen, bringen sie offensive Qualitäten mit sich. Die Vereinfachung der Aktienstruktur, die Wiedereingliederung des wachstumsstarken Athene-Business und der Führungswechsel hin zu einem der Masterminds hinter dem bisherigen Apollo-Erfolg sowie die perspektivische Aufnahme in den S&P 500 im nächsten Jahr bergen Kurspotenzial. Und zwar nicht auf rein spekulativer Ebene, sondern befeuert durch die absehbaren Umsatz und Ergebnissteigerungen, die einen Kursanstieg auch fundamental untermauern würden.
Solche Konstellationen gibt es an der Börse immer wieder. Und diejenigen, die sich frühzeitig richtig positionieren, fahren dann auch die besten Ergebnisse ein, wenn schließlich alle aufmerksam werden und die betreffende Aktie wieder zum Liebling der Massen geworden ist.
Chase Coleman setzt auf diese Entwicklung. Und deshalb ist die Aktie von Apollo Global Management auch viel weniger Außenseiter in seinem ansonsten von Wachstumswerten geprägten Portfolio, als es auf den ersten Blick vermuten lässt.
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