Portfoliocheck: Selfmade-Milliardär Stanley Druckenmiller goes Pink – mit T-Mobile US

Ausnahme-Investor Stanley Druckenmiller erzielt eine durchschnittliche Rendite von mehr als 30 Prozent pro Jahr und hat seit 30 Jahren fast nie mit einem Jahresverlust abgeschlossen. Mit solch einer unglaublichen Erfolgsrendite kann kaum ein anderer Investor glänzen, schon gar nicht über so einen langen Zeitraum hinweg. Dennoch ist Druckenmiller in der Öffentlichkeit eher unbekannt, selbst in Finanzkreisen.

Dass seine Anlageentscheidungen mehr als einen Blick wert sind, liegt auch daran, dass es der Uni-Abbrecher geschafft hat, aus ärmlichsten Verhältnissen heraus ein enormes Vermögen anzuhäufen, das Forbes auf mehr als 4,5 Milliarden Dollar schätzt.

Druckenmiller startete seine Karriere an den Finanzmärkten bei der Pittsburgh National Bank, wo er 1977 als Öl-Analyst anheuerte und sein makroökonomisches Talent schnell positiv auffiel. Binnen eines Jahres stieg Druckenmiller vom Trainee zum Chef der Research-Abteilung auf und bereits 1981 gründete der damals 28-jährige seinen eigenen Hedge Funds Duquesne Capital, den er neben seinen Tätigkeiten bei der Pittsburgh National Bank leitete.

Größere Aufmerksamkeit erlangte Druckenmiller als rechte Hand von Wall Street-Legende George Soros, mit dem er gemeinsam gegen das britische Pfund wettete und am Ende die britische Notenbank in die Knie zwang. Soros verdiente hierbei Milliarden, was seinen Ruf als Star-Investor begründete.

Wie Soros auch, verfolgt Stanley Druckenmiller einen sehr fokussierten Investmentansatz. Er platziert nur einige wenige Wetten, aber wenn er sich sicher ist, dann setzt er in großem Stil.

Seit 2010 managt Druckenmiller ausschließlich sein eigenes Kapital und schloss seinen Hedgefonds für Außenstehende. Zu unserem Vorteil ist er nach den Regeln der amerikanischen Börse dennoch weiterhin dazu verpflichtet, vierteljährlich über die 13-F-Formulare seinen Bestand an amerikanischen Wertpapieren offenzulegen.

Top Transaktionen im 2. Quartal 2020

Das zweite Quartal 2020 war auch für Druckenmiller ein Ausnahmequartal. Er bekannte Mitte Juni, er habe den Markt während der Corona-Pandemie völlig falsch eingeschätzt und in der starken Erholungsphase im April und Mai lediglich magere drei Prozent gutmachen können, während der Markt in dieser Zeit 40 Prozent gegenüber dem Tiefststand vom 23. März erziele.

Diese starke Erholung, die vor allem von den großen Technologiewerten getrieben war, ging an seinem Depot vorbei, weil er sich von einem erheblichen Teil seiner Technologiewerte getrennt hatte und das zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt: nach dem Kursabsturz und vor der Kurserholung.

Er hat sein eigentlich stark fokussiertes Portfolio enorm umgekrempelt und kam auf eine Turnoverrate von 45 Prozent. Dabei hat er eine ganze Reihe von Positionen erheblich reduziert und unter den 72 Werten finden sich gleich 41 neue. Ende des ersten Quartals hatte er noch lediglich 46 Werte gehalten.

Die stärksten Auswirkungen auf sein Depot hatten die Verkäufe bei Netflix (-63,5 Prozent), Amazon (-52,8 Prozent), Facebook (-81,4 Prozent), Workday (-57,8 Prozent), Activision Blizzard (-86,5 Prozent) und Alphabet (-38,1 Prozent). Darüber hinaus hat er seine Position an Abbott Laboratories vollständig abgebaut.

Amazon, Netflix und Facebook waren im Vorquartal noch unter Druckenmillers größten Zukäufen gewesen.

Im Gegenzug hat Druckenmiller auch einige Werte aufgestockt bzw. ist bei einigen neu eingestiegen; vermutlich eher gegen Ende des zweiten Quartals. So stockte er bei Microsoft um 62 Prozent auf und baute bei T-Mobile US mit 5 Prozent, JPMorgan Chase mit 4,6 Prozent, sowie Starbucks und Booking Holdings mit 2,0 bzw. 1,8 Prozent neue Positionen auf. Abgesehen von T-Mobile US sind diese Unternehmen coronabedingt massiv unter die Räder gekommen und Druckenmillers Neueinstieg bei diesen Werten zeigt, dass er auf ein Wiedererstarken der US-Wirtschaft ab dem dritten Quartal setzt.

JPMorgan Chase hatte Druckenmiller im Vorquartal noch komplett aus dem Depot geworfen, jetzt erfolgte die Kehrtwende.

Top Portfolio-Positionen Ende des 2. Quartals 2020

Der "digitale Fußabdruck" in Druckenmillers Portfolio bleibt weiterhin hoch, trotz der teilweise gewichtigen Verkäufe.

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Amazon ist nicht mehr die Nummer eins, sondern mit 7,2 Prozent auf den zweiten Rang abgerutscht. Neuer Spitzenreiter ist, auch dank des massiven Zukaufs, Microsoft mit 11,2 Prozent Depotgewichtung.

Netflix ist vom dritten auf den fünften Rang abgesackt und die vormals viertplatzierte Facebook schafft es gar nicht mehr in die Top 10. Den dritten Rang belegt der Neueinsteiger T-Mobile US mit 5 Prozent gefolgt von Rückkehrer JPMorgan Chase mit 4,6 Prozent.

PayPal hat sich vom achten auf den sechsten Rang verbessert und die Gewichtung sich auf 4,1 Prozent erhöht vor den reduzierten Workday sowie Alphabet mit 4,0 und 3,75 Prozent.

Den zehnten Platz hält weiterhin Barrick Gold, deren Depotgewichtung leicht auf 3,5 Prozent angestiegen ist, vor der elftplatzierten Sea Ltd. mit 3,25 Prozent Anteil.

Aktie im Fokus: T-Mobile US

T-Mobile US ist eine Erfolgsgeschichte, die aber nicht als solche begann. Vor 20 Jahren übernahm die Deutsche Telekom den US-Mobilfunkanbieter Voicestream für mehr als 50 Milliarden Dollar, der damals seinerseits gerade den kleineren Wettbewerber Powertel schluckte.

Der Ausbau des UMTS-Netzes in den USA geriet zum Milliardengrab und T-Mobile verbrannte in der Folgezeit viel Geld. So viel Geld, dass die deutsche Konzernmutter die ungeliebte Tochter unbedingt wieder loswerden wollte. Der bereits eingetütete Verkauf an den großen Rivalen AT&T scheiterte am Nein der Kartellbehörden und T-Mobile US blieb zwangsweise eigenständig. AT&T musste vereinbarungsgemäß drei Milliarden Dollar an T-Mobile US überweisen wegen der geplatzten Fusionspläne und eine Reihe von Sendefrequenzen übertragen.

Dermaßen gestärkt wagte sich T-Mobile US an die Fusion mit dem kleineren Rivalen MetroPCS. Die Deutsche Telekom hielt hiernach 74 Prozent an dem fusionierten Unternehmen und brachte es 2011 an die New Yorker Börse.

Anfang 2014 lotete der von der japanischen Internetholding Softbank Group dominierte Wettbewerber Sprint eine Fusion mit T-Mobile US aus, gab aber aufgrund von Wettbewerbsbedenken die Absicht bald wieder auf. Aus dem Zusammenschluss des drittgrößten US-Mobilfunkanbieters Sprint mit dem kleineren viertplatzierten wurde erstmal nichts.

Auftritt John Legere

Die teuren Fehlentscheidungen bei der US-Tochter sorgten bei der Bonner Konzernmutter für Verdruss und kosteten auch einige Chefs den Posten. Ende 2012 wurde mit John Legere ein neuer CEO für T-Mobile US angeheuert, der Schwung in den Laden bringen und das stetige Siechtum stoppen sollte. Das Unternehmen war in den USA zu dem Zeitpunkt nicht nur der mit Abstand kleinste der vier großen Anbieter, sondern glänzte auch mit dem schlechtesten Service, dem schlechtesten Netz und teuren, unverständlichen Tarifen und folglich den unzufriedensten Kunden.

Mit all dem machte John Legere Schluss. Er verordnete T-Mobile US eine Radikalkur und machte das Unternehmen zum angesagten hippen Carrier. Langlaufende Kundenverträge wurden abgeschafft, Prepaidkarten wurden das Erfolgsrezept. Und das Milliardengrab im Telekom-Konzern wandelte sich zur Cashcow.

Während 2014 noch die viel größere Sprint das Unternehmen übernehmen und führen wollte, erfolgte die erneute Annäherung 2017 unter veränderten Rahmenbedingungen. T-Mobile US war der am schnellsten wachsende US-Carrier und nahm vor allem Sprint massiv Kunden ab. Sprint war bereits überholt und auf den vierten Platz verwiesen worden. Nachdem sich die Sprint-Mutter Softbank Group zunächst noch zierte, die Führung an die Deutsche Telekom abzutreten, verschob sich das Pendel immer weiter zulasten von Sprint. Am Ende wurde eine Fusionsvereinbarung ausgehandelt, bei der die Deutsche Telekom die Kontrolle über den fusionierten Konzern erlangen sollte und mit 43 Prozent sein größter Aktionär wurde.

Womit allerdings die Bedenken der Kartellbehörden erst so richtig begannen. Zwar würde mit der Fusion lediglich ein dritter Anbieter "auf Augenhöhe" zu den Marktführern Verizon und AT&T entstehen, aber vordergründig fürchtete man in den USA mit nur noch drei landesweiten Anbietern eine Reduzierung des Wettbewerbs.

Nach langem Hin- und Her und einer Reihe von Zugeständnissen wurde die Übernahme schließlich doch genehmigt, wenn auch unter Auflagen. So mussten Töchter und Frequenzen abgegeben werden und Dish als neuer vierter großer Wettbewerber bekam einen mehrjährigen Zugang zum Netz der fusionierten T-Mobile US zugestanden.

Das Ende der Ära Legere

Mit der erfolgten Fusion wurde John Legere in den Unruhestand verabschiedet und zum Am 31. März 2020 trat der bisherige COO Mike Sievert dessen Nachfolge als CEO an.

Legere war unbestritten der Wegbereiter des Erfolgs in den USA, jedoch innerhalb des Telekomkonzerns auch zur Reizfigur geworden. Denn mit dem erfolgreichen Turnaround und dem beispiellosen Kundenwachstum stellte sich auch der finanzielle Erfolg ein. So wurde die US-Tochter nicht nur zum Umsatzschwergewicht, sondern steuerte in den letzten Jahren auch regelmäßig den Großteil der Konzerngewinne bei.

Die Verschiebung des unternehmerischen Schwerpunktes in die USA, während die Konzernführungsriege im beschaulichen Bonn residierte, führte intern zu erheblichen Spannungen. Nicht nur, weil die "Amifraktion" das Gefühl hatte, und den anderen auch vermittelte, sie wäre das Epizentrum des Konzerns und würde den Rest mit durchschleppen, auch das Gehaltsgefüge geriet ins Wanken. Denn die "untergeordneten" US-Manager verdienten viel Mehr Geld als ihre Bonner Chefs, auch dank üppiger Gewinnbeteiligungen und Aktienoptionen.

Ein Konflikt der bis heute nicht gelöst ist. Würde man die Amerikaner nach deutschen Maßstäben bezahlen, würde man kaum Spitzenpersonal mehr finden, denn die US-Konkurrenz zahlt wesentlich mehr. Und hebt man in Deutschland die Bezüge auf US-Niveau an, würde wohl jeder Vergleich mit anderen Lenkern deutscher Konzerne gesprengt und eine große Neiddebatte gestartet. Neudeutsch: Shitstorm.

Die neue T-Mobile US

Wer geglaubt hat, nach dem Weggang von John Legere würde die Erfolgsgeschichte abrupt enden, musste sich eines Besseren belehren lassen. Zwar musste die Deutsche Telekom im zweiten Quartal wegen der Übernahme von Sprint einen Gewinneinbruch hinnehmen und der Nettogewinn sank um 20,1 Prozent auf 754 Millionen Euro. Hierin enthalten waren allerdings die Fusionskosten von T-Mobile US mit Sprint von rund 700 Millionen Euro. Der Umsatz stieg hingegen auch infolge des Zukaufs um 37,5 Prozent auf 27 Milliarden Euro, wobei rund sieben Milliarden Euro auf den Zuwachs durch Sprint entfielen. Der DAX-Konzern hob seine Jahresprognose deutlich an und will im Gesamtjahr nun ein bereinigtes Betriebsergebnis von rund 34 Milliarden Euro einfahren anstelle der bisher angepeilten 25,5 Milliarden Euro.

Marktführerschaft als Ziel

Inzwischen hat T-Mobile US mit 98 Millionen Vertragskunden und Prepaid-Karten-Besitzern den Rivalen AT&T überholt nimmt nun als zweitplatzierter Platzhirsch Verizon ins Visier. Der neue CEO war bereits in den letzten Jahren die treibende Kraft hinter der strategischen Neuausrichtung, während John Legere als lauter und forscher Markenbotschafter mit langen Haaren, Lederjacke und magentafarbenem-T-Shirt das Unternehmen nach außen verkörperte und zur angesagten Marke machte. Der Erfolgspfad wird also konsequent weiter beschritten und die Chancen, die sich aus 5G und Corona ergeben, genutzt.

Abgang Softbank Group

Und auch an einer anderen Front gibt es positive Entwicklungen. Bereits vor Vollzug der Fusion mit Sprint war spekuliert worden, was die Softbank Group mit ihrem 25-prozentigen Anteil anfangen würde. Das Unternehmen hatte sich mit Fehlinvestments in WeWork oder Uber verhoben und auf Druck von aktivistischen Investoren erklärte man sich bereit, Firmenbeteiligungen in einer Größenordnung von mehr als 40 Milliarden Dollar zu veräußern, um damit eigene Aktien zurückzukaufen und versteckte Unternehmenswerte zu heben.

Und so wurde der T-Mobile-Anteil ins Schaufenster gestellt; allerdings gab es einen Haken, denn in der ursprünglichen Fusionsvereinbarung zwischen Softbank und Deutscher Telekom war festgeschrieben, dass Softbank seine T-Mobile-Anteile vier Jahre lang nur mit Zustimmung der Bonner veräußern dürfte. Insofern saß die Telekom am längeren Hebel, was sich auch in der Mitte Mai verkündeten Einigung über einen erheblichen Teil des Aktienpakets zeigte.

Danach zahlt Softbank 300 Millionen Dollar an T-Mobile, die vor allem in den Schuldenabbau fließen. Die Deutsche Telekom bekommt zusätzliche Aufsichtsratsmandate und genügend Aktienoptionen, um sich in den nächsten vier Jahren die Mehrheit an ihrer lukrativen US-Tochter zu sichern. Bislang kontrolliert sie T-Mobile US dank einer Stimmrechtsvereinbarung mit Softbank zwar, hält aber lediglich 43 Prozent der Anteile. Für knapp die Hälfte der Optionen wurde der Deutschen Telekom der Mitte Juni gültige Aktienkurs von T-Mobile US von rund 103 Dollar festgeschrieben. Sollte deren Erfolgsgeschichte weitergehen und der Kurs weiterhin kräftig steigen, wäre das ein netter Zusatzgewinn für die Telekom.

Mit T-Mobile US setzt Druckenmiller auf den schnellsten wachsenden US-Carrier, der zwar vor hohen Investitionen in den Ausbau des 5G-Netzes steht, aber nicht nur dank Corona zu den Profiteuren des massiv erhöhten Datenvolumens zählt. In einem weitgehend verteilten Markt nimmt T-Mobile US seit Jahren den anderen Wettbewerbern massiv Kunden ab und kann dadurch seine Margen weiter steigern und seine Investitionen in ein besseres Netz forcieren.

Starkes Wachstum gepaart mit relativ verlässlichen Einnahmeströmen führen mit der Zeit fast zwangsläufig zu steigenden Aktienkursen. Auch deshalb dürfte T-Mobile die größte neue Position in Druckenmillers Portfolio sein und mit Platz drei der stärkste Neueinsteiger in seiner Top 10.

 

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

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