Secunet könnte maximal von steigenden Ausgaben für Verteidigung, Infrastruktur und Post-Quanten- Kryptografie profitieren!
In den letzten Jahren haben hybride Bedrohungen sowohl in ihrer Qualität als auch in ihrer Quantität stark zugenommen. Sollte sich die EU tatsächlich dauerhaft von den USA abkoppeln, wäre der Aufbau einer umfassenden und sicheren IT-Infrastruktur unerlässlich. Secunet begreift eine sichere Infrastruktur als Rückgrat unserer vernetzten Welt. Damit es nicht bricht, stellt das Unternehmen für seine Kunden digitale Souveränität her und schützt sie effektiv vor Cyberangriffen.
Secunet möchte IT-Sicherheit nicht nur für Infrastrukturen, sondern auch für Daten und digitale Identitäten gewährleisten. Das 1997 gegründete Unternehmen ist auf alle Bereiche mit besonderen Sicherheitsanforderungen spezialisiert. Solche Sektoren können zum Beispiel eine Cloud, eGovernment, Biometrie, eHealth oder IIoT sein (IIot= Industrial Internet of Things= Industrielles Internet der Dinge). Zu Secunets Kunden zählen unter anderem Bundesministerien, Bundes- und Länderbehörden, viele DAX-Konzerne und internationale Behörden und Organisationen.
Ein vollständig digitalisiertes Gesundheitswesen würde Ärzten mehr Zeit für ihre Patienten ermöglichen
In den letzten Jahren hat die Digitalisierung des Gesundheitswesens Konturen angenommen. Der Austausch von Informationen und Daten zwischen allen Beteiligten soll optimiert und den Patienten eine größere Selbstbestimmung und Mitwirkung bei ihrer Gesundheitsversorgung ermöglicht werden. Zwar ist bereits für die Sicherheit und den Schutz von Patientendaten gesorgt, aber es gilt trotzdem noch, viele Herausforderungen zu meistern. Dies liegt unter anderem an der Vielzahl von Regularien in Deutschland und daran, dass digitale Anwendungen oft nur für sich allein gedacht werden anstatt eines großen Ganzen. Dieses "große Ganze" kann man sich als eine mit den Patienten vollständig vernetzte Praxis oder Klinik vorstellen. Die Terminbuchung würde über eine App auf dem Smartphone erfolgen, der Anamnesebogen wäre digital auszufüllen, die Anmeldung in der Arztpraxis würde an einem NFC-Point erfolgen, die Ergebnisse der Untersuchung würden in die digitale Patientenakte eingespielt und beim ‚Logout‘ aus der Arztpraxis E-Rezepte an das Smartphone übertragen werden. Schlussendlich würden dem Patienten in der Nähe verfügbare Apotheken angezeigt werden. Die Effizienz der Abläufe in der Praxis würde gesteigert werden und es bliebe mehr Zeit für den einzelnen Patienten, so Markus Linnemann, Vice President Health bei Secunet. Wenn es darüber hinaus gelänge, eine europäische Datenbank aufzubauen, könnten sich die Ärzte zum Beispiel bei der Behandlung von seltenen Krankheiten besser vernetzen. Auch für Notfallpatienten würden sich Vorteile bieten, da sich die Ärzte bei ihrer Einlieferung rasch einen Überblick über ihre medizinische Vorgeschichte verschaffen könnten. Patienten, deren digitale Affinität nicht so ausgeprägt ist, könnten sich auf digitale Teilprozesse beschränken und sie mit traditionellen Verfahren (zum Beispiel einer telefonischen Terminbuchung) kombinieren.
Mit einer vernetzten Medizintechnik ließen sich Krankheiten früher erkennen und effektiver behandeln
Doch nicht allein die Arztpraxen sollen eine digitale Transformation durchlaufen, sondern auch die Krankenhäuser. Eine vernetzte Medizintechnik könnte nicht nur die Prozesse eines Arztbesuches verbessern, sondern auch bei der Diagnose und Behandlung der Krankheiten helfen. So könnten Krankheiten mit KI-basierten Analysen frühzeitig erkannt oder Operationen mit weltweit verteilten Akteuren durchgeführt werden. Für derartige Digitalisierungskonzepte sind ein ungehinderter Informationsfluss und eine sichere Kommunikation von Medizingeräten in digitalen Infrastrukturen unerlässliche Bedingung. Secunets Lösung firmiert unter dem Namen "Secunet medical connect". Diese Produktfamilie basiert auf einer sicheren Gateway-Technologie. Sie bündelt moderne Lösungskonzepte der IT-Sicherheit und Informationstechnik in nur einer Plattform. So können beispielsweise medizinische Daten direkt am medizinischen Gerät erhoben werden. In einem weiteren Schritt werden sie aufbereitet und anschließend auf einer zentralen Instanz allen in die Behandlung involvierten Personen sowohl in der internen Infrastruktur als auch in der Cloud zur Verfügung gestellt.
Mit SINA Workflow können Dokumente VSA-konform bearbeitet werden
Die Digitalisierung ist heute ein entscheidender Schlüssel, um die Handlungsfähigkeit der Streitkräfte sicherzustellen. Auch dem Weltraum kommt im militärischen, aber auch im zivilen Kontext eine größere Bedeutung zu. So ist die Nutzung weltraumbasierter Technologien wie Navigation oder Telekommunikation heute ein selbstverständlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens. Für den militärischen Sektor sind satellitenbasierte Technologien Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung verschiedenster Operationen. Der Public Sector von Secunet bietet Lösungen für den Schutz vor Cyberangriffen auf IT-Infrastrukturen sowie die Kommunikation von Streitkräften und Behörden. Dazu werden gesicherte mobile und stationäre Arbeitsplätze sowie eine mit SINA Workflow nicht manipulierbare Arbeit mit Verschlusssachen bis zu den Einstufungen "Secret", "NATO Secret" und "EU Secret" ermöglicht. Bei SINA Workflow handelt es sich um ein System, mit dem Dokumente entsprechend der Verschlusssachenanweisung sicher erstellt, klassifiziert, geprüft und geschützt werden können (die Verschlusssachenanweisung (VSA) ist eine Verwaltungsvorschrift des Bundes zum materiellen Geheimschutz). Der Anwender kann durch die vollständige Integration in SINA-Infrastrukturkomponenten in einer sicheren Umgebung VSA-konform arbeiten. Indem der zeitliche Aufwand bei der Bearbeitung von Verschlusssachen sinkt, werden die Verantwortlichen entlastet.
Viele öffentlichen Einrichtungen nutzen die SINA-Verschlüsselungstechnologie
Auch in Behörden und Ministerien gehen die Mitarbeiter oft mit sensiblen Verschlusssachen um. Auch hier kommt SINA zum Einsatz. So gibt es SINA-Laptops und Smartphones, mit denen die Mitarbeiter auf das Verwaltungsnetzwerk zugreifen und aus dem Homeoffice oder vor Ort Fachanwendungen erledigen. Die IT-Infrastrukturen und der Datenaustausch werden dabei stets von SINA-Verschlüsselungsboxen abgesichert. Abgerundet wird diese Sicherheitsarchitektur durch eine Cloudplattform. So werden beispielsweise im Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik Daten sicher über das Internet statt mit dem Kurier übertragen. Auch die Sicherheitsplattform für die elektronische Steuererklärung (ELSTER) greift auf die SINA-Technologie zurück.
Die automatisierte optische Passkontrolle soll den Grenzfluss beschleunigen und gleichzeitig die Sicherheit maximieren
Ursprünglich wurde SINA entwickelt, um Herausforderungen der digitalen Transformation in der Verwaltung beim Regierungsumzug von Bonn nach Berlin zu bewältigen. Doch heute stellt SINA mit 250.000 Geräten ein umfassendes Ökosystem aus Computern, Anwendungen, Netzwerk-Verschlüsselung und der Cloudplattform dar. SINA lässt sich zentral und wirkungsvoll verwalten und lässt sich auf die jeweiligen Nutzungsbedürfnisse passgenau zuschneiden. So verwenden auch die Polizei sowie die Sicherheitsbehörden SINA. Doch Secunet unterstützt diese Organe noch mit einer Vielzahl von weiteren Produkten und Lösungen. Als stellvertretende Beispiele seien zum einen die gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt entwickelten ersten Leitfäden zur automatisierten optischen Prüfung von Reisepässen genannt. Bei der Grenzkontrolle an Flughäfen werden Reisedokumente einerseits mittels elektronischer Schutzmechanismen und andererseits anhand optischer Merkmale überprüft. Beides kann durch maschinelle Verfahren erledigt werden, doch es besteht additiv ein Bedarf an praktischen Leitfäden für die Dokumentenprüfung. Deshalb hat das Unternehmen in Kooperation mit dem BKA Richtlinien für die automatisierte optische Passkontrolle erstellt. Diese sind sowohl an die Designer von Dokumenten als auch an die operativen Betreiber gerichtet. Auf diese Weise sollen die Prüfqualität verbessert und die Sicherheit an den Grenzen erhöht werden.
Die IGA schafft eine einheitliche Plattform für die Grenzkontrolle
Diesen Zwecken dient ebenfalls die Integrierte Grenzkontrollanwendung 2.0, die schon an über 2.000 Grenzkontrollschaltern genutzt wird. Seit 2014 ist für Angehörige des Schengen-Raums das Überqueren der EU-Außengrenzen an den frequentierten Flughäfen in Deutschland beschleunigt und vereinfacht worden. Die Reisenden können seitdem automatisierte Grenzkontrollschleusen selbstständig passieren. Doch die manuelle Grenzkontrolle an den stationären Grenzschaltern bleibt aufwändig und zeitintensiv, weil die Beamten auf mehrere Zentralregister und Fahndungsdatenbanken zugreifen müssen, die nicht miteinander vernetzt sind. Hinzu kommt, dass die Beamten seit 2024 auch biometrische Daten erfassen müssen. Secunets Integrierte Grenzkontrollanwendung (IGA) schafft hier Abhilfe. Mit ihr lassen sich die Resultate der elektronischen wie der optischen Prüfung, die Ergebnisse der Hintergrundsysteme und die Analyse der biometrischen Daten zusammenführen. Gegenwärtig werden mit der IGA an deutschen Flughäfen bis zu 185.000 Grenzkontrollen pro Tag durchgeführt.
Ein Blick in die Zukunft: Die Post-Quanten-Kryptografie schützt Daten vor Hacks durch Quantencomputer
In Zukunft könnten Quantencomputer eine große Gefahr für Daten darstellen, die kryptografisch geschützt werden. Dies gilt nicht nur für die alltäglichen Datenströme im Internet, sondern vor allem für hochsensible Daten. Doch mit quantencomputerresistenten Algorithmen lässt sich der Gefahr begegnen. Secunet gehört zu den Vorreitern auf dem Gebiet der Post-Quanten-Kryptografie (PQC). Deshalb sind SINA-Komponenten für den Umgang mit Verschlusssachen bereits heute mit PQC versehen. Damit ist Deutschland in der PQC führend in Europa.
Secunet verbuchte 2024 den elften Umsatzrekord in Folge
2024 hat Secunet den elften Umsatzrekord in Folge erzielt und seine Prognoseziele sogar leicht überboten. Der Umsatz betrug 406,4 Mio. Euro, ein Plus von 3,2 % (2023: 393,7 Mio. Euro). 65 % des Umsatzes wurden in der 2. Jahreshälfte generiert. Der Gewinn sank von 29 Mio. Euro im Vorjahr auf 27,9 Mio. Euro. Trotz dieses leichten Rückgangs können dem Management zufolge die souveräne Digitalisierung und die Cybersicherheit als Wachstumstreiber angesehen werden. Im Fokus der Cybersicherheit stand der Ausbau des SINA- und Cloud-Produktportfolios. Außerdem konnte der Konzern aufgrund seiner führenden Position im PQC-Markt dort eine positive Entwicklung verbuchen. Dieser Sektor weist ein starkes Wachstum auf. 369,7 Mio. Euro des Umsatzes entfielen auf den Public-Sektor und 36,7 Mio. Euro auf den Business-Bereich. Doch das Umfeld in der Industrie und die Änderungen im Gesundheitswesen verhinderten, dass das Vorjahresniveau erreicht wurde. Secunet ist hoch bewertet, das KGV liegt bei 41,8. 2025 soll das Augenmerk des Konzerns nicht nur auf der Zulassung weiterer Produkte für die Umstellung auf die PQC, sondern auch auf der SINA-Cloud, der Digitalisierung des Behördenumfelds und der Umstellung auf das ‚As-a-service‘-Geschäft vor allem im Gesundheitssektor liegen.
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Bullcase vs. Bearcase
Die zivile und die militärische Infrastruktur müssen in Deutschland modernisiert werden. Sowohl die Lockerung der Schuldenbremse für Verteidigungs- und Sicherheitsausgaben, die bei über 1 % des BIPs liegen, als auch das Sondervermögen für Investitionen in Höhe von 500 Mrd. Euro, das in die Infrastruktur, aber unter anderem auch in das Gesundheitswesen und die Digitalisierung investiert werden soll, dürften Secunet zugutekommen, da das Unternehmen über Produkte und Lösungen für alle genannten Sektoren verfügt. Die Aktie, die Mitte 2021 noch bei gut 500 Euro stand, ist bis in den September 2024 fast bis auf 90 Euro zurückgekommen. Seitdem konnte sie erneut bis auf derzeit 187 Euro steigen. Das geschilderte Szenario könnte das Papier in frühere Höhen zurückführen.
Die wohl größte Gefahr für Secunet besteht wohl in einem Eindringen Unbefugter in die von dem Unternehmen geschaffene IT-Infrastruktur. Ein solcher Hack dürfte die Aktie gen Süden schicken. Ebenfalls negativ dürfte es sich für Secunet auswirken, wenn Mitbewerber das Unternehmen bei der Verteilung der neu geschaffenen finanziellen Möglichkeiten im Bundeshaushalt ausstechen sollten.
Fazit
Je mehr die Entzweiung Europas und der USA in sicherheitspolitischen Fragen voranschreitet, desto stärker dürfte Secunet von diesem Prozess profitieren. Aber Secunet dürften nicht allein Gelder aus dem erweiterten Etat auf Bundesebene für Verteidigung und Sicherheit zufließen. Vielmehr sollte Secunet zum Beispiel für die Modernisierung des Gesundheitswesens auch seinen Anteil aus dem Sondervermögen für Infrastruktur erhalten. In doppelter Hinsicht also glänzende Aussichten also für das Softwareunternehmen, die in nicht allzu ferner Zukunft noch von dem Wachstum im Bereich der Post-Quanten-Kryptografie überflügelt werden könnten.
Bildherkunft: AdobeStock_828299346