Tracking Agrar-Stocks: die Korrektur ist da,- gute Einstiegschance?!

Liebe Leser,

Anfang des Jahres haben wir den Trend rund verschiedene Agrar-Stocks thematisiert. Angetrieben von geopolitischen Spannungen, Sanktionen gegen die wichtigen Agrar-Produkt-Lieferanten wie die Russische Föderation und Weißrussland, Inflationsängsten und einer globalen Kapitalverlagerung in konservative Werte, haben die Agrarstocks eine dynamische Rally absolviert. Als die Märkte jedoch in eine Bären-Phase wechselten, hat die negative Stimmung auch Top-Agrar-Stocks erwischt. Die Investoren bevorzugten Gewinnmitnahmen und so beobachten wir derzeit eine nette Korrektur entlang des gesamten Agrar-Sektors. Vor dem Hintergrund einer langfristigen Wachstumsannahme ist diese temporäre Schwäche als eine interessante Re-Entry-Chance zu betrachten.

Die wichtigste Annahme ist hier die Tatsache, dass gerade der Agrarsektor über eine immense Preissetzungsmacht verfügt und kann nun nicht nur die Inflation an den Endverbraucher weitergeben, sondern auch die Preise im Sinne der Gewinn-Steigerung erhöhen. Dies kann jeder von uns problemlos im Supermarket beobachten, als man sich über enorm gestiegene Lebensmittelpreise wundert. Und da man auf Lebensmittel und andere Agrarproduktion nicht wirklich verzichten kann, wäre es möglich, dass wir im Jahr 2023+ einen echten Bullen-Markt bei den Agrar-Stocks erleben werden. Um die Entwicklung rund um Agrar-Stocks schnell und effektiv zu tracken eignet sich bspw. der Agrar-ETF iShares MSCI Agriculture Producers ETF (VEGI). Diese ETF wäre ggf. für sehr konservative Anleger durchaus eine Option, um den Agrar-Trend zu spielen. Sollte man sich jedoch für Stock-Picking entscheiden, so gelangen wir auch schon zu unseren Favoriten.



https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/BMG169621056/DI/bunge-ltd/aktien-67331-67278-68032-67283-8262847-22-5323579-67722-68493-68170-64395

Den Anfang macht heute die Aktie von Toro Company (TTC). Der Konzern wurde ursprünglich als Motorenhersteller für frühe Traktoren gegründet. Das Unternehmen verlagerte jedoch den Fokus schnell Richtung Mäher und ist seitdem sowohl beim Umsatz als auch bei Gewinn kontinuierlich gewachsen, wobei man im vergangenen Jahr mit einem Umsatz von 3,97 Mrd. USD und einem Gewinn von 409,88 Mio. USD ein neuer Rekord aufstellte. Toro ist sowohl in Nordamerika als auch international tätig, wobei drei Viertel des Gesamtumsatzes aus den Vereinigten Staaten stammen. Das Wachstum des Konzerns wird u. a. durch Übernahmen forciert. Im Januar 2022 erwarb Toro die Intimidator Group. Durch die Akquisitionen wurde die komplementäre Spartan-Produktlinie durch den professionellen Zero-Turn-Mäher erweitert. Die Übernahme hat außerdem für eine größere geografische Präsenz gesorgt.

Das Resultat ließ nicht lange auf sich warten und so gelang es dem Konzern zuletzt mit starken Q-Zahlen samt einer angehobenen Jahresprognose aufzuwarten, wobei die Aktie in einer Rebound-Bewegung überging. Der Nettoumsatz im 3. Quartal verbesserte sich dabei im Jahresvergleich um 18,8 % auf 1,16 Mrd. USD (Konsens: 1,18 Mrd. USD). Der bereinigte Gewinn je verwässerter Aktie stieg um 29 % von 0,92 USD auf 1,19 USD. Die bereinigte operative Marge lag im Quartal bei 14,1 % gegenüber 13,1% im Vorjahreszeitraum. Und so rechnet man für FY22 nun mit einem EPS im Bereich von 4,07-4,17 USD statt 4,00-4,15 USD, bei einem Umsatzanstieg von rund 14 %. Dieser Ausblick basiert auf den Erwartungen für normalisierte Wohnnachfragemuster und fortgesetzte betriebliche Effizienz sowie einem gewissen Zuwachs aus der Akquisition der Intimidator Group.



Die Nummer zwei ist heute die Aktie von Tractor Supply (TSCO), die sich derzeit in einer charttechnisch stabilen Bodenkonsolidierung befindet. Dies ist eine der größten Einzelhandelsketten in den USA für Produkte im landwirtschaftlichen Bereich, die Tierhaltung, den Gartenbedarf und Heimwerkerartikel. Mit über 2.003 Einzelhandelsgeschäften, vorwiegend in ländlichen Gebieten und in Vororten von Großstädten, ist Tractor Supply in 49 Staaten präsent. Das umfangreiche Produktportfolio beinhaltet unter anderem Arbeits- und Outdoorbekleidung für Männer, Frauen und Kinder, elektrische Zäune, Tore und automatische Toröffner, Elektrogeneratoren für den Außenbereich, Schweißapparate, Geräte und Zubehör für die Feldbearbeitung, Produkte für die Pferdehaltung und Pferdeversorgung, Gewächshäuser, Rasenmäher, Rasen- und Gartenpflegemittel, Futtermittel und Heimtierbedarf, Elektrowerkzeuge und Ersatzteile.

Die Umsätze und Gewinne werden hier seit mehreren Jahren in Folge gesteigert. Sparten-technisch verdient man rund 47 % der Umsätze mit den Produkten für Vieh und andere Tiere. Dazu gehört sowohl Tierfutter als auch Viehpflegeprodukte sowie verschiedene Instrumente, Maschinen und Produkte für landwirtschaftliche Viehkontrolle und -zucht. Mit speziellen Werkzeugen, Instrumenten und der landwirtschaftlichen Technik verdient der Konzern weitere 21 % der Umsätze. Genauso viel (21 % der Umsätze) macht man auch mit Saison-Waren. In dieser Nische finden sich meistens Produkte für landwirtschaftliche Pflanzung. Adressiert werden hauptsächlich Gärtner etc. Der Rest etwas 8 % und 3 % der Umsätze entfallen dann auf ladwirtschaftliche Spezialkleidung, sowie Reparatur- und Instandhaltung-Werkzeuge für landwirtschaftliche Technik. Wie man also unschwer erkennen kann, ist TSCO Produkt-technisch sehr gut diversifiziert.

Zahlen-technisch gelang es dem Konzern zuletzt ebenfalls mit soliden Q-Zahlen aufzuwarten. Der Q3-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 78,4 % auf 3,27 Mrd. USD = Konsens. Die vergleichbaren Store-Sales erhöhten sich um 5,7 %, was vor dem Hintergrund der allgemeinen ökonomischen Krise eine zufriedenstellende Dynamik zeigt. Das EPS von 2,10 USD fiel besser als die erwarteten 2,07 USD aus. Und so hat TSCO seine FY22-Prognose angehoben und rechnet nun mit einem EPS von 9,55-9,63 USD statt 9,48-9,60 USD (Konsens: 9,59 USD), bei einem Umsatz von 14,06-14,12 Mrd. USD starr 13,95-14,05 Mrd. USD (Konsens: 14,01 Mrd. USD).



Der Watchlist-Kandidat Nummer drei ist die Aktie von The Andersons (ANDE), die nun schon zum zweiten Mal eine Rebound-Bewegung versucht. Der Konzern ist ein diversifiziertes Unternehmen, das im Agrargeschäft tätig ist. Das Unternehmen ist in Nordamerika im Rohstoffhandel, Ethanol, Pflanzennährstoff und Schienenverkehr tätig. Man ist grob in vier Segmenten tätig: Trade Group, Plant Nutrient Group, Ethanol Group und Rail Group. Trade Group ist auf Transport und das Merchandising von physischen Rohstoffen wie Vollkornprodukten und Futtermittelzutaten spezialisiert und bietet den Kunden Marketing- und Risikomanagementdienstleistungen an. Die Plant Nutrien Sparte speichert und vertreibt Pflanzennährstoffe sowie Produkte auf Maiskolbenbasis. Die Ethanol-Gruppe betreibt US-Ethanol-Anlagen und vertreibt Ethanol. Die Rail Group vermietet, repariert und vertreibt verschiedene Arten von Triebwagen, Lokomotiven und Lastkähnen.

Der letzte signifikante Impuls kam hier mit besser als erwarteten Zahlen. Wie der Konzern meldete, stieg der Q2-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 37 % auf 4,45 Mrd. USD (Konsens: 3,65 Mrd. USD). Das EPS von 2,39 USD fiel ebenfalls deutlich besser als die erwarteten 0,98 USD aus. Mit einem leichten Rückgang der Rohstoffpreise gegenüber den Höchstständen im 1. Quartal infolge des Konflikts in der Ukraine profitierte das Segment Trade nun von einer Basisaufwertung und guten Verkaufsmargen für viele seiner Produkte. Das Segment Renewables konnte die bereits starke Leistung des Vorjahres nahezu verdoppeln und zeigte gute Erträge und höhere Margen im Ethanol-Segment.

Das Management prognostiziert solide Margen aus seinem Nährstoffsegment, die sich aus einem begrenzten Angebot und einem gut positionierten Bestand während der Frühjahrssaison ergeben. Andersons macht auch Fortschritte bei erneuerbarem Diesel und profitiert von einem höheren Energiebedarf und einer Rückkehr zu umweltfreundlichem Ethanol. Und so ist man in der landwirtschaftlichen Lieferkette gut positioniert, um von steigenden Lebensmittelpreisen zu profitieren. Was die mittelfristige Prognose angeht, so zeigte man sich zunächst konservativ. Das Management präsentierte eine Strategie für Wachstum, die einen EBITDA-Anstieg auf 375-400 Mio. USD (EBITDA 2021: 340 Mio. USD) im Jahr 2025 vorsieht. Dies ist so weit ok, wenn man bedenkt, dass EBITDA 2020 nur bei 177 Mio. USD lag.



Im Blick behalten wir auch Nutrien (NTR), Der Konzern mit Sitz in Kanada ist der größte Kaliproduzent und der drittgrößte Stickstoffproduzent weltweit. Der Konzern entstand 2018 durch eine Fusion von Agrium und PotashCorp. Das Unternehmen produziert und vermarktet seine Pflanzennährstoffe an landwirtschaftliche, industrielle und Futtermittelkunden weltweit. Das Unternehmen verfügt über mehr als 1.700 Einzelhandelsstandorte in Nordamerika, Südamerika und Australien und ist einer der weltweit größten Hersteller und Lieferanten von Kali, Stickstoff und Phosphat. Explizit sieht die Statistik wie folgt aus: NTR beliefert über 20 % des Weltmarktes für Kali, 3 % Stickstoff und 3 % Phosphat.

Diese Produkte machen NTR zum weltweit größten Düngemittellieferanten. Und nun wird man bald vermutlich die Chance bekommen, freie Marktnischen (nach Sanktionen gegen RF und BL-Düngermittelhersteller) einzunehmen. Das Unternehmen profitiert ohnehin von steigenden Preisen für Pflanzennährstoffe. Dabei verfügt man über zusätzliches Potenzial, die Kali-Produktion signifikant zu steigern. Die Preise für wichtige Kulturen wie Mais, Sojabohnen und Weizen sind zuletzt im Vergleich zum Zehnjahresdurchschnitt um 25 % bis 35 % gestiegen, was einen starken Anreiz für die Erzeuger darstellt, die Produktion zu steigern.



Und da wir Nutrien angesprochen haben, so darf hier auch die Aktie von Mosaic (MOS) nicht fehlen. Das Unternehmen ist der weltweit größte Hersteller von Kali und Phosphaten, die kritische Düngemittelbestandteile sind. Der Wert gehört ebenfalls auf unsere Watchlist.

Schließlich ist es heute die Aktie von FMC (FMC), die dabei ist, aus einer Bodenkonsolidierung auf ein neues Lokalhoch auszubrechen. Dies ist ein US-amerikanisches Agrarwissenschaftsunternehmen, das in den Bereichen Landwirtschaft, Industrie sowie Konsumgüter tätig ist. Die Gesellschaft entwickelt und vertreibt Pflanzenschutzchemikalien, Lebensmittel- sowie pharmazeutische Zusatzstoffe, Biopolymere und Lithium sowie zahlreiche anorganische Stoffe. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Bereichen Pflanzenschutz, Pflanzengesundheit sowie professionelles Schädlings- und Rasenmanagement. Der Konzern vermarktet seine Produkte über eine eigene Vertriebsorganisation und über Allianzpartner, unabhängige Distributoren und Vertriebsmitarbeiter. Es ist in Nordamerika, Lateinamerika, Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Asien tätig.

Der letzte signifikante Impuls, der die Aktie in die Rebound-Bewegung versetze, kam mit starken Q-Zahlen. Der Q2-Umsatz stieg dabei im Vergleich zum Vorjahreswert um 16,9 % auf 1,45 Mrd. USD (Konsens: 1,33 Mrd. USD). Das EPS von 1,93 USD fiel ebenfalls besser als die erwarteten 1,88 USD aus. Das Umsatzwachstum im zweiten Quartal wurde durch einen Volumenanstieg von 14 % und einen Preisanstieg von 7 % angetrieben, der in der Region EMEA besonders ausgeprägt war. Insgesamt hat FMC in allen Regionen von höheren Preisen profitiert, wobei am besten diese Entwicklung in Nordamerika und Lateinamerika war. Das starke Mengenwachstum ist unter anderem auf Versorgungsunsicherheiten in der Branche zurückzuführen, die dazu führten, dass Kunden im Voraus bestellten, um Material zu sichern. Und so offerierte man eine solide FY22-Prognose, die ein Umsatzwachstum auf 5,5-5,7 Mrd. USD statt 5,25-5,55 Mrd. USD (Konsens: 5,44 Mrd. USD) bei einem EPS von 7,00-7,70 USD statt 6,70-8,00 USD (Konsens: 7,62 USD) vorsah.



Abschließend lässt sich erwähnen, dass das Landwirtschaftsthema sehr groß und umfassend ist und lässt sich über viele andere gute Stocks- und Storys wie eine deutsche CF Industries (CF), Bunge (BG), Gladstone Land (LAND), Tyson Foods (TSN), Ingredion (INGR) aber auch Caterpillar (CAT), Archer Daniels (ADM), etc. spielen.

Was uns angeht, so favorisieren wir in dieser Hinsicht Big-Caps, die eine zusätzliche Sonderstory wie z. B. Deere (DE) - Automatisierung der Landwirtschaft - bieten. Die Aktie haben wir bereits oft angesprochen. Insgesamt bleibt für Landwirtschaft die These gültig, dass man signifikante Korrekturbewegungen primär als interessante Entry-Points betrachten sollte. Denn im Globalen Sinne profitiert man hier vom Bevölkerungswachstum, wobei immer mehr Nahrung etc. benötigt werden.

Viel Erfolg und bleiben Sie Profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: keine Eigenpositionen.