Tracking Öl-Stocks: der Öl-Preis wird 2022 auf 120 USD steigen. Sind Sie etwa immer noch nicht dabei?

Liebe Leser,

der Öl-Preis Marke BRENT hat mittlerweile ein Niveau von 85 USD erreicht und könnte schon bald auf 120 USD pro Barrel steigen, so zumindest die jüngste Einschätzung von Bank of Amerika. Insgesamt geht man davon aus, dass eine erhöhte Nachfrage nach Benzin in Kombination mit begrenzten Raffineriekapazitäten den Anstieg der Rohstoffpreise im Jahr 2022 beschleunigen könnte. Die globale Energiekrise hat ja ohnehin zu einem starken Anstieg der Gas- und Kohlepreise auf der ganzen Welt geführt, was zu einer beschleunigten Erholung der Öl-Futures beigetragen hat. So stieg der Preis für Brent-Rohöl Mitte Oktober zum ersten Mal seit drei Jahren über 86 USD pro Barrel und am Ende des Monats überstieg der Preis für WTI-Öl die Marke von 85 USD pro Barrel. Und damit sieht die BofA-Annahme mehr als plausibel aus.

Wichtig ist in dieser Hinsicht auch die Annahme anderer Analysten wie Goldman, die ebenfalls mit einem Öl-Preis im Bereich rund um 90-100 USD rechnen. Explizit hervorgehoben wird dabei die zerstörerische Kraft der diesjährigen Hurricane-Saison in den USA. Die Stürme heben Louisiana und Gulf of Mexiko sehr stark getroffen und hat somit auch die Öl-Förderung mitbelastet. Dabei bleiben rund mehr als 30 Öl-Förderplattformen zeitweise außer Betrieb, was die Gesamtsituation zusätzlich verschärfte. Gleichzeitig verweisen auch diese Experten auf die weiterhin steigende Öl-Nachfrage aufgrund der weltweit angelaufenen Re-Opening. Damit verbunden ist auch die von BofA angesprochene steigende Nachfrage nach Benzin. Die Welt kehrt trotzt der immer noch andauernden Pandemie zur Normalität zurück und so erleben wir eine deutlich höhere Reise-Bereitschaft. Hinzu kommen noch geschäftsbedingte Reisen mit dem Auto und natürlich die angelaufene Rückkehr zum normalen Office-Leben.

Explizit positiv wurde zuletzt auch die asiatische Region erwähnt. Der Verkehr in China erholte sich nach einem Sommereinbruch schnell auf das alte Niveau, wobei die der Delta-bedingte Rückgang des weltweiten Flugverkehrs geringer als befürchtet ausfiel, so die Motivation des Analysten, die sich für weiter steigende Öl-Preise aussprechen. Gleichzeitig sind auch von der positiven Entwicklung im Tourismus-Segment überzeugt, was die Öl-Nachfrage in 2021/22 weiter ankurbeln dürfte. Und dafür spricht mittlerweile der deutlich intensivere Flug-Verkehr. Die Experten sind davon überzeugt, dass der weltweite Ölverbrauch das Angebot auch 2022 stark übersteigen wird, da die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie primär den Kraftstoffverbrauch ankurbelt, während die Investitionen in Produktion-Ausbau aufgrund von ökologischen Bedenken und dem zeitgemäßen Fokus auf Green-Energy relativ schwach bleiben. Und daher tracken wir heute erneut internationale Gas/Öl-Konzerne, die neben russischen Energie-Stocks von dieser Situation mitprofitieren werden.



Den Anfang mach heute die Aktie des Öl-Giganten Chevron (CVX), der in der aktuellen Berichtssaison mit dem höchsten Quartalsgewinn der letzten acht Jahre aufwarten konnte. Der Q3-Umsatz stieg dabei im Vergleich zum Vorjahreswert um 82,9 % auf 43 Mrd. USD (Konsens: 40,52 Mrd. USD). Das EPS von 2,96 USD fiel ebenfalls besser als die erwarteten 2,21 USD aus. Cashflow from operation stieg auf 8,6 Mrd. USD, wobei FreeCashflow bei 6,7 Mrd. USd lag. Der US-Ölmulti ist nicht nur in vielen ölreichen Regionen wie dem Eagle Ford-Shale-Basin in Texas gut aufgestellt, sondern ist beispielsweise auch in Kasachstan und anderen Regionen der Welt präsent. Gleichzeitig bemüht sich Chevron, sein Portfolio außerhalb des Kerngeschäfts durch Joint-Ventures zur Herstellung von alternativen Kraftstoffen wie Biokerosin zu diversifizieren und sich damit neue Segmente zu erschließen. Die CVX-Aktie macht ebenfalls einen guten Eindruck. Der Wert ist mittlerweile auf ein neues jahreshoch gezogen und scheint damit die globale Erholungsbewegung fortzusetzen.



Die Nummer zwei ist heute die Aktie von ConocoPhilips (COP), die ebenfalls auf eine neues Jahreshoch gezogen ist. Der Konzern baut dabei sein Geschäft weiter kontinuierlich aus. So will man sich durch den Kauf der Öl-Assets von Royal Dutch Shell im Permian Basin in Texas für rund 9,5 Mrd. USD in dieser Region weiter verstärken. Für ConocoPhilips macht dieser Deal Sinn, zumal man sich damit den Zugriff auf attraktive Low-Cost-Production-Assets in einer der ölreichsten Regionen in den USA sichert. Gleichzeitig eröffnet der geplante Zukauf Synergien im Zuge im vergangenen Jahr abgeschlossenen Übernahme des US-Ölexplorers Concho Resources, dessen Liegenschaften sich größtenteils ebenfalls im Permian Basin befinden. Der Konzern ist eines der größten E&P-Unternehmen der Welt mit Niederlassungen in mehr als einem Dutzend Ländern. Es produziert auch Öl mit einer Vielzahl von Quellen und Methoden, einschließlich horizontaler Bohrungen und hydraulisches Fracking von Schiefer in den USA, Ölsandabbau in Kanada, und Tiefseebohrungen, sowie andere konventionelle Produktionstechniken in anderen Teilen der Welt.



Abschließend lässt sich zusammenzufassen, dass der Öl-Trend sehr breit ist und sich über zahlreiche andere spannende Stocks spielen lässt. Dazu gehören Konzerne wie Enbridge (ENB), Phillips 66 (PSX), ExonMobile (XOM)Chevron (CVX), Pioneer Natural Ressources (PXD), aber auch Schlumberger, Diamondback Energy (FANG), PDC Energy (PDCE), Devon Energy (DVN), Whiting Petroleum (WLL), europäische Firmen wie BP und Royal Dutch Shell und russische Rohstoffkonzerne, die wir zuletzt gesondert in der Emerging-Markets-Rubrik thematisiert haben. Entscheidend sind hier lediglich die Präferenzen und das Risiko-Appetit des jeweiligen Investors.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: Keine Eigenposition