Tracking Öl-Stocks: Goldman geht davon aus, dass der Öl-Preis 2022/23 auf 100 USD steigen könnte, da die Rekordnachfrage das Angebot übersteigen wird!

Liebe Leser,

die Experten von Goldman gehen davon aus, dass der weitere Öl-Preis-Anstieg auf eine Marke von über 100 USD pro Barrel schon im Jahr 2023 nicht ausgeschlossen wäre. Grund dafür ist die Annahme, dass die weiter wachsende Öl-Nachfrage, die in den kommenden Jahren das Angebot übersteigen wird. Während also die Basisprognose von Goldman für die Öl-Marke Brent im nächsten Jahr und 2023 bei rund 85 USD liegt, rechnen die Experten durchaus mit unerwarteten negativen Impacts wie der höhere Inflationsdruck, oder ein unerwartetes Angebotsdefizit, was die Öl-Preise auf das dreistellige Niveau katapultieren könnte. Gleichzeitig betonten die Analysten, dass sie die zuletzt aufgekommenen Omicron-Sorgen und die Wahrscheinlichkeit möglicher Lockdowns für übertrieben halten und daher den jüngsten Sell-Off eher als eine günstige Kaufgelegenheit mit einem besseren CRV betrachten.

Was die globalwirtschaftliche Situation angeht, so zeigt sie unmissverständlich, dass die Nachfrage nach Benzin, Diesel und Kunststoffen sich derzeit auf einem Rekordniveau befindet, wobei der Verbrauch in den Jahren 2022 und 2023 voraussichtlich neue Höchststände erreichen wird. Dazu kommt die Tatsache, dass der Verbrauch von Kerosin sich immer noch aufgrund der Covid-bedingten Reisebeschränkungen auf einem sehr niedrigen Niveau verbleibt. Dies wird sich jedoch mit der Wiedereröffnung der Grenzen rasch ändern und die Nachfrage enorm erhöhen.

Dazu kommt die Tatsache der kompletten Unterfinanzierung des Öl-Förder-Sektors, weswegen das Angebot und explizit die Fördermenge nicht einfach so schnell nach oben gefahren werden können. Grund dafür sind die Initiativen zahlreicher Länder, wobei man langfristig auf Green-Energy umsteigen will. Dies macht mittel- und langfristige Investitionen in den Ausbau der Öl-Förderung unwirtschaftlich und so ist es sehr wahrscheinlich, dass die zunächst weiter steigende Nachfrage nach Öl- und Öl-Produkten in den kommenden zwei drei Jahren auf ein sehr knappes Angebot treffen wird, was den Öl-Preis entsprechend nach oben auf über 100 USD pro Barrel treiben könnte.

Der weitere Risikofaktor, der in diesem Zusammenhang mitberücksichtigt werden sollte, ist Iran. Sollte Iran als OPEC-Mitglied keine Einigung im Nuklearabkommen über eine Aufhebung der US-Sanktionen gegen seine Erdölexporte erzielen, so hätte man in den späteren Perioden eine weitere Verknappung des Öl-Angebots, die ebenfalls eine preissteigernde Wirkung haben wird. Und daher sind die kurz- bis mittelfristigen Aussichten für Öl-Stocks-Anleger mehr als rosig. Und so gelangen wir schon zu unseren heutigen Favoriten-Übersicht.

Den Anfang macht heute die Aktie von ConocoPhilips (COP), die knapp unter dem aktuellen Jahreshoch konsolidiert. Der Konzern baut dabei sein Geschäft weiter kontinuierlich aus. So will man sich durch den Kauf der Öl-Assets von Royal Dutch Shell im Permian Basin in Texas für rund 9,5 Mrd. USD in dieser Region weiter verstärken. Für ConocoPhilips macht dieser Deal Sinn, zumal man sich damit den Zugriff auf attraktive Low-Cost-Production-Assets in einer der ölreichsten Regionen in den USA sichert. Gleichzeitig eröffnet der geplante Zukauf Synergien im Zuge im vergangenen Jahr abgeschlossenen Übernahme des US-Ölexplorers Concho Resources, dessen Liegenschaften sich größtenteils ebenfalls im Permian Basin befinden. Der Konzern ist eines der größten E&P-Unternehmen der Welt mit Niederlassungen in mehr als einem Dutzend Ländern. Es produziert auch Öl mit einer Vielzahl von Quellen und Methoden, einschließlich horizontaler Bohrungen und hydraulisches Fracking von Schiefer in den USA, Ölsandabbau in Kanada, und Tiefseebohrungen, sowie andere konventionelle Produktionstechniken in anderen Teilen der Welt.



Interessant ist auch die Aktie des Öl-Giganten Chevron (CVX), der in der ausgelaufenen Berichtssaison mit dem höchsten Quartalsgewinn der letzten acht Jahre aufwarten konnte. Der Q3-Umsatz stieg dabei im Vergleich zum Vorjahreswert um 82,9 % auf 43 Mrd. USD (Konsens: 40,52 Mrd. USD). Das EPS von 2,96 USD fiel ebenfalls besser als die erwarteten 2,21 USD aus. Cashflow from operation stieg auf 8,6 Mrd. USD, wobei FreeCashflow bei 6,7 Mrd. USd lag. Der US-Ölmulti ist nicht nur in vielen ölreichen Regionen wie dem Eagle Ford-Shale-Basin in Texas gut aufgestellt, sondern ist beispielsweise auch in Kasachstan und anderen Regionen der Welt präsent. Gleichzeitig bemüht sich Chevron, sein Portfolio außerhalb des Kerngeschäfts durch Joint-Ventures zur Herstellung von alternativen Kraftstoffen wie Biokerosin zu diversifizieren und sich damit neue Segmente zu erschließen. Die CVX-Aktie macht charttechnisch ebenfalls einen guten Eindruck.

Abschließend lässt sich zusammenzufassen, dass der Öl-Trend sehr breit ist und sich über zahlreiche andere spannende Stocks spielen lässt. Dazu gehören Konzerne wie Enbridge (ENB), Phillips 66 (PSX), ExonMobile (XOM)Pioneer Natural Ressources (PXD), aber auch Schlumberger, Diamondback Energy (FANG), PDC Energy (PDCE), Devon Energy (DVN), Whiting Petroleum (WLL), europäische Firmen wie BP und Royal Dutch Shell und russische Rohstoffkonzerne, die wir zuletzt gesondert in der Emerging-Markets-Rubrik thematisiert haben. Entscheidend sind hier lediglich die Präferenzen und das Risiko-Appetit des jeweiligen Investors.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: Keine Eigenposition