Alles oder Nichts – Bill Ackman

Bill Ackman galt noch vor wenigen Jahren als einer der schillerndsten Stars am Hedge Fund Himmel. Als Absolvent stieg er direkt in die Branche ein und machte etablierten Kräften lange Jahre etwas vor. Heute kämpft er einen erbitterten Kampf gegen Herbalife, für welchen er täglich $63.000 zahlen muss. Lesen Sie hier die interessante Geschichte des Draufgängers Bill Ackman.

bill-ackmanWilliam Albert Ackman, genannt Bill, wurde am 11. Mai 1966 im New Yorker Stadtteil Chappaqua als Sohn einer jüdischen Familie mit ukrainischen Wurzeln geboren. Sein Vater war der wohlhabende Lawrence David Ackman, der Vorsitzender einer Immobilien-Investmentfirma namens Ackman-Ziff Real Estate Group war. Ackman schrieb sich standesgemäß Mitte der 1980er Jahre an der Harvard Universität für den Studiengang Geschichte ein. 1988 erhielt er seinen Bachelor of Arts mit Auszeichnung. 1992 bekam er noch einen MBA von der Harvard Business School verliehen.

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Bis zu diesem Punkt in Ackmans Vita schien alles relativ normal zu verlaufen. Nach seinem Abschluss fällte Bill Ackman allerdings eine Entscheidung, die sein Leben nachhaltig verändern sollte. Denn entgegen der Ratschläge von Freunden und Verwandten gründete der blutjunge Uniabsolvent mit einem Kommilitonen einen Hedge Fund namens Gotham Partners. Die beiden Partner schlugen sich überraschenderweise sehr gut, sodass die Summe der Assets under Management von einem einstelligen Millionenbetrag 1992 auf über $500 Mio. im Jahr 1998 angewachsen war. Aufgrund von Rechtsstreitigkeiten war der Fund allerdings 2002 nahezu manövrierunfähig und wurde geschlossen.

Pershing Square Capital Management

2004 gründete Ackman mit $54 Mio., größtenteils aus seiner eigenen Tasche, den Hedge Fund Pershing Square Capital Management, der bis heute fortbesteht. Ackman agiert beim Großteil seiner Engagements als aktivistischer Investor, der eine Firma genau analysiert und nach Potenzialen sucht, die er nach einem Einstieg mittels Druck auf das Management oder gar einer Neubesetzung der Führungsriege zu heben versucht. Als Beispiel seiner Vorgehensweise möchte ich Ihnen sein Engagement bei der Fast-Food-Kette Wendy’s näherbringen. 2005 stieg Ackman groß bei Wendy’s International ein und nutzte seine Macht dazu, die zum Unternehmen gehörende Donut-Kette Tim Hortons auszugliedern und an die Börse zu bringen. Nach dem IPO von Tim Hortons kollabierte der Preis der Wendy’s Aktie, da Tim Hortons das Zugpferd des Konzerns mit hohen Wachstumsraten und noch höheren Margen war. Ackman erntete einiges an Kritik an seinem Vorgehen, reichte die Schuld aber an den CEO weiter. Unter dem Strich erzielte Ackman mit diesem Engagement eine Rendite im zweistelligen Bereich.
Die Performance von Pershing Square seit Gründung kann sich durchaus sehen lassen: eine durchschnittliche Jahresrendite von ca. 15%. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass es Bill Ackman auf ein privates Vermögen von derzeit $1,3 Mrd. bringt.
Allerdings waren die Jahre seit 2013 alles andere als rosig für Ackman und seinen Fonds. So befindet sich der Starinvestor privat in Scheidung mit seiner Frau Karen, mit der er drei Kinder hat. Dadurch muss er den Verlust eines Großteils seines Vermögens befürchten. In den letzten vier Jahren brachte es auch Pershing Square nur noch auf eine durchschnittliche Jahresrendite von schlappen 1,4%, während der Vergleichsindex S&P500 durchschnittliche 15% pro Jahr einbrachte. Das lag vor allem an zwei Investments, die schlimmer nicht hätten laufen können. Das erste betrifft den Pharmakonzern Valeant. Pershing Square kaufte hier 2015 Anteile für $260 pro Aktie. Anfang 2017 verkaufte man die Anteile wieder für $11 (!) pro Aktie. Damit fuhr Ackman einen Rekordverlust von mehr als $4 Mrd. ein.

Herbalife

Sein bekanntestes Engagement ist jedoch sein Short auf den Diätprodukte- und Kosmetikhersteller Herbalife. Im Mai 2012 eröffnete Ackman den Short, indem er Aktien direkt leerverkaufte (und auf Derivate verzichtete). Das hat den Nachteil, dass die Offenhaltung des Shorts über einen längeren Zeitraum hohe Gebühren nach sich zieht. Im Dezember veröffentlichte Ackman einen Bericht über Herbalife und das Geschäftsmodell des Unternehmens. Der Vorwurf lautete, dass Herbalife das größte Schneeballsystem der modernen Zeit sei. Daraufhin begann eine Schlammschlacht, die bis heute noch kein Ende gefunden hat. Nach anfänglich starken Kursrücksetzern der Herbalife-Aktie (von $70 auf $25) setzte eine Erholung ein. Und bis heute hat der Wert seine Verluste wieder wettgemacht. In den vergangenen Jahren wurde von Ackman eine PR-Kampagne für $50 Mio. gegen Herbalife initiiert und ein Gerichtsverfahren gegen die Firma eröffnet. Tatsächlich wurde der Kosmetikhersteller daraufhin verurteilt, $200 Mio. Entschädigung an seine Kunden zu zahlen und das Geschäftsmodell zu ändern. Allerdings blieb der von Ackman erhoffte Kurseinbruch aus.
Ganz im Gegenteil; Herbalife setzte nämlich zum Gegenschlag an und holte sich starke Partner an die Seite, um den Kurs zu stützen und Ackman loszuwerden. So ist bspw. der Starinvestor Carl Icahn mit 24% an Herbalife beteiligt. Außerdem startete Herbalife ein Aktienrückkaufprogramm über insgesamt $1,5 Mrd., welches kurstützende Wirkung hat.
Ackman liegt derzeit ca. $500 Mio. hinten und die Kosten für die Aufrechterhaltung seines Shorts belaufen sich auf mittlerweile $63.000,00 pro Tag. In die Gewinnzone würde er vorstoßen, wenn der Aktienkurs von Herbalife erneut die $30-Marke von unten sieht. Carl Icahn bezeichnete Ackman jüngst öffentlich als Heulsuse, worauf Ackman sagte, dass er den Short bis zum Ende der Welt offenhalten möchte.
Das kann sehr teuer für Ackman werden. Würde Carl Icahn zum Beispiel eine Komplettübernahme der Firma anstreben, so wäre Bill Ackman mit einem riesigen Short-Squeeze konfrontiert. Die Netflix-User unter Ihnen können sich übrigens eine detaillierte Dokumentation über den Kampf Ackman vs. Herbalife ansehen. Sie trägt den Namen Betting on Zero und erschien im letzten Jahr. Ich persönlich bin sehr gespannt, ob Ackman von diesem Alles-oder-Nichts-Ansatz in den Ruin getrieben wird oder er am Ende á la Michael Burry Recht bekommt.

Bill Ackman ist allerdings nicht nur als Investor und Hedge Fund Manager bekannt, sondern auch als Philanthrop. So unterstützt er das Center for Jewish History und hat den Giving Pledge von Gates und Buffett unterzeichnet.

Zitate:

– "Ich bin bei Investments nicht emotional. Beim Investieren muss man absolut rational sein und seine Entscheidungen nicht von Emotionen beeinflussen lassen. Nur die Fakten zählen.
– Erfahrung bedeutet Fehler zu machen und daraus zu lernen.
– "Wenn ich denke, dass ich Recht habe, dann gehe ich auch bis ans Ende der Welt um Recht zu bekommen."
– Ich bin immer bereit, das Richtige zu tun, egal was andere darüber denken.
- "Investment ist ein Geschäft, bei dem du sehr lange sehr dämlich aussehen kannst, bevor du Recht bekommst."
- Um erfolgreich zu sein musst du dafür sorgen, dass es dich nicht kümmert, wenn du zurückgewiesen wirst.
- "Jeder sagte mir, dass es eine idiotische Idee wäre, meinen eigenen Hedge Fund direkt nach der Uni zu starten. So wusste ich, dass es eine gute Idee war."
- Du solltest dich mit Leuten umgeben, die an dich glauben; in der Arbeitswelt und im richtigen Leben.
- Shortseller sind für die Märkte wie Kanarienvögel in den Kohleminen: sie sind das Frühwarnsystem, das dich auf ein Problem hinweist.
- Ich habe sehr wenige Menschen etwas wirklich Großes erreichen sehen, die nicht optimistisch waren.
- Was motiviert Leute dazu, erfolgreich zu sein? Sex. Die Menschen geben es nicht gern zu, aber Sex ist der grundlegende Treiber.