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Liebe Investoren,

der Wallstreet-Guru Bill Nygren sucht nach vermeintlichen Schnäppchen. Seine Investitionen scheinen oftmals sehr riskant zu sein. Auch seine neuesten Transaktionen sind hier keine Ausnahme. Sehen wir uns sein letztes Quartal etwas genauer an.

Der 1959 geborene William Carl Nygren ist ein klassischer Value-Investor. Er liebt die Mathematik und Statistiken. Er hatte schon immer ein gutes Gespür für Zahlen. Nachdem dieser 1980 seinen Bachelor-Abschluss in Buchhaltung an der Universität von Minnesota gemacht hatte, arbeitete der Guru zuerst als Analyst und Portfoliomanager für die Northwestern Mutual Life Insurance. Dort stieg er Schritt für Schritt auf und entschloss sich letztendlich 1991 den Oakmark Fund zu gründen. Diesen managt er bis heute.


Wenn es darum geht neue Investmentkandidaten zu finden, so setzen der Wallstreet-Guru und dessen Partner auf folgende Strategie. Sie analysieren ein Unternehmen sehr sorgfältig, um den vermeintlichen wahren inneren Wert festzustellen. Sie sind nämlich der festen Überzeugung, dass der Kurs einer Aktie sich früher oder später immer an diesen angleichen bzw. diesen exakt widerspiegeln wird. So werden am Markt potentielle Schnäppchen gesucht, die bereits einen erheblichen Kursabschlag hinnehmen mussten. Wenn die Bewertung attraktiv erscheint, schlägt der Investor meist zu. Zusätzlich ist es aber auch von großer Bedeutung, ob neben dem Zahlenwerk ein gut funktionierendes Geschäftsmodell zugrunde liegt. Das Management soll eine klare Vorstellung über die zukünftige Entwicklung im Kopf haben. Ein hoher Free-Cashflow-Bestand wird gerne gesehen. Dieser muss aber auch nachvollziehbar, bspw. für weitere Investitionen, benutzt werden, um den strategischen Vorteil weiter auszubauen und Marktanteile zu gewinnen. Das Bewusstsein einen tatsächlichen Anteil eines Unternehmens zu erwerben führt dazu, dass die Positionen über einen längerfristigen Zeitraum gehalten werden. Nygren ist fest überzeugt davon, dass diese Vorgehensweise das Gewinnpotential erhöht und gleichzeitig das Risiko von Verlusten reduziert.


Einblicke in den Oakmark Fund

Die kürzlich veröffentlichten 13-F-Berichtspflichten erlauben uns wieder Einblicke, in die jüngsten Transaktionen zu tätigen. Derzeit befinden sich 58 verschiedene Titel im Portfolio des Gurus. Seine langfristigen Engagements führen dazu, dass seine Q/Q-Turnover-Rate im Regelfall sehr niedrig ist. Im letzten Quartal lag diese bei lediglich 4 %. Dieser Wert fällt meist auch nur in seltenen Ausnahmefällen zweistellig aus. Die Performance kann sich absolut sehen lassen. In den letzten 25 Jahren konnte der Guru ein durchschnittliches ROI von 10,85 % generieren. Der S&P 500 kommt im selben Zeitraum auf 9,58 %. So konnte der Wert des Fonds allein im Zeitraum von 2009 bis heute, von 2,05 Mrd. USD auf 20,55 Mrd. USD gesteigert werden. Besonders stark setzt Nygren auf den Finanzsektor. Ganze 28,45 % seiner Investitionen tätigt er in dieser Branche. Mit 18,71 % liegt der Technologie-Sektor auf dem 2. Platz. Diesem folgt mit 14,89 % der HealthCare-Sektor. Neben seiner größten Position, Citigroup, besitzt der Investor auch Unternehmensanteile von anderen Schwergewichten wie Visa, Alphabet, Apple, Netflix und HCA Healthcare. Nur zwei neue Kandidaten sind im letzten Quartal dazugekommen. Nygren entschloss sich Aktien des Informationsdienstleisters DXC Technology und Charles Schwab, einem US-amerikanischen Finanzdienstleister. Beiden Positionen räumt er eine Gewichtung von etwa 1 % seines Kapitals ein.



Nygren glaubt, dass Flex Ltd. zu sehr abgestraft wurde

Seine Beteiligung an dem Technologiezulieferer Flex Ltd. baut der Guru weiter aus. Diese verdoppelt er im letzten Quartal. Nun besitzt er bereits Anteile im Wert von 262,4 Mrd. USD an dem mit 4,45 Mrd. USD kapitalisierten Unternehmen. Im Q1-2018 entschloss sich Nygren erstmals in den Zulieferer für die Elektronikindustrie zu investieren. Der Konzern hat seinen Firmensitz in Singapur und beschäftigt sich primär mit den Aufgaben Entwicklung, Design, Herstellung sowie dem Supply-Chain-Management von Komponenten, die für die Bereiche Telekommunikation, IoT, Big-Data und der Computerindustrie benötigt werden. Hierbei werden hauptsächlich Platinen, sogenannte PCBs produziert, aus denen anschließend komplette Systeme und Produkte gefertigt werden können. Das Ziel ist es mit dem vorhandenen Flextronics Netzwerk, dass in über 30 Ländern auf vier verschiedenen Kontinenten operiert, die Kunden mit end-to-end-Lösungen zu versorgen. So greifen mittlerweile viele Unternehmen auf die Electronic Manufacturing Services (EMS) von Flex zurück. Die immer stärker einsetzende Digitalisierung und das steigende Angebot an elektronischen Produkten sollen als Katalysator für weiteres Wachstum dienen. Zusätzlich angebotene Technologielösungen wie die eine Cloud-basierte Data-Center-Infrastruktur sowie die IoT-Plattform SmartNexus sollen den Kunden u. a. Vorteile im Bereich der Kosteneffizienz bieten.


Turnaround nach dem Sell-Out?

Die Papiere von Flex kannten heuer bisher nur eine Richtung. Es ging stark nach unten. Doch genau das sind wie erwähnt die Szenarien, die Nygren gezielt sucht. Die Anleger straften das Unternehmen ab, da es die Erwartungen in den letzten Quartalen meist leicht verfehlte. Am 25.10. wurden die jüngsten Q2-2019 Zahlen veröffentlicht. Der Umsatz konnte um 7 % auf 6,71 Mrd. USD gesteigert werden (Konsens: 6,79 Mrd. USD). Der Gewinn je Aktie stieg von 0,27 USD auf 0,29 USD (Konsens: 0,28 USD). Das Resultat war ein weiterer Abverkauf. Die Wachstumsaussichten für die kommenden Jahre konnten bisher nicht an die Prognosen der Analysten herankommen. Hier bleibt es abzuwarten, ob das Unternehmen in den kommenden Jahren für eine Überraschung sorgen kann. Nygren glaubt jedenfalls an den langfristigen Erfolg des Unternehmens. Das KGV18e liegt nur noch bei 7,5.

Die Aktie beschleunigte ihre Abwärtsbewegung nochmals. Es entstand ein Sell-Out unter hohem Volumen. Die Tiefs von 2014 wurden dabei unterschritten. Nun konnte sich der Wert kurzfristig wieder stabilisieren.

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