Alcoa: Der Westen schmiedet sein Gallium-Bollwerk gegen China!

Ein Stoff, der leuchtet, wenn er erwärmt wird und ganze Industrien antreiben kann: Gallium. Für Hochleistungschips, Verteidigungstechnik und Laserkommunikation ist das Metall unverzichtbar. Nun wollen Alcoa und die Regierungen der USA und Australiens seine Produktion neu aufstellen. Durch die Kooperation soll eine Lieferkette entstehen, die nicht länger vom Wohlwollen Pekings abhängt. "Die Unterstützung durch die Regierungen der USA und Australiens unterstreicht Alcoas Rolle beim Aufbau einer widerstandsfähigen Lieferkette für kritische Rohstoffe", erklärte Alcoa-Chef William F. Oplinger.

Ein Werk im Outback soll Chinas Gallium-Monopol brechen

Im Zentrum steht der Bau einer neuen Anlage auf dem Gelände der Alcoa-Raffinerie in Westaustralien. Dort sollen künftig jährlich rund 100 Tonnen Gallium entstehen – genug, um den Grundstein für eine westliche Eigenversorgung zu legen. Finanziert wird das Projekt über eine gemeinsame Zweckgesellschaft, an der Alcoa, die USA und Australien beteiligt sind. Das Kapital fließt in Machbarkeitsstudien, technische Planung und den Bau. Zugleich sichern sich die Partner künftige Liefermengen entsprechend ihrer Investitionen. Alcoa übernimmt den Betrieb und liefert damit das industrielle Rückgrat eines geopolitischen Projekts.

Japans stiller Einstieg in den Rohstoffpakt

Während die Öffentlichkeit auf Washington und Canberra blickt, wirkt im Stillen ein dritter Partner mit: Japan. Im 2. Halbjahr 2025 schloss Alcoa eine Entwicklungsvereinbarung mit der Japan Australia Gallium Associates Pty Ltd. (JAGA), einem Gemeinschaftsunternehmen der japanischen Regierung und der Sojitz Corporation. Japan trägt einen beträchtlichen Teil der Projektkosten und bringt technisches Know-how ein. Damit wird aus dem bilateralen Rohstoffabkommen ein trilateraler Schulterschluss.

Die Investitionen belaufen sich auf insgesamt 8,5 Mrd. USD

Das Fundament für ihre Zusammenarbeit legten die USA und Australien am 20. Oktober 2025. US-Präsident Donald Trump und der australische Premierminister Anthony Albanese unterzeichneten ein Rahmenabkommen über Investitionen in kritische Mineralien im Umfang von rund 8,5 Mrd USD. Beide Länder verpflichteten sich, jeweils mindestens 1,0 Mrd. USD in den kommenden sechs Monaten bereitzustellen. Das Alcoa-Galliumprojekt zählt zu den ersten Großvorhaben, die von dieser Vereinbarung profitieren. Die australische Regierung will bis zu 200 Mio. USD beisteuern – ein Schritt, den Albanese als "historisch für die Lieferketten der freien Welt" bezeichnete.

Drei Hebel für eine neue Rohstoffordnung

Das Programm ruht auf drei Säulen. Erstens sollen neue Minen und Aufbereitungsanlagen in Australien entstehen, um strategische Rohstoffe direkt an der Quelle zu sichern. Zweitens werden Verarbeitungs- und Fertigungskapazitäten für Materialien wie Gallium, Lithium und Kobalt ausgebaut. Drittens schafft ein Preisstützungsmechanismus – inklusive einer Preisuntergrenze für seltene Erden – stabile Marktbedingungen.

Ein Rohstoffkrieg im Schatten der Mikroprozessoren

Die Initiative ist mehr als ein Wirtschaftsprojekt – sie ist Teil eines globalen Machtkampfs. China kontrolliert über 90 % der weltweiten Galliumproduktion und nutzt diese Position zunehmend als Druckmittel. Nach Exportbeschränkungen für Germanium und seltene Erden wächst in Washington die Sorge vor Lieferstopps bei Hochtechnologiemetallen. Das neue Rahmenwerk der USA und Australiens ist die direkte Antwort: eine Allianz der Produzenten, um kritische Materialien nicht länger in den Händen eines geopolitischen Rivalen zu wissen.

Alcoa stärkt sich für den Aufbruch in neue Märkte

Finanziell steht Alcoa auf solidem Fundament. Im Geschäftsjahr bis Juni 2025 erzielte der Konzern einen Umsatz von rund 12,8 Mrd. USD – ein Zuwachs von 7,4 %. Im 2. Quartal 2025 lagen die Erlöse bei 3,01 Mrd. USD. Dies sind rund 10 % weniger als im Vorquartal. Zwar schwanken die Ergebnisse kurzfristig, doch Alcoa hat seine Bilanz gestrafft und investiert gezielt in Zukunftsmaterialien. Das Unternehmen wandelt sich von einem reinen Aluminiumkonzern zu einem strategischen Rohstofflieferanten für die Hightech-Industrie.

Ein westliche Alternative zu China entsteht

Sollte die neue Galliumanlage wie geplant ans Netz gehen, wäre sie die erste großtechnische Galliumproduktion außerhalb Chinas. Für die USA bedeutet das: weniger Abhängigkeit, mehr Kontrolle und eine handfeste Stärkung der nationalen Sicherheits- und Technologiepolitik. Der Westen baut sich gerade seine eigene Rohstoffbasis – und Alcoa liefert dafür eines der entscheidenden Puzzleteile.


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