Amazon im Kreuzfeuer! Zwischen Prime-Skandal, Fresh-Rückzug aus UK und Allianz mit SAP in Europa!
Amazon (i)(AMZN) bleibt ein globaler Gigant, doch das Unternehmen steht aktuell an einem Wendepunkt. Während die FTC den Konzern wegen angeblich irreführender Prime-Praktiken verklagt, zieht sich Amazon in Großbritannien aus dem Fresh-Lebensmittelgeschäft zurück. Gleichzeitig setzt der Tech-Riese mit Whole Foods in Asien und einer milliardenschweren Cloud-Partnerschaft mit SAP auf neue Wachstumsfelder. Anleger stellen sich zu Recht die folgende Frage. Ist Amazon Innovator oder Drahtseilakteur zwischen Expansion und Regulierung?
Amazon – vom Online-Händler zum Alleskönner
Amazon ist längst mehr als nur ein E-Commerce-Gigant. Mit Hunderten Mio. Artikeln, schneller Lieferung und einem riesigen Streaming-Angebot über Prime Video hat sich das Unternehmen tief in den Alltag seiner Kunden integriert. Über 200 Mio. Menschen weltweit zahlen die jährliche Prime-Gebühr von 139 USD und profitieren von Vorteilen wie kostenlosem Versand, exklusiven Serien und Filmen oder schneller Lieferung noch am selben Tag. Doch obwohl die Services den Alltag vieler Mitmenschen erleichtern, stellt sich zunehmend die Frage, ob Amazons ungebremstes Wachstum wirklich kundenfreundlich ist – oder übertreibt der Konzern beim Drängen in sein Ökosystem?
Prime-Abo vor Gericht – die FTC erhebt schwere Vorwürfe
Genau hier setzt die Federal Trade Commission FTC an. Die Behörde wirft Amazon vor, Kunden mit "Dark Patterns" in Prime-Abos gelockt zu haben. Nutzer seien teils unbewusst Mitglieder geworden, weil Buttons irreführend platziert wurden. Die Kündigung sei absichtlich erschwert und durch ein "labyrinthischen Prozess" über vier Webseiten mit 15 Optionen kaum durchführbar. Interne E-Mails zeigen, dass Mitarbeiter dies als "unausgesprochenes Krebsgeschwür" bezeichneten. Amazon hingegen weist alle Vorwürfe zurück und betont, die Prozesse seien "klar und einfach". Der Prozess läuft in Seattle und dürfte etwa einen Monat dauern. Sollten die Richter die FTC stützen, drohen Amazon nicht nur Geldstrafen, sondern auch tiefgreifende Anpassungen seiner Abo-Struktur.
Rückzug in UK – Amazon schließt Fresh-Läden
Parallel zu diesem Rechtsstreit passt Amazon sein Lebensmittelgeschäft an. CEO Andy Jassy kündigte die Schließung aller 19 Amazon Fresh-Filialen in Großbritannien an. Als Grund nannte er, dass die Läden mit kassenloser "Just Walk Out"-Technologie sich gegen Platzhirsche wie Tesco oder Sainsbury nicht durchsetzen konnten. Fünf Standorte sollen zu Whole Foods-Filialen umgebaut werden und das Premium-Segment stärken. Amazon will sich künftig auf Online-Lebensmittellieferungen konzentrieren und baut dafür Partnerschaften mit Morrisons, Co-op, Iceland und Gopuff aus. Ziel ist es, bis 2026 die Zahl der Prime-Mitglieder mit mindestens drei Online-Lebensmitteloptionen zu verdoppeln. Whole Foods, das Amazon 2017 für 13,7 Mrd. USD übernommen hat, expandiert gleichzeitig nach Asien. Singapur wird der erste Markt, in dem die Eigenmarke 365 eingeführt wird.
AWS & SAP – digitale Souveränität für Europa
Während Amazon im Handel umbaut, treibt die Cloud-Sparte AWS neue Allianzen voran. Gemeinsam mit SAP wurde die Integration der SAP Sovereign Cloud in die AWS European Sovereign Cloud verkündet. Mit einer geplanten Investition von 7,8 Mrd. Euro entsteht eine unabhängige Cloud-Infrastruktur in Europa, deren erste Region 2025 in Brandenburg startet. Ziel ist es, digitale Souveränität für stark regulierte Branchen wie Verwaltung, Finanzen oder Gesundheitswesen zu sichern. Neben strengen Anforderungen an Datenresidenz und Sicherheit sollen Kunden Zugang zu KI-Innovationen von SAP Cloud ERP bis zur Business Technology Plattform erhalten. Damit will Amazon in Europa Vertrauen schaffen und gleichzeitig neue Wachstumsfelder erschließen.
Amazon zwischen Innovation und Regulierung
Amazon zeigt, wie breit das Unternehmen aufgestellt ist. Von Prime über Lebensmittel bis hin zu Hightech-Cloudlösungen. Doch die aktuellen Schlagzeilen sind zweischneidig. Einerseits Rekorde im E-Commerce, Expansion bei Whole Foods und ein starkes Cloud-Wachstum. Andererseits rechtliche Risiken durch die FTC und Rückschläge wie die Fresh-Schließungen in UK. Der Konzern steht damit zwischen maximaler Kundenzentrierung und dem Vorwurf, diese Grenze mitunter zu überdehnen. Für Investoren bleibt Amazon mit enormen Wachstumschancen spannend, birgt aber auch ein regulatorisches Risiko.
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