Amazons Verjüngungskur! Was hinter den geplanten Massenentlassungen von 30.000 Mitarbeitern steckt!

Amazon (i)(AMZN) steht vor einem historischen Umbruch. Der Konzern plant laut übereinstimmenden Medienberichten, bis zu 30.000 Stellen zu streichen, der größte Personalabbau in seiner Geschichte. Damit setzt CEO Andy Jassy ein deutliches Signal. Nach Jahren des ungebremsten Wachstums will Amazon schlanker, effizienter und technologisch moderner werden. Hinter der massiven Maßnahme steckt nicht nur Kostendruck, sondern auch ein tiefgreifender Wandel getrieben durch Automatisierung, Robotik und Künstliche Intelligenz.

Die vielen Gesichter von Amazon – und die schiere Größe der Belegschaft

Amazon ist längst mehr als ein Onlinehändler. Zum Kerngeschäft mit Marktplatz, Eigenhandel und Logistik treten mit AWS ein hochprofitables Cloud-Geschäft, dazu Werbung, Prime-Video/Entertainment, Geräte und Services von Alexa bis Kindle, stationäre Verkaufsformate wie Whole Foods sowie eine wachsende B2B-Sparte. Entsprechend ist die Belegschaft gewachsen. Zuletzt beschäftigte der Konzern rund 1,54 bis 1,55 Mio. Menschen weltweit, überwiegend im Fulfillment-Netzwerk, ein Wert, der die gewaltige Größe von Amazon am besten veranschaulicht.

Bis zu 30.000 Entlassungen – Dimension, Verteilung und historische Einordnung

Mehrere große Medien berichten, Amazon werde ab Dienstag die größte Kürzungsrunde seiner Firmengeschichte einleiten und bis zu 30.000 Stellen streichen. Die Entlassungen sollen fast ausschließlich im Büro- und Corporate-Bereich durchgeführt werden. Das entspräche eine Größenordnung von knapp 10 % der rund 350.000 Angestellten in der Unternehmenszentrale und den zentralen Funktionen und damit nur einem kleinen Bruchteil der gesamten Belegschaft. Betroffen sein sollen laut den Berichten vor allem Personal/HR ("PXT"), Geräte & Services, Operations sowie Teile von AWS und Kommunikation. In dieser Breite und absoluten Zahl wäre es die größte Maßnahme in der Geschichte von Amazon. Die bislang größten Wellen in den Jahren 2022/23 summierten sich auf rund 27.000 Stellen.

Warum jetzt? Von Pandemie-Überbesetzung bis Automatisierungsschub

Während der Pandemie wurde für die Spitzennachfrage stark aufgestockt, ein Teil davon wird nun zurückgedreht. Parallel hat CEO Andy Jassy eine konzernweite Effizienzoffensive ausgerufen, Managementebenen verschlankt und klar gemacht, dass generative KI und virtuelle Agenten ganze Tätigkeitsfelder verändern werden. Genau diese Fortschritte vom Kundenservice bis zur Softwareerstellung senken in der Breite den Personalbedarf in bestimmten Rollen. Dass in den vergangenen Monaten bereits einzelne AWS-Teams und andere Sparten gekürzt wurden, passt in dieses Muster. Über den Bürobereich hinaus treibt Amazon die Automatisierung im Fulfillment voran. Recherchen und Analystenberichte zeichnen das Bild einer beschleunigten Roboter-Einführung mit Dutzenden "Next-Gen"-Lagern in den nächsten Jahren und Milliardenpotenzial bei den Einsparungen. Medien, die sich auf interne Unterlagen berufen, sprechen von dem Ziel, bis 2027 hunderttausende manuelle Tätigkeiten durch Robotik zu vermeiden und die Automatisierung bis 2033 massiv auszuweiten. Amazon betont allerdings, solche Dokumente spiegelten nicht die gesamte Unternehmensstrategie wider. Für Investoren zählt der Tenor. Automatisierung und KI sollen die Kostenkurve dauerhaft drücken.

Wohin die Reise geht - Fokusfelder nach dem Schnitt

Kurzfristig steht Profitabilität an oberster Stelle. Mehr Effizienz im Retail-Netzwerk, schnellerer Durchsatz in der Logistik, höhere Monetarisierung im Werbegeschäft und vor allem die Stärkung von AWS als Ertragsmotor. Strategisch rückt Amazon seine KI-Plattform rund um Bedrock, eigene Chips wie Trainium und Inferentia, sowie seine Ökosystem-Partnerschaften ins Zentrum. Das prominenteste Beispiel ist die mehrstufige Milliardenbeteiligung an Anthropic, verbunden mit einer engen Technologie-Kooperation auf AWS. Flankiert wird das von außergewöhnlich hohen Investitionen in Rechenzentren und Netze, die 2025 deutlich über 100 Mrd. USD erreichen sollen, mit AWS als Haupttreiber.

Vor dem Zahlenwerk am 30. Oktober - was der Markt hören will

Amazon legt seinen Bericht für das 3. Quartal am Donnerstag, dem 30. Oktober 2025, nach US-Börsenschluss vor. Im Mittelpunkt stehen traditionell die AWS-Kennzahlen. Wachstumsdynamik, Deal-Pipeline und besonders sensibel die operative Marge. Daneben achten Anleger auf die Profitabilität im Nordamerika-Handel, die Entwicklung des internationalen Geschäfts, das Tempo im Werbeumsatz sowie die Capex-Leitplanken für KI-Infrastruktur. Nach den jüngsten Medienberichten über Stellenkürzungen und beschleunigte Automatisierung dürfte der Call zudem Fragen zur längerfristigen Kostenstruktur, zu möglichen Einmalaufwendungen und zu den erwarteten Effizienzgewinnen beantworten.

Amazons größter Schnitt – der Start in ein neues Technologiezeitalter

Amazon zieht die Schrauben fester. Nicht aus Schwäche, sondern um den Konzern auf seine nächste Wachstumsphase auszurichten. Der gemeldete Abbau von bis zu 30.000 Corporate-Stellen ist groß, relativiert sich aber bei einer Belegschaft von 1,5 Mio. Mitarbeitern und folgt der Logik einer Organisation, die nach einer historischen Aufbauphase Produktivität vor Ausdehnung stellt. Entscheidend für die Börse ist, ob die Kombination aus KI-getriebener Automatisierung, robuster AWS-Entwicklung und strafferer Kostenbasis die Margen sichtbar anhebt. Am 30. Oktober werden Investoren weniger nach Superlativen suchen. Sie wollen belastbare Belege, dass Amazons Verjüngungskur tatsächlich zu einem schlankeren, schnelleren und profitableren Giganten führt.

Chart von Amazon. Der Kurs hat einige Monate eine Verschnaufpause eingelegt und steht vor dem nächsten Ausbruch über 242 USD. Kann der Quartalsbericht am 30. Oktober überzeugen?


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