Berkshires Buffett tritt zurück: Warum sich kaum etwas ändern wird – und warum das gut so ist

Der mit Spannung erwartete Wechsel an der Spitze von Berkshire Hathaway steht zum Jahresende bevor. Doch wie es scheint, wird sich, zumindest anfangs, nicht viel ändern. Für viele Anleger dürfte genau das die gute Nachricht sein. Warren Buffett (95) wird nach 60 Jahren am Ruder zurücktreten und den Posten an Greg Abel (63) übergeben. Der erfahrene Berkshire-Manager leitet bisher das umfangreiche Nicht-Versicherungsgeschäft des Konzerns.

Der Schattenmann bleibt: Buffetts bleibende Macht

Obwohl Abel als CEO übernimmt, wird Buffett voraussichtlich eine übermächtige Präsenz in dem 1,1 Billionen Dollar schweren Unternehmen bleiben. Er behält den Posten des Chairman sowie die Rolle des kontrollierenden Aktionärs mit einem Kapitalanteil von 14 % (Wert: 147 Mrd. USD) und einem Stimmrechtsanteil von 30 %. Zwar spendet er jährlich etwa 5 % seiner Anteile für wohltätige Zwecke, plant jedoch nicht, auch nur eine einzige Aktie zu verkaufen.

Stillstand als Strategie? Die 350-Mrd.-USD-Frage

Dies könnte bedeuten, dass wichtige Themen wie potenzielle Dividenden, Aktienrückkäufe und die Verwendung der gigantischen Barreserven von über 350 Mrd. USD vorerst ungeklärt bleiben, möglicherweise bis nach Buffetts Tod. Aktuell zahlt Berkshire keine Dividende und hat seit Mai 2024 keine eigenen Aktien mehr zurückgekauft.

Risse im inneren Zirkel: Prominente Abgänge und offene Posten

Obwohl Berkshire Anfang Dezember Managemententscheidungen bekannt gab, war keine davon wirklich bedeutend, mit Ausnahme des Abschieds von Todd Combs. Der Investmentmanager und Geico-Chef wechselt zu JPMorgan Chase. Combs galt als einer der engsten Vertrauten Buffetts. Völlig unklar bleibt zudem, wer künftig das 300 Mrd. USD schwere Aktienportfolio steuert. Wird Ted Weschler die alleinige Verantwortung übernehmen, oder wird Abel faktisch die Fäden ziehen? Weschlers Performance wird kritisch beäugt: Einige Beobachter spekulieren, dass er den S&P 500 unterboten hat, da Titel wie DaVita oder Sirius XM unterdurchschnittlich abschnitten. Auch hinter der Zukunft von Ajit Jain (74), dem Architekten der Versicherungssparte, steht ein Fragezeichen.

"Ich komme jeden Tag ins Büro" – Das Orakel bleibt wachsam

Anfang des Monats teilte Berkshire mit, dass Abel die operative Leitung einiger Konsumgütersparten an Adam Johnson abgeben wird, um sich auf die großen Pfeiler wie die Eisenbahn BNSF und die Energiesparte zu konzentrieren. Als Buffett die Aktionäre im Mai mit der Nachfolge überraschte, stellte er eines klar: Er geht nicht wirklich weg. "Ich werde kommen, und vielleicht ergibt sich die Chance, viel Geld zu investieren", so Buffett. "Wenn dieser Zeitpunkt kommt, kann ich dem Board sicher hilfreich zur Seite stehen."

Fazit: Business as usual bis zum großen Knall

Viele Aktionäre dürften froh sein, dass das "Orakel von Omaha" weiterhin ein Auge auf das Imperium hat. Abel kann sich derweil auf das konzentrieren, was er am besten kann: Die Optimierung der operativen Abläufe. Warum auch ein System ändern, das seit Jahrzehnten so erfolgreich funktioniert? Der nächste echte Meilenstein wird Abels erster Brief an die Aktionäre Ende Februar sein. Bis dahin gilt bei Berkshire das bewährte Motto: Keine Experimente.

Warren Buffett wird zum Jahresende als CEO von Berkshire Hathaway  zurücktreten. Greg Abel übernimmt die Position, Buffett bleibt  jedoch Vorsitzender und Mehrheitsaktionär.  Die Verwaltung des 300 Mrd. USD schweren Aktienportfolios von  Berkshire und die Zukunft der liquiden Mittel in  Höhe von 350 Mrd. USD sind ungewiss.


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