BP, Shell & Co. - Europäische Energiekonzerne setzen verstärkt auf Öl und Gas und bremsen Ausbau erneuerbarer Energien

Der Energiekonzern BP hatte in der Vergangenheit versucht, sich von einem Ölkonzern zu einem Unternehmen zu wandeln, das auf kohlenstoffarme Energien setzt. Nun wollen die Briten zu ihren Wurzeln als großer Öl- und Gaskonzern zurückkehren, um den Aktienkurs zu beleben und die Sorgen der Anleger über künftige Gewinne zu zerstreuen. Der Konzern plant, Milliarden in neue Gas- und Ölprojekte zu investieren, während er gleichzeitig seine Aktivitäten im Bereich der kohlenstoffarmen Energien verlangsamt. Auch die Konkurrenten Shell und Equinor fahren ihre Bemühungen zur Förderung der Energiewende zurück. Shell verfolgt das Ziel, die Rendite zu verbessern und die Bewertungslücke zu den großen US-Energiekonzernen Exxon und Chevron zu schließen. Während die Aktien der US-Konkurrenten zuletzt eine solide Entwicklung gezeigt haben, hinken die europäischen Werte hinterher.

Seit Jahresbeginn verzeichnen die Papiere von Chevron und Exxon zweistellige Zuwächse, während die Aktien von BP und Shell deutlich schlechter abgeschnitten haben.

Unternehmen müssen sich an Marktrealitäten anpassen und Wettbewerbsfähigkeit steigern

Medienberichten zufolge spielen für die Rückkehr zu Öl und Gas insbesondere der Energieschock durch den Ukraine-Krieg sowie die sinkende Rentabilität vieler Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien, wie Offshore-Windkraft, eine entscheidende Rolle. Dabei wird auf steigende Kosten, technische Probleme und Herausforderungen in den Lieferketten verwiesen. In Gesprächen mit der Nachrichtenagentur Reuters äußerten einige BP-Mitarbeiter Zweifel, ob der Konzern über genügend Lagerstätteningenieure verfügt, um das Wachstum der Öl- und Gasproduktion voranzutreiben, nachdem in jüngster Vergangenheit Hunderte von Angestellten im Upstream-Bereich entlassen wurden. Equinor erklärte in einem Kommentar gegenüber Reuters, dass sich das Unternehmen an die Marktrealitäten anpassen wolle, mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und effektiv zu konkurrieren, wenn sich die Branche von der aktuellen Schwäche erholt.

Investitionen in erneuerbare Energien werden nicht vollständig eingestellt

Die Investitionen in kohlenstoffarme Energieformen wurden jedoch nicht vollständig eingestellt. Laut der Reuters-Meldung investieren die Konzerne weiterhin in Bereiche wie Biokraftstoffe, wo schnellere Renditen erwartet werden. Auch in bestehende Offshore-Windkraftprojekte könnte weiter investiert werden, sofern die Renditen wettbewerbsfähig sind. Darüber hinaus sollen Wasserstoffprojekte dazu dienen, um den CO2-Fußabdruck der Raffinerieaktivitäten zu reduzieren.

Der Autor Luca Bißmaier ist in folgende Werte investiert: Exxon

 


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