China beschleunigt Investitionen in fliegende Autos und Drohnenlieferungen
Chinas jüngster Vorstoß in den Technologiesektor erfolgt in der sogenannten "low-altitude economy”, jenem Luftraum, der sich unter dem kommerziellen und militärischen Flugverkehr befindet. Dieser liegt etwa 3.200 bis 13.000 Fuß über dem Boden und wird in der Regel von zivilen und unbemannten Flugzeugen genutzt.
Drohnen kommen einem als erstes in den Sinn, aber sie sind nur ein Teil dessen, was die Regierung und verschiedene Unternehmen anvisieren, während sie alles daransetzen, neue oder schnellere Produkte und Erlebnisse auf den Markt zu bringen.
"Futuristische Szenarien wie Drohnen, die Pakete ausliefern, geflügelte Taxis für den täglichen Pendelverkehr und Rundflughubschrauber für Hobby-Enthusiasten könnten in China Realität werden, wenn die Flugwirtschaft in niedrigen Höhen an Fahrt aufnimmt", schrieb Analyst Yi Wu von China Briefing in einem aktuellen Bericht. "Solche Operationen könnten auch eine entscheidende Rolle in der Luftlogistik, der medizinischen Notfallrettung und der Brandbekämpfung spielen."
Dieser Sektor wurde seitens der Regierung als wichtige Branche bezeichnet
Peking unterstützt den Sektor nachdrücklich und hob ihn im Dezember auf seiner jährlichen Zentralen Wirtschaftskonferenz als eine wichtige aufstrebende Branche hervor. Die Größe des Sektors überstieg im vergangenen Jahr 500 Mrd. Yuan (69 Mrd. USD) und verzeichnete einen Anstieg von 34 % gegenüber dem Vorjahr, so das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie.
Allein der zivile Drohnensektor verbuchte im vergangenen Jahr einen Marktanteilszuwachs von 32 % auf 120 Mrd. Yuan, während Industriedrohnen 77 Mrd. Yuan erreichten. Diese Mehrzweckflugzeuge werden unter anderem für Notfallunterstützung, Energieüberwachung und Schutz von Land- und Forstwirtschaft eingesetzt. Laut der Zivilluftfahrtbehörde Chinas waren im vergangenen Jahr zu dieser Zeit 1,11 Millionen zivile unbemannte Luftfahrzeuge in China registriert.
Diverse chinesische Provinzen investieren kräftig
Provinzen und Städte im ganzen Land beteiligen sich ebenfalls an der Finanzierungswelle. Beamte in der Provinz Sichuan gaben an, dass sie 200 Mio. Yuan für den Flugbetrieb in niedrigen Höhen bereitstellen werden. Ein Teil ihrer Mittel umfasst "ultralangfristige" lokale Staatsanleihen. Die südchinesische Stadt Guangzhou, einst als Werkbank der Welt bezeichnet, sagte, sie schaffe Mechanismen zur Förderung des Sektors und werde bis 2027 mehr als 10 Mrd. Yuan investieren.
Guangzhou ist die Heimat von zwei Unternehmen, die sich auf batteriebetriebene Fahrzeuge mit vertikalem Start und Landung (eVTOL) spezialisiert haben: Xpeng AeroHT, eine Tochtergesellschaft des Elektrofahrzeugherstellers Xpeng, und EHang Holdings gaben an, Investitionsangebote aus dem Nahen Osten und Südostasien erhalten zu haben.
Die Flugtaxi-Unternehmen haben meist noch Start-up-Charakter
Neben dem chinesischen Unternehmen Xpeng und dem privaten Start-up AutoFlight gehören zu den Konkurrenten das japanische Unternehmen SkyDrive, das australische Unternehmen Manna Drones und das britische Unternehmen Urban-Air Port, das sich laut dem in London ansässigen Beratungsunternehmen GlobalData auf die Zusammenarbeit mit Akteuren bei der Entwicklung von Fluginfrastruktur konzentriert. Im April lieferte AutoFlight sein Flugzeug Prosperity an einen Käufer in Japan aus, was die erste Auslieferung eines zivilen eVTOL-Flugzeugs in dieser Gewichtsklasse darstellte.
China baut auch die passende Infrastruktur auf
Peking pumpt nicht nur Geld in die Luft oder bietet günstige Kredite an, es erweitert auch seine Flughäfen, um kleinere unbemannte Flugobjekte starten und landen lassen zu können. Man stellt hierfür die passende Infrastruktur zur Verfügung. Dazu gehören Flugverkehrsmanagement, Wetterdienste, Kommunikation und Überwachung.
Abgesehen von der Politik sagten Analysten des in Peking ansässigen Unternehmens Cinda Securities, dass Zertifizierung und Flugtauglichkeit, die größtenteils auf technischer Raffinesse beruhen, entscheidend dafür sein werden, welche Unternehmen Erfolg haben und welche scheitern. "Wenn die technologische Entwicklung in diesen Bereichen nicht so weit fortgeschritten ist wie erwartet, wird sich dies auf den Preis von eVTOLs auswirken", schrieben sie in einem Bericht. Die Anleger müssen demnach geduldig sein, ehe diese aufstrebende Branche durchstartet.
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