Ford nimmt drastische Veränderungen am Projekt zur Entwicklung eines Tesla-ähnlichen elektronischen Gehirns vor
Ford hat sein ambitioniertes Projekt FNV4, das eine zentrale Softwarearchitektur für Fahrzeuge schaffen sollte, (ähnlich dem "elektronischen Gehirn" von Tesla) nicht wie geplant umsetzen können. Das Ziel war es, Softwarefunktionen zu vereinheitlichen, Kosten zu senken und neue Einnahmequellen durch softwarebasierte Dienste zu erschließen. Doch hohe Entwicklungskosten und Verzögerungen führten nun zu einer drastischen Veränderung des Projekts.
Was ist FNV4?
FNV4 steht für "Fully-Networked Vehicle" und sollte eine einheitliche Softwareplattform für Elektro- und Verbrennerfahrzeuge bieten. Das Projekt wurde von Doug Field geleitet, einem ehemaligen Apple- und Tesla-Manager. Ziel war es, die komplexe Softwarelandschaft von Ford zu vereinfachen, die derzeit aus etwa 150 Modulen verschiedener Zulieferer besteht. Dies war lange Zeit ein Problem, welches schnelle Updates erschwert und zu Qualitätsproblemen geführt hat.
Zwischen 2023 und 2024 verzeichnete Ford Verluste von insgesamt 9,7 Mrd. USD in den Bereichen Software und Elektromobilität. Diese Verluste, kombiniert mit technischen Herausforderungen und Verzögerungen, führten zur Einstellung von FNV4. Ein Sprecher betonte jedoch, dass Erkenntnisse aus dem Projekt in bestehende Systeme einfließen sollen.
Strategische Neuausrichtung
Ford konzentriert sich nun auf sein "Skunkworks"-Team in Kalifornien, das an der Entwicklung erschwinglicher, softwaregesteuerter Elektrofahrzeuge arbeitet. Hiermit sollen die bisher aus dem FNV4-Projekt gewonnenen Erkenntnisse in die Weiterentwicklung der aktuellen Softwareplattform fließen. Statt einer vollständigen Eigenentwicklung plant Ford jedoch, bestehende Technologien zu integrieren und Partnerschaften einzugehen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Skunkworks-Teams sind kleine, manchmal geheime Teams innerhalb einer größeren Organisation, die mit einem hohen Maß an Autonomie arbeiten, um innovative Projekte zu entwickeln.
Auswirkungen auf die Branche
Während Tesla und chinesische Hersteller wie BYD mit integrierten Softwarelösungen und schnellen Updates punkten, kämpfen traditionelle Autobauer mit veralteten Systemen. Fords Rückzug aus dem FNV4-Projekt könnte die Kluft zu diesen Wettbewerbern vergrößern. Analysten sehen darin sowohl eine notwendige Kurskorrektur als auch ein mögliches Risiko für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.
Die Veränderung des Projekts rundum FNV4 markiert einen Wendepunkt in Fords Softwarestrategie. Statt auf Eigenentwicklungen setzt das Unternehmen nun auf pragmatische Lösungen und Partnerschaften. Ob dieser Kurswechsel ausreicht, um im Wettbewerb mit Tesla und Co. zu bestehen, bleibt abzuwarten.
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