Ford schraubt E-Mobilitätspläne zurück
Die Entscheidung kommt zwei Monate nachdem Ford das Fabrikprojekt, das als BlueOval Battery Park Michigan in Marshall bekannt ist, auf Eis gelegt hat. Sie steht auch im Einklang mit der Entscheidung des Unternehmens, geplante Investitionen in Höhe von 12 Mrd. USD in Elektrofahrzeuge zu verschieben, einschließlich des Baus einer zweiten Batteriefabrik mit dem Joint-Venture-Partner SK On.
Wachstum der EV-Verkäufe verlangsamt sich
Ford und andere Automobilhersteller haben ihre Produktions- und Werkspläne angepasst, da sich das Wachstum der EV-Verkäufe verlangsamt hat und die Verbraucher preisbewusster geworden sind. Die verkleinerte Version der EV-Batteriefabrik wird eine Produktionskapazität von 20 Gigawattstunden haben, was einer Verringerung von etwa 43 % entspricht. In der Fabrik, die nach wie vor im Jahr 2026 mit der Produktion von Batteriezellen beginnen soll, werden nun schätzungsweise 1.700 statt 2.500 Menschen beschäftigt sein. Ausgehend von der Kapazitätsreduzierung muss Ford noch etwa 2 Mrd. USD in das Projekt investieren.
"Wir sind zwar weiterhin optimistisch, was unsere langfristige Strategie für Elektrofahrzeuge anbelangt, aber wir passen den Zeitpunkt und die Größe einiger Investitionen an. Wie bereits erwähnt, haben wir BlueOval Battery Park Michigan in Marshall evaluiert", sagte das Unternehmen am Dienstag in einer Erklärung.
Auch das Batterieprojekt in der Türkei wurde gestrichen
Ford, LG Energy Solutions (LGES) und Koç Holding hatten den Plan, in der Türkei das größte Batteriezellenwerke in Europa zu errichten. Im Februar 2023 wurde das Projekt mit großen Erwartungen angekündigt. Es war geplant, eines der größten kommerziellen EV-Batteriezellenwerke in Europa zu errichten, das mindestens 25 GWh pro Jahr produzieren würde und später auf bis zu 45 GWh erweitert werden könnte. Die Fertigstellung war für später im Jahr geplant, und die Produktion sollte bereits im Jahr 2026 beginnen. Zu dieser Zeit betonte Lisa Drake, die Vizepräsidentin für EV-Industrialisierung bei Ford, dass das Werk eine solide Grundlage für die blühende Elektroauto-Zukunft von Ford in Europa legen würde. Koç Holding gab nun bekannt, dass das Abkommen aufgehoben wurde. Das Unternehmen bezeichnete das "aktuelle Tempo der EV-Übernahme" als Hauptgrund. Die Beteiligten haben kein Vertrauen in die geplanten Batteriekapazitäten.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich verändert
Auf vielen Ebenen hat sich die wirtschaftliche Situation verschlechtert. LG Energy Solutions hatte zuvor bekannt gegeben, dass ihr Umsatzwachstum im Jahr 2024 abnimmt. Man begründete dies mit globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten. Aufgrund der nachlassenden Nachfrage haben Ford und andere große Hersteller wie GM ihre Ziele für Elektrofahrzeuge angepasst. In einem Interview hatte Thomas Schäfer, der Markenchef von VW, kürzlich über die Herausforderungen wie Lieferengpässe, Kriege, Inflation und steigende Energiekosten gesprochen.
Der größte EV-Wachstumsmarkt in China wird nun von einheimischen Autobauern kontrolliert. BYD hat mittlerweile die Verkaufszahlen von VW in China übertroffen. Hersteller befinden sich in einem Preiskampf, um die inzwischen viel höheren Zinssätze auszugleichen, welche die Kaufkraft der Verbraucher verringern. Positiv ist, dass die Hoffnung und Risikobereitschaft aller Beteiligten trotz der schlechten Vorzeichen weiterhin hoch sind. Dennoch zeigt sich, dass wirtschaftliche Unsicherheiten selbst große, ambitionierte Projekte beeinträchtigen und Hersteller und Zulieferer Investitionen zögerlicher ausrollen werden. Für die Zukunft der Elektromobilität wird es zweifellos Fortschritte und Innovationen geben, aber die Geschwindigkeit und Entschlossenheit der Hersteller könnten weiterhin beeinträchtigt sein.
Bildherkunft: Mike Mareen - stock.adobe.com
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