Insiderverkäufe bei Nvidia – was steckt dahinter?
Laut einem Bericht der Financial Times haben Vorstandsmitglieder und Topmanager von Nvidia in den vergangenen zwölf Monaten Aktien im Gesamtwert von über 1 Mrd. USD abgestoßen. Allein im Juni summierten sich die Verkäufe auf rund 500 Mio. USD, just in dem Monat, in dem Nvidia mit einer Marktkapitalisierung von über 3,8 Bio. USD zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufstieg. Trotz geopolitischer Unsicherheiten, etwa durch die verschärften US-Regeln im China-Geschäft, kennt der Kurs des Chipgiganten derzeit nur eine Richtung: nach oben.
CEO Huang löst erstmals wieder Verkäufe aus
Besonderes Augenmerk gilt dabei CEO Jensen Huang, der zum ersten Mal seit Monaten wieder Anteile veräußerte. Die Verkäufe erfolgten allerdings nicht spontan, sondern auf Basis eines bereits im März eingerichteten, regulierungskonformen Plans. Erst als die Nvidia-Aktie über die Schwelle von 150 USD kletterte, wurde die Verkaufsbedingung ausgelöst. Das Verkaufsfenster war regulär freigegeben – nach einer 90-tägigen Sperrfrist, wie sie bei solchen Programmen üblich ist. Insgesamt darf Huang bis Jahresende bis zu 6 Mio. Aktien verkaufen – ein Paket, das bei aktuellen Kursen rund 900 Mio. USD wert ist. Sein geschätztes Vermögen liegt bei 138 Mrd. USD.
Auch Aufsichtsräte und langjährige Weggefährten verkaufen
Nicht nur Huang nutzte die Gunst der Stunde: Mark Stevens, Aufsichtsrat und ehemaliger Sequoia-Partner, plant den Verkauf von 4 Mio. Aktien im Volumen von rund 550 Mio. USD. Bereits realisiert wurden laut Bericht etwa 288 Mio. USD. Auch andere einflussreiche Figuren rund um Nvidia haben im Juni Kasse gemacht: Tench Coxe veräußerte Aktien im Wert von 143 Mio. USD, Brooke Seawell rund 48 Mio. USD. Beide gelten als Urgesteine der Nvidia-Historie.
Trotz China-Sorgen – KI-Hype treibt Kurs
Die Verkaufswelle erfolgte vor dem Hintergrund einer bemerkenswerten Kurserholung. Nach kurzfristigem Druck durch Fortschritte chinesischer KI-Start-ups wie DeepSeek und neuen US-Beschränkungen im Chip-Export hat die Aktie rund 1,5 Bio. USD an Marktkapitalisierung wieder aufgeholt. Die Story bleibt intakt: Nvidia ist nicht nur Taktgeber im Halbleitersektor, sondern auch infrastrukturelles Rückgrat für die globale KI-Revolution.
Ein Restaurant wird zum Epizentrum der KI-Welt
Der symbolträchtige Ursprung von Nvidia – 1993 von Jensen Huang in einem Denny’s-Restaurant in San José gegründet – wirkt im Rückblick fast wie ein Silicon-Valley-Märchen. Aus einem Nischenhersteller für Grafikkarten wurde ein Schwergewicht, das mit seiner GPU-Technologie heute ganze Industrien transformiert. Dass nun ausgerechnet die Architekten dieser Erfolgsgeschichte vermehrt beginnen, Gewinne zu realisieren, dürfte viele Anleger nicht überraschen, sondern eher als Warnsignal dienen, den Boden unter den Füßen nicht aus den Augen zu verlieren.
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