KI-Offensive, Job-Kahlschlag und Chip-Chaos! Microsoft zwischen Boom und Bruchstellen!
Der Techgigant Microsoft (i)(MSFT) schreibt Rekordzahlen, der Aktienkurs eilt von Hoch zu Hoch – angetrieben vom KI-Hype rund um Azure, Copilot und Cloud-Dienste. Doch hinter dem glänzenden Auftritt brodelt es derzeit gewaltig. Der Konzern kündigt Massenentlassungen an, und wichtige KI-Chip-Projekte geraten ins Stocken. Was steckt hinter dem Spagat zwischen Innovation und Restrukturierung – und welche Risiken birgt der Kurs in Richtung KI-Dominanz?
Microsoft im Höhenflug – KI als Wachstumstreiber
Microsoft überzeugt derzeit mit einer starken Kursentwicklung. Der Konzern profitiert massiv vom Boom rund um Künstliche Intelligenz, insbesondere durch die Integration von KI in Produkte wie Microsoft 365, Teams und Azure. Der KI-Assistent "Copilot" in Office-Programmen sorgt für Produktivitätsschübe bei Unternehmen. Die Cloud-Sparte Azure legte zuletzt um rund 35 % zu – ein klarer Indikator für die hohe Nachfrage nach KI-Diensten. Microsoft positioniert sich damit als zentrale Plattform für Unternehmen, die KI-Lösungen skalieren wollen. Die Kombination aus etablierter Produktbasis, starker Innovationskraft und globaler Cloud-Infrastruktur macht den Konzern zum Liebling der Anleger.
9.000 Stellen fallen weg – Microsoft baut weiter um
Trotz glänzender Geschäftsentwicklung geht Microsoft auch mit harten Mitteln vor. So kündigte das Unternehmen Anfang Juli eine weitere große Entlassungsrunde an, in deren Zuge rund 9.000 Stellen abgebaut werden – das entspricht knapp 4 % der weltweiten Belegschaft. Schon im Mai hatte Microsoft rund 6.000 Stellen gestrichen. Der jüngste Personalabbau fällt in den Start des neuen Geschäftsjahres 2026 – traditionell ein Zeitpunkt für Umstrukturierungen. Betroffen sind Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen und Ländern, auch Führungsebenen werden ausgedünnt. Besonders stark trifft es die Gaming-Sparte. Die Candy-Crush-Abteilung in Barcelona verliert rund 10 % ihrer Jobs, auch bei ZeniMax wird gekürzt. Der Konzern begründet die Maßnahme mit dem Ziel, agiler und effizienter zu werden. Die hohen Investitionen in Rechenzentren und KI belasten kurzfristig die Margen – durch Stellenabbau soll finanzieller Spielraum für Wachstum geschaffen werden.
Verzögerungen bei KI-Chips – Microsofts Hardwarepläne wackeln
Ein zentrales Projekt für Microsofts langfristige Unabhängigkeit von Nvidia ist die Entwicklung eigener KI-Chips. Seit 2023 arbeitet der Konzern intensiv an der "Maia"-Serie, die speziell für KI-Anwendungen im Rechenzentrum ausgelegt ist. Doch nun wurden mehrere dieser Projekte offiziell verzögert. Der Maia 100 wurde zwar bereits 2023 intern eingeführt, hat aber vor allem bei grafiklastigen Aufgaben seine Grenzen und kommt kaum in generativen KI-Modellen zum Einsatz. Der leistungsstärkere Nachfolger Maia 200 mit dem Codenamen Braga sollte ursprünglich 2025 starten, wird aber frühestens 2026 marktreif sein. Interne Umstrukturierungen, Personalengpässe, eine hohe Fluktuation in den Chip-Teams und aufwendige Designänderungen – teilweise auf Wunsch von OpenAI – haben den Entwicklungsprozess stark verlangsamt. Auch Stabilitätsprobleme in der Simulation führten zu weiteren Verzögerungen. Noch weiter entfernt sind die Folgechips Braga-R (geplante Produktion ab 2028) und Clea (dritte Generation), der laut aktuellen Informationen erst nach 2028 erscheinen soll. Microsoft hat große Ambitionen, eigene Halbleiterlösungen zu bauen – die Umsetzung gestaltet sich jedoch komplex und langwierig. Auch Partner wie Marvell sind betroffen. Andere Tech-Konzerne wie Amazon (Trainium) und Google (TPU v5–v7) arbeiten an Alternativen zu Nvidia – doch die Dominanz des Marktführers bleibt vorerst unangetastet. Bis zur Marktreife bleibt Microsoft weiterhin auf Nvidia-Hardware angewiesen – ein Nachteil im KI-Wettbewerb.
Microsoft bleibt Innovationsführer – mit Herausforderungen auf dem Weg
Microsofts aktuelle Strategie kombiniert ambitioniertes Wachstum im Bereich KI mit konsequenter Kostenkontrolle und Effizienzsteigerung. Die Integration von KI in bestehende Produkte wie Office und Azure zeigt bereits deutliche Wirkung – sowohl beim Umsatz als auch an der Börse. Gleichzeitig meistert der Konzern die Balance zwischen Expansion und Konsolidierung, indem er mit gezielten Entlassungen Managementstrukturen verschlankt und Ressourcen fokussiert. Die Verzögerungen bei der Chipentwicklung sind ein Rückschlag, doch langfristig könnte sich die Unabhängigkeit von Nvidia auszahlen. Kurzfristig jedoch ist Microsoft auf fremde Hardware angewiesen. Dennoch bleibt der Kurs des Konzerns klar – KI ist kein Zusatz mehr, sondern das Fundament für Microsofts nächste Wachstumsphase.
Bildherkunft: AdobeStock_307596795