Nestlé-CEO verlässt das Unternehmen angesichts nachlassenden Umsatzwachstums

Nestlé gab bekannt, dass der langjährige Vorstandsvorsitzende Mark Schneider das Unternehmen verlässt, da der weltweit größte Hersteller abgepackter Lebensmittel mit verlangsamtem Umsatzwachstum und einem sinkenden Aktienkurs zu kämpfen hat.

Der Schweizer Hersteller von KitKat-Schokoriegeln und Nescafe-Kaffee sagte, Schneider werde ab dem 01.09.2024 von Firmenveteran Laurent Freixe abgelöst, dem Leiter des Lateinamerika-Geschäfts. Schneider wird aus dem Vorstand ausscheiden und keine weitere Position bei Nestlé innehaben.

Die Ankündigung ließ die Nestlé-Aktie um 5 % fallen. "In seinen acht Jahren bei dem Unternehmen hat er das Portfolio des Unternehmens aktiv gestaltet, im Einklang mit der Strategie von Nestlé und mit einem Schwerpunkt auf wachstumsstarken Kategorien wie Kaffee, Tierpflege und Nahrungsergänzungsmittel", lobte das Unternehmen.

Das Nestlé Geschäft schwächelt – Umsatzprognose für das Gesamtjahr wurde gesenkt

Die Änderung erfolgt wenige Wochen, nachdem die Nestlé-Aktien auf ein Niveau gefallen sind, das zuletzt im Jahr 2017 erreicht wurde, dem Jahr, in dem Schneider die Zügel übernahm. Das Unternehmen hat im vergangenen Monat seine Umsatzprognose für das Jahr gesenkt, da es die Preise senkte, um die Verbraucher zu mehr Käufen zu ermutigen. In den USA (Nestlés größtem Markt) haben die Verbraucher den Gürtel enger geschnallt, und Unternehmen von Starbucks bis McDonald’s melden vorsichtigere Ausgaben für Lebensmittel und Getränke.

Vor allem das Wachstum bei Kaffee und Tierpflege hat sich verlangsamt

Nach einem starken Lauf – auch während der Pandemie, als die Menschen mehr Haustiere kauften und mehr Kaffee zu Hause tranken – hat sich das Wachstum bei Kaffee und Tierpflege, den beiden größten Geschäftsbereichen von Nestlé, verlangsamt. Analysten stellen zunehmend in Frage, ob Nestlés mittelfristiges Umsatzwachstumsziel von 4 bis 6 % noch glaubwürdig ist.

Während seiner acht Jahre an der Spitze trennte sich Schneider von einer Reihe wachstumsschwacher Geschäftsbereiche, darunter Süßwaren in Nordamerika und abgepacktes Fleisch. Er schloss auch einen Vertrag mit Starbucks ab, um das In-Home-Kaffeegeschäft der Kette zu lizenzieren, das sich als lukrativ erwies.

Man hat gezielt nach einem Nachfolger aus den eigenen Reihen gesucht

Freixe kam 1986 zu Nestlé und hatte verschiedene Positionen inne, darunter die des Leiters für Europa und Amerika. Nestlé hat sich für einen Insider entschieden, von dem man glaubte, dass Mitarbeiter und Investoren gleichermaßen hinter ihm stehen könnten, so eine mit der Angelegenheit vertraute Person. "Er hat seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, unter schwierigen Marktbedingungen Ergebnisse zu liefern", sagte Nestlé-Vorsitzender Paul Bulcke.

Freixe sagte in einer Telefonkonferenz mit den Medien, er wolle den Marktanteil des Unternehmens ausbauen und organisches Wachstum vorantreiben, indem er sich auf Kernprodukte, Kernplattformen und einen kundenorientierten Ansatz konzentriert. Produktivität und Kostenmanagement zur Erzielung eines nachhaltigen und profitablen Wachstums seien der Schlüssel, sagte er. Die Herausforderung für den neuen CEO wird darin bestehen, den Aktienkurs wiederzubeleben und die Investoren davon zu überzeugen, dass Nestlé seine besten Tage noch nicht hinter sich hat.

Die Ankündigung des Wechsels kam nicht völlig überraschend

Die Nestlé-Aktie blickt auf ein hartes Jahr. Die Anleger bleiben jedoch optimistisch. "Laurent Freixe, der neue CEO mit langjähriger Erfahrung bei Nestlé, hat die Chance, Nestlés Kernmarken neu zu beleben und seine führenden Positionen in diesen Wachstumskategorien auszubauen", schrieb Christopher Rossbach, Portfoliomanager des J. Stern World Stars Global Equity Fund und langjähriger Nestlé-Investor. "Wir glauben, dass Nestlé an einem Wendepunkt steht und dass Nestlé-Aktien für langfristige Investoren einen hohen Wert bieten." Zu den Gründen für seinen Optimismus zählen die nachlassende Inflation, sinkende Zinsen und steigende Löhne, die es den Verbrauchern ermöglichen sollten, mit der Inflation Schritt zu halten und Nestlé letztlich Auftrieb geben.

Analysten sind sich noch uneins

Analysten sind sich noch nicht einig, was der neue Mann an der Spitze des Lebensmittelkonzerns bedeutet. JPMorgan gibt sich skeptisch, wenn auch nicht zur eigentlichen Auswahl des neuen Chefs. Ein solch unerwarteter und rascher Chefwechsel werfe aber Fragen auf hinsichtlich des laufenden Geschäfts und die kommenden Jahre. Seine These lautet: Bis das neue Management Klarheit über den weiteren Weg bringe, dürfte der Aktienkurs unter Druck bleiben.

Auch die UBS weist in einem ersten Kommentar darauf hin, dass der Chefwechsel Fragen aufwerfe. In Anbetracht dessen, dass sowohl die operative Entwicklung als auch die Kursentwicklung des Konzerns in den letzten zweieinhalb Jahren enttäuscht hätten, sei die Entscheidung keine große Überraschung. Freixe sei den Investoren jedoch gut bekannt und schon 2016 als potenzieller Nachfolger von Paul Bulcke gehandelt worden.

"Big Bang" und "Back to the roots" titelte Vontobel-Experte Jean-Philippe Bertschy. Auch wenn die Entwicklung bei Nestlé zuletzt unterdurchschnittlich gewesen sei, liege es eigentlich nicht in der Tradition von Nestle, solch abrupte Wechsel vorzunehmen. Die Herausforderungen für den neuen Mann seien umfangreich, doch radikale Änderungen erwartet der Experte nicht. Er rechnet eher mit einer gewissen Kontinuität bei gleichzeitiger Re-Fokussierung auf die Marken und die Konsumenten. Auf jeden Fall brauche Nestle nun Stabilität, um das Vertrauen der Investoren wiederzuerlangen.


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