PayPal greift nach der Banklizenz! Hoffnungsträger für die Turnaround-Story oder letzter Befreiungsschlag?

Nach Jahren der Enttäuschung an der Börse sorgt PayPal (PYPL) mit einem strategischen Schritt für neue Fantasie. Der Antrag auf eine eigene Banklizenz soll Wachstum, Effizienz und Vertrauen zurückbringen. Doch reicht das, um den einstigen Börsenliebling wieder auf Kurs zu bringen?

PayPal - Vom FinTech-Pionier zum Sorgenkind der Börse

PayPal gehört seit Jahrzehnten zu den bekanntesten Namen im digitalen Zahlungsverkehr. Das Unternehmen ermöglicht Online-Zahlungen, Händler-Checkouts, Peer-to-Peer-Überweisungen, Kreditlösungen und Services wie Venmo oder Buy Now, Pay Later. Doch nach dem Pandemie-Boom folgte die Ernüchterung. Ende 2021 notierte die Aktie noch bei über 300 USD, danach kam der harte Absturz auf unter 100 USD. Steigender Wettbewerb, nachlassendes Wachstum und eine Neubewertung von Tech-Aktien setzten dem Kurs massiv zu. Seitdem ringt PayPal darum, wieder zu nachhaltigem Wachstum zurückzufinden und Anleger von einer echten Trendwende zu überzeugen.

Banklizenz als Befreiungsschlag? PayPal will selbst zur Bank werden

Mit der aktuellen Nachricht sorgt PayPal nun für neue Fantasie. Das Unternehmen hat Anträge zur Gründung einer eigenen Industriebank in Utah eingereicht. Der Schritt kommt nicht zufällig. Bislang war PayPal bei vielen Kredit- und Bankdienstleistungen auf Partner angewiesen. Mit einer eigenen Banklizenz könnte PayPal künftig selbst Kredite an US-Kleinunternehmen vergeben, verzinsliche Sparkonten anbieten und direkter an Kartennetzwerke angebunden sein. Für Kunden bedeutet das einfachere Kreditprozesse, höhere Sicherheit durch FDIC-Einlagenschutz und potenziell bessere Konditionen. Für PayPal selbst geht es um mehr Kontrolle, höhere Effizienz und bessere Margen, ein strategischer Schritt, um sich stärker im klassischen Finanzsystem zu verankern.

Buy Now, Pay Later - Verlängerung der Partnerschaft mit KKR

Parallel dazu stärkt PayPal sein Buy-Now-Pay-Later-Geschäft in Europa. Die Kooperation mit KKR wurde verlängert und deutlich ausgeweitet. KKR kann bis 2028 Forderungen aus europäischen BNPL-Krediten im Umfang von bis zu 65 Mrd. Euro übernehmen. PayPal bleibt für Kundenbeziehung, Kreditvergabe und Service zuständig, entlastet aber seine eigene Bilanz. Diese Struktur erlaubt weiteres Wachstum, ohne zu viel Kapital zu binden. Für PayPal ist das ein wichtiger Beweis, dass das BNPL-Modell funktioniert, diszipliniert, skalierbar und mit überschaubarem Risiko.

Warum BofA und J.P. Morgan dennoch skeptischer werden

Trotz dieser Schritte wurden die PayPal-Aktie zuletzt von Bank of America und J.P. Morgan herabgestuft. Der Hauptgrund sind Sorgen um das Kerngeschäft, den sogenannten Marken-Checkout, also den klassischen PayPal-Button beim Bezahlen. Analysten sehen hier eine verzögerte Erholung, da Konsumenten weniger ausgeben und der Wettbewerb durch Apple Pay, Stripe und andere zunimmt. Das größte Risiko aus Sicht der Banken ist, dass PayPal zwar investiert und innoviert, sich das Wachstum aber langsamer materialisiert als erhofft. 2026 könnte laut Analysten ein Übergangsjahr werden mit Chancen, aber auch Enttäuschungspotenzial.

KI als neue Hoffnung - Shopping-Assistenten mit Perplexity

Ein möglicher Wachstumshebel liegt im Bereich Künstliche Intelligenz. Gemeinsam mit Perplexity entwickelt PayPal einen KI-gestützten Shopping-Assistenten, der Produktsuche, Kauf und Bezahlung miteinander verbindet. Nutzer können direkt aus der KI-Suche heraus einkaufen, während PayPal Zahlung, Käuferschutz und Abwicklung übernimmt. Solche KI-Shopping-Assistenten gelten als aussichtsreich, weil sie den gesamten Kaufprozess vereinfachen und personalisieren. Gelingt es PayPal, sich hier früh zu positionieren, könnte das langfristig neue Transaktionsvolumen und höhere Kundenbindung bringen.

PayPal zwischen Neustart und Bewährungsprobe

PayPal steht an einem Wendepunkt. Die Banklizenz, die bilanzschonende BNPL-Strategie und neue KI-Initiativen zeigen klar, dass das Management den Konzern neu ausrichten will. Gleichzeitig bleibt der Druck hoch. Schwächeres Konsumverhalten, intensiver Wettbewerb und skeptische Analysten begleiten den Weg. Für Anleger ist PayPal aktuell weniger eine Wachstumsrakete als eine Turnaround-Wette. Ob aus dem einstigen Börsenliebling wieder ein nachhaltiger Gewinner wird, entscheidet sich daran, ob Innovation, Bankstrategie und Kerngeschäft wieder zusammenfinden.

Chart von PayPal. Der Kurs fällt erneut in den Unterstützungsbereich bei 58 USD. Momentan notiert die Aktie bei 61 USD. Kann die beantragte Banklizenz für einen neuen Aufschwung sorgen?


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