RBA Chief Investment Officer sieht großes Potenzial in Aktien außerhalb der Top 7 – „enorme Kaufgelegenheit"

Die "teuersten Aktien" sind laut RBA Chief Investment Officer Richard Bernstein für eine starke Korrektur bereit, doch das könnte eine Kaufgelegenheit in fast jedem anderen Bereich des Marktes darstellen, so der Experte. Bernstein hat auf eine Diskrepanz zwischen dem Anleihe- und dem Aktienmarkt hingewiesen, die auf eine baldige Marktkorrektur hindeuten könnte.

Auf dem Anleihemarkt würden sich die Kreditspreads verengen, was typischerweise der Fall sei, wenn die Unternehmensgewinne steigen. Der Aktienmarkt wird jedoch nur von einer kleinen Gruppe von Aktien dominiert. Das bedeute, dass die Gewinne der meisten Unternehmen nicht steigen würden, so Bernstein.

Es gäbe eine Reihe von Gründen, die diese Diskrepanz erklären könnten. Der Anleihemarkt könnte ein falsches Signal aussenden, was bedeuten würde, dass ein Kreditereignis und eine Welle von Unternehmensinsolvenzen bevorstehen könnten, so Bernstein. Die wahrscheinlichere Erklärung sei jedoch, dass die teuersten Aktien auf dem Markt weit überbewertet sein könnten und auf eine Korrektur zusteuern dürften, während der Anleihemarkt eine zunehmende Stärke der übrigen Unternehmen signalisiere, so der Experte.

Gegenüber Business Insider hat Bernstein erwähnt, dass er davon ausgehe, dass sich der Aktienmarkt in einer Blase befinde und der Anleihemarkt Recht habe. Weitere Warnsignale seien, dass die zehn wichtigsten Aktien im S&P 500 35 % des Gesamtwerts der Benchmark ausmachen würden – der höchste jemals verzeichnete Prozentsatz, berichtete Business Insider unter Bezug auf eine Analyse von Apollo.

Bernstein konnte zwar keinen Zeitpunkt für das Platzen der "Blase" nennen, aber es könnte der Wirtschaft einen "ernsthaften" Schaden zufügen, so seine Prognose. Er erwartet mehrere Jahre mit einer signifikanten Underperformance. Dagegen sieht er eine enorme Kaufgelegenheit für alles außer für die "Top-Aktien" auf dem derzeitigen Markt. Die Verlagerung auf weniger beliebte Aktien sei eine einmalige Gelegenheit für Investoren, hatte er in einer vorherigen Notiz erklärt. Seine Firma sei bullisch für "alles" außer für die "sieben Aktien" und er geht davon aus, dass die Chancen so groß sein könnten wie noch nie in seiner gesamten Laufbahn.

Bewertung der größten Aktien unter den historischen Höchstständen – Goldman Sachs bleibt bullisch

Goldman Sachs Stratege Ben Snider hat kommentiert, dass der Marktwert der zehn größten US-Aktien einen deutlich höheren Anteil am S&P 500 Index ausmache als die 27 % während des Höhepunkts der Technologieblase im Jahr 2000. Die Goldman Sachs Experten haben die Marktkapitalisierungskonzentration des S&P 500 im vergangenen Jahrhundert untersucht und sieben Phasen gefunden, in denen die zehn größten Aktien eine "extreme Konzentration" aufgewiesen hatten. Doch in den meisten Zeiträumen hätten die Aktien nach Erreichen der höchsten Konzentration ihre Rally fortgesetzt. Die jüngsten Episoden davon, in den Jahren 2009 und 2020, seien mit deutlichen Verbesserungen des makroökonomischen Ausblicks zusammengefallen. Im Jahr 1932 habe die Spitzenkonzentration den Tiefpunkt eines großen wirtschaftlichen Abschwungs markiert, wobei der S&P 500 in den darauffolgenden Monaten stark anstiegen sei.

Laut Goldman Sachs gibt es Ähnlichkeiten zwischen den derzeitigen Bedingungen und den Episoden zwischen 1973 und 2000. Die Arbeitslosigkeit sei niedrig und die Konzentration steige mit starken Renditen am Aktienmarkt, so die Analysten. In diesen Episoden hätte der Höhepunkt der Aktienmarktkonzentration auch den Höhepunkt eines Bullenmarktes markiert, und die Wirtschaft sei im darauffolgenden Jahr in eine Rezession eingetreten, so Snider. Das Jahr 1964 habe dagegen gezeigt, dass ein laufender Bullenmarkt auch dann weiter steigen könne, wenn die Marktkonzentration abnimmt. Damals seien die Aktienkurse und die US-Wirtschaft auch nach dem Höhepunkt der Marktkonzentration über einen längeren Zeitraum hinweg gesund geblieben.

Hinzu komme, dass die Bewertung der größten Aktien deutlich unter den historischen Höchstständen lägen, so der Bericht von Goldman Sachs. Die zehn größten Aktien würden mit einem kollektiven KGV von 25 gehandelt werden, was unter den Spitzenbewertungen aus 2000, 2020 und Mitte 2023 liege. Auch die Prämie der größten Aktien im Vergleich zum Rest des S&P 500 sei mit 35 % deutlich unter den 80 % von Mitte 2023 und 100 % aus dem Jahr 2000. Zwar sei der Grad der Marktkapitalisierung heute höher als beim Höchststand aus 2000, aber die größten Aktien würden mit niedrigeren Multiplikatoren bewertet als während der Technologieblase.


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