Salesforce verdunkelt den Himmel für Cloud-Software und liefert schwachen Ausblick
Die Kursreaktion nach Veröffentlichung der Quartalszahlen hat gezeigt, dass ein profitableres Salesforce nicht besonders aufregend ist, wenn sich das Wachstum verlangsamt. Zum Teil wird dafür sogar die künstliche Intelligenz verantwortlich gemacht.
Umsatz und Prognose liegen unter den Markterwartungen
Das Cloud-Software-Unternehmen wächst zwar noch, aber die Ergebnisse und Prognosen für das 1. Quartal des Geschäftsjahres zeigen, dass das Wachstum an Dynamik verliert. Der Umsatz für das im April zu Ende gegangene Quartal stieg im Vergleich zum Vorjahr um 10,7 % auf 9,1 Mrd. USD, das Unternehmen prognostizierte für den laufenden Zeitraum jedoch nur noch ein Wachstum von nur 7 %. Beides lag unter den Prognosen der Wall Street und schickte die Aktie auf Talfahrt. Schwache Kundenausgaben für die Cloud- und Enterprise Business-Produkte belasten demnach die Ergebnisse. Das Unternehmen prognostiziert für das 2. Quartal nur noch einen Umsatz von 9,20 bis 9,25 Mrd. USD und liegt damit unter den durchschnittlichen Analystenschätzungen von 9,37 Mrd. USD.
Noch wichtiger ist, dass die Abrechnungen - ein Maß für die im Quartal getätigten Geschäfte - im Jahresvergleich nur um 3 % gestiegen sind, was ebenfalls ein Rekordtief darstellt und deutlich unter dem von Analysten erwarteten Wachstum von 9 % liegt. Und die aktuelle verbleibende Leistungsverpflichtung von Salesforce, welche die noch nicht verbuchten vertraglichen Einnahmen misst, stieg im Jahresvergleich um 9,5 % - das erste Mal, dass diese Kennzahl ein zweistelliges Wachstum verfehlt hat. Die für die kommenden zwölf Monate gewonnenen Buchungen für Software stiegen gegenüber dem Vorjahr um 10 % auf 26,4 Mrd. USD. Das ist jedoch weniger als vom Konzern im Februar in Aussicht gestellt worden ist und auch weniger als am Ende des vorangegangenen Geschäftsjahres mit 27,6 Mrd. USD.
Salesforce erzielte auch zum ersten Mal bereinigte operative Margen von über 32 %. Aber zwei Jahrzehnte, in denen starkes Wachstum als das Aushängeschild des Unternehmens betrachtet wurde, bedeuten, dass ein robusteres Ergebnis die Schwäche des Umsatzes nicht vollständig ausgleichen kann. Tyler Radke von der Citigroup bezeichnete die Ergebnisse in einer Mitteilung an die Kunden als "sehr enttäuschend".
Geschäfte brauchen länger, bis sie abgeschlossen werden
Während der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens beschrieben Salesforce-Führungskräfte ein Umfeld, in dem große Geschäfte länger dauern, bis sie abgeschlossen werden, wenn sie überhaupt abgeschlossen werden. "Wir haben bei vielen Geschäften, die wir letztendlich abgeschlossen haben, eine Kompression festgestellt", sagte President Brian Millham, "aber sie wurden kleiner, als wir sie letztendlich abgeschlossen haben." Kleinere Geschäfte sind keine gute Nachricht für ein Softwareunternehmen, das derzeit einen Jahresumsatz von fast 36 Mrd. USD erwirtschaftet. Vor allem dann nicht, wenn das viel größere Unternehmen Microsoft nun sein Geschäft schneller ausbaut, was zum Teil auf die steigende Nachfrage nach seinen Dienstleistungen im Bereich der generativen KI zurückzuführen ist.
Aber Salesforce ist mit seinen Problemen nicht allein. Die derzeitige Ertragssaison war für Anbieter von Cloud-Software größtenteils eine harte Zeit. Die Aktien von Workday sanken letzte Woche um mehr als 15 %, nachdem der Bericht für das April-Quartal ein enttäuschendes Wachstum bei den Abrechnungen und eine Kürzung der Gesamtjahresprognose für den Abonnementumsatz enthielt. Dies war der schlimmste Tagesverlust für die Aktie seit mehr als acht Jahren. Ebenfalls in der vergangenen Woche fiel die Aktie von Snowflake, nachdem das Unternehmen seinen Bericht vorgelegt hatte, in dem es seine Prognosen für die operative Marge für das Jahr aufgrund seiner KI-Investitionen drastisch gesenkt hatte. Die Aktien von Adobe, ServiceNow und Atlassian fielen ebenfalls nach der Veröffentlichung der Ergebnisse für das Märzquartal.
Kann die Monetarisierung von KI für Cloud-Softwareunternehmen zum Problem werden?
Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass die angespannte Geschäftslage in einer Zeit entsteht, in der immer mehr Unternehmen Investitionen in generative KI tätigen. Das ist ein Punkt, den die Führungskräfte von Cloud-Software nur zögerlich ansprechen, da sie auch ihre eigenen KI-Dienste mit Eile aufbauen. Aber einige an der Wall Street beginnen eine Verbindung herzustellen. Brian Schwartz von Oppenheimer schrieb am Donnerstag in einer Mitteilung an seine Kunden, dass "die Verlangsamung der Ausgaben für Unternehmenssoftware wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass KI die Investitionen verdrängt und die Einstellungsbereitschaft sinkt." Brad Zelnick von der Deutschen Bank ging noch weiter. "Während Bullen bereit sein könnten, über die Enttäuschung hinwegzusehen, da es sich nur um ein erstes Quartal handelt, glauben wir, dass diese Ergebnisse bedeutsamere Fragen bezüglich der Adoptionskurve und der letztendlichen Monetarisierung von genAI für SaaS-Unternehmen aufwerfen," schrieb er am Donnerstag.
Cloud-Software-Unternehmen werden noch zeigen müssen, dass KI auch für sie deutliche Einnahmen bringen kann. Salesforce Gründer und Chef Benioff verwies derweil auf einen seiner Ansicht nach starken Mittelzufluss, der auch im Gesamtjahr wie bisher ausfallen soll. Das Unternehmen stehe am Beginn einer massiven Geschäftschance durch Anwendungen mit KI, sagte er. Dafür sei Salesforce gut aufgestellt.
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