ServiceNow-Finanzchefin: „KI zählt nur, wenn sie echte Ergebnisse liefert“
Während sich der Nutzen Künstlicher Intelligenz für Endverbraucher oft noch schwer greifen lässt, zieht ServiceNow klare Grenzen. Finanzchefin Gina Mastantuono betonte in einem Interview, dass KI nur dann relevant sei, wenn sie messbare Resultate bringt. Das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Santa Clara betreibt eine cloudbasierte Plattform, die Geschäftsprozesse automatisiert, IT-Workflows steuert und Abläufe in Bereichen wie Personalwesen, Kundendienst oder Verwaltung digitalisiert. Im eigenen Unternehmen hat der Einsatz von KI bereits 355 Mio. USD generiert, die vollständig reinvestiert wurden. Für 2026 peilt ServiceNow ein externes KI-basiertes Umsatzvolumen von 1 Mrd. USD an – ein ambitioniertes Ziel, das die Dynamik im Enterprise-Segment unterstreicht.
Unternehmen setzen auf Produktivität
Eine aktuelle Umfrage unter 250 IT-Führungskräften bestätigt den Trend: 76 % der befragten Unternehmen weiten ihre KI-Anwendungen aus, drei Viertel davon mit dem Ziel, die operative Effizienz zu steigern. 60 % messen den Erfolg an zusätzlichen Umsätzen. Noch bemerkenswerter: 79 % der Unternehmen, die bereits KI einsetzen, berichten von konkreten Effizienzgewinnen. Die Einführung von KI im Unternehmensumfeld ist allerdings komplexer als im Konsum-Bereich – Governance, Sicherheit und Datenkontrolle stehen hier an oberster Stelle.
Enterprise-KI als strategischer Vorteil
"Enterprise KI ist fundamental anders", erklärt Mastantuono. "Sie muss sicher, reguliert und präzise über große Systeme funktionieren." ServiceNow positioniert sich dabei als Bindeglied zwischen Daten, KI und Workflow. Die Plattform ermöglicht es, Prozesse zu automatisieren, Modelle mit beliebigen Datenquellen zu verbinden und Arbeitsabläufe zu beschleunigen. Mastantuono sieht hier den entscheidenden Wettbewerbsvorteil: "KI ist nur so gut wie der Workflow, auf dem sie aufbaut – und wir verfügen über 20 Jahre Datenerfahrung."
Starke Kennzahlen – aber verhaltener Kurs
Die Ergebnisse sprechen für sich: steigende operative Margen, wachsende wiederkehrende Umsätze und Gewinne je Aktie, die kontinuierlich über den Erwartungen liegen. "Was früher Stunden dauerte, geschieht jetzt in Sekunden", so Mastantuono. Doch an der Börse bleibt der Effekt bislang begrenzt. Während der Philadelphia Semiconductor Index (SOX) in diesem Jahr um fast 50 % zugelegt hat, kommt der Softwaresektor mit dem ETF IGV nur auf rund 15 %. Anleger bevorzugen derzeit die Anbieter der Infrastruktur – die Chipproduzenten – statt der Softwarehäuser, die KI-Lösungen tatsächlich in den Betrieb bringen.
Langfristiger Wertaufbau
Trotz der verhaltenen Kursentwicklung zeigt sich Mastantuono überzeugt: "Unser Plattformansatz schafft reale Produktivität, und solange wir weiter investieren und Nachfrage generieren, werden wir auch langfristig Wert für unsere Aktionäre schaffen." Analysten teilen diese Einschätzung. Im Vergleich zu Konkurrenten wie Salesforce oder Workday, die zuletzt mit schwächerem Wachstum und geringerer Cashflow-Konversion auffielen, agiert ServiceNow aus einer Position der Stärke. Die Kombination aus robustem Umsatzwachstum, klarer strategischer Fokussierung und einem bewährten Geschäftsmodell könnte sich am Ende doch als das nachhaltigere KI-Spiel erweisen – jenseits des aktuellen Hypes um Halbleiter.

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