Leader-Aktien im Kohle-Sektor – Wer jetzt noch interessant ist und wem bereits die Luft ausgeht
Das globale Set-Up der letzten Monate sorgte für eine Hochkonjunktur am Kohlemarkt. Die wirtschaftliche Erholung nach Covid, die gestörten Lieferketten und nicht zuletzt der Ukrainekrieg haben das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage auf dem Energiemarkt kräftig durcheinandergewirbelt und auch ihre Spuren am explodierten Kohlepreis hinterlassen.
Langfristig sind sich die meisten Länder und Industrien darüber einig, dass die Menschheit der Kohle den Rücken kehren muss, um die Klimakatastrophe noch zu vermeiden. Kurz- bis mittelfristig scheint jedoch kein Weg an der schmutzigen Kohle vorbeizuführen, wenn ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Kollaps vermieden werden soll.
An der Börse scheinen Investoren nun zunehmend hin- und hergerissen, ob die kurzfristigen Sondergewinne oder die langfristige Sackgasse die Bewertung der Kohle-Aktien dominieren sollten. Denn auffällig ist, dass die einstigen Leader-Aktien – wie auch die gesamte Energiebranche – in eine seitwärtslaufende Konsolidierung übergegangen sind.
In diesem Artikel werfen wir daher einen Blick auf die vier führenden Kohle-Aktien der letzten zwei Jahre und vergleichen ihre momentane fundamentale und charttechnische Verfassung. Setzen die Kohleaktien schon bald zur Trendfortsetzung an oder geht der Energiequelle von gestern bereits die Luft an der Börse aus?
Warum Kohleproduzenten an der Börse eine Sonderrolle einnehmen
Das Geschäftsmodell von Kohleaktien kann vereinfacht wie folgt beschrieben werden: Rohstoffvorkommen werden erschlossen und mit Minen oder Tagebauanlagen ausgerüstet. Anschließend wird der Rohstoff abgebaut, aufbereitet und schließlich das Kohleprodukt per Schiene oder Seeverkehr zum Kunden transportiert.
Steigt die Nachfrage nach Kohle, wie aktuell durch den erhöhten Energiebedarf und die globalen Spannungen, kann der Markt nicht mit einer schnellen Mehrproduktion reagieren. Der Aufbau von Kapazitäten für die Erschließung, Aufbereitung und den Transport von Kohleprodukten ist – wie bei vielen anderen Rohstoffen auch – kapital- und zeitintensiv. Die Industrie kann auf Angebotsknappheiten nur stark verzögert reagieren.
Darüber hinaus sind Kohleproduzenten stark abhängig von äußerlichen Einflüssen, auf die sie keine oder nur eine geringe Einflussmöglichkeit haben. Wenn der Abbau durch geologische oder umweltrechtliche Herausforderungen verzögert wird oder Produkte aufgrund fehlender Containerschiffe nicht zum Kunden transportiert werden können, verknappt sich das Angebot.
Der derzeitige Angebotsengpass sorgt seit Monaten für steigende Preise und sprudelnde Gewinne bei den Kohleproduzenten. Die momentane Lage wird unter anderem genutzt, um die teils riesigen Schuldenberge abzubauen, Sonderdividenden zu zahlen und Aktienpakete zurückzukaufen. Außerdem sehen sich die Kohleproduzenten aktuell in der vorteilhaften Position, mittelfristige Lieferverträge für die nächsten 1-3 Jahre mit starken Konditionen zu verhandeln.
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Kohle-Aktien stehen an der Börse momentan im Rampenlicht (Quelle: traderfox.com)
Wie es zukünftig am Kohlemarkt weitergeht, ist aufgrund der vielschichtigen Einflussfaktoren nur sehr schwer abzuschätzen. Für Trader kann die aktuelle Konsolidierungsphase am Kohlemarkt jedoch eine spannende Möglichkeit bieten, um auf die führenden Kohleproduzenten zu spekulieren. Misslingt die Trendfortsetzung hingegen, dürfte eine größere Korrektur der gehypten Kohle-Aktien folgen.
Um die Chance-Risiko-Verhältnisse besser bewerten zu können, werfen wir nachfolgend einen Blick auf die führenden Kohle-Aktien und zeigen eine fundamentale und charttechnische Momentaufnahme.
Alliance Resource Partners (ISIN: US01877R1086)
Alliance Resource ist ein Kohleproduzent im Osten der USA. Das Unternehmen wurde 1999 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Tulsa, Oklahoma. Der Kohleabbau erfolgt in sieben Bergwerken, die im Illinois-Becken und den Appalachen liegen. Neben der Kohleproduktion erwirtschaftet Alliance Resource weitere Einnahmen durch Lizenzen für Beteiligungen an Kohle-, Öl- und Gasförderungen. Das Lizenzgeschäft macht jedoch weniger als 10 % des Gesamtumsatzes aus.
Im Vergleich mit den drei unten stehenden Kohle-Unternehmen fällt auf, dass Alliance seit über 10 Jahren sehr verlässliche zweistellige Nettogewinnmargen erwirtschaftet, mit Ausnahme des Pandemiejahres 2020. Bis 2014 konnten sogar die Umsätze von Jahr zu Jahr gesteigert werden. Anschließend folgten jedoch rund 7 Jahre der wirtschaftlichen Stagnation.
Seit einigen Quartalen explodiert das Wachstum nun jedoch wieder. Die Zahlen des Q3 vom 31.10.2022 zeigten Rekordpreise (+41 % ggü. Vorjahr) und Rekordeinnahmen (Absatzmenge +8 % ggü. Vorjahr) beim Kohleverkauf. Auch beim Geschäft mit Öl- und Gaslizenzen wurden Rekordeinnahmen erwirtschaftet (+76 %). Der Gesamtumsatz im Q3 stieg um 51 % auf 628,4 Mio. USD. Der Nettogewinn je Aktie legte um 184 % auf 1,25 USD zu. Die Dividende wurde erhöht.
Für 2022 prognostiziert das Management ein Rekordergebnis. Im kommenden Jahr 2023 sollen die Gewinne aufgrund höherer Produktion und dem weiterhin starken Energiemarkt weiter wachsen. Lediglich die Lieferverzögerungen durch das zwischenzeitliche Niedrigwasser verzögerten einige Transporte, was zu Umsatzverlagerungen ins nächste Jahr führen könnte.
Quelle: Wachstums-Check TraderFox
Wochen-Chart der Alliance Resource Aktie (Quelle: TraderFox Trading-Desk)
Fazit: Der Kurs von Alliance Resource legte einen 10-fachen Anstieg in den letzten rund 24 Monaten hin. Derzeit scheint der Aktie jedoch die Luft auszugehen. Das letzte 52-Wochenhoch von 27,60 USD rückt in immer weitere Ferne. Die langfristige fundamentale Entwicklung spricht allerdings für Alliance Ressource. Trader sollten beobachten, ob die 50-Tagelinie zeitnah zurückerobert werden kann oder ob Alliance weiter in Richtung 200-Tagelinie abdriftet.
Arch Resources (ISIN: US03940R1077)
Arch Resources ist ein Hersteller von Kokskohle (Coking Coal) für die Stahlindustrie. Darüber hinaus baut Arch Kraftwerkskohle (Thermal Coal) ab, die für den internationalen Strommarkt exportiert wird. Der Schwerpunkt der Produktion liegt jedoch mit über 90 % gemessen an der Gesamtproduktion klar im Bereich Coking Coal. Der Abbau erfolgt in insgesamt vier Bergwerken im Osten und zentral der USA. Die Gründung liegt im Jahr 1969. Der Hauptsitz ist St. Louis, Missouri.
In den letzten Jahren gelang Arch keine großen finanziellen Sprünge. Mit Ausnahme des Pandemiejahres 2020 halten sich die Umsätze und Gewinne jedoch seit rund fünf Jahren weitestgehend stabil. Nun sorgten die stark gestiegenen Kohlepreise für positive Impulse, was auch in den Zahlen für das Q3 diesen Jahres vom 27.10.2022 zu erkennen war. Das Management freute sich über Fortschritte bei strategischen Zielen, trotz vorübergehender Herausforderungen wie gestörten Bahnanbindungen und geologischen Herausforderungen im Bergwerk Leer South, die nun jedoch weitestgehend überwunden sein sollen.
Die starken Cashflows ermöglichten hohe Aktienrückkäufe und Ausschüttungen an die Aktionäre. Die Umsätze stiegen um 45 % auf 864 Mio. USD. Der Nettogewinn je Aktie (verwässert) lag mit 8,68 USD rund 76 % über dem Vorjahreswert. Bis 2023 rechnet das Management weiterhin mit beträchtlichen Cashflows für die Aktionäre.
Quelle: Wachstums-Check TraderFox
Wochen-Chart der Arch Resources Aktie (Quelle: TraderFox Trading-Desk)
Fazit: Die Aktie von Arch konnte als eine der ersten Aktien im Kohle-Sektor in einen geordneten Aufwärtstrend übergehen. Das letzte markante 52-Wochentief wurde im April 2020 markiert. Im Vergleich zu CONSOL und Peabody fehlte es der Aktie zuletzt jedoch an Momentum, da Arch Resources mit dem Absatz von Coking Coal stärker von der gedrosselten Stahlindustrie abhängig ist. Das 52-Wochenhoch ist entfernt. Trader sollten darauf achten, ob die ansteigende 50-Tagelinie nun für einen Aufwärtsimpuls sorgen kann oder ob der Kurs unter die 200-Tagelinie fällt und nach unten durchbricht.
Peabody Energy (ISIN: US7045511000)
Peabody Energy ist ein weiterer Kohleproduzent aus den USA. Der Abbau erfolgt in diversen Bergwerken im Osten und zentral der USA. Weitere Minen werden im Osten Australiens betrieben, wo ebenfalls große Kohlevorkommen liegen. Das Unternehmen wurde bereits im Jahr 1883 gegründet und hat seinen Hauptsitz in St. Louis, Missouri.
Die langfristige fundamentale Entwicklung von Peabody wirkt wenig erfreulich. Die Umsätze sinken zyklisch, aber beständig. Im letzten Jahr 2021 konnte das angeschlagene Unternehmen dank des starken Energiemarktes erstmals seit 2018 wieder profitabel arbeiten. Die Nettomarge lag immerhin bei 10 %.
Seit diesem Jahr hat sich die wirtschaftliche Lage weiter stark gebessert. Im Q3 verdoppelte Peabody seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr mit einem Anstieg von 97 % auf 1,34 Mrd. USD. Der Gewinn je Aktie (verwässert) stieg auf 2,33 USD ggü. einem Verlust von 0,38 USD im Vorjahr.
Wochen-Chart der Peabody Energy Aktie (Quelle: TraderFox Trading-Desk)
Fazit: Der langfristige Aufwärtstrend im Chart von Peabody setzte Ende 2020 nach einem regelrechten Ausverkauf ein. Zu diesem Zeitpunkt hatten CONSOL, Arch und Alliance ihre Bodenbildung weitestgehend abgeschlossen. Anschließend legte Peabody mit einem 30-fachen Kursanstieg jedoch die beeindruckendste Rally hin, bevor im April 2022 die Konsolidierung einsetzte. Der Kurs nähert sich nun wieder seinem letzten 52-Wochenhoch. Ein prozyklischer Einstieg bietet sich an, wenn der Widerstand bei 33,30 USD überschritten wird.
CONSOL Energy (ISIN: US20854L1089)
CONSOL Energy ist ein Produzent von bituminöser Kraftwerkskohle und Kokskohle. Das Unternehmen betreibt sechs Bergwerke im Osten der USA. Der Transport und Export erfolgt per Bahn und Schiff in die ganze Welt. Das Unternehmen ging aus einem Spin-Off von CNX Resources hervor. Der Hauptsitz liegt in Canonsburg, Pennsylvania.
Wie die meisten Rohstoffunternehmen entwickelten sich die Umsätze der letzten Jahre stark zyklisch. Auffällig ist jedoch, dass auch in den schwachen Jahren 2016 und 2020 Verluste nahezu vermieden werden konnten. Im Gegensatz zu Peabody arbeitet CONSOL verlässlich im profitablen Bereich.
Umso mehr profitiert das Unternehmen nun von der vorteilhaften Sondersituation und dem Nachfrageüberhang am Kohlemarkt. Beim Bericht für das Q3 wurde eine Umsatzsteigerung um 83 % auf 472,608 Mio. USD und ein deutlicher Gewinn von 152 Mio. USD ggü. einem Verlust von 114 Mio. USD im Vorjahr erwirtschaftet.
Quelle: Wachstums-Check TraderFox
Wochen-Chart der CONSOL Energy Aktie (Quelle: TraderFox Trading-Desk)
Fazit: CONSOL Energy ging nach dem letzten markanten 52-Wochentief im März 2020 in einen Aufwärtstrend über. Die Aktie konnte ihren Kurs um das 15-fache steigern. Fundamental zeigt CONSOL Stärke gegenüber Konkurrenten wie Peabody oder Arch. Seit rund 14 Wochen konsolidiert die Aktie an der 50-Tagelinie, bewegt sich nun jedoch mit steigendem Volumen auf das letzte 52-Wochenhoch bei 79,20 USD zu. Ein Ausbruch könnte als prozyklischer Einstieg genutzt werden.
Wir wünschen euch viel Erfolg für euer Handeln an den Kapitalmärkten!
Verwendete Tools:
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