Fondsmanagerumfrage: Techaktien und Anleihen sind „out“ - Bankaktien und Rohstoffe sind „in“
Die Anleger sind fleißig am Umschichten. Das zeigen nicht nur die jüngsten Kursbewegungen, sondern das ist auch das Fazit aus der aktuellen Fondsmanagerumfrage der Bank of America. Demnach fließt Geld von Anleihen in Rohstoffen, von Growth in Value sowie von Tech-Titeln in Bank-Werte. TraderFox berichtet, wie die Positionierungen im Detail aussehen, wie Fondsmanager momentan allgemein positioniert sind und zeigt dazu die spannendsten Grafiken.
Der Auftakt in das neue Börsenjahr ist turbulent und teilweise auch etwas verwirrend verlaufen. Die Kluft zwischen den Gewinner und den Verlierern ist auch Branchenebene und auf Basis der Einzelwerte jedenfalls so groß wie selten zuvor innerhalb von nur drei Handelswochen.
So gesehen tut Orientierung im aktuell etwas undurchsichtigen Börsen-Dickicht gut. In Sachen Positionierung der Marktteilnehmer hilft dabei der monatlich erscheinenden Global Fund Manager Survey von Bank of America (BofA) Global Research. An der aktuellen Version nahmen 374 Teilnehmer teil, wobei diese zusammen ein Vermögen von 1,2 Billionen USD verwalten.
Die spannendsten Ergebnisse aus der Januar-Ausgabe dieser Umfrage lesen sich wie folgt:
Risikoeinschätzung: Nur 6 % der befragten Fondsmanager sind noch der Meinung, dass COVID-19 das größte Risiko für die Wall Street ist. Nur 7 % erwarten außerdem eine Rezession. Die Untergewichtung von Aktien ist mit 7 % laut Chef-Investmentstratege Michael Hartnett so niedrig wie nie zuvor. Weitere Risiken wittert man zudem in der Inflation sowie in Vermögenspreisblasen.
Geldpolitisch restriktiver agierende Notenbanken sind derzeit aus Fondsmanager-Sicht das größte Risiko
Quellen: BofA Fund Manager Survey, DataStream
Einschätzung des volkswirtschaftlichen Umfeldes: Die globalen Wachstums-/Gewinnerwartungen gestalten sich stabil. 71 % der Teilnehmer erwarten einen "Boom". Die Mehrheit (56 %) stuft die Inflation als "vorübergehend" ein und netto 48 % der Befragten prognostizieren eine demnächst wieder niedrigere Inflation (die meisten seit 2009).
Konkret sind die "Boom"-Erwartungen (über dem Trend liegendes Wachstum und über dem Trend liegende Inflation) von 67 % auf 71 % gestiegen. Die "Stagflations"-Erwartungen sind auf 22% gesunken (-3 Prozentpunkte im Monatsvergleich). Die "Goldilocks"-Erwartungen sanken im Vormonat um 1 Prozentpunkt auf 3 %, während die "Rezessions"-Erwartungen nun bei 2 % liegen (-1 Prozentpunkt gegenüber dem Vormonat).
Das Ergebnis der Einschätzungen zur Entwicklung der Weltwirtschaft in den nächsten 12 Monaten
Quellen: BofA Fund Manager Survey, DataStream
Urteil zur Geldpolitik und zur US-Politik: Die befragten Fondsmanager prognostizieren im Schnitt 3 Zinserhöhungen (im Monat zuvor waren es noch 2 erwartete Zinsanhebungen) der Fed im Jahr 2022, die höchste Zahl seit Dezember 2018. Zudem erwarten sie eine flachere Renditekurve. Zur Ankündigung der ersten Zinsanhebung soll es laut Durchschnittserwartungen nun Mitte April 2022 (statt wie zuvor Juli 2022) kommen.
Die Teilnehmer halten zudem einen Sieg der Republikaner bei den US-Wahlen im November für das wahrscheinlichste Ergebnis (seit 1930 beträgt der durchschnittliche Rückgang der US-Aktienkurse laut Angaben der Bank of America im Übrigen in Zwischenwahljahren -16 %).
Die Zahl der von Fondsmanagern erwarteten US-Zinsanhebungen in 2022
Quellen: BofA Fund Manager Survey, DataStream
Angaben zur Vermögensaufteilung: Was die Asset Allokation angeht, sind die Bargeldbestände im Januar leicht von 5,1 % auf 5,0 % gesunken. Dabei sind netto 31 % der Befragten bei Rohstoffen übergewichtet, was einem Rekordhoch entspricht. Die Netto-Übergewichtung bei Aktien ist auf 55 % gesprungen. Die Übergewichtung von Aktien gegenüber der Übergewichtung von Anleihen ist am höchsten seit Februar 2011). Der Bull & Bear Indicator der Bank of America, ein Maßstab für die Euphorie bzw. dem Pessimismus unter den Marktteilnehmern, bewegt sich stabil bei 3,1.
Die Anleger sind sehr stark in Aktien investiert, insbesondere in der EU, sowie in zyklischen Banken, Rohstoffen und Industriewerte, fast Hartnett zusammen. Laut dem Strategen meiden sie dagegen Anleihen, defensive Werten (Versorger, Grundnahrungsmittel) und Schwellenländer.
Übersicht zur absoluten Positionierung der Fondsmanager (netto, in %)
Quellen: BofA Fund Manager Survey, DataStream
Die Positionierung bei Sektoren, Regionen und Anlagestilen:
Die Übergewichtung von Banken ist auf den höchsten Stand seit Oktober 2017 gestiegen. Die Übergewichtung von Technologieunternehmen ist dagegen auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2008 gesunken. Hartnett konstatiert zudem eine Rotation in Industrie-/Werkstoffwerte zulasten der Vertreter aus dem Gesundheitswesen. Versorger/Telekom/ Basiskonsumgüter werden gemieden. Die US-Aktienallokation sinkt, gleichzeitig zeigen die Investoren aber weiter keine Liebe gegenüber den Schwellenländern.
Unter dem Strich sind die Anleger zyklischer geworden (z. B. Banken, Werkstoffe) im Vergleich zur Vergangenheit und gleichzeitig sehr untergewichtet in Anlagen, die anfällig für Zinserhöhungen sind (z. B. Anleihen, Technologie, Emerging Markets), so die Bank of America.
Monatliche Veränderung der Positionierung der befragten Fondsmanager
Quellen: BofA Fund Manager Survey, DataStream
Die aktuelle Positionierung der Fondsmanager im Vergleich zur durchschnittlichen Positionierung der vergangenen 10 Jahre (z-Score)
Quellen: BofA Fund Manager Survey, DataStream
Fazit aus Contrarian-Sicht: Für Contrarians, und somit für Anleger, die sich gegen dem Markt positionieren wollen, rät die Bank of America basierend auf der momentanen Ausrichtung der Fondsmanager dazu, auf Long-Positionen bei Anleihen, defensiven Werten zu setzen.
Gleichzeitig bieten sich Short-Positionen bei Banken, zyklischen Werten und Rohstoffen im Falle einer Rezession an. Aus Sicht von Bullen seien die Schwellenländer zudem die letzte Anlageklasse, welche die globale Wiedereröffnung noch nicht einpreise.
Die Bank of America selbst bleibt im Lager der Stagflations-Bären, wobei diese Haltung auf einem Zins-Schock in 2022 sowie aufkeimenden Rezessionsängsten basiert.
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