IPO-RADAR (Airbnb, DoorDash, Certara, C3.ai, ...)
REVIEW
Arcutis Biotherapeutics (Januar 2020)
ISIN: US03969K1088
Arcutis Biotherapeutics wurde 2016 gegründet und hat seinen Sitz in Westlake Village, Kalifornien. Das biopharmazeutische Unternehmen mit 53 Mitarbeitern hat sich auf die Entwicklung und Vermarktung von Therapien von durch Immunschwächen verursachten Hautkrankheiten fokussiert. Die Kalifornier haben vier vielsprechende Medikamente in der Pipeline, davon zwei bereits in der fortgeschrittenen Phase III, nach deren Abschluss eine internationale Zulassung beantragt werden kann. Das Hauptprodukt ist ARQ-151, eine Hautcreme gegen starke Entzündungen an der Hautoberfläche. Allein mit drei der in der Pipeline des Unternehmens befindlichen Medikamente adressiert man über sechs verschiedene Hautkrankheiten und insgesamt über 15 Mio. US-Patienten. Für ARQ-151 hat Arcutis Patente in Japan, China und China. Mit den Partner Astra Zeneca will man u.a. auch auf die Märkte in Europa, Indien, Australien, Brasilien und Mexiko expandieren und hat dort bereits Patentanträge gestellt. Umsätze hat Arcutis bisher noch nicht verzeichnet, der Verlust stieg wegen erhöhter Forschungsausgaben von 2017 bis 2019 von 5 Mio. USD auf 43 Mio. USD. Mit liquiden Mitteln von insgesamt 300 Mio. USD plant das Unternehmen bis 2022 auszukommen. Der Ausgabepreis am 31. Januar 2020 lag mit einem Volumen von 9,4 Mio. Aktien bei 17 USD, dabei wurden 159,4 Mio. USD an neuem Kapital generiert. Den Tiefstkurs erreichte die Aktie am im Anfang November mit 17,82 USD, der Höchstkurs lag März 2020 bei 36,90 USD. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 1,2 Mrd. USD.
Schrodinger (Februar 2020)
ISIN: US80810D1037
Das in New York ansässige Unternehmen Schrodinger wurde 1990 gegründet und bietet mit 400 Mitarbeitern eine Online-Plattform zur Beschleunigung der Wirkstoffentdeckung und des Materialdesigns für biopharmazeutische und industrielle Unternehmen, Universitäten und staatliche Laboratorien weltweit. Schrodinger ist in den zwei Segmenten, Software und Drug Discovery tätig. Im Segment Software konzentriert sich auf den Verkauf der Software für die Wirkstoffforschung in der Biowissenschaftsbranche und an Kunden aus der Materialforschung. Das Segment Drug Discovery entwickelt in Zusammenarbeit mit Pharmaunternehmen über seine Online-Plattform eine Pipeline präklinischer und klinischer Wirkstoffforschungsprogramme. Strategische Kooperationen bestehen mit Thermo Fisher Scientific, Astra Zeneca, Twist Bioscience und Bristol Myers Squibb. Aktuell nutzen die Plattform rund 1270 Kunden, davon die weltweit Top 20 der pharmazeutischen Unternehmen. Allein 10 Kunden stehen für 28 % des Gesamtumsatzes, der zu 56 % auf die USA, zu 20 % auf Europa und zu 17 % auf Japan entfällt. Das Umsatzwachstum lag im jährlichen Durchschnitt zwischen 2017 bis 2019 bei rund 24 % auf zuletzt 276 Mio. USD, der Verlust stieg im selben Zeitraum von 17,4 Mio. USD auf 24,6 Mio. USD. Auch im ersten Halbjahr 2020 setzte sich das starke Umsatzwachstum mit + 35 % fort. Der Ausgabepreis am 26. Juli 2019 lag mit einem Volumen von 11,9 Mio. Aktien bei 17 USD, dabei wurden 202 Mio. USD erlöst. Die Aktie erreichte im Juli 2020 mit 93,46 USD ihr Allzeithoch, die tiefste Notierung lag im Februar bei 26,60 USD. Die Marktkapitalisierung beträgt 4,4 Mrd. USD.
OneWater Marine (Februar 2020)
ISIN: US68280L1017
One Water Marine hat seinen Sitz in Buford, Georgia und wurde im Jahr 2014 gegründet. Das Unternehmen mit 440 Mitarbeitern ist einer der größten Einzelhändler für Freizeitboote und Yachten im Premiumbereich in den USA. Neben neuen, bietet man auch gebrauchte Boote sowie Ersatzteile und Zubehör an. Im Dienstleistungsbereich können Kunden Reparatur- und Wartungsdienste in Anspruch nehmen, Boote mieten oder leasen, sowie das Einlagern, Finanzieren oder Versichern eines Bootes organisieren lassen. OneWater verfügt über 63 Shops in 11 Bundesstaaten, Schwerpunkte des Geschäftsgebietes sind die gesamte Ostküste sowie Florida und Texas. 2019 wurden 8500 Boote verkauft, woraus sich rund 70 % des Gesamtumsatzes generierten. Den größten Anteil an den verkauften Booten haben Fischerboote mit 37 %, vor Sportbooten mit 25 % und Yachten mit 14 %. Mit MarineMax hat OneMarine nur einen Wettbewerber auf dem US-Markt von gleicher Größe. Die Strategie des Managements zielt u.a. darauf ab, auch durch Übernahmen das Händler- und Vertriebsnetz auszubauen. Zwei bis vier Unternehmen sollen pro Jahr zugekauft werden. Das Umsatzwachstum lag im jährlichen Durchschnitt zwischen 2017 bis 2020 bei 38 % auf zuletzt 1 Mrd. USD. Im selben Zeitraum wurde aus einem Verlust von 4,3 Mio. USD ein Gewinn von 17,4 Mio. USD. Die Barmittel belaufen sich auf 14,4 Mio. USD. Der Ausgabepreis der Aktie lag am 7. Februar 2020 mit einem Volumen von 4,6 Mio. Aktien bei 12 USD, dabei sammelte das Unternehmen rund 56 Mio. USD an frischem Kapital ein. Der niedrigste Aktienkurs wurde im März 2020 bei 4,01 USD erreicht, das bisherige Allzeithoch erreichte die Aktie Anfang August 2020 bei 30,63 USD. Die Marktkapitalisierung liegt bei 416 Mio. USD.
Revolution Medicines (Februar 2020)
ISIN: US76155X1000
Revolution Medicines wurde 2014 gegründet und hat seinen Sitz in Redwood City, Kalifornien. Das Unternehmen erforscht und entwickelt Therapien zur Krebsbekämpfung. Der Hauptproduktkandidat des Unternehmens heißt RMC-4630 und soll vor allem das Wachstum von Krebstumoren hemmen, das Zellwachstum regulieren sowie gesunde Zellen vor Krebsbefall immunisieren. Eine enge Partnerschaft besteht mit dem französischen Pharmakonzern Sanofi. Von den vier in der Pipeline befindlichen Medikamenten befindet sich bereits eins in Zusammenarbeit mit Sanofi vor der Marktreife. Zwei weitere befinden sich in der klinischen Testphase II, so dass Revolution davon ausgeht, im kommenden Jahr der Marktreife für diese Medikamente einen großen Schritt näher zu kommen. Das Umsatzwachstum lag zwischen 2018 und 2019 bei rund 149 % auf zuletzt 50 Mio. USD, der Verlust stieg im gleichen Zeitraum von 31,1 Mio. USD auf 54,1 Mio. USD. Die eigene Liquidität beziffern die Kalifornier aktuell mit rund 466 Mio. USD. Der Ausgabepreis der Aktie am 13. Februar 2020 lag mit einem Volumen von 14 Mio. Aktien bei 17 USD. Erlöst wurden dabei 238 Mio. USD. Das Börsentief lag im April 2020 bei 21,60 USD, das Allzeithoch bei 38,80 USD wurde im Oktober 2020 erreicht. Die Marktkapitalisierung beträgt 2,7 Mrd. USD.
OUTLOOK
11 Unternehmen haben sich für einen Börsengang in der 50. Kalenderwoche angemeldet. Acht planen ihre Erstnotiz an der Nasdaq, drei bevorzugen die NYSE.
Airbnb (Nasdaq)
Airbnb wurde 2008 gegründet und hat seinen Sitz in San Francisco, Kalifornien. Das Unternehmen mit 5.400 Mitarbeitern ist der Betreiber der weltweit größten Plattform für die Vermittlung von privaten Übernachtungsmöglichkeiten. Anbieter können Preisgestaltungstools, Planungsfunktionen, Zahlungsdienste und Versicherungsprodukte im Rahmen ihrer Anzeigengestaltung nutzen. 90 % der Besucher gelangen über Online-Suchmaschinen auf die Seite des Unternehmens, das jährliche Wachstum beim weltweiten Markt für Hotel- und Resort-Aufenthalte lag von 2015 bis 2020 bei 0,8 %. Durch die COVID-19 Pandemie ist die Nachfrage allerdings stark eingebrochen. Da Airbnb über flexible eine Kostenstruktur verfügt, wird das Unternehmen nach Schätzungen von Analysten bei einer Rückkehr der Nachfrage 2021/22 stark profitieren. Zudem verfügten die Kalifornier zum Ende September dieses Jahres über Barmittel von 4,5 Mrd. USD. Neben dem Wachstum auf dem klassischen Vermittlungssektor für Übernachtungsdienstleistungen plant das Management auch Kooperationen mit Mobilitätsanbietern einzugehen. Investoren haben in den vergangenen Jahren bereits 4 Mrd. USD in das Unternehmen investiert. Der Umsatz stieg im jährlichen Durchschnitt von 2017 bis 2019 um 43 % auf 4,8 Mrd. USD, der Nettogewinn stieg im selben Zeitraum von 1,9 Mrd. USD auf 3,6 Mrd. USD. Geplant ist mit der Emission von 51,9 Mio. Aktien am 10. Dezember an der Nasdaq und ein Erlös von rund 2,5 Mrd. USD. Der Angebotspreis für Investoren beträgt 44-50 USD, woraus sich eine Marktkapitalisierung von 28 Mrd. USD errechnet. Außerbörsliche Taxen liegen zwischen 49 USD und 53 USD.
DoorDash (Nasdaq)
DoorDash wurde 2013 gegründet und ist in Palo Alto, Kalifornien beheimatet. Das Unternehmen mit 3.300 Mitarbeitern bietet über eine Online-Plattform Essensauslieferungen an. Dabei fungiert das Unternehmen nur als Vermittler zwischen Restaurants, selbstständigen Zulieferern und Kunden. Für jede Bestellung kassiert DoorDash eine Provision. Die Kalifornier geben die aktuelle Anzahl ihrer gastronomischen Anbieter mit 390.000 an, rund eine Mio. Zulieferern und 18 Mio. Kunden. Door Dash ist der drittgrößte Anbieter derartiger Dienstleistungen in den USA. Von 2013 bis 2019 wuchs der US-Markt für Online-Essens-Bestellungen um jährlich 23 %. Laut Analysten soll er sich bis Ende dieses Jahres, bedingt durch die COVID-19-Pandemie, mehr als verdreifachen. Die Apps der drei großen Anbieter Grubhub, UberEats und DoorDash gehören zu den meist genutzten in den USA. Das Unternehmen geht auch in den kommenden drei Jahren von hohen, prozentual zweistelligen Wachstumsraten aus. Geplant ist mit der Emission von 27,4 Mio. Aktien am 1. Dezember an der Nasdaq ein Erlös von rund 2,7 Mrd. USD. Der Angebotspreis für Investoren beträgt 90-95 USD, woraus sich eine Marktkapitalisierung von 28,4 Mrd. USD errechnet. Außerbörsliche Taxen liegen zwischen 98 USD und 102 USD.
Certara (Nasdaq)
Certera wurde 2014 gegründet und hat seinen Sitz in Princeton, New Jersey. Das Unternehmen mit 840 Mitarbeitern entwickelt Bio-Simulationsoftware, die von biopharmazeutischen Unternehmen zur Durchführung virtueller Studien genutzt wird, um das Verhalten von Medikamenten auf Patienten vorherzusagen. 90 % der Unternehmen, die die Software seit 2014 genutzt haben, konnten am Ende des Simulationsprozesses auch eine Zulassung ihres Medikaments bei der US-Gesundheitsbehörde FDA erreichen. Zudem haben 17 globale Regulierungsbehörden die Software von Certara zur unabhängigen Analyse, Überprüfung und Überprüfung von Zulassungsanträgen lizensiert. Aktuell nutzen 1600 biopharmazeutische Unternehmen weltweit die Certara-Software in über 60 Ländern, darunter die 35 international führenden biopharmazeutischen Konzerne. Dabei wurden in den vergangenen vier Jahren unter Nutzung der Certara-Plattform mehr als 200 Zulassungsanträge vorbereitet und eingereicht. Das Volumen des globalen Gesamtmarkts für Biosimulationssoftware soll nach einer Analyse von Grand View Research von aktuell 2,1 Mrd. USD bis 2024 auf 3,8 Mrd. USD zulegen. Investoren haben in den vergangenen Jahren bereits 500 Mio. USD in Certara investiert. Der Umsatz stieg von 2018 bis 2019 um 27,4 % auf 209 Mio. USD, der Verlust sank im selben Zeitraum von 33,6 Mio. USD auf 8,9 Mio. USD. Geplant ist mit der Emission von 24,4 Mio. Aktien am 11. Dezember an der Nasdaq ein Erlös von rund 500 Mio. USD einzufahren. Der Angebotspreis für Investoren beträgt 19-22 USD, woraus sich eine Marktkapitalisierung von 3,1 Mrd. USD errechnet. Außerbörsliche Taxen liegen zwischen 23 USD und 26 USD.
C3.ai (NYSE)
C3.ai wurde 2009 gegründet und hat seinen Sitz in Redwood City, Kalifornien. Das Unternehmen mit 490 Mitarbeitern ist einer der führenden Anbieter für Software auf Basis von künstlicher Intelligenz zu Beschleunigung der digitalen Transformation. Das Kernprodukt der Kalifornier ist die C3 Al Suite, die eine umfassende Anwendungsentwicklungs- und Laufzeitumgebung darstellt, mit der Kunden beschleunigt Enterprise-Al-Anwendungen nutzen können. Alle Anwendungen können auf Azure, Amazon Web Services oder AWS, IBM Cloud, der Google Cloud Plattform oder vor Ort bereitgestellt werden. Schwerpunkte der KI-Anwendungen sind Bestandsoptimierung, Energie- und Kundenbeziehungsmanagement, Präzisionsoptimierung und Geldwäschebekämpfung. C3.ai sieht vor allem noch in den Bereichen Telesales und Online-Verkauf kurzfristig noch erhebliches Wachstumspotential. Analysten beziffern das weltweite Volumen des aktuellen Marktes in diesem Jahr mit 174 Mrd. USD und erwarten bis 2024 einen Anstieg auf 274 Mrd. USD. Dies entspricht einem jährlichen, durchschnittlichen Wachstum von 15,6 %. Investoren haben in den vergangenen Jahren bereits 543 Mio. USD in das Unternehmen investiert. Der Umsatz stieg von 2018 bis 2019 um 71 % auf 157 Mio. USD, der Verlust stieg im selben Zeitraum von 33,4 Mio. USD auf 69,4 Mio. USD. Geplant ist mit der Emission von 15,5 Mio. Aktien am 9. Dezember an der Nasdaq ein Erlös von rund 504 Mio. USD. Der Angebotspreis für Investoren beträgt 31-34 USD, woraus sich eine Marktkapitalisierung von 3,2 Mrd. USD errechnet. Außerbörsliche Taxen liegen zwischen 37 USD und 40 USD.
FAZIT:
Mit fast einem Dutzend IPOs setzt der IPO- Markt in den USA nochmal zum Endspurt in diesem Jahr an. Vor allem die rasche Umsetzung des Airbnb-Börsenganges mit einem Volumen von über 50 Mio. Aktien befeuert den Optimismus der Investoren. Auch die anderen drei beschriebenen Börsenkandidaten gehören von der Qualität her zu den interessanteren IPOs, wobei erneut die Dominanz der Trendthemen Biotechnologie und Software auffällt. Dieser Trend wird sich auch im neuen Jahr fortsetzen, wenn man den Abmeldungslisten beider Börsen Glauben schenken darf.
Dem Interesse der Anleger können sich die Unternehmen schon deshalb sicher sein, weil gerade die IPOs von Biotech-Unternehmen in den vergangenen 18 Monaten außerordentlich gut gelaufen sind. Das zeigt nicht nur die Performance der beschriebenen Einzelunternehmen, sondern auch der US-Biotechnologie-Index, der zum Ende dieses Jahres auf einem Allzeithoch notiert. Der Ausbruch der COVID-19- Pandemie hat daran unzweifelhaft einen größeren Anteil gehabt.
Bildherkunft: AdobeStock: 97169694