IPO-RADAR (Corsair Gaming, Bentley Systems, GoodRx, dMY Technology, ...)

REVIEW

Black Diamond Therapeutics (Januar 2020,
ISIN US09203E1055)

Das 2014 in Cambridge, Massachusetts gegründete und auch dort beheimatete Unternehmen ist ein kleines Biotechnologieunternehmen mit 32 Mitarbeitern, das sich auf die Erforschung und Therapiebehandlung verschiedener Krebsarten spezialisiert hat. Ziel ist, die Tumorbildung verschiedener Krebsformen mit einer einzigen Therapiemethode unter Zuhilfenahme der Gentechnik und der Proteinbeeinflussung zu hemmen. Eine eigens entwickelte Plattform soll zudem helfen, die Analyseverfahren zu beschleunigen. Umsätze hat Black Diamond noch keine generiert, dafür allerdings zwei aussichtsreiche Therapieprogramme in der Pipeline. Der Verlust stieg von 2017 bis 2019 von 4,6 Mio. USD auf 35,3 Mio. USD. Die aktuellen Barmittel von 345 Mio. USD sichern die Forschungsarbeit bis 2023. Die Erstnotiz am 30. Januar 2020 lag mit einem Volumen von 10,6 Mio. Aktien bei 19 USD, nach Höchstkursen um 45 USD notiert die Aktie mit 30 USD noch immer deutlich über dem Ausgabekurs. Die Marktkapitalisierung beträgt 1,1 Mrd. USD.

 

DMY Technology Group (Februar 2020,
ISIN US2332531035)

DMY Technology wurde im September 2019 in Las Vegas, Nevada gegründet und fokussiert sich vor allem auf das Investment in Unternehmen, die erfolgreiche mobile Apps am Markt platziert haben. Besonderes Interesse hat DMY an den Bereichen Spiele, Unterhaltung, E-Commerce, Dating, Bildung, Gesundheit und Wellnes. Im Juli 2020 hat man einen Zusammenschluss mit dem Online-Casinoanbieter Rush Street Interactive beschlossen, wobei die Börsennotierungen unabhängig voneinander bestehen bleiben. Beide Unternehmen zusammen bringen es auf eine Marktkapitalisierung von 1,78 Mrd. USD, verfügen über 235 Mio. USD cash und erwarten für 2021 einen Gesamtumsatz von 321 Mio. USD. Bisher erwirtschaftete DMY einen Verlust von 720.000 USD. Aufgrund der Corona-Pandemie erwartet DMY ein stürmisches Wachstum bei Gaming- und Dating-Apps. Die Erstnotiz lag im Februar 2020 mit einem Volumen von 23 Mio. Aktien bei 10 USD. Nach einem zwischenzeitlichen Rücksetzer auf 9 USD stieg die Aktie kürzlich auf ein neues Hoch bei 14,2 USD, hauptsächlich gespeist von der Wachstumsfantasie im Gaming-Sektor.

 

Revolution Medicines (IPO Februar 2020,
ISIN US76155X1000)

Das Biotechnologieunternehmen Revolution Medicines wurde 2014 gegründet und hat seinen Sitz in Redwood City, Kalifornien. Mit 95 Mitarbeitern erforscht und entwickelt man spezielle Krebstherapien, die vor allem neuartige Kombinations- und Monobehandlungen ermöglichen. Dabei will Revolution insbesondere den klinischen Nutzen seiner Therapien intensivieren und die Abwehrmechanismen der Patienten für eingesetzte Medikamente schneller überwinden. Derzeit haben die Kalifornier vier Therapien in ihrer Pipeline, wovon sich eines bereits am Ende der ersten (von drei notwenigen) Testphasen im Zulassungsverfahren befindet. Das Präparat soll die Ausbreitung von Tumoren spezieller Krebsarten wirksam hemmen. Der Umsatz konnte von 2018 bis 2019 von 20 auf 51 Mio. USD mehr als verdoppelt werden, während der Verlust moderat von 41,8 Mio. USD auf 47,5 Mio. USD anstieg. Neben zahlreichen privaten Investoren kann sich Revolution bei der Finanzierung seiner Forschungsausgaben vor allem auch auf seinen französischen Pharmapartner Sanofi verlassen. Die Erstnotiz im Februar 2020 lag mit einem Volumen von 14 Mio. Aktien bei 17 USD, zog dann im Frühjahr 2020 bis auf 47 USD an. Aktuell pendelt der Kurs zwischen 28 USD und 30 USD. Die Marktkapitalisierung beträgt derzeit faire 2 Mrd. USD.

 

PPD Inc. (Februar 2020, ISIN US69355F1021)

Das in Wilmington, North-Carolina ansässige Unternehmen PPD Inc. wurde 1985 gegründet und ist ein Labordienstleister mit 11.000 Mitarbeitern. PPD bietet seinen Kunden bei der Wirkstoffentwicklung, dem Lebenszyklusmanagement der Präparate und weiteren Labordienstleistungen umfangreiche Unterstützung an. Bevorzugte Bereiche sind dabei Therapien für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Intensiv-, Dermatologie- und Zahnschmerzforschung, Hämatologie, Krebsforschung und Infektionskrankheiten. Der Umsatz stieg 2019 gegenüber dem Vorjahr von 1,42 Mrd. USD auf 1,47 Mrd. USD. Der Gewinn gab im selben Zeitraum von 140,1 Mio. USD auf 127,7 Mio. USD nach. Die Erstnotiz im Februar 2020 lag mit einem Volumen von 60 Mio. Aktien bei 27 USD. Die Aktie fiel nach der Emission im Tief zunächst auf 14 USD und überschritt das Erstnotizniveau erst im Juli wieder. Danach ging es auf ein neues Hoch bei 34,50 USD. Derzeit handelte der Titel um 30 USD. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 11,5 Mrd. USD, die Bewertung ist damit auf einem fairen Niveau.

OUTLOOK

Für die Kalenderwoche 39 sind 8 Börsengänge von Unternehmen an der Technologiebörse Nasdaq geplant. Einer davon startet an der NYSE, 7 wollen künftig an der Nasdaq notieren. Nachfolgend sind 4 interessante Kandidaten näher beschrieben:

Bentley Systems

Das 1984 in Exton, Pennsylvania gegründete und beheimatete Unternehmen hat sich im Markt für Konstruktionssoftware bereits lange etabliert. Mit 3800 Mitarbeitern ist Bentley bereits in 170 Ländern aktiv, Hauptzielgruppe sind vor allem Ingenieure, Konstrukteure, Architekten und Geodaten-Experten und die mit ihnen verbundenen Unternehmen. Mit der angebotenen Software soll der Zielgruppe ein Tool zur effizienteren Planung und Projektdurchführung an die Hand gegeben werden. Zu bekannten Kunden von Bentley gehören u.a. Nemetschek, Autodesk, Intergraph, ESRI und AVEVA. Das Unternehmen erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von mehr als 700 Mio. USD, im ersten Halbjahr 2020 erzielte man einen Erlös von 378 Mio. USD (Vorjahr 345 Mio. USD) und verzeichnete dabei einen Verlust von 7 Mio. USD (Vorjahr 1,75 Mio. USD). Mit dem Börsengang will Bentley seine weitere, weltweite Expansion finanzieren und neue Softwareprojekte anschieben. Geplant ist bei einer Emission an der Nasdaq von 10,75 Mio. Aktien ein Erlös zwischen 182 und 204 Mio. USD. Die Preisspanne beträgt 17-19 USD. Die Marktkapitalisierung läge dann bei knapp 5 Mrd. USD. Außerbörsliche Taxen liegen bei 22-24 USD.

Corsair Gaming

Die Kalifornier wurden 1994 gegründet und sind in Freemont, Kalifornien ansässig. Das Unternehmen mit 1400 Mitarbeitern hat sich ursprünglich mit der Produktion von elektronischen Speicherbausteinen, sogenannten DRAMS, beschäftigt. Mit dem starken Wachstum im Computerspielesektor richtete sich das Unternehmen beschleunigt darauf und auf den Bereich Streaming aus. 2018 und 2019 übernahm man Elgato Gaming, einen Hersteller von Streaming Produkten sowie Origin Computers, einen Hersteller von High-Performance-PCs und Laptops. Dazu kam noch SCUF Gaming, ein Entwickler von Hochleistungs-Gaming-Controllern. Aufgrund der außerordentlich hohen Wachstumsperspektiven will Corsair durch den Börsengang Kapital zur Finanzierung seiner weiteren Expansion einsammeln. Bis zum 30.6.2020 wurde ein Umsatz von 0,69 Mrd. USD generiert (Gesamtjahr 1,1 Mrd. USD), die jährliche Wachstumsrate lag seit 2018 bei durchschnittlich bei 25 %. Nach einem Verlust von 8,4 Mio. USD 2019 wurde bis zum Halbjahr 2020 ein Gewinn von 23,8 Mio. USD erzielt. Vorgesehen ist bei einer Emission von 14 Mio. Aktien an der Nasdaq ein Erlös von rund 238 Mio. USD einzuspielen. Die Preisspanne beträgt 16-18 USD. Außerbörsliche Taxen liegen bei 23-25 USD.

GoodRx Holdings

GoodRx Holdings wurde 2015 gegründet und hat seinen Sitz mit 388 Mitarbeitern in Santa Monica, Kalifornien. Über seine Plattform mit mehr als 70.000 Apotheken und Medikamentenhändlern bietet das Unternehmen fokussiert Preisvergleiche für Medikamente, pharmazeutische Produkte und Gesundheitsdienstleistungen aller Art an. Im vergangenen Quartal besuchten über 18 Millionen Nutzer die Plattform, die für diese Branche die Führende in den USA ist. Nach Angaben des Plattformanbieters empfehlen 68 % der Gesundheitsdienstleister die Nutzung des GoodRx-Tools. Im ersten Halbjahr 2020 steigerte GoodRx den Umsatz um 48 % auf 256,7 Mio. USD, der Nettogewinn legte um 75 % auf 54,7 Mio. USD zu und der Cashflow erreichte mit einem Zuwachs von 67 % auf 83,7 Mio. USD ein neues Hoch. Aktuell schätzen Analysten das Volumen des gesamten E-Health-Marktes in den USA auf 800 Mio. USD, wovon allein 525 Mio. USD auf verschreibungspflichtige Medikamente entfallen. 254 Mio. USD umfasst der Markt der elektronischen Gesundheitsdienstleistungen. Größte Wettbewerber sind Teladoc, Amwell, MDlive und Doctor on Demand. Die Emission an der Nasdaq von 34,6 Mio. Aktien soll 900 Mio. USD erlösen. Die Preisspanne beträgt 24-28 USD. Damit wäre der Newcomer mit einer Mrd. USD bewertet. Außerbörsliche Taxen liegen bei 33-35 USD.

Hygo Energy Transition

Die 2016 gegründete Hygo Energy Transition hat ihren US-Sitz in Hamilton, Bermuda und ist ein Spezialist für integrierte, nachgelagerte Flüssigerdgaslösungen, der einen Großteil seiner Leistungen in Brasilien anbietet und erwirtschaftet. Hauptstütze der Erlöse sind schwimmende Speicher, die zum Transport des Flüssiggases von den USA nach Südamerika benutzt werden. Im Bedarfsfall kann Hygo diese Speicherkapazitäten später auch in stationäre Terminals umwandeln. Mit weiteren Engagements in den Wachstumsmärkten Vietnam, Elfenbeinküste und Mexiko zählt die aktuelle Flotte von Hygo insgesamt 15 Terminals. Auch der arabische Raum dürfte wegen seiner Wachstumsraten im Flüssigkeitssektor laut Analysten in Zukunft für das Unternehmen interessant werden. Daher sollen mit Hilfe des Erlöses aus dem Börsengang weitere 17 Terminals finanziert werden. Der Umsatz lag auf Jahresbasis zum 30.6.2020 lag bei 44 Mio. USD, 2018 und 2019 fielen jeweils Verluste in Höhe von knapp 20 Mio. USD an. Kalkuliert wird bei einer Emission an der Nasdaq von 23,1 Mio. Aktien mit einem Erlös von 450 Mio. USD. Die Preisspanne beträgt 18-21 USD. Bezogen darauf läge die Marktkapitalisierung bei 2,4 Mrd. USD. Außerbörsliche Taxen liegen bei 21-23 USD.

FAZIT:

Mit Blackdiamond Therapeutics und Revolution Medicines haben zwei Werte aus dem Biotechnologiebereich einen erfolgreichen Sprung an die Börse zu Beginn dieses Jahres hingelegt. Beide Titel konnten nach einer kleinen Atempause deutlich zulegen und befinden sich vor dem Jahresendspurt nun wieder in einer normalen Konsolidierung. Die Aussichten bleiben aufgrund der intakten Wachstumsfantasie weiter gut. Das gilt auch für den App-Vermarkter DMY Technology und den Labordienstleister PPD Inc. Insbesondere bei DMY sollte man aber beachten, dass die Aktie aufgrund ihrer geringeren Marktbreite volatiler handeln dürfte. PPD Inc. dürfte hingegen nicht nur von dem Thema Corona-Pandemie, sondern auch vom Trend zur Auslagerung von Forschungsdienstleistungen profitieren.

Bei den Börsennewcomern Bentley Systems, Corsair und GoodRx handelt es sich wieder um drei Spezialisten aus den Megatrends Software, Gaming und Online-Pharma. Die Nachfrage nach den Titeln dürfte daher auch nach ihrem Börsengang stark bleiben. Einzig beim Flüssiggasspeicheranbieter Hygo Energy setzt man auf eine Wiederwahl von Donald Trump, der die Flüssiggasvermarktung zu einem Thema seiner Regierung gemacht hat. Langfristig stehen die Aussichten auch für diesen Wert stabil gut.


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